Forum: Offtopic ISO9001 Zertifizierung und Software Entwicklungsprozess


von Klaus (Gast)


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Hi
mein Arbeitgeber, kleiner Laden, 40 Mitarbeiter, 1 Embedded Software 
Ingenieur, will ISO9001  zertifiziert werden.
Jetzt soll ich ein Software-Entwicklungsprozess aufsetzen. Das ist ja 
Uferlos und ein enormer Overhead.

Reicht da eine vereinfachtes Ding ohne V-Model?
Für meine super einfachen Anwendungen macht es gar kein Sinn zb einem V 
Modell nachzugehen.
irgendwelche Tipps?

: Verschoben durch User
von Cyblord -. (cyblord)


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Klaus schrieb:
> irgendwelche Tipps?

Es kommt nicht auf den Inhalt des Prozesses an. Es kommt darauf an einen 
Prozess definiert zu haben und zeigen zu können das und wie dieser 
eingehalten wird.
Du kannst also einen maximal einfachen Prozess definieren, schriftlich 
fixieren und dann (z.B. anhand der von diesem Prozess geforderten 
Dokumenten) zu zeigen dass er eingehalten wird.

Auch bei einem 1 Mann Team braucht es zumindest mal ein Lastenheft und 
ein Pflichtenheft.
Wer erstellt was? Wo wird es abgelegt? Wie siehts mit einem Testreport 
aus? Wo liegt der?
Wie sieht der "Freigabeprozess" aus? Wie kommt deine SW in die 
Produktion?
Das reicht schon so ca. als Prozess aus.

: Bearbeitet durch User
von Sebastian K. (sek)


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Dem schließe ich mich an. Im Prinzip geht es darum, einen Prozess zu 
definieren, der nachweislich eingehalten wird. Das muss kein langwierig 
erarbeitetes und komplexes Dokument sein. Bei uns in der Firma war z.B. 
dieser Prozess in einem einfachen Office Dokument als eine Art 
Ablaufdiagramm dargestellt. Kein großer Text, die Zustände des Diagramm 
repräsentierten die auszuführenden Aktionen. Daneben waren die Instanzen 
genannt, die von den jeweiligen Arbeitsschritten betroffen waren.

von Walter K. (walter_k488)


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Du kannst volle Betonklötze giessen und die als Schwimmkörper verkaufen 
- wenn du dass alles nach DIN ISO 9001 schön dokumentierst und mit dem 
dazu erforderlichen Blah - Blah versiehst bekommst deine Fa. das 
Zertifikat und Deine Kunden kaufen Qualität nach DIN ISO 9001;-)

von Erik B. (erik_b976)


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Walter K. schrieb:
> Qualität nach DIN ISO 9001

Richtig, denn Qualität bedeutet Reproduzierbarkeit.

Wenn dann will ich immer nicht-schwimmfähige Betonklötze kaufen und 
nicht ab und zu welche die doch hohl oder gar aus Holz sind...

von A. S. (Gast)


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Die Entwicklung selber ist quasi nicht Teil der 9001ff, jedenfalls, wenn 
ihr für euch entwickelt und nicht z.B. Auftragsarbeiten.

Sie zu, dass die Anforderungen irgendwo stehen, dass Änderungen verfolgt 
werden, ein Repository, etc.

Und ein Ausgabeprozess, wo Deine Software archiviert, versioniert, etc. 
wird.

V-Modell taugt nur für die Entwicklung bekannter Dinge, nicht für 
irgendwas neues, innovatives.

von Curby23523 N. (Gast)


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Meide ISO9001 so gut es geht! Es treibt dich nur in den Wahnsinn, der 
reinste Bürokratie Irrsin und Arbeitsbeschaffungsmaßnahme.

Ich würde mir ganz schnell einen neuen Job suchen ;).

von Cyblord -. (cyblord)


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Curby23523 N. schrieb:
> Meide ISO9001 so gut es geht! Es treibt dich nur in den Wahnsinn, der
> reinste Bürokratie Irrsin und Arbeitsbeschaffungsmaßnahme.
>
> Ich würde mir ganz schnell einen neuen Job suchen ;).

Wenn Kunden darauf bestehen hat man keine Wahl. Andere bieten es an und 
übernehmen den Auftrag dankend.
Und wer schon mit so einer Formalie Probleme hat, dem traue ich auch 
sonst nicht viel zu.

von Curby23523 N. (Gast)


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Cyblord -. schrieb:
> Formalie

Jetzt mal nicht untertreiben ;).

von Michael B. (laberkopp)


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Klaus schrieb:
> irgendwelche Tipps?

