Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Nyquist-Frequenz bei Bandpässen


von Klaus R. (klara)


Lesenswert?

Hallo,
um bei einer AD - Wandlung Alias - Frequenzen zu vermeiden muss ja die 
Abtastfrequenz mindestens doppelt so hoch sein.

Abtastfrequenz : 100 kHz
Nyquistfrequenz:  50 kHz

Allerdings bezieht sich diese Gesetzmässigkeit genauer gesagt auf die 
Bandbreite des zu wandelden Signals. Wenn ich jetzt eine Bandbreite von 
40 kHz habe,

Bandpass : 10 kHz - 50 kHz

wo liegt denn dann meine Nyquistfrequenz? Bei 40 kHz? Und ich brauche 
dann nur noch mit 80 kHz abtasten?

Irgendwie passt das nicht. Bei einem idealen Bandpass von 49 kHz bis 50 
kHz kann der ADC dann doch nicht mit 1 kHz abtasten.

mfg Klaus

: Verschoben durch User
von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


Lesenswert?

Die Frage kannst du dir fast selbst beantworten. Gegeben sei ein Signal 
von 100 MHz. Dieses habe eine Bandbreite von 20 Hz. Reicht nun eine 
Abtastrate von 40 Hz um die 100 MHz abzutasten?

von Sampler (Gast)


Lesenswert?

Joe G. schrieb:
> Reicht nun eine
> Abtastrate von 40 Hz um die 100 MHz abzutasten?

Ja reicht.

von Achim S. (Gast)


Lesenswert?

Klaus R. schrieb:
> Irgendwie passt das nicht. Bei einem idealen Bandpass von 49 kHz bis 50
> kHz kann der ADC dann doch nicht mit 1 kHz abtasten.

Doch, passt schon. Zwar nicht mit 1kHz, aber wenn du mit (mehr als) 2kHz 
abtastest kommt das hin.

Du betreibst damit natürlich Unterabtastung, d.h. du siehst den 
abgetasteten Samples nicht an, ob das Signal 49,5kHz oder 0,5kHz hat. 
Ohne zusätzliche Kentnisse würde es nach einem 0,5kHz Signal ausschauen.

Aber da du weißt, dass es nur aus dem Bereich 49kHz-50kHz stammen kann, 
lässt sich das Originalsignal (49,5 kHz) aus dem abgetasteten Signal 
rekonstruieren.

von Dieter (Gast)


Lesenswert?

Klaus R. schrieb:
> Allerdings bezieht sich diese Gesetzmässigkeit genauer gesagt auf die
> Bandbreite des zu wandelden Signals.
nein, es bezieht sich auf die höchste Oberwelle. Ausdrücklich!

Will man die Bandbreite mit ins Spiel bringen, muss man runtermischen 
und eine neue höchste Oberwelle erzeugen.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


Lesenswert?

Sampler schrieb:
> Ja reicht.
Aber nur bei einem symmetrischen Bandspektrum.

von Klaus R. (klara)


Lesenswert?

Achim S. schrieb:
> Doch, passt schon. Zwar nicht mit 1kHz, aber wenn du mit (mehr als) 2kHz
> abtastest kommt das hin.
>
> Du betreibst damit natürlich Unterabtastung, d.h. du siehst den
> abgetasteten Samples nicht an, ob das Signal 49,5kHz oder 0,5kHz hat.
> Ohne zusätzliche Kentnisse würde es nach einem 0,5kHz Signal ausschauen.
>
> Aber da du weißt, dass es nur aus dem Bereich 49kHz-50kHz stammen kann,
> lässt sich das Originalsignal (49,5 kHz) aus dem abgetasteten Signal
> rekonstruieren.

Das kann ich nachvollziehen.

In meinem ersten Zenario in dem die Abtastfrequenz bei 100 kHz bleibt 
hätte ich aber vermutlich keine Vorteile durch den Bandpass. Die 
Nyquistfrequenz bleibt vermutlich bei 50 kHz, was darüber hinausgeht 
erzeugt Alias-Frequenzen?

Abtastfrequenz : 100 kHz
Nyquistfrequenz:  50 kHz
Bandpass       :  10 kHz - 50 kHz

Im Falle einer "sauberen" Unterabtastung sollte mit <= 20 kHz abgetastet 
werden?
mfg Klaus

: Bearbeitet durch User
von Achim S. (Gast)


Lesenswert?

Klaus R. schrieb:
> In meinem ersten Zenario in dem die Abtastfrequenz bei 100 kHz bleibt
> hätte ich aber vermutlich keine Vorteile durch den Bandpass. Die
> Nyquistfrequenz bleibt vermutlich bei 50 kHz, was darüber hinausgeht
> erzeugt Alias-Frequenzen?

richtig. Entscheidend ist immer, ob Originalspektrum und gespiegelte 
Spektren voneinander getrennt bleiben oder ob sie überlappen.

Klaus R. schrieb:
> Abtastfrequenz : 100 kHz
> Nyquistfrequenz:  50 kHz
> Bandpass       :  10 kHz - 50 kHz
>
> Im Falle einer "sauberen" Unterabtastung sollte mit <= 20 kHz abgetastet
> werden?

