Hallo, ich habe eine Frage zum Design von Schaltnetzteilen (z.B. Computernetzteilen oder auch Kleinspannungsnetzteilen mit 12V bis 24V DC am Ausgang) auf der Primärseite. Gibt es eine Vorschrift, nach der auf der Primärseite, wo Kondensatoren hohe Spannungen tragen können, immer auch ein Widerstand vorhanden ist, der diese Kondensatoren entlädt, wenn das Schaltnetzteil ausgeschaltet ist? Oder drückt so eine Konstruktion lediglich den guten Willen des Entwicklers aus und ist nicht zwingend erforderlich? Gibt es da eine typische Zeitkonstante? Ich habe mir diese Frage gestellt, als ich die Modellbezeichnung meines lärmenden Lüfters ablesen wollte, der in meinem Desktop-Computernetzteil verbaut ist und ich den Innereien mit Staubsauger (Kunststoffdüse!) und Pinsel zu Leibe rückte.
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Verlass dich nicht drauf. BTW: Das Ladegerät meines ALDI Akkuschrauber hat keinen. Scheint also zulässig (weil sooo doof ist ALDI nicht das was nicht zulässiges rauszuhauen).
Die Grenze für Kleinspannung liegt bei max. 60V (inklusive temporärer Überspannungen und Toleranzen, d.h. max. Nennspannung liegt niedriger, z.B. 48V). Entladung ist zwar kein muss, aber sinnvoll, wenn der Stecker auch an andere Anschlüsse gesteckt werden könnte. Die Ladung könnte so Bauteilen den Rest geben. Auch Aufladung im Generatorbetrieb mit dem Staubsauger ist möglich. Im worst-case ist de höher als die Betriebsspannung.
Dieter, Dieter schrieb: > Die Grenze für Kleinspannung liegt bei max. 60V (inklusive temporärer > Überspannungen und Toleranzen, d.h. max. Nennspannung liegt niedriger, > z.B. 48V). > Entladung ist zwar kein muss, aber sinnvoll, wenn der Stecker auch an > andere Anschlüsse gesteckt werden könnte. Die Ladung könnte so Bauteilen > den Rest geben. Auch Aufladung im Generatorbetrieb mit dem Staubsauger > ist möglich. Im worst-case ist de höher als die Betriebsspannung. ich sprach von der Primärseite von Schaltnetzteilen, nicht von der Sekundärseite. Ich verstehe auch nicht, was Du mit "Aufladung im Generatorbetrieb mit dem Staubsauger" meinst.
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Von aussen entladen kannst Du nur die sog X-Kondensatoren, dies sind parallell geschaltete Entstörer mit typischen Kapazitäten zwischen 0,1 - 1,0uF. Vor den Primärelkos schützt Dich der vorgeschaltete Gleichrichter. Ja, es gibt eine Vorschrift, diese findet sich z.B. in EN60950-1 und auch in EN62368-1. Ab einem gewissen Wert muß ein Entladewiderstand rein für eine Zeitkonstante von max 1sec.
Peter M. schrieb: > Gibt es eine Vorschrift, nach der auf der Primärseite, > wo Kondensatoren hohe Spannungen tragen können, immer > auch ein Widerstand vorhanden ist, der diese Kondensatoren > entlädt, wenn das Schaltnetzteil ausgeschaltet ist? Ja... bzw. Jein. > Oder drückt so eine Konstruktion lediglich den guten > Willen des Entwicklers aus Nein. > und ist nicht zwingend erforderlich? Doch. > Gibt es da eine typische Zeitkonstante? Ja: Eine Minute. Meine Erinnerung sagt, dass es eine Vorschrift gibt, die besagt, dass berührungsgefährliche Spannungen innerhalb einer Minute auf ungefährliche Werte (=Kleinspannung) abgesunken sein müssen. WIE das erreicht wird, ist egal. Die Hochspannungsbox, die einen ISM-Sender gespeist hat, enthielt z.B. ein Hochspannungsrelais, das beim Abschalten abgefallen ist und den Entladewiderstand an die Kondensatoren angeschaltet hat. WO diese Vorschrift steht, weiss ich leider nicht mehr.
Egon D. schrieb: >> Gibt es da eine typische Zeitkonstante? > > Ja: Eine Minute. Wenn man nichts weiß, sollte man einfach mal die Klappe halten.
Mark S. schrieb: > Egon D. schrieb: >>> Gibt es da eine typische Zeitkonstante? >> >> Ja: Eine Minute. > > Wenn man nichts weiß, sollte man einfach mal > die Klappe halten. Wenn man geistig verwirrt ist auch.
Mark S. schrieb: > Wenn man nichts weiß, sollte man einfach mal die Klappe halten. Ja genau! :-) Die von dir zitierten Normen EN60950-1 und EN62368-1 beziehen sich ja nur auf Geräte der Informations- und Kommunikationstechnik, elektrische Büromaschinen. Sie gelten nicht für Schaltnetzteile (oder überhaupt Netzteile) oder sonstige Hochspannungsbaugruppen im Allgemeinen. Mark S. schrieb: > Ab einem gewissen Wert muß ein Entladewiderstand rein > für eine Zeitkonstante von max 1sec. Könnte man den "gewissen Wert" vielleicht etwas genauer spezifizieren? Eine Sekunde scheint gerade bei größeren Kondensatoren mit der Forderung nach niedrigem Standby-Verbrauch zu kollidieren, sofern der Widerstand permanent parallel zu den Cs liegt.
