Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Temparatursensor für Wetterballon


von Leo H. (leo_h)


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Hallo,

Für ein Schulprojekt in dem wir einen Wetterballon bauen, brauche ich 
einen Temperatur Sensor und einen Luftdruck Sensor der bei bis zu -65° 
Celsius zuverlässig funktioniert.

Auch nach eher langer Suche im Internet habe ich keinen gefunden. 
Zusätzlich sollte er auch digital sein.

Grüsse leo_h

von Olaf (Gast)


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> Auch nach eher langer Suche im Internet habe ich keinen gefunden.
> Zusätzlich sollte er auch digital sein.

Keine Arme, keine Kekse. -65C liegt weit ausserhalb des ueblichen 
digitalen Arbeitsbereiches. Da wirst du einfach nichts bekommen. Schon 
garnicht als Schüler mit der Stueckzahl 1. Also im Zweifel ein 
Theromelement oder vielleicht auch ein NTC nutzen.

Und beachte bitte das auch deine restliche Elektronik da nicht mehr 
funktionieren wird.

Olaf

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Wir haben schon mehrere Missionen durchgeführt. Die von dir angestrebten 
-65°C haben wir nie erreicht. Mit -37.5°C hatten wir unseren 
"Tieferekord" [1].


[1] 
http://www.mb.eah-jena.de/page/de/fachgebiete/mechatronik/studium/stroke1

von Stefan M. (derwisch)


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Wie machen es denn die Profis?
Wetterballons mit elektronischen Sensoren sind ja nichts neues.
Da gibt es z.B. die Firma "Vaisala", die komplette Sonden anbietet.

Müssen die auch so tiefe Temperaturen vertragen?
Wenn nein, warum dann bei eurem Projekt -65°C?

Wir haben die in en 90er Jahren oft angepeilt, und sind dann zur 
Landestelle gefahren ( Trophäenjagd mit Peilantenne ).

Damals war alles noch analog. Leider habe ich keine mehr davon.

von ZF (Gast)


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Hallo Leo,

für normale Pt100 Temperatursensoren, zum Beispiel von IST, sind -65°C 
kein Problem. Sie sind oft bis -200°C spezifiziert, funktionieren auch 
noch darunter, aber da gilt das DIN Polynom zur Umrechnung R nach T 
nicht mehr. Kritischer ist die Ausleseelektronik, oder wie Du es Dir 
wünscht ein integrierter Sensor, ganz so schlimm wie Olaf schreibt ist 
es aber nicht.

Die Standard industrial IC Spezification geht bis -40°C. Auch weit 
darunter funktionieren noch viele der gar nicht für so tiefe 
Temperaturen designte ICs, manche auch noch bei -200°C, teilweise mit 
Einschränkungen, aber es ist halt nichts vom Hersteller garantiert.

Wenn Du sicher sein willst, dann musst Du verschiedene Bauteile vorher 
testen. Kannst Du Zugang zu Kühlern bekommen welche so weit runter 
kommen? Für den Temperatursensor könntest Du alternativ auch z.B. einen 
externen (Pt) Sensor verwenden, und die Ausleseelektronik gut 
wärmedämmen, so dass sie durch Eigenerwärmung + ggf. einen elektrischen 
Heizer im spezifizierten Temperaturbereich bleibt, falls elektrische 
Energie bei Deinem Ballonprojekt nicht zu knapp vorhanden ist.

Aus Erfahrung kann ich Dir sagen: -65°C ist noch nicht so kalt, die 
Chancen was Lauffähiges hin zu bekommen sind nicht so schlecht. Kritisch 
ist aber nicht nur die Temperatur, sondern auch Kondensation von 
Wasserdampf und Eisbildung.

von Bernd B. (microwave-designer)


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Hallo Leo,

mir ist nicht ganz klar, ob die Messtechnik nach dem Start zu den 
Schölern zurück kehrt oder verloren ist und alles per Funk übertragen 
wird.

