Forum: PC Hard- und Software Fragen zu Primärmultiplexanschluss und "virtuelle Telefonanlage"


von Rainer U. (r-u)


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Hi alle,

bin nicht sicher, welches Forum (ggf. bitte passend verschieben)

Gegeben ist eine Telefonanlage an einem Primärmultiplexanschluss mit 
einem Rufnummernblock von 300 Nummern.

Wenn die Telefonanlage zerstört wird, kann man keine der Nummern 
anrufen. Nun kommen die Anbieter virtueller Telefonanlagen ins Spiel: 
Sie verkaufen zusätzliche Sicherheit und keine Wartung der Anlage mehr 
gegen monatliches Geld pro Nebenstelle (was man ja bei der Anlage nicht 
hat).

Wie funktioniert so eine "Übernahme" eigentlich? Also woher weiß der 
PMX, welche Nummern er hat, und wie gehen die dann auf den "virtuellen 
Anbieter" über?

Oder Gibt es auch "Failover" - Lösungen, also sagen wir, wenn die 
Telefonanlage defekt oder zerstört ist, klingelt woanders in der Stadt 
ein oder mehrere Notfall-Telefone?

: Verschoben durch User
von Condi (Gast)


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Das kommt darauf an. PMX ist alte Technik und wird demnächst nicht mehr 
gehen. PMX ist im Prinzip ISDN und bietet dank der digitalen Technik 
einige Möglichkeiten. So kann man im Provider Backbone Rufumleitungen 
bei Besetzt und nicht Erreichbarkeit legen. Geht dann der PMX nicht 
mehr, greifen diese.
Der PMX kennt seine Nummern nicht. Die Provideranlage hat In der 
Konfiguartion hinterlegt auf welchem Kabel welche Rufnummern liegen. Die 
schaltet dann auch die Gespräche hin und her.
Bei den virtuellen Telefonanlagen wird die Rufnummer portiert und es 
gibt keinen lokalen PMX mehr. Die Rufnummern laufen dann alle auf großen 
mehrfach redundanten SIP Trunks in ein Rechenzentrum. Dort steht dann 
eine Anlage, welcher Art auch immer. Wenn man allerdings Lokal Telefone 
möchte, benötigt man dann einen performanten Internetzugang. Die 
Telefone registrieren sich dann in der „Cloud“. Da ist es dann auch egal 
ob die in einem Gebäude stehen oder zu Hause. Auch Software Clients sind 
damit verwendbar.
Die alte Anlage kann damit weg. Eine Cloudanlage macht aber nur Sinn bei 
kleinen Firmen. Bei großen wird auch viel intern telefoniert und wenn 
die Internetanbindung weg ist, geht das dann nicht mehr. Das kann man 
redundant machen, aber alles eine Frage der Kosten.

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Das wird ein entweder/oder sein.
Entweder Du nutzt Deinen ISDN-Anschluss (S2M) weiter, oder Du stellst 
alles auf IP-Betrieb um, den Du dann wahlweise mit der "virtuellen" 
TK-Anlage oder einer entsprechenden IP-fägigen TK-Anlage bei Dir im Haus 
betreiben kannst.

Der S2M-Anschluss entfällt dann, Voraussetzung für den Weiterbetrieb ist 
in beiden Fällen ein ausreichend fetter Internetanschluss, der die 
entsprechende Anzahl an Sprachkanälen (S2M bietet AFAIK bis zu 30) 
durchreichen kann.

Bei der "virtuellen" Anlage musst Du zwingend jedes Telephon durch ein 
IP-Telephon ersetzen.

Prinzipiell kostengünstiger wird es, die TK-Anlage durch eine IP-fähige 
zu ersetzen, an der die vorhandene Telephon-Infrastruktur unverändert 
weiterbetrieben wird.

Wenn Du in einem Kriegsgebiet lebst, wo die Gefahr von Bombeneinschlägen 
real ist, ist natürlich auch in diesem Fall bei einem direkten 
Bombentreffer mit Totalausfall der TK-Anlage zu rechnen.


Bedenke das Datenschutzthema - der Betreiber einer "virtuellen" 
TK-Anlage bekommt jeden Verbindungsauf- und Abbau mit, auch von 
"internen" Gesprächen. Werden Leistungsmerkmale wie "Anklopfen" oder 
"Konferenzschaltung" genutzt, bekommt er auch die kompletten Audiodaten 
mit, da hier die Mischung der entsprechenden Daten (Anklopfton bzw. 
mehrere Sprachkanäle) in der TK-Anlage erfolgt; SIP kann so etwas nicht 
selbst.

von Rainer U. (r-u)


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Condi schrieb:
> So kann man im Provider Backbone Rufumleitungen
> bei Besetzt und nicht Erreichbarkeit legen. Geht dann der PMX nicht
> mehr, greifen diese.

Das würde im Moment wahrscheinlich ausreichen. Aber wie stelle man fest, 
dass ein PMX "nicht erreichbar" ist? (also sagen wir das Kabel getrennt, 
oder Stromausfall)?

Und wie legt man eine Rufweiterschaltung bei Nichterreichbarkeit für 300 
Nummern? Dem Provider sagen, dass er das tun soll, dem PMX den Strom 
abschalten und ausprobieren ob das Notfalltel. klingelt?

Wenn es PMX "bald nicht mehr geben soll" müsste der Provider mir ja den 
ANschluss kündigen?

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Rainer U. schrieb:
> Wenn es PMX "bald nicht mehr geben soll" müsste der Provider mir ja den
> ANschluss kündigen?

Ja, das wird zwar noch ein Weilchen dauern (länger als bei den einfachen 
ISDN-Anschlüssen), aber das wird kommen.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Rainer U. schrieb:
> Aber wie stelle man fest, dass ein PMX "nicht erreichbar" ist? (also
> sagen wir das Kabel getrennt, oder Stromausfall)?

Indem auf die SETUP-Nachricht nicht sofort mit SETUP ACKNOWLEDGE 
geantwortet wird.

von Rainer U. (r-u)


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ok, ich danke Euch.

von Elo (Gast)


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Rainer U. schrieb:
> Das würde im Moment wahrscheinlich ausreichen.
> Aber wie stelle man fest, dass ein PMX "nicht erreichbar" ist? (also sagen > wir 
das Kabel getrennt, oder Stromausfall)?
PMX / S2M-Anschlüsse werden vom Anbieter technisch auf volle 
Erreichbarkeit bis zum NTPM überwacht.

Rainer U. schrieb:
> Wenn es PMX "bald nicht mehr geben soll" müsste der Provider mir ja den
> ANschluss kündigen?

bei den monatlichen Kosten werden solche Anschlüsse bis zum max. Ende 
betrieben, mit einem IP-Anschluß bräuchte man dazu eine zugesichete 
Bandbreite von mindestens 80 kB x 30 Kanälen = 2,4 MBit in UL wie DL 
ohne Impulsverzögerungen über SDSL wäre das möglich, wobei ein S2M im 
Prinzip ja schon ein SHDSL-Anschluss ist.

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