Forum: Haus & Smart Home Aktuelle Bauteile einer Verteilung


von Jörg G. (Gast)


Lesenswert?

Hallo Zusammen,

ich hoffe ich bin hier nicht komplett falsch...
Ich mache eine Ausbildung zum Elektriker und wollte Euch mal was fragen.

Mein Chef stattet die Zählerkästen in Einfamilienhäuser mit 
Schraubsicherungen (je eine pro Phase) nach dem Hauptschalter aus. 
Danach geht es dann auf die Stromschienen an die Leitungsschutzschalter, 
bzw. an den RCD und dann an die Leitungsschutzschalter.
Ist das up-to-date? Oder gibt es da nix moderneres statt diese 
Schraubsicherungen?

Grüße Jörg

: Verschoben durch Moderator
von Mensch (Gast)


Lesenswert?

Was ist deiner Meinung nach an einer Schraubsicherung nicht modern?
Die Sicherung nach dem Hauptschalter werden ja hoffentlich niemals 
auslösen müssen.

von hinz (Gast)


Lesenswert?

Jörg G. schrieb:

> ich hoffe ich bin hier nicht komplett falsch...

Haus & Smart Home wäre richtig.


> Ich mache eine Ausbildung zum Elektriker und wollte Euch mal was fragen.
>
> Mein Chef stattet die Zählerkästen in Einfamilienhäuser mit
> Schraubsicherungen (je eine pro Phase) nach dem Hauptschalter aus.
> Danach geht es dann auf die Stromschienen an die Leitungsschutzschalter,
> bzw. an den RCD und dann an die Leitungsschutzschalter.
> Ist das up-to-date? Oder gibt es da nix moderneres statt diese
> Schraubsicherungen?

Doch, SLS. Vergleich einfach mal die Preise.

von Mensch (Gast)


Lesenswert?

Übrigens: eine Ausbildung ist genau dafür da, dass der Lehrling solche 
Fragen direkt seinem Ausbilder oder Chef stellen kann.

von hinz (Gast)


Lesenswert?

Mensch schrieb:
> Übrigens: eine Ausbildung ist genau dafür da, dass der Lehrling
> solche
> Fragen direkt seinem Ausbilder oder Chef stellen kann.

Eine zweite Meinung kann nicht schaden.

von Jörg G. (Gast)


Lesenswert?

Naja, ich wollte nicht meinen Chef gleich am Anfang mit solch einer 
Frage kommen. Nicht dass er denkt ich will ihn beleidigen.
Ist hat überall Elektronik drin, nur diese Schraubsicherungen sehen so 
uralt aus.

von Michael B. (laberkopp)


Lesenswert?

Jörg G. schrieb:
> Ist das up-to-date?

Kommt drauf an. Meistens ist es vorgeschrieben vom Energieversorger aus 
dem Einzugsgebiet. Modern wäre ein SLS, ein Lasttrennschalter mit 
eingebautem Sicherungsautomaten. Aber wenn euer Versorger das nicht 
will, oder dein Chef das letzte mal vor 30 Jahren in die Vorschriften 
des Versorgers geguckt hat, dann nimmt er eben Diazed.

Informiere dich, WER der Versorger bei euch ist und lese dessen TAB 
(technsiche Anschlussbedingungen). Steht dort ausschliesslich SLS, frage 
deinen Chef, warum er das nicht so macht.

Spätestens VOR dem Haus, im Verteilerhäuschen, sind sowieso wieder nur 
Schmelzsicherungen. Das Problem, daß eine Phase einzeln ausfallen kann, 
hat man also immer.

Aber Lasttrennschalter sind vorgeschrieben in allen Hausinstallationen 
schon seit vielen Jahren, die Sicherungen alleine, ohne Schalter davor 
oder dahinter, so daß man sie nur unter Last rausschrauben kann, wären 
also klar nicht mehr zulässig in neu errichteten Anlagen.

von Jens P. (picler)


Lesenswert?

Jörg G. schrieb:
> Naja, ich wollte nicht meinen Chef gleich am Anfang mit solch einer
> Frage kommen. Nicht dass er denkt ich will ihn beleidigen.

