Forum: HF, Funk und Felder Suche Quecksilber- Unterbrecher


von Edi M. (edi-mv)



Lesenswert?

Hallo, Freunde von HF, Funk und Feldern,

Ja, das ist wirklich so gemeint: "Quecksilber-Unterbrecher" und/ oder 
"Quecksilber- Turbinenunterbrecher".
Sowas kennen wahrscheinlich nur noch wenige Menschen.

Bevor Mitleser in Schnappatmung verfallen:
Das gab es, das waren elektrische Bauteile, die verwendet wurden, und 
nicht mal wenig. Und die wurden zum Teil auch von Amateuren genutzt, 
vielleicht sogar gebaut, es gibt Anleitungen/ Beschreibungen.

Und auch ich weiß, was Quecksilber ist. Belehrungen unnötig. Ich habe 
noch vernünftigen Unterricht gehabt und aufgepaßt.
Ich habe auch keine terroristischen Absichten. Vielleicht kennen manche 
Leute meine Webseite- mein Ding ist historische Elektronik, und die ist 
für lebende Menschen.

So, nun mal ernst- ich benötige so ein Gerätchen als Unterbrecher für 
einen Funkeninduktor.
So einen, wie er früher im Physikunterricht benitzt wurde, um lange 
Funken zu erzeugen.
Die meisten dieser Geräte arbeiten mit einem eigenen, zugehörigen 
Wagnerschem Hammer, wie in der elektrischen Klingel, nur größer.
Mein Induktor hat keinen.
Außerdem ist dieser wegen des Kontaktabbrands und der ungleichmäßigen 
Funken nicht besonders gut geeignet- der Induktor zieht richtig Strom, 
angegeben ist er bei bei Nennspannung 48 Volt mit 9 Ampére, aber real 
messe ich über 15 A schon bei 12 V.

Solche Funkeninduktoren wurden eine Zeit als Hochspannungserzeuger für 
Röntgenröhren benutzt.
Um eine hohe Funkenfolge mit einem gleichmäßigen Funken zu erreichen, 
nutze man Quecksilber- Unterbrecher, ein Stift, der von einem 
motorgesteuertem Nocken in Hg getaucht wird, oder eine drehende Düse 
("Turbine"), die einen Hg- Strahl auf im Kreis angeordnete Kontakte 
richtete. Das Hg wurde auch noch unter Petroleum gehalten, 
Funkenlöschung, Schutz vor Oxydation.
Das waren keine simplen Konstruktionen.

Ein solcher Unterbrecher wurde vor einiger Zeit bei Ebay verkauft- 
leider zu teuer. Vermutlich, wegen des schönen Aussehens, für eine 
Sammlervitrine, sieht immerhin ähnlich aus, wie Dampfmaschinen- Modelle, 
ich denke anhand der mangelhaften Beschreibung nicht, daß der Erwerber 
weiß, wozu das mal gut war. Jemand konnte so ein Gerät in einem Institut 
erwerben, vor dem Schrott retten, wie ich den Funkeninduktor- der fast 
120 Jahre Lehrmittel war, und aufgrund von EU- "Vorschriften" schon auf 
den Schrottwagen geschmissen wurde.

Es gibt auch andere Konstruktionen, etwa chemische Unterbrecher nach 
Wehnelt, die können tausende Unterbrechungen pro Sekunde bei gewaltigen 
Strömen realisieren, aber die kann ich wegen des höheren 
Spannungsbedarfs nicht verwenden. Evtl. Eine Unterbrecher- Bauart des 
Polwenders/ Kommutators halte ich für machbar, aber von den 
Eigenschaften her wesentlich ungünstiger.

Ich habe Bauzeichnungen für Hg- Turbinen-Unterbrecher, aber eine 
Anfertigung wäre unbezahlbar.

Es handelt sich um historische Gerätschaften- die Verwendung von 
Halbleiterbauelementen als Schalter ist keine Option.