Sofern Du keine ICs zur Temperaturmessung findest, wäre die Messung mit 
einem PTC/NTC sicherlich möglich. Du kannst ja auch vorher eine 
Messkurve im Klimaschrank aufnehmen und später die Messergebnisse 
dranlegen.

Die barometrische Messung müsste vielleicht mit einer Heizung erfolgen, 
da ja Membranen und so weiter mit tiefen Temperaturen immer 
unelastischer werden.

Lass Dich nicht entmutigen, solche Messungen werden auch bei der 
Luftfahrt gemacht. Ach ja, Batterien und Akkus reagieren ebenfalls auf 
Temperatur. Aber bei so tiefen Temperaturen gibt es evtl. die eine oder 
andere Eigenerwärmung, auch im IC oder Prozessor.

Viel Erfolg!

Bernd

von Erich (Gast)


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z.K.

Vaisala RS92-SGP Radiosonde teardown

https://www.youtube.com/watch?v=xSxtwuTS5hw

von Olaf (Gast)


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> Du kannst ja auch vorher eine
> Messkurve im Klimaschrank aufnehmen und später die Messergebnisse
> dranlegen.

Das Problem ist das er als Schueler wohl keinen Klimaschrank mit -65Grad 
haben wird. Schon gar nicht so genau das man damit einen Fuehler 
ueberpruefen koennte.
Von dem Problem mal abgesehen stimme ich zu, man kann durchaus noch 
Dinge bei -65Grad ans laufen bringen. Allerdings muss man testen weil 
man gelegentlich interessante Ueberraschungen erleben kann. (z.B mit 
Ferriten in Schaltreglern)

Olaf

von MaWin (Gast)


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Er sucht keinen Temperatursensor bis -65GradC (das ist einfach) sondern 
einen Luftdrucksensor bis -65GradC, hat aber die Überschrift nicht 
hinbekommen.
Da allerdings auch die Elektronik in einem Wetterballon in einem 
elekrisch geheizten Styroporblock steckt, schliesslich schafft kein IC 
-65GradC und militärische -55 wird er nicht bezahlen wollen also 
höchstens industrial bis -25GradC verwenden können) kann er den 
Drucksensor auch dort unterbringen, der Druck ist derselbe wie draussen.

von Purzel H. (hacky)


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Ein NTC geht gut bis -80. Ein 10k NTC wird dann um die 3MOhm haben.
Geht gut. Die -65 Grad sind weniger ein Problem, wenn man mit Abwaerme 
rechnet. Da sind die Stromfresser wie GPS willkommen.
Thermocouple Type K gehen bis Fluessig Stickstoff bei -196

: Bearbeitet durch User
von ZF (Gast)


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MaWin schrieb:
> schliesslich schafft kein IC -65GradC

Hallo Manfred,

doch das geht bei vielen ICs. Man muss aber wenn man die Spezifikation 
von COTS (Commercial off the shelf) verletzen will vorher testen, und es 
gibt keine Garantie, dass die nächste Charge sich noch genauso verhält. 
Wie ich weiter oben schon schrieb sind auch bei -200°C manche Standard 
industrial ICs noch funktionsfähig, aber es sind längst nicht alle und 
man kann interessante Effekte bei denen die nicht funktionieren 
entdecken.

von Bernd B. (microwave-designer)


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Hallo Foristen,

gut, dass es ein Forum gibt! Da kommt ja eine Menge Erfahrung und Wissen 
zusammen.

Folgendes: 1. Ist der TO ein Schöler oder ein Lehrkörper?
2. In den Schulen steht manchmal viel zur Verfügung. Manchmal tut es 
auch ein Thermogefäß mit flüssigem Stickstoff.
3. Mil-Bausteine sind manchmal nicht so teuer. Häufig sind sog. 
Consumer-Bauteile bereits innerhalb der Mil-Spezifikation.

Aber das sind alles Kleinigkeiten. Mich würde nur der Fortgang / 
Fortschritt des Projektes interessieren.

Gruß in die Runde und an die forschen Forscher!