Naja, man könnte dem Chef einfach mal die Frage stellen "... in der 
Berufsschule sind nach dem Hauptschalter immer LSS drin, was ist an 
ihrer Lösung besser?" Man kann ihm ja ein bissel anschleimen. Ich habe 
das auch schon ein paar Mal gesehen, dass die erste Sicherung eine 
Schmelzsicherung ist. Dies hat den Vorteil, dass hier im Fehlerfall ein 
Elektriker nach dem rechten sehen muss / sollte, den wenn die großen 
Hauptsicherungen auslösen, muss es irgendwo ein massives Problem geben. 
LSS werden halt durch den Nutzer ohne nachzudenken wieder eingeschaltet.

Im übrigen sind die NH-Sicherungen im Hausanschlusskasten auch 
Schmelzsicherungen.

> Ist hat überall Elektronik drin, nur diese Schraubsicherungen sehen so
> uralt aus.

In den üblichen LSS ist im wesentlichen nur eine Spule drin, welche im 
Kurzschlussfall ein Magnetfeld aufbaut und den Schalter auslöst. Mit 
Elektronik ist da nix...

: Bearbeitet durch User
von Jörg G. (Gast)


Lesenswert?

Danke für Eure Antworten. In der Berufsschule hatten wir das Thema noch 
nicht. Ich informiere mich mal über SLS und frag dann einfach mal meinen 
Chef ganz freundlich.

von deppo (Gast)


Lesenswert?

Also das hat mit Up to Date nicht unbedingt was zu tun.
Es spielen hier ein paar Faktoreb die tragende rolle.

1. Welche absicherung ist im Hausanschluss bzw. Welcher selektiver 
leitungsschutz schalter ist verbaut. Falls der über 35(40A) ist, setzten 
viele nochmals Neozed Elemente um die Günstigeren 40A IN RCDs zu 
verwenden.  Die für 63A kostet ca. Das dreifache.

2. Stellt sich immer die Frage der Laienbedienbarkeit. Eine Neozed 
Element ist grundsätzlich nicht Laienbedienbar, da die Öffnung grösser 
12,5mm ist und damit keine Fingersicherheit im Umkreis von 30mm um eine 
Bedieneinrichtung(Sicherung)

Um dies trotzdem zu erreichen und weil es wirklich up to dater 
ausschaut, verwende ich immer Linocur Elemente. Diese kostet zwar mehr, 
schalten aber beim öffnen direkt ab und man kann die Sicherungspatronen 
Spannungslos wechseln.

von deppo (Gast)


Lesenswert?

3. Kann es sein das man ein Backupschutz benötigt.
Falls der respektive Kurzschlussstrom grösser ist als der Maximalstrom 
der LS. Zb. 6000A für den "standart b16 3/6000 automat. Wobei fie 3 für 
die energiebegrwnzung steht ubd die 6000 für den maximalen 
kurzschlussstrom

von Manfred (Gast)


Lesenswert?

Jörg G. schrieb:
> die Zählerkästen in Einfamilienhäuser n mit ..
> statt diese r Schraubsicherungen ..
Jörg G. schrieb:
> nicht meine m Chef ..

Gibt es in der Berufsschule noch Deutschunterricht?

Jens P. schrieb:
> Man kann ihm ja ein bissel anschleimen. Ich habe
> das auch schon ein paar Mal gesehen, dass die erste Sicherung eine 
Schmelzsicherung ist.
> Dies hat den Vorteil, dass hier im Fehlerfall ein
> Elektriker nach dem rechten sehen muss

Die Vorsicherung als Schmelzsicherung ist typisch eine träge Sicherung, 
der Suchbegriff lautet "Selektivität". Im Regelfall ("Kurzer") kommen 
die Leitungsschutzschalter und die Schmelzsicherungen bleiben drin - 
solange nicht heftig Überstrom für längere Zeit auftritt.

Jörg G. schrieb:
> und frag dann einfach mal meinen Chef ganz freundlich.

Jörg, genau das ist die Aufgabe der Ausbildung: Der Chef muß es 
erklären, und er erwartet von einem motivierten Lehrling, dass dieser 
die Dinge hinterfragt!

Aus eigener Erfahrung: Fragende Auszubildende können anstrengend werden, 
aber die, die nicht fragen, bereiten Frust - man weiß nie, ob sie etwas 
verstanden haben oder einfach nur doof nachmachen.

von Mani W. (e-doc)


Lesenswert?