ISO9001 soll sicherstellen, daß ihr ständig dieselbe Qualität abliefert.

Bei Software heisst das testen, automatisch testen mit allen Tests die 
so im Laufe der Zeit anfallen, um sicherstellen zu können, daß ein ein 
Mal gefixter Fehler nicht erneut auftaucht. Das protokoll "Alle Tests 
bestanden" ist dann der ISO Nachweis. Es ist für ISO egal, ob die Tests 
sinnvoll und umfassend sind und ob die Software fehlerfrei ist, aber 
gegen Lastenheftvorgaben sollte man schon testen.

Ihr müsst mindestend 4 Mitarbeiter benennen, nämlich Geschäftsführer,
Qualitätsmanager der an Geschäftsleitung berichtet, ISO9000ff 
Beauftragter der an den Qualitätsmanager berichtet und derjenige dessen 
Arbeit nach ISO9000ff zu überwachen ist.

Eine sinnvolle Organisation spart Arbeit und macht keine Mehrarbeit, 
lasst euch also keine Organisationsmethoden mit Aufwand aufschwatzen. 
Ein Repository für Altversionen sollte vorhanden sein, Backups auch. 
Selbst solche Dinge, wie man Mitarbeitern mitteilt was zu tun ist oder 
welche Sicherheitsvorschriften es im Betrieb gibt, muss bedenken, wie 
man das Mitarbeitern erklärt die eventuell die Landessprache nicht 
verstehen. Notfalls in dem man auf einen Passus in den 
Einstellungsvoraussetzungen hinweist, daß man die Landessprache 
beherrschen muss und daher keine Dolmetscher braucht.

Da ihr wohl keine Zulieferer (immer dasselbe Teil mehrmals welches dann 
im Endprodukt steckt - nicht 1 x den Compiler) habt, entfällt das 
Problem wie die Qualtät von Zulieferprodukten sichergesteltl wird.

Kann agiles development ISO9001 erfüllen ? Manche Leute sagen nein, 
prinzipiell nicht, aber ich denke schon, so lange die Tests erfolgen.

Im seriösen Umfeld gilt DO-178, V-Modell XT und IEEE 12207 falls es um 
den ganzen SW Lifecykle geht.

Geht es jedoch in Richtung SIL-Norm wie DIN EN 61508, verlangt sie für
sicherheitsgerichtete Funktionen aber die Wasserfall oder V-Modell 
Methode bei der Entwicklung.

: Bearbeitet durch User
von A. S. (Gast)


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Michael B. schrieb:
> Geht es jedoch in Richtung SIL-Norm wie DIN EN 61508, verlangt sie für
> sicherheitsgerichtete Funktionen aber die Wasserfall oder V-Modell
> Methode bei der Entwicklung.

Das ist richtig, doch sollte man dabei im Hinterkopf haben, dass dabei 
nur
a) einfache, bekannte, bewährte Funktionalitäten verwendet werden dürfen 
(keine neuen Algorithmen oder Features)
b) der Funktionsumfang am Anfang genau festgeschrieben und unabhänderbar 
sein muss (nämlich genau die aus anderen Gründen geforderte 
Sicherheitsfunktion)

Das steht diametral zu normalen Entwicklungen, wo man einerseits Neues 
schafft (erstmals dies, verbessert das) und andererseits die 
Anforderungen sich stetig weiterentwickeln (Wenn man mit dem ersten 
Entwurf spielt, sieht man, was man eigentlich will).

Es wäre daher fahrlässig und törricht (wenngleich weit verbreitet), die 
von SIL geforderten Mechanismen "weil sie da sind" auch für die 
eigentliche Entwicklung zu übernehmen. Man gießt damit die Flexibiltät 
quasi in Beton.

von Jan H. (j_hansen)


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Michael B. schrieb:
> Kann agiles development ISO9001 erfüllen ?

Was könnte dagegen sprechen?

von Alex G. (dragongamer)


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Jan H. schrieb:
> Michael B. schrieb:
>> Kann agiles development ISO9001 erfüllen ?
>
> Was könnte dagegen sprechen?
Auf dem ersten Blick halt dass man tendenziell weniger mit Agilen 
Konzepten dokumentiert...
Man kann aber trotzdem das richtige dokumentieren und die Normen 
erfüllen.

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