Bernd

PS: Feuerzangenbowle

von Bernd B. (microwave-designer)


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Olaf,

das mit den Keksen solltest Du Dir abgewöhnen. Das war eine ganz 
traurige Geschichte, die immer noch kein Ende gefunden hat.

Ich hätte Dir das gerne als private E-Mail gesendet, aber Du bist ja 
nicht angemeldet.

Gruß

Bernd

von Leo H. (leo_h)


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Bernd B. schrieb:

> mir ist nicht ganz klar, ob die Messtechnik nach dem Start zu den
> Schölern zurück kehrt oder verloren ist und alles per Funk übertragen
> wird.

Ja die wollen wir wenn möglich wieder einsammeln. Dafür haben wir einen 
GPS Mobilfunk Tracker. Trotzdem planen wir die Daten noch auf einer SD 
Karte zu speichern. evtl. auch noch ein telemetrie modul mit an bord.

> Sofern Du keine ICs zur Temperaturmessung findest, wäre die Messung mit
> einem PTC/NTC sicherlich möglich. Du kannst ja auch vorher eine
> Messkurve im Klimaschrank aufnehmen und später die Messergebnisse
> dranlegen.

Wie kann man mit einem Microcontroller Widerstand messen?

> Die barometrische Messung müsste vielleicht mit einer Heizung erfolgen,
> da ja Membranen und so weiter mit tiefen Temperaturen immer
> unelastischer werden.
>
> Lass Dich nicht entmutigen, solche Messungen werden auch bei der
> Luftfahrt gemacht. Ach ja, Batterien und Akkus reagieren ebenfalls auf
> Temperatur. Aber bei so tiefen Temperaturen gibt es evtl. die eine oder
> andere Eigenerwärmung, auch im IC oder Prozessor.
>
> Viel Erfolg!
>
> Bernd

Vielen Dank für die Hilfe

von soso... (Gast)


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Die Elektronik musst du auf z.B. >-40°C heizen, denn eine sinvolle 
Elektronik für <-40°C ist kaum kostengünstig zu bekommen. Das ist aber 
kein schwieriges Problem.

Elektronik + Akku/Batterie würde ich in dazu in eine Styroporbox packen. 
Ich empfehle ein paar Widerstände auf der Platine als Heizung und einen 
Thermostat IC wie den MCP9501 + FET. Das Gewicht dabei ist minimal.

Ums größer die Temperaturdifferenz, umso größer die Heizleistung. 
Versuche also, auf -40°C für die Elektronik zu kommen. Das ist mit etwas 
Vorsicht bei der Auswahl der Bauteile noch realistisch.

IC:
http://ww1.microchip.com/downloads/en/DeviceDoc/22268a.pdf

Den Sensor für die Temperatur kommt außerhalb der Box hin. -65°C ist 
eigentlich kein Problem für passive Sensoren. Beispiel:

https://www.fuehlersysteme.de/temperatur/thermoelemente/mantelthermoelemente/mantelthermoelement-typ-k-nicr-ni.html
Die könne problemlos -65°C und weniger.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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soso... schrieb:
> Die Elektronik musst du auf z.B. >-40°C heizen

Heizen muss man nix. GPS, Telemetrie, Kamera, .... halten die Temperator 
in der Styroporbox locker über 20°C

von soso... (Gast)


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Joe G. schrieb:
> soso... schrieb:
>> Die Elektronik musst du auf z.B. >-40°C heizen
>
> Heizen muss man nix. GPS, Telemetrie, Kamera, .... halten die Temperator
> in der Styroporbox locker über 20°C

Das wäre auszuprobieren. Bei einer so hohen Temperaturdifferenz (wir 
reden von 25°C) wäre ich eher skeptisch, ob das wirklich ausreicht. So 
ein GPS ist mal bei 80-100mW, die Kamera wird auch nicht viel mehr 
brauchen, der µC eher viel weniger.

Das kann man aber gut probieren - am Labortisch muss das bei 25°C dann 
in der Box mindestens 50°C, besser 60°C haben, wenn alles in Betrieb 
ist. Man muss ja von -65°C auf mindestens -40°C kommen.