Jörg G. schrieb:
> nur diese Schraubsicherungen sehen so
> uralt aus.

Meine Oma hat auch alt ausgesehen, war aber immer aktuell...

von Sven L. (sven_rvbg)


Lesenswert?

deppo schrieb:
> 1. Welche absicherung ist im Hausanschluss bzw. Welcher selektiver
> leitungsschutz schalter ist verbaut. Falls der über 35(40A) ist, setzten
> viele nochmals Neozed Elemente um die Günstigeren 40A IN RCDs zu
> verwenden.  Die für 63A kostet ca. Das dreifache.

Ein 40A RCD darf grundsätzlich höher vorgrsichert werden. Es ist nur zu 
beachten, das dieser nicht überlastet wird.

Jörg G. schrieb:
> Mein Chef stattet die Zählerkästen in Einfamilienhäuser mit
> Schraubsicherungen (je eine pro Phase) nach dem Hauptschalter aus.
> Danach geht es dann auf die Stromschienen an die Leitungsschutzschalter,
> bzw. an den RCD und dann an die Leitungsschutzschalter.
> Ist das up-to-date? Oder gibt es da nix moderneres statt diese
> Schraubsicherungen?

Normalerweise sitzen in aktuellen Zählerschranlen vor dem Zähler 
SLS-Schalter, welche als Trenneinrichtung zur Kundenanlage dienen und 
für einen Überstromschuz sorgen.

Neozedsicherungen machen dann Sinn, wenn man mehrere Unterverteilungen 
hat, die man ggf. getrennt freischalten will.

von deppo (Gast)


Lesenswert?

Sven L. schrieb:
> Ein 40A RCD darf grundsätzlich höher vorgrsichert werden. Es ist nur zu
> beachten, das dieser nicht überlastet wird.

Ganz, ganz böses Faul.
VDE 0100-530 Abschnitt 535.2.3 Lesen!!!!

von Schreiber (Gast)


Lesenswert?

deppo schrieb:
> 2. Stellt sich immer die Frage der Laienbedienbarkeit. Eine Neozed
> Element ist grundsätzlich nicht Laienbedienbar, da die Öffnung grösser
> 12,5mm ist und damit keine Fingersicherheit im Umkreis von 30mm um eine
> Bedieneinrichtung(Sicherung)

Neozed-Elemente werden seit Menschengedenken von Laien bedient. Das Hirn 
einzuschalten hat noch nie geschadet.

Jörg G. schrieb:
> Ist das up-to-date? Oder gibt es da nix moderneres statt diese
> Schraubsicherungen?

Es ist vielerorts zulässig, kostet wenig und funktioniert.
Kann man schon so machen.

Jens P. schrieb:
> Dies hat den Vorteil, dass hier im Fehlerfall ein
> Elektriker nach dem rechten sehen muss / sollte, den wenn die großen
> Hauptsicherungen auslösen, muss es irgendwo ein massives Problem geben.

Problem nicht umbedingt, es reicht schon, wenn man auf einer Phase über 
die 35A (Altbau) oder 50/63A (Neubau) kommt.
Geht schnell, wenn die einzelnen Stromkreise unglücklich auf die 
einzelnen Phasen aufgeteilt sind.

von hinz (Gast)


Lesenswert?

deppo schrieb:
> Sven L. schrieb:
>> Ein 40A RCD darf grundsätzlich höher vorgrsichert werden. Es ist nur zu
>> beachten, das dieser nicht überlastet wird.
>
> Ganz, ganz böses Faul.
> VDE 0100-530 Abschnitt 535.2.3 Lesen!!!!

Selber lesen! Da steht genau das was Sven schrieb.

von Conny G. (conny_g)


Lesenswert?

Jörg G. schrieb:
> Danke für Eure Antworten. In der Berufsschule hatten wir das Thema noch
> nicht. Ich informiere mich mal über SLS und frag dann einfach mal meinen
> Chef ganz freundlich.

Was „alte Hasen“ nicht mögen sind Unerfahrene, die meinen alles besser 
zu wissen. Was sie mögen sind Lehrlinge, die die Sachen konstruktiv 
hinterfragen um zu verstehen, warum Entscheidungen getroffen werden.
Es kommt immer darauf an wie man fragt.

