Forum: PC Hard- und Software 1-Gbps-Switch + 1 Kabel = 1 Gbps und 1-Gbps-Switch + 2 Kabel = 2 Gbps?


von Note (Gast)


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Hallo zusammen,

die Frage, auf die ich keine Antwort zu finden weiß: Wie intelligent 
erfolgt die Lastverteilung durch das lokale Netzwerk?
Heißt am klaren Beispiel: Ich habe zu einem PC ein Ethernetkabel vom 
1Gbps-Switch verlegt. Dann habe ich ja faktisch, falls auch die 
Netzwerkkarte unterstützt, eine 1Gbps-Verbindung ins Netzwerk (oder 
zumindest zum Switch).
Wenn ich ein zweites Kabel zum selben PC (selbe Netzwerkkarte), zum 
selben Switch verlege - dann hätte ich (zumindest vom Gedankengang her) 
eine 2Gbps-Verbindung.

Nun... die habe ich nicht. Per Traffic Analyzer habe ich zwar vereinzelt 
Daten auf der zweiten Anbindung, jedoch ganz sicher keine erwarteten 
50%.

Kann mir da einer vielleicht erklären, was da los ist? Unterstützt das 
Protokoll kein Clustering? (bin ein ziemlicher Anfänger, schlage mich 
gerade durch die Domänen im lokalen Netzwerk durch)

: Verschoben durch User
von olibert (Gast)


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Note schrieb:
> Wenn ich ein zweites Kabel zum selben PC (selbe Netzwerkkarte), zum
> selben Switch verlege - dann hätte ich (zumindest vom Gedankengang her)
> eine 2Gbps-Verbindung.

Nein, hast du nicht. Wir haben beispielsweise bei einigen unserer Red 
Hat -Maschinen von 2-fach auf 4-fach Bonding umgestellt. Das heisst 
jedoch nicht, das der Durchsatz sich dadurch verdoppelt.

Der Grund liegt daran, dass sich die Netzwerkpakete beim Bonding-Mode 
802.3ad (LACP) nicht gleichmaessig ueber alle Verbindungen zum Switch 
verteilen.

Beim Linux-Maschinen sollte man noch die Hash-Policy "layer2+3" 
einstellen, um die Bonding-Verteilung ueber alle Interfaces zu 
verbessern. Am Switch gibt es aehnliche Moeglichkeiten.

von Martin (Gast)


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Eventuell musst du diese erst im Switch und am rechner aktivieren. Dann 
gibt es verschiedene Profile wie diese vorgenommen wird (round Robin, 
hash über l2,...) wie gut das ganze ist hängt dann natürlich auch davon 
mit ab

von Jim M. (turboj)


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Note schrieb:
> Wenn ich ein zweites Kabel zum selben PC (selbe Netzwerkkarte), zum
> selben Switch verlege - dann hätte ich (zumindest vom Gedankengang her)
> eine 2Gbps-Verbindung.

Ich lese nix von der Konfiguration des Switches selbst.

Mit "dummen" Switches geht das nicht, die müssten wenigstens "Smart" 
(konfigurierbar) sein.

von Tim S. (Firma: tsx89) (freak_ts) Benutzerseite


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Unter Windows ist das bissle blöd. Man braucht die richtigen 
Netzwerkkarten. Besser gesagt die richtigen Treiber. Mit Intel und 
Broadcom Multiport Server Karten hab ich bislang gute Erfahrungen. Bei 
den Windows-Intel-Treibern kann man "hinterher" auch noch andere fremde 
Karten "hinzufügen" (z.B. die Onboard-Realtek NetzwerkKarte für 3 Gbps) 
Zumindest kenne ich keine Windows-Boardmittel um das "Universell" zu 
lösen, und greif da immer zu Intel Karten. Unter Linux ist das alles 
nicht so dramatisch.

Und das andere Ende bzw. der Managed-Switch muss das auch können. 
Stichworte sind z.B. "statische" und "dynamische" Link-Aggregation-Group 
(LAGG) oder die "Billig-Variante" Adaptiver Lastenausgleich (ALB). Das 
kann Herstellerübergreifend immer mal leicht anders beschriftet sein. 
I.d.R:
> 802.3ad LACP
Alle Ports müssen die selben Geschwindigkeiten und Duplex-Einstellungen 
haben.

Beispiel Bild:
Aus den beiden physischen Verbindungen "LAN-Verbindung 2" und 
"LAN-Verbindung 3" wird hinterher die virtuelle LAGG "LAN-Verbindung 4" 
geschaffen, und nur noch in dieser werden die IP-Einstellungen 
vorgenommen.

: Bearbeitet durch User
von Note (Gast)


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Vielen lieben Dank an euch, anscheinend habe ich außer mir selbst auch 
noch einen ganz "dummen" Switch :)

von c-hater (Gast)


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Note schrieb:

> Nun... die habe ich nicht. Per Traffic Analyzer habe ich zwar vereinzelt
> Daten auf der zweiten Anbindung, jedoch ganz sicher keine erwarteten
> 50%.
>
> Kann mir da einer vielleicht erklären, was da los ist?

Bonding/Trunking/Teaming (oder wie man es nun immer nennt) funktioniert 
so, dass anhand gewisser Kriterien die Pakete entweder über die eine 
oder die andere Strippe geleitet werden.