Ich persönlich würde die Heizung einfach drauftun. Wieg weit unter einem 
Gramm. Nicht bestücken geht immer.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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soso... schrieb:
> Das wäre auszuprobieren.

Haben wir schon mehrfach [1]. Die Innentemeratur lag mehr bei 27°C - 
30°C als bei 20°C

[1] 
http://www.mb.eah-jena.de/page/de/fachgebiete/mechatronik/studium/stroke

von Bernd B. (microwave-designer)


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Leo H. schrieb:
> Wie kann man mit einem Microcontroller Widerstand messen?

Da sind wir wieder beim Thema: Mit einem TI MSP430 würde ich ein 
Taktsignal vom Ausgans-Port auf eine Serienschaltung von R und C geben, 
die Anzapfung auf einen Schmitt-Trigger-Eingang, die Frequenz verändern 
und über Interrupt den Zählwert aufnehmen.

So etwas steht z.B. in einer der vielen App.-Notes zum MSP430. Aber 
bekanntlich führen alle Wege nach Rom und man kann mit sooo 
unterschiedlichen Verfahren die Temperatur messen.

Für die Experten: Man baut die Messung einmal mit festem R und festem C 
auf und einmal mit variablem R. Damit verfolgt man den driftenden 
Knackpunkt des Schmitt-Triggers. Man kann auch mit nur einem C arbeiten 
und die Unterschiede von C zu C somit entfernen... Aber alle Wege führen 
nach Rom und es gibt nicht nur eine Weisheit.

Schließlich noch ein Zitat meines ehemaligen Entwicklungsleiters: 
"Unsere Module laufen auch bei Minus 40 Grad Celsius! Wir müssen nur 
sicherstellen, dass sie unterhalb -25°C nicht abgeschaltet werden. Die 
springen sonst nicht zuverlässig an und können sich dann nicht selbst 
erwärmen."

Happy Engineering and Coding

Bernd

von Andre R. (ltisystem)


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Hallöchen,

einen Drucksensor bei Conrad gibt es z.B. hier (nach 3 Minuten Suche 
gefunden):

https://www.conrad.de/de/nxp-semiconductors-drucksensor-1-st-mpxa4100a6u-20-kpa-bis-105-kpa-smd-150110.html

Der ist laut Datenblatt auch bis -40°C verwendbar 
(http://www.produktinfo.conrad.com/datenblaetter/150000-174999/150110-da-01-en-SMD_DRUCKSENSOR_MPXA4100A6U.pdf)

Oder auch: https://de.rs-online.com/web/p/drucksensoren/7191065/

Man könnte ja vorher mal eine Testmessung im Gefrierschrank oder mit 
Trockeneis machen und gegebenenfalls eine Kalibrierkurve erfassen, die 
dann bei der Auswertekorrektur einfließt.

Wie auch immer - prinzipiell gibts das also würde ich sagen. Ansonsten 
gebe ich den Vorautoren Recht, dass das Messsystem (z.B. mit dem von mir 
allseits geliebten Arduino Nano für rund 2€ bei ebay) mit einem 
Heizelement erwärmt werden kann, z.B. mit sowas hier: 
https://www.conrad.de/de/ate-electronics-rb50-hochlast-widerstand-22-axial-bedrahtet-50-w-5-1-st-421588.html

Müsste man noch klären wie es mit der Stromquelle, Datenübertragung etc. 
aussieht und ob es Sinn macht da so viel in den Ballon zu stecken wenn 
der Ballon danach eh im Weltall verschwindet ;)

: Bearbeitet durch User
von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Hier mal eine Messung.

von bingo (Gast)


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schau Dir mal die Picoballons vom Lötlabor Jena an, die haben da schon 
einige Erfahrung, ich könnte mir vorstellen, dass Du da auch 
Schützenhilfe bekommst

https://loetlabor-jena.de/doku.php?id=projekte:picoflights:start

.

von Der Andere (Gast)


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Joe G. schrieb:
> Hier mal eine Messung.