Es gibt auch oft unerwartete Entscheidungskriterien.
In Deinem Beispiel ist es vermutlich einfach der Preis.
Die meisten Kunden werden hier den Preis für „modern“ nicht bezahlen und 
denen ist das einfach egal, solange sie nicht dauernd Sicherungen kaufen 
müssen.
Wenige Kunden wollen modern, denen ist der Preis zweitrangig.

Was mir als Kunde von Elektrikern wichtig ist, dass sie nicht „verbohrt“ 
in ihrem System sind und den Kunden verstehen und flexibel umsetzen 
können.
Ich wäre nämlich in diesem Fall der Kunde „modern“ und ärgere mich über 
Elektriker, die ich erst dazu überreden muss, weil sie das schon seit 20 
Jahren so machen.
So ein Elektriker kommt nicht so oft zu mir, ich suche mir dann jemand 
anders.

von Nase (Gast)


Lesenswert?

Man könnte/sollte vielleicht auch die Fragestellung noch hinterfragen:

Ist mit "moderner" gemeint, die Schmelzsicherung durch einen Automaten 
zu ersetzen?
Oder ist mit "moderner" gemeint, die Schmelzsicherungs-Schraubeinsätze 
z.B. durch NH-Schmelzsicherungen in einem Messerschalter zu ersetzen?

Manche Leute denken, dass Automaten quasi die modernere Form einer 
Schmelzsicherung sind. Aber das ist manchmal relevant nicht so wegen dem 
Auslöseverhalten. Bildhaft gesprochen schmilzt die Schmelzsicherung im 
Ansprechfall und unterbricht den Strom möglicherweise schon innerhalb 
einer Halbwelle, während der Automat das in der Regel nicht tut...

von Karl B. (gustav)


Lesenswert?

Jörg G. schrieb:
> Mein Chef stattet die Zählerkästen in Einfamilienhäuser mit
> Schraubsicherungen (je eine pro Phase) nach dem Hauptschalter aus.

Hi,
eine Zeichnung in aufgelöster Darstellung wäre hilfreich.
Wo sind die Zähler im Keller oder auf der Etage?
Falls Zähler im Keller vielleicht unten NHs mit Freischalteinrichtung 
oder...Die "Sicherungen" richten sich nach dem Schleifenwiderstand.
Sind die LS dann noch mal in einem Extra-Kasten in der Wohnung, dieses 
Leitungsstück auch extra absichern und freischaltbar machen.
Also Schalter, FI, LS. Früher diente der FI auch zum Freischalten. Heute 
reicht das nicht mehr. Das vereinfacht nachträgliches Arbeiten 
erheblich, falls - was hoffentlich nicht so oft vorkommt - zum Beispiel 
einmal ein LS ausgetauscht werden muss.

Möche ich noch kurz berichten, was so passieren kann, wird von den 
Hausverwaltungen das alles als "überflüssiger Schnick-Schnack" 
bezeichnet.
Weil der Aufzug einen hohen Strom zieht, wurde die 
Hausanschluss-Sicherung einfach auf NH 250 A hochgesetzt.
Einmal gab es einen Knall, als ob eine Kanone abgefeuert worden wäre.
Im Treppenhaus war da, wo der Zählerkasten stand, nur noch ein schwarzes 
Loch.
Glücklicherweise war gerade niemand vorbeigekommen, denn die 
Metallfunken müssen bis bis zur gegenüberliegenden Wandseite geflogen 
sein. Entsprechende Flecken sprechen eine beredte Sprache.
Die Hausverwaltung musste einen Elektro-Notdienst bestellen, und die 
ganze Angelegenheit kostete ca. 8000,- Euro, weil die Anlage völlig 
veraltet war.

Was war passiert? Ein LS hatte bei Auslösung gewackelt und Kontakt mit 
dem Metallgehäuse des Kastens bekommen.
(Metallkästen waren damals nur noch zulässig, wenn sie zumindest eine 
"Zählertrageplatte" aus Kunststoff bekamen.)

ciao
gustav

von Sven L. (sven_rvbg)


Lesenswert?

Achja zudem sei auf die TAB und auf die VDE AR-N 4101 verwiesen.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.