Ich wurde bisher nicht fündig- habe aber auch keine Idee, wo solches 
Röntgen- Equipment o. ä. zu finden wäre.

Vielleicht kennt jemand einen Restaurator/ Sammler für historisches 
Medizin- Equipment ?

von Baum (Gast)


Lesenswert?

Ich würde dir ne kleine Menge quecksilber (weiß ja nicht wie viel du 
wirklich brauchst) in Form von zwei Quecksilberschalter zukommen lassen.

Für einen eigenbau. Falls du das möchtest.

von Edi M. (edi-mv)


Lesenswert?

@Baum,

Ich komme drauf zurück.
Mal sehen, ob vllt. jemand weiß, wo ein existentes Gerätchen 
aufzutreiben ist. Dann wäre das schon super.
Eigenbau... eventuell. Ich denke drüber nach- ein normaler Hg- 
Unterbrecher mit Nockentrieb wäre ja noch einigermaßen machbar.

: Bearbeitet durch User
von MaWin (Gast)


Lesenswert?

Du suchst nicht bloss ein Museumsstück, sondern ein nach 100 Jahren 
immer noch auf voller Leistung funktionierendes Museumsstück, und dann 
auch noch zu einem Preis unter Wert.

Überlege mal wie abwegig das ist.

Europäische Hersteller waren Rotax, Isenthal und Ducretet, hier wurde 
mal eines versteigert
https://www.lot-art.com/auction-lots/Rotax-Mercury-Jet-Interrupter-c-1920-Electricita/624-rotax_mercury-26.5-team 
, eingebaut waren die unter anderem in militärisch genutzten 
transportablen Röntgengeräten im 1. WK.

von Baum (Gast)


Lesenswert?

MaWin schrieb:
> Du suchst nicht bloss ein Museumsstück, sondern ein nach 100 Jahren
> immer noch auf voller Leistung funktionierendes Museumsstück

Da bleibt wirklich nur ein eigenbau.
Also wenn man es zu einem Preis machen möchte der für den normalen 
Sammler nich erträglich ist.

von nachtmix (Gast)


Lesenswert?

Edi M. schrieb:
> der Induktor zieht richtig Strom,
> angegeben ist er bei bei Nennspannung 48 Volt mit 9 Ampére, aber real
> messe ich über 15 A schon bei 12 V.

Die 9A werden der Mittelwert sein, wenn der Unterbrecher arbeitet, denn 
dann fliesst ja nur für einen Bruchteil der Periode der hohe Strom.

Zunächst solltest du aber überprüfen, ob das Induktorium noch in Ordnung 
ist, oder ob die Alterung schon Isolationsfehler und Kurzschlüsse in der 
Sekundärspule hinterlassen hat.

Des weiteren wird man sich wohl die Planscherei mit dem Quecksilber 
ersparen wollen.
Irgendwann geht doch mal etwas davon daneben und versteckt sich in 
irgendwelchen Ritzen am Fußboden, von wo es kontinierlich ausgast.
Für bewohnte Räume ist das heute nicht mehr akzeptabel.
In dem über 100 Jahre alten Gemäuer, in dem ich früher tätig war, hat 
man bei der Renovierung über 20kg Quecksilber unter dem Parkett 
gefunden!


Es stehen heute preiswerte Transistoren mit Sperrspannungen von weit 
über 1000V zur Verfügung, die derzeit billigsten wurden seinerzeit für 
die Hochspannungserzeugung von Bildröhren in Farbfernsehern und 
Monitoren entwickelt.
Heute will die kaum noch jemand, und deshalb werden die Reste 
verramscht.

