Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik bis 72V mit ATMEGA328 ADC messen


von Milo (Gast)


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Hallo Forum,

ich würde gerne die Versorgungsspannung einer Steuerung messen bzw. 
loggen.

Aus den max 72V erzeugt ein MAX5035 die 5V für den Mikrocontroller.
Um nun jedoch die 72V zu messen, müsste ich ja einen entsprechend 
dimensionierten Spannungsteiler einsetzen um am ADC des ATMEGA die 
maximale Spannung von 5V nicht zu überschreiten.

Allerdings würde ich gern verhindern, dass über den Spannungsteiler 
permantent Strom fließt, auch wenn garnicht gemessen wird.

Kann ich dazu einfach einen Transistor hinter den Spannungsteiler setzen 
und dann mittels eines zusätzlichen I/O Pins an der Basis des 
Transistors den Spannungsteiler ein- und ausschalten?

Also quasi:
1
V(in)---+
2
        |
3
      [R01]
4
        |
5
        +--------> ADC
6
        |
7
      [R02]
8
        |
9
        |
10
   [Transistor]+----> ENABLE
11
        |
12
        |
13
GND-----+


Allerdings vermute ich mal, dass ich mir dann beim Unterbrechen des 
Spannungsteilers die vollen +72V auf den ADC lege, oder?

Hat jemand sowas schonmal gemacht?

Vielen Dank für eure Vorschläge.

LG, Milo

von Stefan F. (Gast)


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Das ist eine Selbstmörder-Schaltung. Überlege doch mal, wie viel Volt am 
ADC Eingang anliegen, wenn der Transistor aus geschaltet ist. Und 
vergleiche das mal mit den Absolute Maximum Ratings im Datenblatt.

Wenn schon, dann musst du oben die Vin Leitung unterbrechen.

von Eddy C. (chrisi)


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Man könnte den Spannungsteiler hinreichend hochohmig auslegen und den 
Ausgang mit einem Kondensator puffern.

Dadurch spart man sich das Schalten, solange die Abtastrate „niedrig“ 
ist.

von Carsten R. (kaffeetante)


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Möglichkeit 1:
Doch in den "sauren" Apfel beißen mit möglichst hochohmigen 
Spannungsteiler.

Möglichkeit 2.
Die Spannung Highside abschalten, z.B. mit zwei zusätzlichen 
Transistoren.

-Transistor 1 ist der eigentliche Highside-"Schalter".
-Transistor 2 ist für die Ansteuerung von 1 zuständig, um die hohe 
Spannung vom Controller fern zu halten.

: Bearbeitet durch User
von m.n. (Gast)


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Stefanus F. schrieb:
> Das ist eine Selbstmörder-Schaltung.

Warum das denn? R1 wird man >= 1 MOhm wählen, so daß da nichts kaputt 
gehen kann.
Ein Spareffekt ist allerdings nicht vorhanden. Wozu auch, da der 
Versorgungsstrom des AVR die größte Last darstellt.

von Eddy C. (chrisi)


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Bei 1 MOhm fliessen 72uA Messstrom.

Andererseits reduziert der Stepdown den Laststrom um den Faktor 72/5 = 
14.4

Das ergäbe bei 3mA Stromaufnahme eine Stromaufnahme auf der Highside von 
208uA.

Somit erhöht die Messung die Stromaufnahme um ~30%.

Ich nenne das signifikant.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Eddy C. schrieb:
> Bei 1 MOhm fliessen 72uA Messstrom.
>
> Andererseits reduziert der Stepdown den Laststrom um den Faktor 72/5 =
> 14.4
>
> Das ergäbe bei 3mA Stromaufnahme eine Stromaufnahme auf der Highside von
> 208uA.

Nur im Märchen. Der MAX5035 hat alleine schon 350µA (typisch) Ruhestrom- 
aufnahme. Der Wirkungsgrad dieses 1A Reglers wird bei lediglich 3mA Last 
auch weit unter 100% liegen.

von Stefan F. (Gast)


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Ok, der Strom ist gering, die ESD Dioden des AVR würden es wohl 
aushalten. Aber dann fließt ein dauerhafter Strom, den wird man nur los, 
wenn man die Vin Leitung (High Side) abschaltet.

von Eddy C. (chrisi)


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Ja, Du (Axel) hast natürlich Recht. Ich wollte nur das Prinzip darlegen 
und den Sinn dafür schärfen, dass der Eingangsstrom bei 72V deutlich 
niedriger ist.

