Wenn man beispielsweise einen RTC-Oszillator direkt am Uhrenquarz oszillographieren möchte, braucht man ja nicht mit dem passiven Oszi-Tastkopf rangehen (viel zu hohe Kapazität, zu niederohmig), da die Messung viel zu stark verfälscht würde. Aktive Tastköpfe sind meist noch niederohmiger (1M || 1p) und damit auch ungeeignet. Denkbar ist ein ordentlicher JFET-OPV als Spannungsfolger. Damit haben wir zwar erfolgreich den Eingangswiderstand hochgeschraubt, aber leider gibt es noch eine Eingangskapazität von wenigen pF. Gibt es Möglichkeiten, die Eingangskapazität eines wie auch immer gearteten Spannungsfolgers noch weiter herunterzuschrauben, z.B. auf 0,1p? Wo ist das Ende der Fahnenstange erreicht?
@F. P. (pl504) >Wenn man beispielsweise einen RTC-Oszillator direkt am Uhrenquarz >oszillographieren möchte, braucht man ja nicht mit dem passiven >Oszi-Tastkopf rangehen (viel zu hohe Kapazität, Ja. > zu niederohmig), Nein. 10M sind da kein Problem. >Messung viel zu stark verfälscht würde. Aktive Tastköpfe sind meist noch >niederohmiger (1M || 1p) und damit auch ungeeignet. Sehe ich nicht so. >Gibt es Möglichkeiten, die Eingangskapazität eines wie auch immer >gearteten Spannungsfolgers noch weiter herunterzuschrauben, z.B. auf >0,1p? 0,1pF? Das wird SEHR sportlich. > Wo ist das Ende der Fahnenstange erreicht? Keine Ahnung. Ich würde 1pF in Reihe zu einem normalen 10:1 Tastkopf schalten, damit kommt man auf knapp unter 1pF Gesamtkapazität. Mit dem sehr kleinen Pegel muss man dann halt leben. Derartige ultra low capacity probes sind mir nicht bekannt.
Ja man kann die Eingangskapazität auf fast 0pF verringern indem man mögichst nahe an v=1 an der Source kommt und zusätzlich die Spannung am Drain auch mit v=1 mitzieht. Damit wirken Cgs und Cgd praktisch nicht mehr. Allerdings bleiben da immer noch die Zuleitungskapazitäten. Die lassen sich auch verringern indem man den Schirm statt auf Masse auch mit v=1 mitzieht. Natürlich ist man mit den Maßnahmen auch nahe am Punkt an dem die Schaltung anfängt zu schwingen.
Das hört sich sehr interessant an, hast Du eine Schaltungsskizze?
Schau mal hier auf der 3. Seite. Ultra-High Z-IN AC Unity Gain Amplifier http://www.ti.com/lit/an/snoa620/snoa620.pdf
"Nothing is left to chance in reducing input capacitance." Ausgezeichnet, besten Dank!
...und dann noch frei in Luft verdrahten ohne Platine. Eine Abschirmung ausreichend weit weg davon ist empfehlenswert. Gruß - Werner
Habe die Schaltung mal in Pspice reingeknallt, einen LF356 schlägt sie nicht (oder die Simulation/Einstellungen/Modelle taugen nix). 100M Impedanz bei 32 kHz sind (noch) nicht zu erreichen. Da der Oszillator selbst weniger als 100 nA zieht, wäre das schon sehr deutlich zu merken.
F. P. schrieb: > Habe die Schaltung mal in Pspice reingeknallt, einen LF356 schlägt sie > nicht (oder die Simulation/Einstellungen/Modelle taugen nix). Manchmal sind die OPV-Modelle fehlerhaft und haben keine Eingangskapazität, bin da auch schon mal reingefallen. Die Schaltung ist auch nicht sonderlich gut. Die Verstärkung zu Source ist deutlich unter 1, was Cgs nicht gut reduziert, und beim Emitterfolger ist Vu auch merklich kleiner 1, und daraus wird ja dann erst das Bootstrap-Signal für den Drain gewonnen. Der 2N3644 ist real übrigens ein pnp.
Halb offtopic: Zu versuchen, so die Uhr abgzugleichen, wird schwierig. Schon allein die Kontaktierung beeinflusst das Ergebnis. Immerhin musst du ja auch mit einem Kabel ran. Ich verwende für den Abgleich/Ziehen von Quarzen meist ein abgeleitetes TTL-Signal.Bei vielen RTCCs kann man einen Alarmausgang auf einen 1s-Takt konfigurieren, bei einem µC kann man sich einen Timer aufsetzen. Einen solchen Pin sollte man sich daher zumindest auf einen Testpunkt holen. Es reicht aus, wenn man ein zyklisches Signal irgenwo herausbekommt, von dem das Timing bekannt ist. Der große Vorteil der Methode liegt darin, dass man 100 sicher sein kann, den Quarz nicht durch irgenwelche Lötbatzen oder ähnliches zu verziehen, und das man das leichter bei zig Platinen tun kann.