Hallo Jungs, vielen Dank für Eure Anstrengungen, Informationen und Referenzen. Bei Gelegenheit fahre ich mal zur nahe gelegenen Ausbildungseinrichtung um dort einen Blick in die Erzeugnisse des Freibeuter-Verlags zu werfen. Ich verfolge den Faden weiter, falls es noch weiteres Erhellendes gibt. Falls der Bedarf besteht, organisiere ich gerne eine gepflegte Drittortauseinandersetzung auf der nahegelegenen öffentlichen Wiese hier in Hannover-Südstadt. ;)
Peter M. schrieb: > Gibt es da eine typische Zeitkonstante? > > Ich habe mir diese Frage gestellt, als ich die Modellbezeichnung meines > lärmenden Lüfters ablesen wollte, der in meinem Desktop-Computernetzteil > verbaut ist und ich den Innereien mit Staubsauger (Kunststoffdüse!) und > Pinsel zu Leibe rückte. Die gibt es, ist aber nicht dazu da, damit man bei geöffneten Schaltnetzteil keinen Schlag bekommt. Sondern, wenn man an die Eingangsbuchse des Kaltgerätesteckers oder Steckerkontakte kommt, keinen Schlag bekommt. Der Widerstand ist etwa 200 bis 400 KOhm. Ich mußte das mal schmerzhaft am NT eines Commodore PC-10 (?) erleben. Schau doch einfach nach, was in deinem PC-NT verbaut ist.
Hallo michael_, michael_ schrieb: > Schau doch einfach nach, was in deinem PC-NT verbaut ist. Das zusammengebaute Netzteil speist den Rechner, an dem ich Dir schreibe. Vor dem Zusammenbau hatte ich allerdings ein Foto für mich gemacht, aber darauf kann ich keinen Entladewiderstand sehen. Ich habe das Netzteil auch nur seitlich aus dem Rechner herausgezogen um nicht die ganzen Verkabelungen zu trennen.
Peter M. schrieb: > Vor dem Zusammenbau hatte ich allerdings ein Foto für mich gemacht, aber > darauf kann ich keinen Entladewiderstand sehen. Ich sehe da die drei 1206er-Widerstände direkt unter der Kaltgerätebuchse auf der Platinenunterseite.
Peter M. schrieb: > Vor dem Zusammenbau ok, Dir geht es also um die Kondensatoren, die man erst beim Öffnen des Netzteilgehäuses erreichen kann. Für die ist kein Entladewiderstand vorgeschrieben, da das Gehäuse des Netzteils nur durch Elektrofachkräfte geöffnet werden soll. An den Kondensatoren hängt die Versorgung für den Standby-Zweig. Die wird die Kondensatoren bei komplett abgestecktem PC in der Praxis innerhalb von einigen Minuten soweit entladen bis der Undervoltage-Lockout greift. Bei einem Weitbereichsnetzteil dürfte das so zwischen 60 und 100 V sein. Danach geht das Entladen deutlich langsamer, die Spannung ist dann ja aber schon nicht mehr so gefährlich. Für die von außen erreichbaren Kontakte des Kaltgerätesteckers gilt was Mark S. oben geschrieben hat.
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moti schrieb: > Die von dir zitierten Normen EN60950-1 und EN62368-1 > beziehen sich ja nur auf Geräte der Informations- und > Kommunikationstechnik, elektrische Büromaschinen. Sie > gelten nicht für Schaltnetzteile (oder überhaupt > Netzteile) oder sonstige Hochspannungsbaugruppen im > Allgemeinen. Naja, die Normen werden für die Geräte als Ganzes gelten. Wenn also ein Computer (=Büromaschine?!) von einem Schaltnetzteil gespeist wird, dann wird sich das SNT so verhalten müssen, wie die Norm für Büromaschinen sagt. Es gibt aber noch einen ganz anderen Punkt: Der Netzstecker ist nach dem Entfernen aus der Steckdose ohne Werkzeug und auch von Laien berührbar. Hier gilt möglicherweise die Aussage mit der einen Sekunde; das weiss ich nicht. Ich hatte Peters Frage aber so verstanden, dass es ihm um die Spannung an Punkte IM INNEREN des Gerätes geht, die NICHT ohne weiteres von Laien berührt werden können. (Dem entspricht etwa mein Beispiel mit der Hochspannungs- versorgung des ISM-Senders; da musste man eine Schaltschrank- tür öffnen und einen Gehäusedeckel abschrauben, um da heranzukommen.) Überraschenderweise gibt es auch für DIESEN Fall ein Festlegung, und meiner Erinnerung nach ist die geforderte Zeit eine Minute. (Die Pöbelei eines Rüpels genügt mir hier nicht als Widerlegung.) > Mark S. schrieb: >> Ab einem gewissen Wert muß ein Entladewiderstand rein >> für eine Zeitkonstante von max 1sec. > > Könnte man den "gewissen Wert" vielleicht etwas genauer > spezifizieren? Eine Sekunde scheint gerade bei größeren > Kondensatoren mit der Forderung nach niedrigem Standby- > Verbrauch zu kollidieren, sofern der Widerstand permanent > parallel zu den Cs liegt. Naja, wenn da eine aktive PFC drin ist (wovon ich bei einem Computernetzteil ausgehe), dann liegen die Kondensatoren nicht direkt hinter dem Primärgleichrichter. Das entspannt die Sache.
Peter M. schrieb: > michael_ schrieb: > >> Schau doch einfach nach, was in deinem PC-NT verbaut ist. > > Das zusammengebaute Netzteil speist den Rechner, an dem ich Dir > schreibe. Die Widerstände sind direkt parallel zu den großen Ladeelkos.
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