Hallo, ich habe einen Ersa WTP 90 (in Verbindung mit einer Lötstation WT-1) bekommen. Der Lötkolber wird standardmässig mit einer XNT-A Lötspitze geliefert, die mir etwas klein erscheint (1.6mm meissenförmig). An meiner alten Weller EC2002 verwendete ich eine 2.4mm Spitze für so ziemlich alles (ausser Grobkram). Jetzt meine Frage: Weller bietet neben er XNT-Serie auch eine THM-Serie mit höherer Masse "für Hochleistungsanwendungen". Diese Spitzen sind allerdings relativ teuer (20 E). Lohnt sich das? Hat jemand Erfahrungen damit? Sonst würde ich mir die XNT-B oder C besorgen. Gruss Tim
Tim Gabinski schrieb: > Diese Spitzen sind allerdings relativ teuer > (20 E). Lohnt sich das? Wie viele Stunden am Tag Lötest du? ;) 20€ is schon happig...
Ich betreibe das nur hobbymässig. Ich dachte mir, dass Weller mit "Hochleistungsanwendung" auch nicht unbedingt den Techniker mit 60h-Woche in der Fertigungsstrasse meint, sondern eher auf Durchkontaktierungen, Masseflächen oder sowas abzielt. Deswegen meine Frage nach Erfahrungen. Der WTP90 scheint ziemlich neu zu sein; ich konnte im Netz kaum etwas darüber finden.
Tim Gabinski schrieb: > Ich dachte mir, dass Weller mit > "Hochleistungsanwendung" auch nicht unbedingt den Techniker mit > 60h-Woche in der Fertigungsstrasse meint Techniker sind's nich aber Ja, da kauft man schnell mal 30-50 Stück ein. Die laufen dann im 2-3 Schichtbetrieb. Mit dem Zeug aus den '80er gabs da selten Ausfälle.
Ich bin kein Fan der WTP90. Habe sie für einen Laborarbeitplatz gekauft und nach wie vor wir die alte Ersa-Gurke daneben mehr gebraucht. Die WTP macht den Anschein, man wollte etwas WX-Feeling mit reduzierten Spitzenkosten zu generieren. Für mich der Hauptnachteil der WX ist (abgesehen davon, dass die Stationen sterben wie die Fliegen) der hohe Wärmewiderstand der Spitzen. Damit scheitert man auch schon mal an einem 0603-Widerstand, der mit Wärmefalle an eine Plane gehängt ist. Es gibt zwar fette 55W-Spitzen, aber der Renner sind die nicht. Für unter dem Mikroskop ist die WX ganz gut. SMD-Löten funktioniert meiner Erfahrung nach am besten mit möglichst niedriger Temperatur, erfordert aber einen niedrigen Wärmewiderstand zur Spitze. Ungeschlagen in dieser Disziplin ist IMO der WSP-80 mit z.B. LT-B. Aber das wolltest Du nicht wissen. Die THM taugt finde ich richtig gut. Damit bekommt man sogar SMD-Bauteile ohne Wärmefalle ausgelötet (wo WX oder XNT einfach nur festklebt). So eine Dachkandelspitze fühlt sich zwar etwas fehl am Platz an, funktioniert aber 1a. Mit einem zweiten Heizkörper (steckbar während des Betriebs, aber teuer) wechselt man blitzschnell die Spitzen aus (wie bei der WX). Ehrlich gesagt (auch das hattest Du nicht gefragt, ich sags trotzdem) bin ich etwas enttäuscht von Weller. Ich wüsste momentan keine brauchbare Allzweck-Lötstation von Weller, mit der man QFN, 0402 und fettere bedrahtete Teile löten könnte. Der WSP-80 lötet genial, ist aber ein Tick zu gross für unter dem Mikroskop. Die WX (wenn sie nicht grade defekt ist) fühlt sich IMO nur unter dem Mikroskop gut an. Die WTP ist an sich hübsch und sehr ergonomisch, aber die SMD-Spitzen taugen IMO nicht wirklich. - Martin