Maximal kann man Layer3 zur Gewinnung der Kriterien heranziehen, d.h.: 
die IP-Adressen der beteiligten Rechner. D.h.: zwischen zwei konkreten 
Rechnern bleibt es immer bei der Bandbreite einer Strippe. Die höhere 
Bandbreite erreicht man nur, wenn mehrere Rechner beteiligt sind. Wenn 
z.B. zwei Clients gleichzeitig von einem Server saugen, dann kann im 
Idealfall die Bandbreite verdoppelt werden, die der Server liefert. Die 
Wahrscheinlichkeit, dass dieser günstige Fall eintritt, liegt aber bei 
dem beschriebenen Szenario und nur zwei Strippen halt nur bei 50%.

Oder anders ausgedrückt: Das ganze macht nur Sinn, wenn es darum geht, 
eine vielfach genutzte Resource (AKA: Server) besser anzubinden. Oder 
auch zwischen kaskadierten Switchen, an denen jeweils viele Rechner 
hängen, die kreuz und quer miteinander kommunizieren.

von 10GBase-T (Gast)


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c-hater schrieb:

> Maximal kann man Layer3 zur Gewinnung der Kriterien heranziehen, d.h.:
> die IP-Adressen der beteiligten Rechner. D.h.: zwischen zwei konkreten
> Rechnern bleibt es immer bei der Bandbreite einer Strippe. Die höhere

Habs nie probiert, aber mit 'round Robin' verteilt der Sender doch die 
Packete von einem TCP-Stream auf die Strippen, oder?

von Draco (Gast)


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Ja das ist RRPP "Round-Robing Per Paket", das was c-hater beschreibt ist 
RRPD "Round Robing Per Destination".

von (prx) A. K. (prx)


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Wobei round robin überhaupt erst einmal unterstützt sein will. Was man 
auf beiden Seiten einer L2-Verbindung der Fall sein sollte, also sowohl 
im PC/Server als auch im Switch in dem er steckt. Das ist mitnichten 
selbstverständlich.

Ob eine voll auf Lastverteilung auch einer einzelnen L3-Verbindung 
konfigurierte Strecke in der Praxis dann auch wirklich schneller ist, 
sollte man dann ernsthaft kontrollieren. Wenn Pakete einer solchen 
Verbindung öfter in verdrehter Reihenfolge beim Empfänger eintreffen, 
kann das je nach Implementierung auch mal zu Einbrüchen kommen.

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Bei der Modellierung solcher Verbindungen sollte man auf der Rechnung 
haben, dass Ethernet-Adapter gegenüber dem Betriebssystem heute oft mit 
64k-Frames arbeiten, die erst im sendenden Adapter in 1500er Frames 
aufgedröselt werden. Der empfangende Adapter sammelt die wieder ein und 
macht 64k-Frames draus. Das reduziert die Last für das Betriebssystem 
beträchtlich und ist auch in 08/15 PC-Adaptern verbreitet.

Will man in einem solchen Szenario mit Lastverteilung einer einzelnen 
Verbindung arbeiten, also Frames einer TCP-Verbindung round robin auf 
die Ports verteilen, stellen sich recht interessante Fragen nach dem 
"wie", also durch wen und mit welchen Folgen für das System. Auch unter 
der Berücksichtigung der Window-Size der TCP-Verbindung.

NB: Jumbo-Frames sind auch deshalb längst aus der Mode gekommen. Sie 
sparen zwar ein paar Prozent Frame-Overhead ein, verändern aber die 
Frame/Interrupt-Last im System nicht mehr.

: Bearbeitet durch User
von c-hater (Gast)


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Draco schrieb:

> Ja das ist RRPP "Round-Robing Per Paket", das was c-hater beschreibt ist
> RRPD "Round Robing Per Destination".

Was letzlich das einzig funktionierende ist, weil so gut wie kein 
normaler Client mit etwas anderem klarkommt...

RRPP erfordert Anwendungen, die damit klarkommen. Die sind de facto als 
als Notlösungen zu betrachten. Workarounds, um aus einer bestehenden 
Infrastruktur noch ein wenig mehr Performance herauszuquetschen. Bis 
irgendwann selbst dem meist völlig inkompetenten, aber nichtsdestotrotz 
enscheidungsgewaltigem BWLer klar wird, dass eine Investition doch 
unumgänglich ist...

von Reinhard S. (rezz)


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Wäre es denkbar/sinnvoll, die Verbindung zwischen Switch und Rechner 
einfach auf 10G zu heben? Setzt natürlich neuen Switch und neue 
Netzwerkkarte voraus, erspart aber die ganzen Konfig-Probleme.

von ich* (Gast)


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Reinhard S. schrieb:
> Wäre es denkbar/sinnvoll, die Verbindung zwischen Switch und Rechner
> einfach auf 10G zu heben? Setzt natürlich neuen Switch und neue
> Netzwerkkarte voraus, erspart aber die ganzen Konfig-Probleme.

Natürlich ist das machbar. Ob es sinnvoll ist, hängt wie immer von den 
Umständen ab. Frage Nummer 1: Kann der Server, bemessen an seinem 
tatsächlichen Anwendungsfall, überhaupt so viel Output liefern?

von Note (Gast)


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@Reinhard S. Sicher geht das. Aber wäre halt leichter beim bereits 
vorhandenen PC und bereits vorhandenem Switch ein weiteres Netzwerkkabel 
zu verlegen, anstatt 3 Geräte (PC, Server, Switch) 10Gbit-fähig zu 
machen :)

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