: Bearbeitet durch User
von A. S. (Gast)


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Auch bei rasend schneller Abtastung reicht ein MOhm Spsteiler.. dahinter 
einen spgsfolger und gut ist.

von Stefan F. (Gast)


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> dahinter einen spgsfolger und gut ist.

Der womit versorgt wird?

von Jan W. R. (Gast)


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>>Der womit versorgt wird?
Gate an Vcc. Drain an spgs teiler ausgang,  source an adc eingang.
 Der Spannungsteiler kann wie im ersten geposteten schaltbild mit einem 
low side tr ausgeschaltet werden.

Der spgsfolger fet mus vds > 70V vertragen können. Ist aber kein 
Problem, da gibts viele ganz kleine.

Gruss, Jan

von Jan W. R. (Gast)


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Mit Vcc ist die Versorgung von Atmega328  gemeint

von Manfred (Gast)


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Milo schrieb:
> Allerdings vermute ich mal, dass ich mir dann beim Unterbrechen des
> Spannungsteilers die vollen +72V auf den ADC lege,

Wenn Du es schon selbst erkannt hast, weshalb postest Du dann diese 
Unsinnsschaltung?

Beim AT328 kann man die interne 1,1 Volt Referenz benutzen. Legt man den 
Teiler mit 10 kOhm unten aus, gibt das 110 µA Querstrom, dürfte nicht 
wirklich stören.

Ansonsten muß in der Plusleitung geschaltet werden, P-Kanal-MOSFet. Da 
geht dann aber die Diskussion los, welcher Typ Gate-Source / Gate-Drain 
72 Volt aushält bzw. wie man diesen beschalten muß. 72V klingt mir nach 
Bleiakku, also muß der Kram bis gut 90 Volt halten (Laden).

Mir käme der Gedanke, oben ein Photo-MOS-Relais AQV214 (oder ähnlich) 
einzusetzen, das kann die Spannung und ist simpel wie eine LED 
anzusteuern.

von Milo (Gast)


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Hallo ihr und vielen Dank für die Antworten.

Hmm - in dem Fall würde ich die Idee mit dem Abschalten des 
Spannungsteilers doch lieber verwerfen. High-Side braucht schon wieder 
zuviele Bauteile und Low-Side funktioniert natürlich nicht.

Ich würde dann einfach den Spannungsteiler mit R1 = 1MegOhm  und R2 = 
72KOhm auslegen. Der Strom, der dann noch fließt, wäre ja verschwindend 
gering.
Und für eine Messung pro Minute sollte das ja ausreichen.

Und bzgl. des ADC ansich noch eine Frage:

Verstehe ich das richtig, dass ich in diesem Fall den ADC am besten so 
konfiguriere und beschalte, dass VREF = AVCC = VCC = 5V ist?

Und dann einen Kondensator zwischen AREF und GND, korrekt?

Danke und LG, Milo

von Stefan F. (Gast)


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Vergiss nicht, den Spannungsteiler mit einem Kondensator zu 
unterstützen, sonst bricht Dir die Spannungen beim Beginn der Messung 
(Sample&Hold) zusammen.

Die 5V VCC eignen sich als Referenz, wenn sie stabil genug sind. 
Ansonsten würde ich lieber die interne Referenzquelle verwenden. Ihre 
Spannung ist zwar nicht sehr genau definiert, aber dafür ist sie 
wenigstens stabil und rauscharm.

> Und dann einen Kondensator zwischen AREF und GND, korrekt?

Ja.

Ich finde, dass du zu viele Fragen stellst. Probiere es doch einfach 
aus, dafür wurden Lochrasterplatinen, Steckbretter und Arduino Module 
erfunden.

von Manfred (Gast)


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Milo schrieb:
> High-Side braucht schon wieder zuviele Bauteile

Jou, zwei Stück: Ein 6-Pin-IC und einen Widerstand, untragbar viel.