Die folgenden Typen kosten alle weniger als 1 euro nd können mehr als 
1000V bei einigen Ampere schalten.
https://www.pollin.de/p/transistor-130451
https://www.pollin.de/p/hochspannungs-leistungstransistor-bu508af-130075
https://www.pollin.de/p/hochspannungs-leistungstransistor-bu508ax-130036
https://www.pollin.de/p/hochspannungs-leistungstransistor-but76a-130450
https://www.pollin.de/p/hochspannungs-leistungstransistor-but56af-130302
https://www.pollin.de/p/hochspannungs-leistungstransistor-bu1508dx-130885
https://www.pollin.de/p/hochspannungs-leistungstransistor-2sc5048-130591
https://www.pollin.de/p/hochspannungs-leistungstransistor-bu2527df-131460
https://www.pollin.de/p/hochspannungs-leistungstransistor-bu2525a-131462
https://www.pollin.de/p/leistungs-transistor-bu2520ax-131446
https://www.pollin.de/p/hochspannungs-leistungstransistor-mit-damper-diode-bu2508df-130437
https://www.pollin.de/p/hochspannungs-leistungstransistor-bu2527aw-130440
https://www.pollin.de/p/hochspannungs-leistungstransistor-bu2527af-131450
https://www.pollin.de/p/hochspannungs-leistungstransistor-bu2520dx-130887
https://www.pollin.de/p/hochspannungs-leistungstransistor-mit-damper-diode-buh515d-131452
https://www.pollin.de/p/leistungs-schalttransistor-telefunken-bu508a-130824
https://www.pollin.de/p/hochspannungs-leistungstransistor-2sd1577-130608
https://www.pollin.de/p/hochspannungs-leistungstransistor-mit-damper-diode-2sd2539-131444
https://www.pollin.de/p/hochspannungs-leistungstransistor-buh517-130443
https://www.pollin.de/p/hochspannungs-leistungstransistor-bu2525ax-130438
https://www.pollin.de/p/hochspannungs-leistungstransistor-2sd1555-130064
https://www.pollin.de/p/hochspannungs-leistungstransistor-2sd1432-130376
https://www.pollin.de/p/hochspannungs-leistungstransistor-bu2725ax-131448
https://www.pollin.de/p/hochspannungs-leistungstransistor-mit-damper-diode-bu508df-130038
https://www.pollin.de/p/hochspannungs-leistungstransistor-s2055n-130811
https://www.pollin.de/p/leistungs-transistor-bu2508a-130434
https://www.pollin.de/p/hochspannungs-leistungstransistor-s2055a-130235

Das sollte ausreichen, zumal der Spannungsanstieg an der Primärwicklung 
des Induktoriums vermutlich relativ langsam, vergleichbar mit dem 
Zeilenrückschlagimpuls, stattfindet.

Ich vermute sogar, dass diese Transistoren den Quecksilberstrahl 
hinsichtlich der Abschaltgeschwindigkeit übertreffen.

von Edi M. (edi-mv)


Lesenswert?

@MaWin,
Ihre Vorstellungen bezüglich Preisen hatten Sie an anderer Stelle 
dargelegt. Diese können Sie weiter in IHREM Kopf spuken lassen. Ich habe 
das Recht, so billig zu kaufen, wie möglich.

Ich suche auch kein Gerät im Neuzustand. Es muß nicht funktionstüchtig 
sein, nur restaurierbar.
Ich restauriere funktechnische Geräte und Radios aller Jahrzehnte. Ich 
habe auch Kenntnisse in Feinmechanik und Maschinen/ Fahrzeugbau, habe 
früher Motorräder restauriert.
Restauration ist was anderes, als eine Einzelanfertigung- und in diesem 
Falle wahrscheinlich preiswerter.

Den Induktor werde ich in einer Restauration/ Rekonstruktion eines 
historischen Geräts verwenden.

@Nachtmix,
Ich schrieb schon, daß ich weiß, womit ich arbeite.
Das schrieb ich auch.
Solches Equipment wurde einst benutzt. Es ist anzunehmen, daß die 
Hersteller das so bauten, daß es sicher war.
Herumplanschen mit Quecksilber werde ich wohl eher nicht.
Ich habe in der Bauelemente- Herstellung schon mit Stoffen gearbeitet, 
die weitaus gefährlicher, weil richtig offen zugänglich, waren, etwa 
riesige Wannen mit Flußsäure oder Behälter mit Trichloräthylen.