Martin schrieb: > ber das wolltest Du nicht wissen. Doch Martin, das hilft mir sehr, vielen Dank! Dann werde ich mir eine THM Spitze für diese Arbeiten besorgen. Ich dachte an die kleinste (THM-A 1.6x0.8mm) oder die THM-B mit 2.4mm als guten Kompromiss, um auch bedrahtete Teile löten zu können. Einen zweiten Heizkörper möchte ich nicht kaufen, jedenfalls nicht, bevor ich nicht genügend Erfahrungen mit dem WTP90 gemacht habe. QFN habe ich noch nicht gemacht, und kleiner als 0603 auch nicht. Ich muss zugeben, dass ich mich erst spät an SMD gewagt habe. Mir war lange Zeit die Bedeutung von Flussmittel und Entlötlitze nicht klar. Inzwischen habe ich etwas mit dem WTP90 etwas gearbeitet. Die Kombination WT1 Station und WTP90 gefällt mir ganz gut, der Lötkolben ist sehr ergonomisch, und das Aufwachen aus dem standby-Modus der WT1 (sowas hatte ich vorher auch nicht) geht sehr schnell. Ob das kleine Ding auch mit grossen bedrahteten Teilen klarkommt, werde ich demnächst ausprobieren können, 0603 und TSOP geht damit für mich sehr gut. Der WSP80, von dem Du schwärmst, ist wohl kompatibel zur WT1. Gut zu wissen! Tim
Die THM sind was fürs Grobe. Lieber grösser kaufen. THM C zum Beispiel. Wenn nicht Ersatzheizkörper zum schnellen Wechsel T0058768725N, dann wenigstens Wechselhülse T0058768724N kaufen. Für die THM gibt es auch ein Werkzeug T0058768726N. Für Löterei ohne Mikroskop wie Du es beschreibst wäre der WSP-80 deutlich besser geeignet. Auch wenn man den WSP-80 anscheinend an der WT1 betreiben kann, finde ich die altbackene PU-81 T0053252399N viel ergonomischer. Sie hat nämlich (nur) ein Poti für die Temperatureinstellung, den Du blitzschnell auf einen andere Temperatur stellen kannst. Z.B. für Masseflächen mal eben auf den rechten Anschlag, dann schnell wieder auf die normalen 300 °C. Die WT1 hat in ersten Ausführungen einen Bug in der Firmware, bei dem der Lötkolben während des Betriebs abschaltet. Update durch Servicetechniker. Abgesehen davon kann man IIRC die Empfindlichkeit des Bewegungssensors irgendwo im Menü einstellen. Wenn Du TSOP schreibst: Du kennst den Trick mit den Wellenlötspitzen? Für mich war die WSP-80-Spitze LT-GW eine Offenbarung. Damit lötet man z.B. QFP100 wie nix (Kurzfassung: Flussmittel, niedrige Temperatur 280°C, einfach drüberziehen). Für den WTP-90 gibt es die auch (XNT-GW1 und -GW2, T0054485499 T0054488099). Wenn Du das nicht kennst, unbedingt anschauen, das ist sensationell! - Martin
Danke Martin, das sind wirklich jede Menge Tips hier, fast ein kleiner Lötkurs! TSOP löte ich auch mit dieser Methode, allerdings kommt bei mir immer noch eine Etappe mit Entlötlitze hinzu - Ich schaffe es selten, das ohne Brücke zu machen. Die XNT-GW1 habe ich mir angesehen, die ist wohl an der Spitze hohl, um ein Depot für Lötzinn zu haben - werde ich mir besorgen! Ich kann mir gut vorstellen, dass ich damit weniger Entlötlitze benötige. Den Wechselstift habe ich bei reichelt nicht gefunden, gesehen hatte ich ihn bereits im Prospekt. Die Anschaffung eines Stereomikroskops kann ich für meine Projekte nicht rechtfertigen. Ich besitze eine Lupenbrille und habe mir auch eine spezielle Nahsichtbrille machen lassen, und zur Endkontrolle setze ich eine billige CCD-Kamera (USB-Mikroskop) ein. Meine Arbeitsplatzbeleuchtung ist noch verbesserungsfähig. Vor 20 Jahren ging das alles ohne, aber jetzt nicht mehr. So ein Poti wie bei der PU-81 ist ergonomisch schon ideal. Ich habe sehr lange mit einer EC2002 gearbeitet, auch mit Poti. Die WT1 habe ich günstig im Set bekommen, sonst hätte ich wohl auch ein einfacheres Modell gewählt. Tim
Ich muss diesen thread nochmal auspacken: Ich wollte mir eine neue THM-C kaufen, stelle aber fest, dass alle (mir) bekannten Distributoren die THM-Spitzen als " nicht mehr lieferbar" führen. Es gibt nur noch XNT-Spitzen. Ich gehe davon aus, dass das kein temporäres Problem ist. Gibt's irgendeinen Ersatz von anderen Herstellern oder aus China? Mit der XNT-B kann ich eine Weile auskommen, aber der Tip von Martin mit der THM-C war schon klasse.
