Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Schaltung zur Verstärkung einer Dopplerfrequenz


von Andre B. (antiheld)


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Hallo,

für eine Geschwindigkeitsmessung muss ich eine Dopplerfrequenz eines 
Radarsensors (HYG RSM-1650) mit einer Amplitude von +-300 µV verstärken 
um die im Anschluss mit einem ADC (ADS7835) zu digitalisieren.

Die ausgegebene Frequenz liegt zwischen 4 kHz und 15 kHz.

Der ADC kann mit der internen Referenz von 2,5V ein Eingangssignal von 
+-2,5 V verarbeiten. Daher habe ich als Verstärung mal v = 7000 
angepeilt.

In der Artikelsammlung habe ich die Schaltung für einen 
nichtinvertierenden Vertärker mit einfacher Spannungsversorgung gefunden 
Operationsverstärker. (Screenshot angehängt)

Wäre diese Schaltung prinzipell für diese Verstärkung geeignet?

Die Verstärkung wird ja durch den Spannungsteiler R2/R4 bestimmt. Sollte 
der Gesamtwiderstand der beiden Widerstände einen gewissen Wert nicht 
überschreiten um den Ladestrom von C4 zu gewährleisten oder spielt der 
keine Rolle?


MfG Andre

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Hallo,

prinzipiell ist die Schaltung dazu geeignet, nur der OPV sicher nicht, 
um 7000-fach zu verstärken aufgrund seines Rauschens und seiner zu 
geringen Bandbreite, denn es sollen bis zu 15 kHz übertragen werden.
Die Widerstände bringen ebenfalls Rauschen mit sich, besser wäre es, die 
Rückkopplung über einen "niederohmigen" Spannungsteiler zu machen, 
anstatt 1 Megaohm zu verwenden. OP37 war früher mein Freund. Heute gibt 
es andere. GBW müßte > 100 MHz sein.
Es könnte sinnvoll sein, die Rauschbandbreite auf z.B. 18 kHz zu 
begrenzen.

mfG

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Du machsat es dir ein wenig leichter, wenn du 2 Opamps verwendest, gerne 
auch  in einem Gehäuse, und die Verstärkung aufteilst. Die OPA Serie ist 
ein guter Hinweis, ich z.B. verwende gerne OPA2134 als zwiefachen 
Verstärker.

von KI-Besitzer (Gast)


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Das Datenblatt sagt -300...+300 mV, nicht µV.

von Dieter F. (Gast)


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von KI-Besitzer (Gast)


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Oh, die KI bemerkte eben, dass das der Offset ist. Das Signal ist 
tatsächlich so klein. :D

von Dieter F. (Gast)


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Oder auch hier:

http://www.weidmann-elektronik.de/index.php?option=com_content&view=section&layout=blog&id=17&Itemid=21

Der "Schmackes" liegt bei der FFT zur Auswertung :-). Hier wäre "Elm 
Chan" ein geeignetes Stichwort.

von TrollJäger (Gast)


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KI-Besitzer schrieb:
> Das Datenblatt sagt -300...+300 mV, nicht µV.

Offset, NICHT Signal...

4-15kHz ist ja eine sehr ordentliche Bandbreite. Bist du dir wirklich 
sicher mit diesen Werten? 15 kHz entspricht ja schon einer recht hohen 
Geschwindigkeit.

Mir hat dieses Dokument sehr geholfen:

https://www.rfbeam.ch/files/products/1/downloads/AN-04%20TypicalSignalAmp.pdf

von Dieter F. (Gast)


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Andre B. schrieb:
> Der ADC kann mit der internen Referenz von 2,5V ein Eingangssignal von
> +-2,5 V verarbeiten.

Bist Du sicher? +- ?

von nachtmix (Gast)


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TrollJäger schrieb:
> 15 kHz entspricht ja schon einer recht hohen
> Geschwindigkeit.

Etwa 100m/s oder 360 km/h.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Aha, nach der sorgfältigen Auswahl und Lektüre der Datenblätter kommen 
erste Feinheiten ins Bewußtsein, die auch mal um den Faktor 1000 daneben 
liegen können. Also wird er wohl mit weniger Bandbreite auskommen 
können.