Ich bin Elektroniker von Beruf.
Ich könnte eine geeignete Schaltung mit Halbleiter- Bauelementen bauen.
Das ist aber KEINE Option.
Das schrieb ich auch.

Würde ja auch kein Oldtimer- Freund einen Benz- Motorwagen mit einem 
fabrikneuen Mercedes- Dieselmotor im Bewegung setzen.

@Baum,
Eigenbau erwäge ich- aber vllt. ist doch ein Herankommen an ein 
existierendes Gerät.

von Baum (Gast)


Lesenswert?

Edi M. schrieb:
> Eigenbau erwäge ich- aber vllt. ist doch ein Herankommen an ein
> existierendes Gerät.

Mir fällt spontan ein das Quecksilber zu amalgan reagiert mit anderen 
Metallen. Steht dazu was in deinen konstruktionsplänen?

von Baum (Gast)


Lesenswert?

Ah ja jetzt hab ich es gesehen. Behältnisse die am besten nicht 
reagieren und die Kontakte werden nur besprüht.

von Edi M. (edi-mv)


Lesenswert?

Durch den Hinweis von MaWIn habe ich nach dem englischen Begriff für ein 
solches Gerät gesucht, und fand noch einige Sachen über diese 
Gerätschaften.
Interessant, wie weit die Forschung war, und wie weit man den Aufwand 
gelegentlich trieb.
Hier eine Beschreibung einer Quecksilber- Turbinenunterbrecher- 
Konstruktion. Von... 1923.

https://www.tandfonline.com/doi/pdf/10.3109/00016922309133450

Bemerkenswert die deutsche Beschreibung- eine Filtriervorrichtung zur 
Reinigung des Quecksilbers muß es auch gegeben haben.
Reinigung der Flüssigkeiten in den Unterbrechern wurde auch in etlichen 
Literaturstellen beschrieben. Bei ständig genutzten Unterbrechern dieser 
Bauarten war das eine notwendige Wartungsarbeit.

Es gab HG- Unterbrecher auch mit kardanischer Aufhängung (!) in 
Funkanlagen von Schiffen.

Das sind also anspruchsvole und leistungsfähige Gerätschaften, die man 
nicht mal so einfach auf dem Küchentisch zusammenschraubt.

: Bearbeitet durch User
von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


Lesenswert?

Man hat auch lange genug auf Hochspannungsseite die Funken gezähmt.
ich würde mal behaupten, dass eine rotierende Funkenstrecke auch
oldschool genug aussieht.

Und wenn man meint, dass das Plasma irgendwas
an den Funkenfolgen und -flanken verschleift,
hilft ein zusätzliches Anblasen der Funkenstrecken im Rotor
mit einem Ventilator oder evtl auch Druckluft.

von Pandur S. (jetztnicht)


Lesenswert?

Man muss das Quecksilber eben mit nichtlegierenden Partnern laufen 
lassen. zB amalgamieren Eisen, sowie Kohle nicht.

von Edi M. (edi-mv)


Lesenswert?

@ J-A V.
"Man hat auch lange genug auf Hochspannungsseite die Funken gezähmt.
ich würde mal behaupten, dass eine rotierende Funkenstrecke auch
oldschool genug aussieht."

Ja, das ist schon richtig.
Nur... mache ich das nicht wegen des Aussehens.
Ich benötige zwingend einen sehr guten Funkenerzeuger auf der 
Primarseite.

Übrigens gab es Aufbauten, die Funkenstrecke mit Kühlung, Mehrfach- 
Funkenstrecken, sowie auf beiden Seiten rotierende Unterbrecher 
verwendeten.
Auf solche Details werde ich wohl hinarbeiten.

