Forum: Offtopic Ich mag es nicht, neuen Händlern aus China mit Mißtrauen zu begegnen


von Reinhart K. (Firma: Kampmann) (dsf_s)


Lesenswert?

Ich befinde mich momentan in einem Dilemma. Mein Ziel ist es, Produkte 
in China herstellen zu lassen. Lasse ich sie hier in Europa, zumindest 
in Deutschland, herstellen, kosten sie so viel, daß sich der Verkauf 
nicht mehr lohnt. Lasse ich sie in China herstellen, habe ich keinerlei 
rechtliche Handhabe im Falle von Uhrheberrechtsv. oder fehlerhafter Ware 
oder sonstigem Betrug.
Ich mag es nicht, ständig neuen Händlern aus China mit Mißtrauen zu 
begegnen, gerade weil das auch dazu führt, daß ich nie mit einem Händler 
ins Geschäft komme und die ganze Produktion stagniert.
Außerdem gehe ich davon aus, daß auch deutsche Firmen die Produktion 
auslagern um dann ihre Marge draufzuschlagen und es als deutsches 
Produkt auszugeben.
Wie könnte ich das Problem lösen?

: Verschoben durch User
von Frank L. (hermastersvoice)


Lesenswert?

du könntest Bäcker werden...

von Reinhart K. (Firma: Kampmann) (dsf_s)


Lesenswert?

Frank L. schrieb:
> du könntest Bäcker werden...

Das soll eine vernünftige Diskussion werden.

von Gerhard O. (gerhard_)


Lesenswert?

Wir haben schon einige Male Kleinserien SMD L.P. mit rund 150 
Komponenten in China herstellen lassen. Es gab nicht die geringsten 
Probleme. Firmware war natürlich nicht dabei und wir testeten alles 
selber. Alles lief gleich auf Anhieb. Es gab keine Fehler.

Für Kleinserien mit beschränktem Marktpotenzial und relativ geringer 
Wichtigkeit sehe ich da eigentlich kein großes Risiko. Ist ja nur eine 
typische Wald und Wiesen Instrument uC Steuerung die sie bestimmt schon 
in ähnlicher Art millionenfach in den Händen gehabt haben. Ohne der 
zugehörigen FW und Mechatronik HW und Produktwissen und Verständnis 
würden die wahrscheinlich wenig Freude daran haben.

Man sollte wahrscheinlich Paranoia nicht auf die Spitze treiben oder 
ausufern lassen. Heutzutage kommt es mehr auf das schneller Rennen an. 
Bevor jemand was "nachempfindet" darf das betroffene schon längst nicht 
mehr wirklich aktuell sein.

Es lebe die sechsmonatliche Produktobsoleszenz und Elektromüll!:-)

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


Lesenswert?

Reinhart K. schrieb:
> Außerdem gehe ich davon aus, daß auch deutsche Firmen die Produktion
> auslagern um dann ihre Marge draufzuschlagen und es als deutsches
> Produkt auszugeben.

Du wirfst also anderen Unternehmen exakt das vor, was Du selbst 
beabsichtigst? Aber das ist natürlich etwas anderes, weil DU es bist. 
Geht es vielleicht noch etwas egozentrischer?

Du muss natürlich die Risiken, erhöhten Produktbetreuungsaufwand, 
Rechtsberatungskosten, Importabwicklung, teure Geschäftsreisen usw. in 
Deinen Verkaufspreis einrechnen. Und plötzlich stellst Du fest, dass 
viele "deutsche Preise" doch nicht so überteuert sind wie zunächst 
behauptet.

von Wolfgang R. (Firma: www.wolfgangrobel.de) (mikemcbike)


Lesenswert?

Reinhart K. schrieb:
> Ich mag es nicht, ständig neuen Händlern aus China mit Mißtrauen zu
> begegnen

Es ist in diesem Fall irrelevant, was Du magst oder nicht. Fakt ist, 
dass die Wahrscheinlichkeit von asiatischen Händlern über den Tisch 
gezogen zu werden deutlich größer als Null ist.

Wenn billig, dann Risiko. So ist es nun mal. Sicherheit kostet. 
Willkommen in der Realität des Geschäftslebens!

von Nils P. (torus)


Lesenswert?

Seh es mal so:

Wenn irgendwer dein Produkt Clonen möchte, dann kann er das auch mit 
einem in Deutschland hergestelltem Gerät.

