Forum: Platinen Lötsauglitze funktioniert nicht richtig


von Gustav K. (hauwech)


Lesenswert?

Hallo,

wollte gestern einige Bauteile aus einer Lochrasterplatine (also 
einseitig ohne Durchkontaktierungen) auslöten und habe in Opas 
Grabbelkiste ein Sortiment an Entlötlitzen in den Größen 1 bis 4 
gefunden. Die Rollen tragen die Aufschrift: SODER-WICK - CHEMTRONICS - 
USA.

Leider sind die Rollen einige Jahrzehnte alt (nicht korrodiert) und die 
Litzen saugen kaum Lötzinn auf. Das Zinn fließt nicht soweit von der 
Lötstelle ab, dass ein Bein des Bauteils frei steht und ein mehr 
beiniges Bauteil irgendwann entnommen werden kann.

Die Lochrasterplatinen waren mit Bleilot gelötet (FLUITIN 1532 - 
Sn60Pb38Cu2). Egal welche Litzengröße ich einsetze, aufgesaugt wurde 
kaum was.

Kann man die Litze in irgendein Flussmittel tunken, damit es wieder 
saugt oder ist Entsorgung und Neukauf angesagt?

Gustav

von Teo D. (teoderix)


Lesenswert?

Gustav K. schrieb:
> Kann man die Litze in irgendein Flussmittel tunken, damit es wieder
> saugt oder ist Entsorgung und Neukauf angesagt?

Isopropanol/Aceton, einiges Kolophonium drin lösen.
Am besten immer frisch einpinseln.

von Alex G. (dragongamer)


Lesenswert?

Hast du denn garkein Flussmittel verwendet?
Das hilft selbst bei frischer Litze sehr!

von Wühlhase (Gast)


Lesenswert?

Zu wenig Wärme könnte auch noch ein Grund sein, normalerweise ist in 
Entlötlitze Flußmittel enthalten (bei dem Alter aber fraglich ob das 
noch funktioniert).

Das Cu der Entlötlitze nimmt Wärme sehr  rasch weg, deswegen viel davon.

Wie entlötest du denn? Denn der Umgang damit will eventuell auch erst 
gelernt werden.

von Zeno (Gast)


Lesenswert?

Zum Entlöten, insbesondere von Bauteilen mit mehr als 2 Beinen, eignen 
sich auch Injektionskanülen sehr gut, die für wenige Cent in 
verschiedenen Stärken in jeder Apotheke gibt. Man muß nur den Anschliff 
wegschleifen so das sie plan sind.
Die Lötstelle erwärmen bis das Zinn geschmolzen ist und die Kanüle unter 
leichtem Drehen auf den Anschluß schieben und warten bis das Zinn wieder 
fest ist. Danach die Kanüle einfach abziehen. Das Zinn haftet nicht an 
der Kanüle da diese vernickelt sind.
Bei einlagigen Platinen funktioniert das super. Gerade bei Reparaturen 
ist es praktisch weil die Löcher sofort frei sind und man das neue BE 
einstecken kann.
Das Verfahren hat sich bei mir seit vielen Jahren bewährt.

von Stefan (Gast)


Lesenswert?

Teo D. schrieb:
> Gustav K. schrieb:
>> Kann man die Litze in irgendein Flussmittel tunken, damit es wieder
>> saugt oder ist Entsorgung und Neukauf angesagt?
>
> Isopropanol/Aceton, einiges Kolophonium drin lösen.
> Am besten immer frisch einpinseln.

Oder: ein Döschen mit festem Kolophonium nehmen, die Entlötlitze mit dem 
heissen Lötkolben etwas da reindrücken und dann benutzen. Mit Lot 
vollgesogenen Teil abschneiden und Vorgang wiederholen.
Funktioniert auch gut mit normaler, am besten feinstdrähtiger, Litze 
wenn man keine Entlötlitze hat oder die vorhandene nicht findet.

von Teo D. (teoderix)


Lesenswert?

Stefan schrieb:
> Oder: ein Döschen mit festem Kolophonium nehmen, die Entlötlitze mit dem
> heissen Lötkolben etwas da reindrücken und dann benutzen.