> Ich würde dann einfach den Spannungsteiler mit R1 = 1MegOhm  und R2 =
> 72KOhm auslegen.

Äußerst ungeschickte Auslegung:
Stefanus F. schrieb:
> Vergiss nicht, den Spannungsteiler mit einem Kondensator zu
> unterstützen, ...

> Ansonsten würde ich lieber die interne Referenzquelle verwenden.

von Detlev T. (detlevt)


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Manfred schrieb:
> Ansonsten muß in der Plusleitung geschaltet werden, P-Kanal-MOSFet. Da
> geht dann aber die Diskussion los, welcher Typ Gate-Source / Gate-Drain
> 72 Volt aushält bzw. wie man diesen beschalten muß.

Oder einen n-Kanal nehmen. Den MOSFET zwischen die beiden Widerstände 
eines Spannungsteilers, der so ausgelegt ist, dass ~1V bei 72V 
Eingangsspannung anliegen. Dann kann man mit 5V am Gate einen passenden 
Transistor voll durchsteuern.

von Anja (Gast)


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Achim S. schrieb:
> Auch bei rasend schneller Abtastung reicht ein MOhm Spsteiler.. dahinter
> einen spgsfolger und gut ist.

Das halte ich für eine unzulässige Veralgemeinerung:
- Der Leckstrom der ADC-Pins beträgt bis zu 1uA (bei hohen 
Temperaturen).
- bei jeder Wandlung wird der Sample+Hold C über den Eingangspin 
aufgeladen

Beides verursacht Meßfehler.

eine einfache Abschaltung des Spannungsteilers kann man mit einem 
LL-Mosfet im Spannungsteiler machen. (man verliert aber so 1,5-2V 
Meßbereich gegenüber der Gate-Steuerspannung).

siehe auch: Batteriewächter

bzw. T2 im Schaltplan:

https://www.mikrocontroller.net/articles/Datei:BMON_1048_PIC.PNG

Gruß Anja

von Manfred (Gast)


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Anja schrieb:
> eine einfache Abschaltung des Spannungsteilers kann man mit einem
> LL-Mosfet im Spannungsteiler machen.
>
> bzw. T2 im Schaltplan:
> https://www.mikrocontroller.net/articles/Datei:BMON_1048_PIC.PNG

Der BSS138 wird Dir bei 72V direkt um die Ohren fliegen.

von Carsten R. (kaffeetante)


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Milo schrieb:
> Allerdings vermute ich mal, dass ich mir dann beim Unterbrechen des
> Spannungsteilers die vollen +72V auf den ADC lege, oder?

Die Schutzdioden begrenzen die Spannung dann auf knapp oberhalb von Vcc. 
Damit spart man aber (fast) keinen Strom, weil der Strom dann nach Vcc 
umgleitet wird. Die Spannung steigt nur dann weiter an, wenn dieser 
kleine Strom größer ist, als der Verbrauch. Daazu muß die Scaltung schon 
sehr sparsam sein.

Aber was soll eigentlich der Geiz? Geht es um eine mobile / 
batteriebetriebene Anwendung? Ansonsten wäre der Stromverbrauch 
vernachlässigbar.

von A. S. (Gast)


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Detlev T. schrieb:
> Oder einen n-Kanal nehmen. Den MOSFET zwischen die beiden Widerstände
> eines Spannungsteilers, der so ausgelegt ist, dass ~1V bei 72V
> Eingangsspannung anliegen. Dann kann man mit 5V am Gate einen passenden
> Transistor voll durchsteuern.

Warum kein Bipolar? Da ginge es sicher bis 4V.

Anja schrieb:
> Achim S. schrieb:
>> Auch bei rasend schneller Abtastung reicht ein MOhm Spsteiler.. dahinter
>> einen spgsfolger und gut ist.
>
> Das halte ich für eine unzulässige Veralgemeinerung:
> - Der Leckstrom der ADC-Pins beträgt bis zu 1uA (bei hohen
> Temperaturen).
> - bei jeder Wandlung wird der Sample+Hold C über den Eingangspin
> aufgeladen

Darum OP als Spannungsfolger. Wenn man seine Sampleraten kennt, sucht 
man sich einen OP mit 2-3 µA, der schnell und stark genug für die 
ADC-Eingangsstufe ist und hochohmig genug für seine Rs.