Der wirksamste Schutz dagegen ist, das sich das Clonen nicht lohnt bzw. 
das Risiko auf den produzierten Clonen sitzen zu bleiben zu groß ist. 
Das ist z.B. dann der Fall, wenn Du bereits im Markt etabliert bist, die 
Kunden hast und guten Support bieten kannst.


Wo Du bei Herstellung in China achten musst: Dort werden gerne mal 
Bauteile ausgetauscht oder Änderungen am Platinenlayout vorgenommen. Die 
Hersteller optimieren so ihre Mage oder sorgen dafür, das sie liefern 
können auch wenn ein Bauteil mal gerade nicht lieferbar ist. Das ist 
nicht böse gemeint und dort üblich. Meist geht das auch gut und wird gar 
nicht bemerkt.

Dagegen hilft mit offenen Karten zu spielen. Wenn Du kritische 
Baugruppen hast wo bitte nichts "gefaked" werden darf, dann sag ihnen 
das und sie lassen die Finger davon. Unglückliche Kunden wollen die 
Chinesen nämlich auch nicht.

von Bernd B. (microwave-designer)


Lesenswert?

Nils P. schrieb:
> Dagegen hilft mit offenen Karten zu spielen.

Diese Aussage kann ich nur voll unterstützen! Es hilft auch ungemein mit 
seinen Geschäftspartnern zusammen essen zu gehen und mit ihnen über Gott 
und die Welt zu sprechen. Ihr müsst Euch gegenseitig kennenlernen. Aber 
ob es zu so einer direkten Kommunikation kommt, hängt natürlich vom 
erwarteten Umsatz auf beiden Seiten ab, usw.

zai jian

Bernd

von Reinhart K. (Firma: Kampmann) (dsf_s)


Lesenswert?

Bernd B. schrieb:
> Nils P. schrieb:
>> Dagegen hilft mit offenen Karten zu spielen.
>
> Diese Aussage kann ich nur voll unterstützen! Es hilft auch ungemein mit
> seinen Geschäftspartnern zusammen essen zu gehen und mit ihnen über Gott
> und die Welt zu sprechen. Ihr müsst Euch gegenseitig kennenlernen. Aber
> ob es zu so einer direkten Kommunikation kommt, hängt natürlich vom
> erwarteten Umsatz auf beiden Seiten ab, usw.
>
> zai jian
>
> Bernd

Um ein paar Details reinzubringen: es handelt sich um 3D-Drucke, die 
dann auch so ohne Firmware verkauft werden. Wer die 3D-Daten hat, kann 
mit dem Produkt Geld verdienen. Sicher, Verkaufsgeschick ist auch noch 
nötig. Das ist ein erster Test und der Gesamtwert der Herstellung liegt 
unter 300€. Daher ergibt es wenig Sinn, nach China zu reisen um mit den 
Leuten dort essen zu gehen.

Während ich das schreibe fällt mir ein, daß ich mit den Händlern ja mal 
eine Skypekonferenz machen kann...

: Bearbeitet durch User
von Bernd B. (microwave-designer)


Lesenswert?

... okay, ich würde einen anderen Weg gehen und die Wege kürzer halten.

Vergiss Skype oder so, wenn Du die Partner nicht vorher einmal 
persönlich kennen gelernt hast. Du weißt nie, wer sonst noch so im Raum 
ist.

Trotzdem, vielleicht liege ich falsch.

Ach, mir fällt eben ein, die Auslandshandelskammern (Handelskammer in 
Deinem Bundesland ebenfalls) veranstalten Geschäftsreisen zum Aufbau 
neuer Geschäftskontakte. Vielleicht wäre das ein Weg?

Gruß / ni hao

Bernd

von Thorsten .. (tms320)


Lesenswert?

>Wie könnte ich das Problem lösen?

Suche Dir einen Partner in Deutschland, über den Du die ganze 
Kommunikation sowie das Geschäftliche (und rechtliche) machst. Dieser 
ackert dann mit den Asiaten rum und regelt alles. Ist zwar etwas teurer 
als direkt über Asien, aber trotzdem noch wesentlich billiger als direkt 
in Deutschland gefertigt. Machen wir seit vielen Jahren so mit 
Kunststoff- und Aluteilen.

Ohne Erfahrung und Kontakte in Richtung Asien wirst du gnadenlos über 
den Tisch gezogen.

von Reinhart K. (Firma: Kampmann) (dsf_s)


Lesenswert?

Thorsten .. schrieb:
> Ohne Erfahrung und Kontakte in Richtung Asien wirst du gnadenlos über
> den Tisch gezogen.