Interessant.
Ist die Erhöhung der Innentemperatur ab 4200 m darauf zurückzuführen, 
daß die Luft dünner wird und damit die Konvektionsverluste sinken?

von Andre R. (ltisystem)


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Der Andere schrieb:
> Joe G. schrieb:
>> Hier mal eine Messung.
>
> Interessant.
> Ist die Erhöhung der Innentemperatur ab 4200 m darauf zurückzuführen,
> daß die Luft dünner wird und damit die Konvektionsverluste sinken?

Ich glaube, dass bei beiden Diagrammen die x-Achse die gemeinsame 
Zeitachse darstellt und der gemessene Temperaturansteig vielleicht 
darauf zurückzuführen ist, dass bei 4200t der Ballon wieder am Boden war 
und der Temperaturfühler aus seinem Gehäuse genommen wurde und in ein 
Gebäude (23°C)gebracht wurde. Die Messung hat wahrscheinlich draußen bei 
Außentemperatur von 8°C angefangen.

von Purzel H. (hacky)


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Die Problem bei Tieftemperaturelektronik ist wie folgt.

Bipolar-Halbleiter arbeiten mit sogenanten Fermiflaechen, die sind von 
der Temperatur abhaengig und beschreiben die Besetzung der Zustaende im 
Impulsraum des Kristallgitters des Halbleiters. Deren Besetzung nimmt 
mit der Temperatur ab. Das bedeutet, die Leitfaehigkeiten und die Pegel 
aendern sich. Bei normalen ICs kann irgendwas geschehen graduell gegen 
Null Kelvin.
Wenn man sich vor solchen Effekten schuetzen will, nimmt man Fet, die 
haben eine andere Funtionalitaet. Also alles in Fet, nicht nur die 
eingnagsstufen. Damit kommt man auf Helium Temperaturen runter.

Das zweite Problem ist das bonding. Ueblicherweise Golddraehte auf 
Silizium. Die beiden haben verschiedene Ausdehnungskoeffizienten, dh bei 
Temperaturzyklen ueber grosse Bereiche, speziell zu tiefen Temperaturen 
reduziert sich die Lebensdauer dieser Verbindung.

Fuer Minus 80, wuerde ich einfach testen. Auf Funktionalitaet waehrend 
des Abkuehlens und auf Zyklenfestigkeit.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Der Andere schrieb:
> Interessant.
> Ist die Erhöhung der Innentemperatur ab 4200 m darauf zurückzuführen,
> daß die Luft dünner wird und damit die Konvektionsverluste sinken?

Die Erklärung ist ganz simpel. Die Startvorbereitungen erfolgten bei 5°C 
Außentemperatur. Dann wurde die Box geschlossen, die Elektronik 
gestartet und unterschiedliche Tests gefahren, die Temperatur steigt in 
der Box (immer noch am Boden). Nun erfolgt der Start und es pegelt sich 
unabhängig von der Außentemperatur eine recht konstante Innentemperatur 
ein. Im Scheitelpunkt (Ballonhülle wird abgesprengt) fällt die Box im 
freien Fall. Somit gibt es eine sehr viel größere Konvektion als beim 
Aufstieg. Die Temperatur in der Box fallt. In ca. 1000m Höhe wird der 
Landefallschirm ausgelöst. Bei ca. T=4100 ist die Box gelandet und 
wartet geschlossen bis zu ihrer Bergung. Die komplette Elektronik läuft 
bis die Akkus leer sind und die Box heizt sich wieder auf.

von Der Andere (Gast)


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Joe G. schrieb:
> Die Erklärung ist ganz simpel.