Ja, wer denkt den an so etwas, wenn er immer seine Tinktur parat hat. :)

+1k

von test (Gast)


Lesenswert?

Zeno schrieb:
> Zum Entlöten, insbesondere von Bauteilen mit mehr als 2 Beinen, eignen
> sich auch Injektionskanülen sehr gut

Gibts auch fertig mit Griff dran für kleines Geld direkt aus China als 
Set.
Beispiel: 
https://m.ebay.de/itm/8PCS-Lots-Hollow-needles-desoldering-tool-electronic-components-Stainless-steel-/232656221250

Klappt aber aber natürlich nur wenn die Nadel reinpasst. Logisch ;-) Ist 
halt auch nicht DIE Lösung, sondern nur eine von mehreren Möglichkeiten.

von Teo D. (teoderix)


Lesenswert?

Zeno schrieb:
> Zum Entlöten, insbesondere von Bauteilen mit mehr als 2 Beinen, eignen
> sich auch Injektionskanülen sehr gut

Die Beine zwickt man ab und saugt sie dann meist eh mit ein. Wenn nicht, 
haben sie einen Hacken, an dem man sie mit der Lötspitze raus ziehen 
kann.
THT Recycling, ist natürlich was anderes. ;)

von Bernd B. (microwave-designer)


Lesenswert?

Hallo Gustav K.

ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht. Ich hatte Ersa Wick 3 gekauft und 
war absolut unzufrieden. Die einzigen, die funktionieren, auch nach 
Jahren, sind die Soder-Wick Fine Braid 80.2.5 Made in USA.

Mit auffrischen habe ich auch diverse Experimente gemacht und bin immer 
gescheitert. Wichtig ist dass die Litze nicht zu breit ist, da sie sonst 
zu viel Wärme wegnimmt. Size 2 finde ich optimal, jedoch sind 5 Fuß 
Länge schnell verbraucht.

Gruß

Bernd

von Michael B. (laberkopp)


Lesenswert?

Gustav K. schrieb:
> Kann man die Litze in irgendein Flussmittel tunken, damit es wieder
> saugt

Ja, Kolophopnium in Spiritus lösen.

Beitrag #5526025 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #5526033 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Zeno (Gast)


Lesenswert?

test schrieb:
> Zeno schrieb:
>> Zum Entlöten, insbesondere von Bauteilen mit mehr als 2 Beinen, eignen
>> sich auch Injektionskanülen sehr gut
>
> Gibts auch fertig mit Griff dran für kleines Geld direkt aus China als
> Set.
> Beispiel: Ebay-Artikel Nr. 232656221250

Als ich mit dieser Methode angefangen habe konnte man nichts beim 
Chinamann bestellen, da gab es noch nicht mal PC's geschweige denn 
Internet.

Dennoch interssant zu wissen das es so etwas auch fertig gibt. Würde 
aber bei den Kanülen bleiben, da eigentlich immer verfügbar und auch 
sehr preisgünstig.

von Gustav K. (hauwech)


Lesenswert?

Alex G. schrieb:
> Hast du denn garkein Flussmittel verwendet?

Nö, habe noch nie mit externem Flussmittel gearbeitet und auch keines 
vorrätig. Ein gutes Lötzinn mit Flussmittelseele hat bisher immer 
ausgereicht.

Hatte früher mal mit so einer Sauglitze gearbeitet, das ging perfekt. 
Und klar, Lötkolben etwas heißer und dickere, kurze Spitze. Kann aber 
aktuell machen was ich will, es funktioniert nicht.

Werde also mal etwas Kolophonium beschaffen, Spiritus ist im Haus.
Die Idee mit den Kanülen ist auch gut, habe noch nie davon gehört.

Vielen Dank an alle für die Tipps.

von Teo D. (teoderix)


Lesenswert?

Gustav K. schrieb:
> Kann aber
> aktuell machen was ich will, es funktioniert nicht.

Zeig mal, ich hab auch schon Müll bestellt, da kannst machen was du 
willst, das tut nicht.

von Gustav K. (hauwech)


Lesenswert?


von Teo D. (teoderix)


Lesenswert?

Soweit man überhaupt was sehen kann, sieht das recht gut aus. Zumindest 
scheint es gut verflochten zu sein.

