Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Privater Code abgeleitet aus Codebeispielen mit verschiedenen Lizenzen einer Firma zeigen


von Bernd O. (predator7)


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Hallo,
bei einer Bewerbung bei einer Firma wurde ich gefragt ob ich Quellcode 
von meinen privaten Programmen zuschicken kann, so als Nachweis wie ich 
so programmiere und wie mein Programmierstil ist. Ich habe 2 Programme 
die ich verschicken würde, aber bei beiden habe ich Codebeispiele aus 
dem Internet benutzt welche unter eigenen Lizenzen stehen und diese dann 
an meine Bedürfnisse angepasst.

Beim ersten Programm (Android App mit Bluetooth 4.0) habe ich Codeteile 
aus dem Programm BluetoothLeGatt welche unter der Apache License 2.0 
steht benutzt. Habe so als Übung und zum Lernen ein eigenes Programm 
geschrieben und dabei Codeteile aus dem Programm BluetoothLeGatt 
übernommen.

Beim zweiten Programm (Programm für den ATMEGA 1284P) habe ich die Uart 
Library von Peter Fleury welch unter der GNU GPL (either version 2 of 
the License, or any later version) steht und Code aus einem Artikel 
(https://www.mikrocontroller.net/articles/LED-Fading) welche unter der 
Lizenz Creative Commons Share-Alike Lizenz 
(https://www.mikrocontroller.net/articles/Lizenzbestimmungen) steht 
benutzt.

Da ich meine Programme nur privat nutze und nicht verteile oder 
kommerziell nutze, könnte ich die einfach so unter quellen angaben 
verschicken, oder muss ich meine Programme entsprechend der Lizenzen der 
übernommenen Codebeispiele auch Lizenzieren bevor ich dieses Verschicke?

von Mathefreak (Gast)


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Ganz unabhängig davon würde ich mich fragen, ob ich bei so einer Firma 
arbeiten möchte. Deine privaten Projekte sollten nicht als Referenz 
dienen. Hatte das auch mal bei einer Firma.

von Marc Horby (Gast)


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Gar nicht so blöd! Eine Stellenausschreibung irgendwo veröffentlichen 
und dann den Bewerbern sagen "schickt mal all eure codes". So kann man 
sich einigen Entwicklungsaufwand sparen.

von Mathefreak (Gast)


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Marc Horby schrieb:
> Gar nicht so blöd! Eine Stellenausschreibung irgendwo
> veröffentlichen und dann den Bewerbern sagen "schickt mal all eure
> codes". So kann man sich einigen Entwicklungsaufwand sparen.

Würde auch dringend davon abraten eigenen code an Firmen zu schicken, 
wenn man selbst vorhat damit mal was zu verdienen. Wenn du den sowieso 
auf github oder so hast dann Künste das aber machen. Allerdings ist die 
besagte Firma trotzdem dubios.

von Thomas (Gast)


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> bei einer Bewerbung bei einer Firma wurde ich gefragt ob ich Quellcode
> von meinen privaten Programmen zuschicken kann

"zuschicken" tut man nicht mehr - räum den Code ein wenig auf, und pack' 
das ganze auf Github.

Kannst du dann direkt im Lebenslauf als Referenz erwähnen.

von HeikoG (Gast)


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Na ja, die Lizenz ist vermutlich das geringste Problem.

Ist in deinem Code denn klar ersichtlich was du programmiert hast und 
was du übernommen hast? Nicht das die Firma den Eindruck bekommt das du 
dich mit fremden Federn schmücken willst.

Und, wenn du den übernommenen Code entfernst, bleibt dann noch genug 
übrig das du damit glänzen kannst?

von A. H. (ah8)


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Bernd O. schrieb:

> Da ich meine Programme nur privat nutze und nicht verteile oder
> kommerziell nutze, könnte ich die einfach so unter quellen angaben
> verschicken, oder muss ich meine Programme entsprechend der Lizenzen der
> übernommenen Codebeispiele auch Lizenzieren bevor ich dieses Verschicke?