Nö: bei einem Spektrum von 10kHz bis 50kHz kannst du mit Unterabtastung 
nichts gewinnen. Die Bedingung, ob/wie stark Unterabtastung nutzbar ist, 
findest du in
https://de.wikipedia.org/wiki/Bandpassunterabtastung
unter "Berechnung der möglichen Abtastfrequenzen"

von Klaus R. (klara)


Lesenswert?

Achim S. schrieb:
> richtig. Entscheidend ist immer, ob Originalspektrum und gespiegelte
> Spektren voneinander getrennt bleiben oder ob sie überlappen.

Dieter schrieb:
> Klaus R. schrieb:
>> Allerdings bezieht sich diese Gesetzmässigkeit genauer gesagt auf die
>> Bandbreite des zu wandelden Signals.
> nein, es bezieht sich auf die höchste Oberwelle. Ausdrücklich!
>
> Will man die Bandbreite mit ins Spiel bringen, muss man runtermischen
> und eine neue höchste Oberwelle erzeugen.

OK, beide Antworten passen in mein Verständnis.

Um 10 kHz bis 50 kHz sauber zu wandeln benötige ich ein Anti-Aliasfilter 
mit Fg grösser 50 kHz und mindestens 200 kHz Wandelrate. Dann könnte man 
mit einem Chebyshev 6. Ordnung bis 100 kHz -40 dB erreichen. Das ist 
auch nicht ganz ohne, also besser wäre noch eine höhere Wandelrate.
mfg Klaus

: Bearbeitet durch User
von Guest (Gast)


Lesenswert?

Du solltest dabei auch nicht Vergessen dass der Wandler auch die 
entsprechende Eingangsbandbreite braucht. Das heißt du kannst zwar beim 
Samplen mit niedriger Samplerate gleichzeitig abwärts konvertieren, 
trotzdem muss die Sample/Hold Stufe im ADC aber das Signal erstmal 
durchlassen. Das können die meisten ADCs nicht, sowas läuft 
üblicherweise unter RF ADC afik.

von Dergute W. (derguteweka)


Lesenswert?

Moin,

Man muss halt unterscheiden zwischen der Theorie der Abtastung 
bandbegrenzter Signale - also z.B. Faltung des Signals mit einem Haufen 
aequidistanter Diracstoesse und den daraus resultierenden Spektren etc. 
bla.

Und dann auf der anderen Seite halt die Praxis mit Jitter, nicht idealen 
Tief/Bandpaessen, nicht idealen Sample/Holdstufen und was weiss ich was 
noch alles schief gehen kann...

Gruss
WK

von HildeK (Gast)


Lesenswert?

Klaus R. schrieb:
> Um 10 kHz bis 50 kHz sauber zu wandeln benötige ich ein Anti-Aliasfilter
> mit Fg grösser 50 kHz und mindestens 200 kHz Wandelrate.

Nicht ganz richtig. Wenn du schon ein bandbegrenztes Signal hast (auf 
20-50kHz begrenzt), ist das Filter überflüsig und die Abtastfrequenz 
muss nur >100kHz sein. Per se ist ja dann oberhalb nichts mehr ...

Klaus R. schrieb:
> Bandpass : 10 kHz - 50 kHz
>
> wo liegt denn dann meine Nyquistfrequenz? Bei 40 kHz? Und ich brauche
> dann nur noch mit 80 kHz abtasten?

Abtasten musst du dieses Signal mit mehr als 100kHz.
Deine Vermutung trifft dann zu, wenn deine Bandpassband
1. eine kleinere Breite als die halbe Abtastfrequenz hat (trifft bei dir 
zu) UND
2. Vielfache der halben Abtastfrequenz nicht in diesem Band liegen, das 
träfe in deinem Beispiel nicht zu und gibt ein Umfalten von Teilen des 
Bandes. Die kannst du dann nicht mehr rekonstruieren.

Wir habe bei einem System mit 28MHz abgetastet, das Signal lag zwischen 
30MHz und 40MHz. Es wären alle Bänder als Quelle möglich gewesen, die 
jeweils zwischen n*fa/2 und (n+1)*fa/2 liegen (ausschließlich dieser 
Grenzen).

von Klaus R. (klara)


Lesenswert?

HildeK schrieb:
> Wir habe bei einem System mit 28MHz abgetastet, das Signal lag zwischen
> 30MHz und 40MHz. Es wären alle Bänder als Quelle möglich gewesen, die
> jeweils zwischen n*fa/2 und (n+1)*fa/2 liegen (ausschließlich dieser
> Grenzen).

Vielen Dank. In den letzten Tagen wurde mir eigentlich erst richtig klar 
wie wichtig ein Anti-Alias Filter ist und sich auf den 
Signal-Rauschabstand auswirkt.
mfg Klaus

von Wolfgang (Gast)


Lesenswert?

Guest schrieb:
> Du solltest dabei auch nicht Vergessen dass der Wandler auch die
> entsprechende Eingangsbandbreite braucht.

Nicht nur das. Der Abtastjitter der S&H-Stufe muss ausreichend klein 
sein. Sonst bricht die Anzahl der effektiven Bits ganz schnell massiv 
ein.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.