Das Werbefuzie Photo, ist wie immer einfach nur köstlich. :D

von MG (Gast)


Lesenswert?

Wenn Du es so hältst wie auf dem Bild, heizt Du die ganze Rolle auf. 
Schneid mal ein kurzes Stück (2cm oder so) ab und versuch das.

von npn (Gast)


Lesenswert?

MG schrieb:
> Schneid mal ein kurzes Stück (2cm oder so) ab und
verbrenn dir die Finger...

von Teo D. (teoderix)


Lesenswert?

MG schrieb:
> Wenn Du es so hältst wie auf dem Bild, heizt Du die ganze Rolle auf.

Mit der Lötspitze, ist da Hopfen und Malz verloren. :)
Die eignet sich nur zum direkten auslöten von zB. Sil 
Widerstandsnetzwerken. Selbst wenn man alles gut aufheizen kann, saugt 
so die Endlötlitze, niemals genug Zinn auf.

Teo D. schrieb:
> Das Werbefuzie Photo, ist wie immer einfach nur köstlich. :D

MG schrieb:
> Schneid mal ein kurzes Stück (2cm oder so) ab und versuch das.

Quatsch, die Rolle bleibt dran. Etwas verzinntes und somit steifes Stück 
stehenlassen. Das dient dann als GRIFF. Das schlackert doch sonnst nur 
in der Gegend herum.


PS:
Wenn die Litze schon einwenig verzinnt ist, klappt das mit dem 
Wärmeübertrag besser. Das ergibt sich mit dem Griff automatisch. Also 
nicht die gesamte Litze verzinnen, nur an einem verzinnten Stück 
anfangen, mit dem entlöten.

: Bearbeitet durch User
von Matthias L. (limbachnet)


Lesenswert?

MG schrieb:
> Wenn Du es so hältst wie auf dem Bild, heizt Du die ganze Rolle auf.
> Schneid mal ein kurzes Stück (2cm oder so) ab und versuch das.

Hm, ich halte meine (no-name) Entlötlitze auch so wie auf dem Foto und 
das Entlöten funktioniert prima. Allerdings nicht mit Thors Hammer als 
Lötspitze, sondern mit dem 1,5mm-Meißel und dann jede Lötstelle einzeln. 
Das Verzinnte wird bei mir so alle 2-3 Lötstellen abgeknipst.

Einen 2cm-Stummel müsste man ja mit einer Zange halten, die nimmt auch 
eine ganze Menge Wärme auf. Das habe ich mal mit einem Reststück so 
gemacht, hat aber nicht besonders gut funktioniert.

So hat halt jeder so seine Vorlieben...

von Wolfgang (Gast)


Lesenswert?

Bernd B. schrieb:
> ... jedoch sind 5 Fuß Länge schnell verbraucht.

Waaas machst du damit.

5 Fuß sind 1,5 Meter. Das reicht doch ewig und drei Tage.

von A. K. (Gast)


Lesenswert?

Wolfgang schrieb:
> Bernd B. schrieb:
>> ... jedoch sind 5 Fuß Länge schnell verbraucht.
>
> Waaas machst du damit.
>
> 5 Fuß sind 1,5 Meter. Das reicht doch ewig und drei Tage.

Lol...hab in den letzten zwei Jahren 30m gebraucht!
LG

von Teo D. (teoderix)


Lesenswert?

Kommt halt drauf an, für was man es alles nutzt.
Zum auslöten sind 1,5m nichts. Nimmt man es hauptsächlich zum säubern 
von Pads, reicht es ewig. Lötet man viel Fine-Pitch, mit der Flooding 
Methode, kauft man das auch lieber Stangenweise.

von Gustav K. (hauwech)


Lesenswert?

Kolophonium ist eingetroffen und die ganz breite (#4) alte Entlötlitze 
geht  nun perfekt: Einfach über das Lötauge ziehen, alles Lötzinn ist 
weg und die Bohrung ist frei zur Neubestückung.

https://i.ebayimg.com/images/g/BC0AAOSw7FJbdZET/s-l1600.jpg

Vielen Dank an alle für die hilfreichen Tipps !

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.