Ach so, ich habe die Überschrift "Höhe" des 2. Diagramms irrtümlich als 
Beschriftung der X-Achse des 1. Diagramms interpretiert.

tatsächlich ist es eine Zeitachse. Alles klar

von Karel M. (marsalek)


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Hallo Leo,

ich vermute - wie meine Vorredner - dass die Elektronik in einer 
Styropor-Box untergebracht wird, wo christliche Temperaturen herrschen. 
Dort würde ich einen I2C Drucksensor einbauen, wie z.B.
https://www.nxp.com/docs/en/data-sheet/MPL3115A2.pdf

Der liefert per I2C den Druck runter bis 0,2 Bar und dazu auch die 
Temperatur (im Inneren der Styroporbox). Das kannst Du mit anderen 
House-keeping Daten abspeichern und für die Thermalplanung der nächsten 
Missionen nutzen.


Weiterhin würde ich einen I2C Temperatursensor
http://www.ti.com/lit/ds/symlink/tmp431.pdf auch auf die Platine in der 
Styroporbox platzieren und mit einem externen low-cost PNP Transistor 
als remote sensor verbinden - nur der wird den niedrigen Temperaturen 
ausgesetzt. Also alles in einem eine ziemlich einfache Sache.

Und zur Widerstandsmessung mit einem µP: man nimmt eine 
Spannungsreferenz z.B. 2.5 V und mit der verosrgt einen Spannungsteiler 
aus einem festen Widerstand (z.B. 10K) und einem NTC (auch 10K) und die 
Spannung in der Mitter des Spannungsteilers wird an einen ADC Eingang 
des µP geleitet und mit mindestens(!) 100nF gestützt, da der ADC Eingang 
beim Samplen "ziemlich viel" Strom benötigt.

von Bernd B. (microwave-designer)


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Bernd B. schrieb:
> Da sind wir wieder beim Thema: Mit einem TI MSP430 würde ich ein
> Taktsignal vom Ausgans-Port auf eine Serienschaltung von R und C geben,
> die Anzapfung auf einen Schmitt-Trigger-Eingang, die Frequenz verändern
> und über Interrupt den Zählwert aufnehmen.

Nachtrag um das Suchen zu vereinfachen:

http://www.ti.com/lit/an/slaa129c/slaa129c.pdf

Gruß

Bernd

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Karel M. schrieb:
> Der liefert per I2C den Druck runter bis 0,2 Bar und dazu auch die
> Temperatur

Das reicht leider nicht :-(
0.2 bar entspricht etwa einer Höhe von 11km. Bei 50 km Höhe sind es nur 
noch 0.001 bar. Wir haben einen MS5611 verwendet, der noch bis 31 km 
Höhe und -40°C linear arbeitet. Als Temperatursensor haben wir einen 
schnöden DS1820 eingesetzt. Der arbeitet bis -55°C.

: Bearbeitet durch User
von Karel M. (marsalek)


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Hi Joe,
danke für die Korrektur und den Tipp auf MS5611. Darf man den MS5611 ins 
Vakuum <0.1 mBar stellen zwecks Kalibrierung anderer Bauteile? Im 
Datasheet ist dazu nichts zu finden (nur Pmax. 6 Bar). Es geht mir 
darum, ob der Sensor dabei nicht beschädigt wird. Der Messbereich ist 
mir bekannt.

DS1820 ist so gut erprobt, mit dem kann man keinen Fehler machen :-) 
Eine gute Wahl!

von my2ct (Gast)


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soso... schrieb:
> Ich persönlich würde die Heizung einfach drauftun. Wieg weit unter einem
> Gramm.

Das Gewicht irgendwelcher Heizwiderstände wäre nie das Problem. Die 
Dinger wollen zum Heizen aber elektrische Energie sehen und die wiegt 
weit mehr, wenn sie in einer Batterie verpackt ist.

von Wolfgang (Gast)


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Karel M. schrieb:
> Darf man den MS5611 ins Vakuum <0.1 mBar stellen zwecks Kalibrierung
> anderer Bauteile?
> Im Datasheet ist dazu nichts zu finden (nur Pmax. 6 Bar).

Na ja, als Betriebsbereich ist dort angegeben: 10 bis 1200 mbar

9.9 mbar darunter wird er nicht sterben ;-)

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Karel M. schrieb:
> Es geht mir
> darum, ob der Sensor dabei nicht beschädigt wird. Der Messbereich ist
> mir bekannt.