Ich habe auch andere Konstruktionen erwogen. Etwa Polwender/ Kommutator, 
mit Kohle- Schleifbürsten, etc.
Die Hg- Unterbrecher dürften aber mit Abstand die besten Konstruktionen 
sein.
Und, wie geschrieben, diese waren nicht gerade selten in Verwendung- 
Röntgenröhren wurden mit ihrer Hilfe befeuert.

Darum eben die Frage nach einem Quecksilber- Unterbrecher oder 
Quecksilber- Turbinenunterbrecher. Irgendwo wird doch so ein Gerät noch 
herumoxydieren...

: Bearbeitet durch User
von nachtmix (Gast)


Lesenswert?

Edi M. schrieb:
> Nur... mache ich das nicht wegen des Aussehens.
> Ich benötige zwingend einen sehr guten Funkenerzeuger auf der
> Primarseite.

Also doch Halbleiterschalter.
Der Abreissfunke, der in Hg-Relais entsteht, deutet nicht gerade auf 
eine sehr schnelle Abschaltlanke hin.

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


Lesenswert?

Edi M. schrieb:
> Nur... mache ich das nicht wegen des Aussehens.

öh?

muss also doch nicht detailgenau originalgetreu sein?

von Edi M. (edi-mv)


Lesenswert?

@Nachtmix:

Nö.

Ich habe mich schon einigermaßen damit beschäftigt- eben, weil das alles 
vergessenes Wissen ist.

Wie geschrieben- für den beabsichtigten Zweck sind Halbleiter keine 
Option.
Ist schon klar, was ich da machen will, geht sicher mit modernem 
Equipment- ich will aber zeigen, daß es mit den damaligen Mitteln ging.
Ist immerhin die nachhaltigste Technik- einmal hergestellt, für viele 
Jahrzehnte funktionstüchtig.

Beschreibungen von Hg- Unterbrechern (beider Varianten) lassen wissen, 
daß es (fast) keine Funken gab- außer Quecksilber wurden nichtleitende 
Flüssigkeiten verwendet, in denen das lief, etwa Petroleum. Außerdem 
durfte der für das Gerät angegebene Strom nicht überschritten werden.

Kein Funken- Keine Oxydation, damit sollte der Schaltimpuls sauber sein.

Daß die Flüssigkeiten dennoch gereinigt werden mußten, ist beschrieben, 
und logisch- der Abrieb der  schnell drehender Teile dürfte einer guten 
Funktion mit der Zeit abträglich werden.

von Edi M. (edi-mv)


Lesenswert?

@J.A.V:

Nein, nicht unbedingt- Es muß authentisch sein.

Ich REKONSTRUIERE ein Gerät, welches vollkommen verrottet war, mit 
Teilen jener Zeit, sowie nachgebauten oder nachempfundenen Teilen- 
Funktion und die Teile müssen zeitmäßig passend sein.

von michael_ (Gast)


Lesenswert?

● J-A V. schrieb:
> öh?
>
> muss also doch nicht detailgenau originalgetreu sein?

Schau dir mal seine Internetseite an!

http://edi.bplaced.net/?Home

Alle Hochachtung!!!

von Edi M. (edi-mv)


Lesenswert?

@michael_,
Danke ! Freut mich, wenn's gefällt !

Da die Seite nun genannt wurde, noch ein Detail zum Thema 
Abschaltflanke:

Es gab vor über 100 Jahren sogar Konstruktionen eines Unterbrechers, der 
extrem schnelle Funkenfolgen herstellen konnte (Angaben bis 3000 
Unterbrechungen/ Sekunde !!!), und dabei auch noch so steile 
Abschaltflanken erzeugte, daß der Funkeninduktor ohe Kondensator 
betrieben werden konnte !

Das war ein chemischer Unterbrecher: Bleiplatte, Schwefelsäure und ein 
Platinstift in einer Glasröhre.

Siehe auch hier: 
http://edi.bplaced.net/?Projekte___Projekt_historischer_Funkensender%2C_um_1905___Historische_Teile_und_Eigenbauteile

(etwas runterscrollen)

Ist für meine Teile ungeeignet, da der Wehnelt- Unterbrecher mindestens 
60 V benötigt, und ich werde meinen historischen Induktor (Bj. etwa 
1900- 1904) nicht ohne Not neu bewickeln.