F. P. schrieb: >Wenn man beispielsweise einen RTC-Oszillator direkt am Uhrenquarz >oszillographieren möchte, Der Quarz ist ja an ein Verstärker angeschlosen, eine Seite am Ausgang und die andere Seite am Eingang des Verstärkers. Sinnvollerweise geht man beim messen mit dem Tastkopf an den Ausgang des Verstärkers. Dann reicht normalerweise ein 1:10-Teiler-10MOhm-Tastkopf aus.
Abgeglichen werden soll nix, die Frequenz ist nebensächlich (ich würde an sowas auch ganz anders herangehen). Es geht um direkte, möglichst wenig verfälschende Messungen am Oszillator. @Günter Lenz: Wenn der gesamte Oszillator 30 nA zieht, zwingste ihn mit 10M gnadenlos in die Knie. Selbst 1 pF Last hat starke Auswirkungen auf die Stromaufnahme, man berechne nur mal den Blindwiderstand bei 32 kHz... ArnoR schrieb: > F. P. schrieb: >> Habe die Schaltung mal in Pspice reingeknallt, einen LF356 schlägt sie >> nicht (oder die Simulation/Einstellungen/Modelle taugen nix). > > Manchmal sind die OPV-Modelle fehlerhaft und haben keine > Eingangskapazität, bin da auch schon mal reingefallen. Beim LF356-Modell (von TI) ist Eingangskapazität vorhanden. Man sieht auch einen deutlichen Wechselstrom, da kann man die 6 pA DC unter den Tisch fallen lassen. > Die Schaltung ist auch nicht sonderlich gut. Die Verstärkung zu Source > ist deutlich unter 1, was Cgs nicht gut reduziert, und beim > Emitterfolger ist Vu auch merklich kleiner 1, und daraus wird ja dann > erst das Bootstrap-Signal für den Drain gewonnen. Bin für Schaltungsverbesserungen immer offen. > Der 2N3644 ist real übrigens ein pnp. Habe ich mich auch schon gewundert, da muß ein anderer rein.
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F. P. schrieb: > Bin für Schaltungsverbesserungen immer offen. Na gut, dann leg ich mal vor. Im Anhang ein Entwurf mit nur 36fF Eingangskapazität. Das Diagramm zeigt, wie sich eine am Eingang zugeschaltete Kapazität auf den eingangsseitigen Frequenzgang auswirkt. Bei zusätzlichen 32fF wird die eingangsseitige Grenzfrequenz von 438kHz etwa halbiert. Gesteuert wird mit einer Stromquelle (Ri=unendlich). Wird mit niederohmiger Quelle gesteuert, ergibt sich eine obere Grenzfrequenz von etwa 72MHz. Wenn es sein muss, kann man in dieser Schaltung auch das Gate bootstrappen wie in der Schaltung von TI.
Famos! So recht steige ich da noch nicht durch mit JFETs... Laut Pspice hat Deine Schaltung 122 MOhm bei 32 kHz, rechnerisch sind 36 fF 135 MOhm bei 32 kHz, dürfte also ungefähr hinkommen. Die DC-Kopplung finde ich auch nicht schlecht. :)
F. P. schrieb: > Famos! Danke. > So recht steige ich da noch nicht durch mit JFETs... Die beiden JFTEs arbeiten als Sourceschaltung (BF256) mit gebootstrapter Kaskode (J310). F. P. schrieb: > Die DC-Kopplung finde ich auch nicht schlecht. Aber der Ausgang hat etwa +2V DC-Offset.
Wie immer man das realisiert, der Eingang ist extrem hochohmig, und natürlich kann man im Interesse der kleinen Kapazität keinerlei Schutzmassnahmen gegen Überspannugen einbauen - man sollte also SEHR pfleglich mit dem Tastkopf umgehen. Georg
Mal ganz doof gefragt, warum muss man unbedingt unter 1pF am Eingang haben? Man kann doch auch nach dem hochohmigen Eingangswiderstand (1M) niederohmig abschließen (10k). Dann erhält man zwar nur 1/100stel der Signalspannung, aber die kann man doch wieder um den Faktor 100 verstärken. Dadurch würde doch die Schaltung deutlich einfacher ausfallen. Die Grenzfrequenz beträgt hier übrigens immerhin 16MHz.
jens schrieb: > hat etwas über 10fF. Nicht schlecht, aber... Die Schaltung macht bei Generatorwiderstand von 10Meg (vergleichbare Verhältnisse zu meinem Vorschlag oben) ein Überschwingen von etwa 3dB, da ist der Bootstrapfaktor am Drain des JFET wohl etwas zu dicht an 1. Natürlich bekommt man durch hohe Versorgungsspannungen kleinere Transistorkapazitäten, aber 30V finde ich etwas unhandlich viel.