Ich bin zwar kein Jurist, aber wenn Du den Code im Rahmen einer 
Bewerbung verschickst, dann hast Du ihn an einen Dritten weitergegeben. 
Außerdem dient er innerhalb des Bewerbungsverfahrens, wenn auch nur 
indirekt, Deinem beruflichen Fortkommen und damit letztlich einem 
kommerziellen Zweck. Das sind zwei Argumente die dafür sprechen, dass es 
sich eben um keine rein private Nutzung mehr handelt. Damit gelten die 
Lizenzbestimmungen des Originalcodes, im Falle der CC:

„Wenn Sie das Material remixen, verändern oder anderweitig direkt darauf 
aufbauen, dürfen Sie Ihre Beiträge nur unter derselben Lizenz wie das 
Original verbreiten.“

„Sie müssen angemessene Urheber- und Rechteangaben machen, einen Link 
zur Lizenz beifügen und angeben, ob [und welche] Änderungen vorgenommen 
wurden. Diese Angaben dürfen in jeder angemessenen Art und Weise gemacht 
werden, allerdings nicht so, dass der Eindruck entsteht, der Lizenzgeber 
unterstütze gerade Sie oder Ihre Nutzung besonders.“

(Die Apache License habe ich jetzt nicht nochmal gelesen, aber da wir 
etwas ähnliches drinstehen.)

Damit ist doch alles gesagt, oder?

Ob es sinnvoll ist, Code an den Arbeitgeber weiterzugeben, kann ich 
nicht beurteilen. Ich habe es getan und bin damit ganz gut gefahren. Der 
Code war allerdings ohnehin schon als Open Source Projekt veröffentlicht 
und entsprechend lizenziert. Ich habe mir dabei übrigens auch gleich 
schriftlich bestätigen lassen, dass es seitens der Firma keine Einwände 
gibt, auch während Laufzeit des Arbeitsvertrages privat (also außerhalb 
der Arbeitszeit) an diesen und anderen Open Source Projekten zu arbeiten 
und dass der dabei entstehend Code ausdrücklich nicht unter die im 
Arbeitsvertrag enthaltenen Sperrklauseln fällt. Falls Du vor hast, 
diesen oder anderen Code später zu veröffentlichen, würde ich Dir das 
auch empfehlen.

von Peter (Gast)


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Man stelle sich vor ein Metzger müsste ein Schnitzel mitbringen zum 
Bewerbungsgespräch. Was ist los mit euch?

Beitrag #5487813 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Dirk (Gast)


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Ich würde auch davon abraten.

Sie sollen Dir beim Vorstellungsgespräch aufgaben geben, weil es kommt 
nicht auf den Codingstil, sondern ob Du Probleme lösen kannst, der Code 
ist nebensächlich. Die Programmiervorschriften sind in den meisten 
Firmen unterschiedlich.

von achso... (Gast)


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Bernd O. schrieb:
> Hallo,
> bei einer Bewerbung bei einer Firma wurde ich gefragt ob ich Quellcode
> von meinen privaten Programmen zuschicken kann, so als Nachweis wie ich
> so programmiere und wie mein Programmierstil ist. Ich habe 2 Programme
> die ich verschicken würde, aber bei beiden habe ich Codebeispiele aus
> dem Internet benutzt welche unter eigenen Lizenzen stehen und diese dann
> an meine Bedürfnisse angepasst.

So wie ich bei den Spassprojekten an die Sache rangehe, wäre das ein 
sehr schlechtes Beispiel für meine Arbeit - nicht gescheit getestet, 
keine Coding-Guidelines eingehalten und nur Stichpunkthaft dokumentiert 
(wenn überhaupt). Wenn ich dafür Geld verlangen würde, müsste ich mich 
schämen.

Andersherum wäre der halbe Spass weg, müsste ich meinen Bastelkram 
professionell entwickeln.

Daher würde ich meine Bastelprojekte niemals als Referenz für meine 
Arbeit vorzeigen. Das gilt für Hardware wie für Software.

Zwischen Entwickeln und Basteln ist ein gigantischer Unterschied...

Meine Antwort auf so eine Anfrage wäre "Danke für das informative 
Gespräch, Sie brauchen meine Bewerbung im Weiteren nicht mehr zu 
berücksichtigen". Oder so.

von Manfred (Gast)


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achso... schrieb:
> So wie ich bei den Spassprojekten an die Sache rangehe, wäre das ein
> sehr schlechtes Beispiel für meine Arbeit - nicht gescheit getestet,
> keine Coding-Guidelines eingehalten und nur Stichpunkthaft dokumentiert
> (wenn überhaupt). Wenn ich dafür Geld verlangen würde, müsste ich mich
> schämen.

Dafür muß ich Dir mein Unverständnis ausdrücken!

"Nicht gescheit getestet" geht in Ordnung, wenn es ein privates 
Einzelstück ist.

Grundregeln und Kommentare im Code kannst Du beruflich, da gibt es keine 
plausible Ausrede, das für Dich selbst nicht zu tun - im Gegenteil, ich 
sehe nicht ein, für den Eigenbedarf schlechter zu arbeiten als gegen 
Bezahlung.

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