Ich finde es faszinierend, was man damals schon drauf hatte.

Übrigens ist der Erfinder DER Wehnelt, den Elektronikfreunde von 
Oszillographen- und Fernseh- Bildröhren her kennen: Er entwickelte den 
nach ihm benannten "Wehnelt- Zylinder".

von Dieter J. (fossi)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Ist vermutlich nicht ganz das was gesucht wird, aber ich vermute, daß 
auch hier ein Quecksilberschalter zum Einsatz gekommen ist. Dies soll 
zeigen, daß es früher üblich war, mit offenem Quecksliber zu schalten.
Es dürfte sich um einen Tirillregler handeln, den ich aus einem alten, 
kleinen Wasserkraftwerk gerettet habe. Damit wurde die Netzspannung 
"geregelt".
Mit dem Queksilberschalter wurden Widerstände auf der Rückseite des 
Reglers umgeschaltet und damit vermutlich die Erregung des Generators 
geändert. Die große stromdurchflossene Spule hebt und senkt dabei einen 
Glasbehälter und über die unterschiedlich langen Elektroden, die 
vermutlich in Quecksliber eintauchten, wurden dann die zugehörigen 
Widerstände zu- bzw. abgeschaltet.

Die Regelfrequenz kenne ich nicht. Ebenso findet man auch sehr wenig 
über so ein Gerät im Netz. Vielleicht hat ja jemand Informationen zu so 
eienm Regler und dessen genaue Funktionsweise.  Angehängt noch ein paar 
Bilder von dem Gerät.


Gruß
fossi

von ~Mercedes~ (Gast)


Lesenswert?

Ein Induktor ohne wagnerischer Hammer?

Der ist dann aber nicht aus Schul- oder Institutsbeständen,
sondern nem alten Funkequipment, nicht wahr?
Welche Unterbrecherfrequenz ist denn eigendlich gewünscht?

Als Freak ist ein alter umgebauter Reihenschlußmotor
als Unterbrecher machbar.
Oder Experimente mit dem Quecksilberschalter aus einem
alten Tauchkontaktrelais, wie es für Thermometer üblich war.
oder mit nem Thyratron, wo mit höherer Spannung ein Kondensator
aufgeladen wird, der dann über den Induktor entladen wird,
etwa wie bei der Hochspannungszündanlage beim Auto.

Ne Frage:
Willst Du nemn Löschfunkensender bauen?
Dann wäre die Frage ob schon im Primärkreis ein
Tonfrequenzunterbrecher sein muß, oder ob der
Tonunterbrecher als "Rotary Gap" in der Hochspannung
arbeiten darf.

mfg

von Edi M. (edi-mv)


Lesenswert?

@Dieter J.,
Interessanter Regler.
Laaange nicht mehr die Bezeichnung "Tirrill- Regler" gehört... Ich 
erinnere mich, diese in Zusammenhang mit Reglern für die alten 
Gleichstrom- Lichtmaschinen von Motorräder und Autos(EMW, AWO, BK, und 
alle MZ, Wartburg, Trabant) gehört zu haben. Das war allerdings ein 
Dreipunktregler: Erregerspannung an Erregerspule geschaltet, 
Erregerspule getrennt, oder Erregerspule kurzgeschlossen, je nach 
Spannungslage am Anker. 2 Zustände waren aber bei noch älteren Reglern 
möglich.

Auf jeden Fall auch ein interessantes Gerät.

Eine Regler"frequenz" ist ja erst dann, wenn die Regelung erfolgt, bei 
dem dicken Generator eines Wasserkraftwerks ist die Regelung eher 
gemächlich, wenn der gesamte Hg- Behälter mit einer Art "Pendel" bewegt 
wird, ist eine schnelle Schaltfolge ja kaum drin, und wahrscheinlich 
auch nicht nötig.