@ Stromberg B. (Gast) >Mal ganz doof gefragt, warum muss man unbedingt unter 1pF am Eingang >haben? Weil man den Quarz extrem wenige belasten will/muss. >Man kann doch auch nach dem hochohmigen Eingangswiderstand (1M) >niederohmig abschließen (10k). Dann erhält man zwar nur 1/100stel der >Signalspannung, Ja. > aber die kann man doch wieder um den Faktor 100 >verstärken. Jain, dein Rauschabstand ist dann aber im Eimer. >Dadurch würde doch die Schaltung deutlich einfacher ausfallen. Die >Grenzfrequenz beträgt hier übrigens immerhin 16MHz. Dream on ;-) googel frequenzkompensierter Spannungsteiler streukapazitäten
@ArnoR (Gast)
> LowCapBuffer2.png
Naja, Papier und LTSpice sind geduldig. Wer baut das mal REAL auf und
mißt nach, was da WIRKLICH rauskommt? Denn bei dem Ding spielt das
Layout eine extrem wichtige Rolle.
Stromberg B. schrieb: > Dann erhält man zwar nur 1/100stel der > Signalspannung, aber die kann man doch wieder um den Faktor 100 > verstärken. Der Signal-/Rausch-Abstand wird dabei für viele Anwendungen zu schlecht.
Falk B. schrieb: > Naja, Papier und LTSpice sind geduldig. Wer baut das mal REAL auf und > mißt nach, was da WIRKLICH rauskommt? Denn bei dem Ding spielt das > Layout eine extrem wichtige Rolle. Da hast du recht, aber ich kann dir versichern, daß mein obiger Vorschlag auch in der Praxis funktioniert. Ich habe den in etwas modifizierter Art in einem Photosensor bei mir in Betrieb und erreiche damit stabil eine äquivalente Eingangskapazität von ~100fF.
@ ArnoR (Gast) >modifizierter Art in einem Photosensor bei mir in Betrieb und erreiche >damit stabil eine äquivalente Eingangskapazität von ~100fF. Das ist schon sehr beachtlich aber weit weg von den theoretisch gepriesenen 10fF oder 36fF ;-) Grau teurer Freund, ist alle Theorie, doch grün des Lebens goldner Baum.
Falk B. schrieb: > Das ist schon sehr beachtlich aber weit weg von den theoretisch > gepriesenen 10fF oder 36fF ;-) > > Grau teurer Freund, ist alle Theorie, doch grün des Lebens goldner Baum. Naja, zu früh gefreut, Falk. In den 100fF bei mir ist noch eine BPW34(!)eingeschlossen. Ich sagte doch: "etwas modifiziert"
@ ArnoR (Gast) Danke für den Tip! Hab die Schaltung etwas optimiert. Trotz der 15V Versorgung können noch +-6,8V verarbeitet werden. Die obere Grenzfrequenz ist größer als 100MHz.
F. P. schrieb: > Wenn man beispielsweise einen RTC-Oszillator direkt am Uhrenquarz > oszillographieren möchte Genau das ist das Problem. Kurze Antwort: man kann es nicht, egal wie man es anstellt. Bei allen Uhren ist der 32 kHz Oszillator so unsäglich hochohmig und empfindlich gegen schlichtweg alles, daß man nach anderen Lösungen suchen muß. Das Einzige, was man eventuell hinkriegt ist, an irgend einer anderen Stelle z.B. Sekundenimpuls-Ausgang oder Backplane des LCD oder so ein Signal abzugreifen. Das ist dann zwar nicht das originale 32 kHz Signal, ist aber in aller Regel davon abgeleitet, so daß man es als Meßobjekt hernehmen kann. W.S.
Wenn Du am Oszillator messen willst/mußt, etwa die Amplitude, Phase, Arbeitspunkt, Verzerrung usw., kannst Du kein abgeleitetes Signal messen, was hinten irgendwo aus dem nachgeschalteten Digitalteil herausgeklappert kommt. Sondern da mußt Du wirklich ran an den Quarz, natürlich mit unvermeidlichen Beeinflussungen. Ich finde die Schaltungsvorschläge/-vorstellungen super, vielleicht baue ich mir bei Gelegenheit mal was nach.
W.S. schrieb: > Bei allen Uhren ist der 32 kHz Oszillator so unsäglich hochohmig und > empfindlich gegen schlichtweg alles, daß man nach anderen Lösungen > suchen muß. Das Einzige, was man eventuell hinkriegt ist, an irgend > einer anderen Stelle z.B. Sekundenimpuls-Ausgang oder Backplane des LCD > oder so ein Signal abzugreifen. Ach was. Empfindliches Ultraschallmikrofon und ein Bandpaßfilter bei 32 Komma nochwas Kilohertz. Oder gleich digital aufbereiten. 96kHz Abtastrate von Audio-Equipment könnten etwas knapp werden, aber es gibt ja auch besseres.
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