Das weißt du nicht.

von Reinhart K. (Firma: Kampmann) (dsf_s)


Lesenswert?

Thorsten .. schrieb:
>>Wie könnte ich das Problem lösen?
>
> Suche Dir einen Partner in Deutschland, über den Du die ganze
> Kommunikation sowie das Geschäftliche (und rechtliche) machst.
Wie könnte ich diesen finden?

von Thorsten .. (tms320)


Lesenswert?

Google ist Dein Freund. Einfach mal nach Dienstleistern in deinem 
relevanten Bereich suchen.

von Michael P. (mipo)


Lesenswert?

Reinhart K. schrieb:
> Das ist ein erster Test und der Gesamtwert der Herstellung liegt
> unter 300€.

Ahm, für den Betrag (sind das Material- Richt- & Lohnkosten? Oder deine 
Annahmen zu reinen Materialkosten? Wenn ja wird es ein Einzelstück!) 
kannst du je nach angestrebtem Druckverfahren eventuell besser einach 
einen Drucker kaufen oder einen Prototypen-Dienstleister beauftragen. 
Auf eBay & Kleinanzeigen bieten machmal Leute mit 3D druckern ihre 
Dienste an. Oder mal im lokalen Hackerspace/Makerspace fragten...

von Reinhart K. (Firma: Kampmann) (dsf_s)


Lesenswert?

Bernd B. schrieb:
> Vergiss Skype oder so, wenn Du die Partner nicht vorher einmal
> persönlich kennen gelernt hast. Du weißt nie, wer sonst noch so im Raum
> ist.

Es geht darum, ein Gefühl für den Geschäftspartner zu bekommen, nicht 
darum, per Skype Geschäftsgeheimnisse weiterzugeben.

Irgendwann muß man mal vertrauen, sonst kommt nichts zustande.

von Alex G. (dragongamer)


Lesenswert?

Bei einem Geschäftsvolumen von 300€ wird allerdings eher keiner ein 
Skype Gespräch machen denke ich. Dafür ist die Zeit auch in China zu 
kostbar.
Selbes gilt auch für das Fälschungsrisiko. Bei dem Geld wittert doch 
keiner das große Geschäft zehntausende Stück zu verkaufen, damit es sich 
lohnen würde, einen Mitarbeiter dafür abzustellen, der das Zeug anhand 
der Propduktionsdaten re-engineered.

von Jemin K. (jkam)


Lesenswert?

3D-Druck? Ist doch super! Solange Deine Marge im Rahmen bleibt lohnt 
sich Fälscherei nicht, wenn Du Dir ne goldene Nase verdienen willst, 
kauft es im Zweifel eh keiner und das Risiko steigt. Für Deutschland 
kannst Du immerhin den Import teilweise behindern, indem Du den Zoll 
anspitzt - sofern sich das auch für die lohnt - wonach es hier eh nicht 
klingt.
"Bester Weg": ExPat-Agentur in China die sich auf Vermittlung seriöser 
Firmen spezialisiert hat.

von Bernd B. (microwave-designer)


Lesenswert?

Reinhart K. schrieb:
> Irgendwann muß man mal vertrauen, sonst kommt nichts zustande.

Hier treffen zwei Kulturen aufeinander. Das kann man nach meinen 
Erfahrungen nicht skypen.

Auch hat das nichts mit Mißtrauen zu tun! Ich habe bislang NUR gute 
Erfahrungen in CN gesammelt und bin nie enttäuscht zurück gekehrt, eher 
im Gegenteil.

Gruß

Bernd

von Lukas T. (guatemal)


Lesenswert?

es ist nicht alles Schrott was auch China kommt - aber leider halt auch 
nicht alles Gold. Deswegen ist geht die Wahrnehmung auch eher in die 
negativere Richtung, wie ich finde. Ich habe aber auch schon gute 
Produkte aus China gesehen. Da braucht man dann halt auch gutes 
Marketing, um zu zeigen, dass sein Produkt gut ankommt!

von Reinhart K. (Firma: Kampmann) (dsf_s)


Lesenswert?

Lukas T. schrieb:
> es ist nicht alles Schrott was auch China kommt - aber leider halt
> auch
> nicht alles Gold. Deswegen ist geht die Wahrnehmung auch eher in die
> negativere Richtung, wie ich finde. Ich habe aber auch schon gute
> Produkte aus China gesehen. Da braucht man dann halt auch gutes
> Marketing, um zu zeigen, dass sein Produkt gut ankommt!

Darum geht es hier überhaupt nicht!

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.