@Mercedes,

Der Induktor stammte wirklich aus einer Schule... ich arbeitete da 
einige Wochen, wie geschrieben, die haben das 120 Jahre alte Lehrmittel 
auf dem Schrottwagen gestellt (zum Glück nicht geschmissen !) !
Einen Wagnerschen Hammmer hat der tatsächlich nicht.
Warum, werde ich nich mehr ergründen können- die Herstellerfirma ist bis 
1904 in Lübeck nachgewiesen.
Ein externer Unterbrecher ist dann natürlich nötig gewesen.

Ob solche Induktoren als Funk- Equipment verkauft wurden, der Hersteller 
den Unterbrecher mitlieferte, oder einst ein Fremdgerät verwendet 
wurde...kaum noch herauszufinden, wie die Schule das Gerät verwendete, 
es stand Jahrzehnte nur noch als Staubfänger herum- keine Lehrer, die 
alt genug sind, das Gerät mal benutzt zu haben.

Die Unterbrecherfrequenz sollte so hoch wie möglich sein, idealerweise 
abhängig von einer Motordrehzahl, die man nach Bedarf bestimmt.

Ein Kommutator (Polwender) eines Motors war auch meine Idee, ist aber 
suboptimal, wegen Funkenbildung an den Schleifkohlen.
Vielleicht aber auch möglich, wenn das unter einer isolierenden 
Flüssigkeit läuft, wie bei den Hg- Unterbrechern.

Eine rotierende Funkenstrecke kann evtl. auch verwendet werden, es gibt 
Konstruktionsunterlagen, die auf die Verwendung beider Geräte hindeuten.
Andere wieder zeigen einen Wechselstromgenerator, der direkt auf den 
Induktor arbeitet, ohne Unterbrecher. Auslöser des Funkens ist dann die 
sich annähernde "Brücke" der rotierenden Funkenstrecke zwischen den 
Hochspannung führenden Induktor- Sekundäranschlüssen.
Und dann gibt es noch alle 3 Möglichkeiten in Darstellungen.
Diese Darstellungen sind alt, die Beschreibungen dürftig, und die Leute 
in den Druckereien waren sicher keine Fachleute.

Genau das ist es also auch, was ich untersuchen möchte.

Aber... ein Kommutator- Unterbrecher muß auch erst mal gebaut werden.

Und ja... ich rekonstruiere einen Funkensender, der -bis auf sein 
Gestell- restlos verrottet war, mit den ähnlichstmöglichen Teilen. Der 
Induktor ist genau der gleiche Typ, der auch in einem Museumsstück im 
Museum Norddeich- Radio, sowie in vielen alten funktechnischen 
Veröffentlichungen zu sehen ist.

: Bearbeitet durch User
von Edi M. (edi-mv)



Lesenswert?

Im Netz habe ich einige Fundstücke aufgegabelt, die zeigen, wieviel 
Gedanken man sich über die Quecksilber- Unterbrecher machte.

1. Netzfund (tubecollection.de)

Voltohm- Unterbrecher, ein Motor betätigt mittels umlaufender Scheibe 
eine Hebung/ Absenkung eines Kontaktstifts in Hg.

2. Netzfund:(updoc.site).

Eine sogar noch besser realisierbare Konstruktion, die es auch in 
Wirklichkeit gab, es gibt sogar ein Foto.

Juli 1897:
Eine recht einfach aussehende Konstruktion des  Hg- Unterbrechers von F. 
Hofmeister, der Funkeninduktoren für Röntgenröhren versorgte.
Quecksilber, eintauchender Kontaktstern, obenauf Wasser. Auch die 
Zuführung des Stroms wird mit Hg bewerkstelligt, mit einer in Hg 
umlaufenden Metallscheibe.

Das einfache Aussehen täuscht über die Nachteile hinweg !