Mfg

von TrollJäger (Gast)


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Christian S. schrieb:
> Aha, nach der sorgfältigen Auswahl und Lektüre der Datenblätter kommen
> erste Feinheiten ins Bewußtsein, die auch mal um den Faktor 1000 daneben
> liegen können. Also wird er wohl mit weniger Bandbreite auskommen
> können.

Haben wir nicht alle so angefangen ? :-)

Wer etwas mehr ins Detail gehen möchte, dem sei folgendes Video 
empfohlen:

https://www.youtube.com/watch?v=5vqSX40seqA

The Signal Path macht schon immer sehr gute Videos, dieses hier ist 
keine Ausnahme. (Und viel weniger nervig als der komische Australier)

von Egon D. (Gast)


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Andre B. schrieb:

> Wäre diese Schaltung prinzipell für diese Verstärkung
> geeignet?

Klares "Jein".

Es ist möglich, aber ungünstig, eine Verstärkung von 7000
(=77dB) in einer einzelnen Stufe zu realisieren. Man
macht sich das Leben leichter, wenn man diese Verstärkung
auf zwei (bei höheren Frequenzen auch noch mehr) Stufen
aufteilt. Zwei Stufen a 40dB oder drei Stufen zu je 26dB
sehen ganz passend aus.

OPVs sind heutzutage gute Standardware, da darf man auch
gern einen oder zwei mehr nehmen.


> Die Verstärkung wird ja durch den Spannungsteiler R2/R4
> bestimmt. Sollte der Gesamtwiderstand der beiden
> Widerstände einen gewissen Wert nicht überschreiten um
> den Ladestrom von C4 zu gewährleisten oder spielt der
> keine Rolle?

Gut erkannt.

R2 und C4 sollten beide nicht größer als notwendig sein,
sonst dauert es nach dem Einschalten ewig, bis der Ausgangs-
pegel stabil ist.
Schätzungsweise kannst Du C4 ohne Schaden auf 1µF verringern.

von Andre B. (antiheld)


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Christian S. schrieb:
> Aha, nach der sorgfältigen Auswahl und Lektüre der Datenblätter kommen
> erste Feinheiten ins Bewußtsein, die auch mal um den Faktor 1000 daneben
> liegen können. Also wird er wohl mit weniger Bandbreite auskommen
> können.
>
> Mfg

Danke für die hilfreichen Antworten und Links. Das hat mir schonmal eine 
Vorstellung gegeben wie ich die Schaltung realisieren könnte.

Die Bandbreite und Geschwindigkeit waren schon so gewollt, denn ich 
versuche mir einen Geschwindigkeitsmesser fürs Bogenschießen zu bauen. 
Und moderne Compoundbögen schießen bis 350km/h.

Da anscheinend eine Bandbreite von 11kHz Probleme bereiten könnte, werde 
ich mich erstmal auf meinen Recurve fokussieren und mich auf den Bereich 
zwischen 160 km/h bis 250 km/h beschränken.
Das entspricht dann 7 kHz bis 11 kHz.

Fürs erste werde ich die angehängte Schaltung mit dem LMV772 probieren 
und die auf 2x 40 dB und die Grenzfrequenzen anpassen.

Ausserdem werd ich wohl erstmal auf den ADC verzichten und einen 
Komperator verwenden. Das macht die Auswertung nochmal ein Stück 
einfacher.

Die angesprochene FFT will ich mir erstmal ersparen, da immer nur ein 
Pfeil durch den Chrony geschossen wird und unsere einheimischen Mücken 
hoffentlich keine Geschwindigkeiten >160 km/h erreichen.

Wenn ich die Verstärkung mit R1 = 1 kOhm und R2 = 100kOhm realisiere, 
müssten C1 = 22 nF und C2 ca 150 pF haben. Wären das realistische Werte 
für die Kondensatoren oder ist vor allem C1  schon zu klein?
Mir fehlen da leider die Erfahrungswerte.