Ich kann meine Frage selbst beantworten: Ich konnte in Litauen noch je zwei THM-B und THM-C Lötspitzen kaufen. Bei Interesse kann ich den Händler nennen; der hat wohl noch ein paar Reste. Woanders konnte ich die Teile nicht mehr finden. Tim
Tim Gabinski schrieb: > Ich gehe davon aus, dass das kein temporäres Problem ist. Vermute ich auch. Angehängt meine Erfahrung mit den THM Spitzen. Ich hatte schon immer das Problem, dass sich die Spitze beim Heizen / Abkühlen durch die thermische Ausdehnung löst. Ich habe das nie wirklich in den Griff bekommen. Alle paar Minuten ist die Spitze wieder lose gewesen. Heute war es dann soweit. Ich wollte die Spitze wechseln (Diese sieht zwar dreckig aus, hat aber höchstens 3 Betriebsstunden). Durch die thermische Ausdehnung beim Heizen etc, hat sich die Spitze so stark mit dem Heizelement verbunden, dass beim Herausschrauben das komplette Heizelement ausgerissen ist. :( Ich kann von diesen Spitzen nur abraten. Die thermische Masse war zwar super, aber eins meiner Heizelemente ist jetzt hinüber. (Bekomme die Spitze selbst mit der Kombizange + Schraubstock nicht aus dem Gewinde). Ich werde vermutlich keine THM Spitze mehr in mein verbleibendes Heizelement schrauben.
M. H. schrieb: > Ich werde vermutlich keine THM Spitze mehr in mein verbleibendes > Heizelement schrauben. So schnell ändern sich die Vorsätze. Aus purer Neugier dachte ich mir, ich probiere es nochmal. Vorallem, weil ja einige hier durchaus überzeugt sind. Ich habe also eine Spitze (originalverpackt) aufgemacht und auf mein Heizelement geschraubt. Ohne das Werkzeug, einfach nur mit den Fingern handfest aufgeschraubt. Lötkolben eingeschaltet. Heizt auf. Bei 260 °C vernehme ich ein Knacken und die Lötspitze fällt ab. Ich dachte mir: "Ähhhh... Ist mir gerade das komplette Heizelement abgerissen und aus dem Kolben gefallen?" Nach der ersten Schrecksekunde habe ich es dann aber realisiert, dass durch die thermische Verspannung "lediglich" die Lötspitze zerrissen ist. Siehe Anhang. Die Teile sind wohl in die Überwurfhülse geschweißt.Durch den Druck des sich erwärmenden Heizelements hat es dann glatt die Spitze abgesprengt. Jetzt musste ich doch ehrlich gesagt einfach nur lachen.
Ein kleiner Erfahrungsbericht: Nachdem ich, wie oben bereits beschrieben, mein Heizelement kaputtgemacht habe, habe ich mal auf gut Glück Weller angeschrieben. Nach ein paar Mails hin und her + Bildern hieß es dann, ich solle das Heizelement und die kaputte Spitze an ihr Repair-Center in Ungarn schicken. Heute kam dann der UPS-Mann und Weller hat mir auf Kulanz zwei neue Heizkörker + Überwurfhülsen + 2 XNT Lötspitzen zugeschickt. Kundensupport war 1a. Weller hat super schnell geantwortet und problemfrei einen Austausch veranlasst. So geht guter Kundensupport!
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