Wir haben ihn in einer Vakuumkammer getestet, um den Bereich über 31 km 
zu erfassen. Das haben die Sensoren klaglos überstanden :-)

von Harald W. (wilhelms)


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ZF schrieb:

> Sie sind oft bis -200°C spezifiziert, funktionieren auch
> noch darunter,

Auch noch bei -300°C? :-)

von ZF (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Auch noch bei -300°C? :-)

Leider nicht ;-)

von Valentin Schlegel (Gast)


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Hast du schon mal probiert, bei nem großen Hersteller Anzufragen, ob die 
was haben? Mir würde jetzt spontan Bosch einfallen.

Als Schüler und mit Stückzahl 1 hast du gute Chancen, dass dir von denen 
was gesponsert wird. Einfach mal bei verschiedenen Herstellern nett 
anfragen. Da bekommst du bestimmt was bereitgestellt. Wichtig ist, dass 
sie sehen, dass es auch was wird, also eine gewisse Ausarbeitung 
mitsenden.

von Wolfgang (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Auch noch bei -300°C? :-)

Wenn es irgend jemand gelingt, diese Temperatur zu erzeugen, wäre das 
einen Versuch wert ;-)

von Reno S. (schaffi)


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Ich frage bei unseren Ozonleuten mal nach, ob sie dir weiterhelfen 
können.
https://www.dwd.de/DE/forschung/atmosphaerenbeob/zusammensetzung_atmosphaere/ozon/o3_ozon_node.html

von Helmut -. (dc3yc)


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Leo,

Ballonprojekte gab es ja schon eine Menge in den vergangenen Jahren. 
Schau doch mal unter www.aatis.de was da so die letzten 15 Jahre lief. 
Da bekommst du sicher auch Tipps zu Bauteilen, aufgetretenen 
Minimumtemperaturen und ähnliches!

Gruß,
Helmut.

von Martin L. (Gast)


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Hallo,

Leo H. schrieb:

> Für ein Schulprojekt in dem wir einen Wetterballon bauen, brauche ich
> einen Temperatur Sensor und einen Luftdruck Sensor der bei bis zu -65°
> Celsius zuverlässig funktioniert.

Wir haben das mit PT100 Sensoren und einem integrierten Frontend 
gemacht. Das ist kein Hexenwerk und auch in Einzelstückzahlen machbar.

> Auch nach eher langer Suche im Internet habe ich keinen gefunden.
> Zusätzlich sollte er auch digital sein.

Naja - ein bisschen Analog war das schon noch. Wie gesagt - wir haben 
den ADS1246 bzw. ADS1248 genutzt und waren zufrieden. Den genauen PT100 
Sensor müsste ich mal raussuchen - war aber kein großer Akt ihn bei den 
Distributoren zu finden.

Wichtig ist jedoch die Eigenerwärmung vom Sensor zu beachten. Durch den 
Messstrom erwärmt sich der Sensor ja selber und bei der sehr dünnen Luft 
ist die Konvektion nicht mehr signifikant. Dann wird die Strahlung in 
den Weltraum bzw. zur Sonne relevant und dann kann man sich langsam 
überlegen, ob man noch von Lufttemperatur reden kann/will.

Wir haben den Sensor daher nur mit geringem Duty-Cycle betrieben und 
einen in einer kleinen Box vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt und 
einen anderen auf ein größeres Blech (mit großer thermischer Masse) 
montiert.

Bei Bedarf suche ich gerne nochmal die Schaltpläne/Layouts raus.

Viele Grüße,
 Martin Laabs

von Harald W. (wilhelms)


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Martin L. schrieb:

> Wichtig ist jedoch die Eigenerwärmung vom Sensor zu beachten.
> Wir haben den Sensor daher nur mit geringem Duty-Cycle betrieben

Das ist die allgemein übliche Methode auch bei einfacheren
PT100-Frontends. PT100-Auswertungen haben aber auch noch ein
paar andere Hürden, wenn es einigermaßen genau werden soll.

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