Beim Verlassen des Hg durch einen der Kontaktarme gab es bei hohen 
Strömen "explosionsartige Verdampfungsgeräusche" (!), sowie Geräusche 
des Gehäusedeckels, wahrscheinlich durch entweichende Wasserdämpfe, ein 
längeres Arbeiten war zu belastend.

März 1898:
H. Hauswaldt verbesserte die Konstruktion erheblich- der Stern hatte nun 
rund zulaufende, gebogene Arme, die isolierende Flüssigkeit muß nun 
Paraffinöl sein. Die Konstruktion läuft dann lautlos, und kann bis 10 
Ampére verkraften.

Eine Konstruktion, die einen Stift von oben in hg eintauchen läßt, 
könnte ich realisieren. Der Hofmeister- Unterbrecher ist aber auch eine 
gute Idee- so etwas fiel mir zwar auch ein, ich hätte aber gedacht, daß 
es nicht vernünftig funktioniert, weil die Stern- Arme Hg mitreißen, daß 
die Konstruktion "spritzt". Unter einer isolierenden Flüssigkeit scheint 
dem aber nicht so zu sein.

: Bearbeitet durch User
von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


Lesenswert?

Die Scheibe könnte doch auch ein Kohleschleifer sein, oder?
da käme man schon mal mit der halben Menge Hg hin.

von Edi M. (edi-mv)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Den Voltohm- Unterbrecher hatte ich noch vergessen anzuhängen.

@JAV,
Ich denke, der Herr Hofmeister hat sich dabei was gedacht.

Ein Kohleschleifer und ein Schleifring, wie bei Wechselstromgeneratoren, 
geht sicher auch.

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


Lesenswert?

Edi M. schrieb:
> Ein Kohleschleifer und ein Schleifring, wie bei Wechselstromgeneratoren,
> geht sicher auch.

äh so meinte ich das eigentlich auch.

von Georg A. (georga)


Lesenswert?

Kann aber evtl. schon sein, dass gerade im Zusammenhang mit HF&Co ein 
"normaler" Schleifring zuviel Rauschen produziert. Und reibungsärmer ist 
die Sache mit dem Quecksilber auch noch.

Aber ingesamt schon tolle Frankensteintechnik. Genauso wie der 
Quecksilbergleichrichter :)

von Edi M. (edi-mv)



Lesenswert?

Frankensteintechnik... hört sich toll an...
:-)

Immerhin gute Technik- funktionssicher, nachhaltig, weil langlebig.

Eine Quecksilberdampf- Gleichrichterröhre habe ich im Einsatz- ich habe 
dazu sogar eine solche Flasche, unbenutzt in Originalverpackung, Baujahr 
1929, aus Militärbeständen ergattern können. Die Röhre liefert den Strom 
für die Ladung eines Autoakkus/ Solarakkus, sowie bei Bedarf für die 
Regenerierung eines solchen Akkus. Ich ließ eine alte Regenerier- 
Schaltung vom Anfang der 50er, die in den 70ern in der DDR schon mal für 
die Regenerierung von Trockenbatterien genutzt wurde, wieder 
auferstehen.
Dank des Innenwiderstands kann man eine "weiche Kennlinie" der 
Gleichrichtung nutzen- das war MIR wichtig. Außerdem ist die Schaltung 
gutmütig, bei Kurzschluß soll der Röhrenstrom auf Null gehen (ich habe 
das natürlich nicht probiert...).
Die Buddel benötigt 1,9V, 8 Ampére- angesichts des Nutzens vertretbar, 
immerhin konnte ich müde Akkus "erwecken". Ich nutze das Gerät seitdem 
allerdings nur noch selten.
Optisch ist die Röhre auch schick, ist allerdings größtenteils silbern, 
nur unten sieht man das violette Licht, wenn die Lampe arbeitet- 
trotzdem sehenswert.

Hier Beschreibung, Achtung, sehr viele Seiten:

http://edi.bplaced.net/?Projekte___Edi-_Roehren-_Akkulade-_und_Regeneriergeraet

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.