Bei 72V ist die Einsparung immens, aber auch bei 3V-Signalen spart man 
so deutlich Strom,

von Detlev T. (detlevt)


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Achim S. schrieb:
> Warum kein Bipolar? Da ginge es sicher bis 4V.

Dann fließt ein Basisstrom vom µC durch den Messwiderstand und 
verfälscht die Messung. Die 1V sind auch nicht durch den MOSFET 
vorgegeben, sondern durch die interne Referenz von 1.1V, die man dann 
sinnvollerweise nutzen sollte.

von Jan W. R. (Gast)


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Manfred schrieb :
>Wenn Du es schon selbst erkannt hast, weshalb postest Du dann diese 
Unsinnsschaltung?

Es ist eine legitime Fragestellungen,  eine sinvolle Diskussion und die 
gepostete Schaltung ist sogar  richtig  (Solange der Spgsteiler 
hochohmig ist, so das die esd diode im adc eingang in der lage ist zu 
begrenzen und die vcc nich abhebt).

In sofern ist dein Kommentar kontraproduktiv.

Gruss,
Jan

von DAVID B. (bastler-david)


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ICH habe mir angewöhnt jeden dac Eingang eines jeden atmega/attiny und 
so weiter mit einer 5,1 bei 5v vcc und  einer 3,5 Volt Z Diode bei 3,3 
Volt vcc zuschützen so kann dem dac nichts mehr passieren.

von Anja (Gast)


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Manfred schrieb:
> Der BSS138 wird Dir bei 72V direkt um die Ohren fliegen.

Das war auch keine fertig dimensionierte Schaltung sondern nur das 
Prinzip.
Es gibt auch andere LL-Mosfets wie z.B. BSS123.

DAVID -. schrieb:
> ICH habe mir angewöhnt jeden dac Eingang eines jeden atmega/attiny und
> so weiter mit einer 5,1 bei 5v vcc und  einer 3,5 Volt Z Diode bei 3,3
> Volt vcc zuschützen so kann dem dac nichts mehr passieren.

Kann man machen. Aber der Spannungsteiler wird (speziell bei 3.3V) durch 
die Kennlinie der Z-Diode (unterhalb der Z-Spannung) sehr nichtlinear.

Gruß Anja

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Der Komparator hat im Gegensatz zum normalen ADC mit max. 1µA einen 
Leckstrom von lediglich +-50nA. Man könnte nun einen Ausgang mit einem 
RC-Glied auf den einen Komparatoreingang legen und die Ladezeit des 
Kondensators messen. Damit wäre ein sehr hochohmiger Spannungsteiler 
möglich, der natürlich sinnvollerweise mit einem Kondensator geblokt 
werden sollte.

Wenn nur eine Unterschreitung einer bestimmten Spannung gemessen werden 
soll, dann spart man sich natürlich diesen Ausgang.
Oder man könnte diesen RC-Ausgangspin doppelt verwenden (z.B. einen Pin 
einer Schnittstelle, die zu diesem Zeitpunkt nicht aktiv angesteuert 
wird).

Die Sache mit der Z-Diode hat bei diesen überaus geringen Strömen den 
bereits erwähnten Haken mit dem "Leckstrom" von bis zu 5µA bei 1V 
anliegender Spannung. Da hat sich der Eine oder Andere schon böse 
gewundert...

: Bearbeitet durch Moderator
von m.n. (Gast)


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Lothar M. schrieb:
> Der Komparator hat im Gegensatz zum normalen ADC mit max. 1µA einen
> Leckstrom von lediglich +-50nA

Das weiß man aber garnicht genau. AIN0 und AIN1 sind als PD6/PD7 auch 
IO-Pins, die mit 1 µA Leckstrom angegeben sind.
Was mit ADC0 - ADC5 bzw. PC0 - PC5 los ist, bleibt in der Schwebe.

Eine (Angst-)Zenerdiode hat hier nichts zu suchen!

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