MfG Andre

von TrollJäger (Gast)


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Andre B. schrieb:

> Ausserdem werd ich wohl erstmal auf den ADC verzichten und einen
> Komperator verwenden. Das macht die Auswertung nochmal ein Stück
> einfacher.
>
> Die angesprochene FFT will ich mir erstmal ersparen, da immer nur ein
> Pfeil durch den Chrony geschossen wird und unsere einheimischen Mücken
> hoffentlich keine Geschwindigkeiten >160 km/h erreichen.

Ein FFT erhöht dir auch deutlich dein SNR und bringt dich aus dem eher 
lästigen Zeitbereich raus. So ein Sensorsignal sieht dort halt um den 
Faktor paartausend verstärkt alles andere als "interpretierbar" aus. Ein 
Komparator stattdessen ist wirklich die allerbilligste Lösung, die 
eigentlich nur bei Bewegungserkennung zuverlässig funktioniert. Eine 
Geschwindigkeitsmessung würde ich damit nicht machen wollen...

Bei mir läuft z.B. ein 256 Punkte FFT mit ca. 10 Hz Refreshrate auf 
einem Cortex M0 mit 48 MHz. Funktioniert einwandfrei.

von TrollJäger (Gast)


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Andre B. schrieb:
> Wenn ich die Verstärkung mit R1 = 1 kOhm und R2 = 100kOhm realisiere,
> müssten C1 = 22 nF und C2 ca 150 pF haben. Wären das realistische Werte
> für die Kondensatoren oder ist vor allem C1  schon zu klein?
> Mir fehlen da leider die Erfahrungswerte.

Nö, die sind absolut OK. pF ist übrigens kleiner als nF :-)

So als Vergleich: bei Quarzen nimmt man Kondensatoren im Bereich 5-20 
pF, die sind auch problemlos zu bekommen.

Der Aufbau des Systems ist aber nicht ganz trivial, lass den Layout von 
jemanden machen der Ahnung davon hat (Abblockung, HF,  etc.) Solche 
Schaltungen fallen schon eher in die Profiliga und sind kein 
Anfängerprojekt.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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"Die Bandbreite und Geschwindigkeit waren schon so gewollt, denn ich 
versuche mir einen Geschwindigkeitsmesser fürs Bogenschießen zu bauen. 
Und moderne Compoundbögen schießen bis 350km/h."

Das ist ja eine recht interessante Anwendung! Nur konnte man dies zu 
Beginn nicht erahnen. Wünsche noch gutes Gelingen beim Schaltungsaufbau 
und hoffentlich verletzt sich niemand beim Ausprobieren. Es bleibt die 
Frage offen, ob so ein Pfeil genügend Wellenenergie reflektiert.

So einen empfindlichen Verstärker sollte man vielleicht in einen 
Blechkasten einbauen, damit er keine Störungen einfängt.

mfG

von Andre B. (antiheld)


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Christian S. schrieb:
> "Die Bandbreite und Geschwindigkeit waren schon so gewollt, denn ich
> versuche mir einen Geschwindigkeitsmesser fürs Bogenschießen zu bauen.
> Und moderne Compoundbögen schießen bis 350km/h."
>
> Das ist ja eine recht interessante Anwendung! Nur konnte man dies zu
> Beginn nicht erahnen. Wünsche noch gutes Gelingen beim Schaltungsaufbau
> und hoffentlich verletzt sich niemand beim Ausprobieren. Es bleibt die
> Frage offen, ob so ein Pfeil genügend Wellenenergie reflektiert.
>
> So einen empfindlichen Verstärker sollte man vielleicht in einen
> Blechkasten einbauen, damit er keine Störungen einfängt.
>
> mfG

Die reflektierte Energie macht mir auch noch Sorgen. Da hoffe ich aber 
auf die Stahlspitze.

Was macht denn meinen Verstärker so anfällig für HF Probleme? Ist das 
die Verstärkung von ca 75 dB oder die Bandbreite von 4 kHz?

Weil wenn ich mir zum Beispiel die verlinkte Weidmann Elektronik 
anschaue, ist der Verstärker in meinen Augen relativ einfach aufgebaut. 
Da sind keinerlei Masseflächen usw bei gleicher Verstärkung.

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