Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Kabel rauscht?


von strange (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Hallo,

wir haben hier den angehängten Schaltkreis zum Testen der 
Eingangsbeschaltung eines Verstärkers.
Links ist das Eingangskabel was ein Signal trägt, das vom 
Spannungsteiler links ca 1:1000 geteilt wird. Dann folgt der 
Eingangsstecker, und dann ein Serienwiderstand und Kondensator, die 
Impedanz und Kapazität im Einsatz simulieren sollen.
Das Problem ist nun, dass ich, sobald ich das Kabel mit dem 
Spannungsteiler anschließe, der ja im Prinzip sogar noch fast einen 
Kurzschluss hat mit 10 Ohm, ich ein Rauschen mit ein paar Dutzend µV 
sehe. Ohne Kabel, nur Eingang offen und der Serienwiderstand rechts und 
Kondensator und alles ist im Bereich weniger µV Rauschen. Kabel mit 
Spannungsteiler ran, fettes Rauschen da.
Das Kabel ist nicht lang, ca 1 m, und an nichts erstmal angeschlossen. 
Es liegt alles direkt innerhalb einer Abschirmbox, die dann nochmal in 
einem Faraday-Käfig steht.
Das Rauschen ist völlig zufällig und hochfrequent, keinerlei Zeichen von 
Netzbrumm oder Interferenzen. Jemand eine Idee was da passiert?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

strange schrieb:
> das Kabel
Was denn für eines?

> das Kabel ... anschließe
Wie schließt du das an? Welche Kontaktmaterialien sind da beteiligt?

von Achim S. (Gast)


Lesenswert?

strange schrieb:
> Ohne Kabel, nur Eingang offen und der Serienwiderstand rechts und
> Kondensator und alles ist im Bereich weniger µV Rauschen.

Geht es nur um das Zuschalten des Kabels? Oder geht es um das Zuschalten 
von Kable und Spannungsteiler?

Ohne Kabel und ohne Spannungsteiler ist der OPV-Eingang offen, du hast 
damit keine Quelle für den Eingangs-Biasstrom des OPV. Der OPV läuft in 
irgendeine Begrenzung, sein Ausgang klebt an der Begrenzung fest.

Erst mit Spannungsteiler hast du einen funktionierenden Spannungsfolger 
(inklusive dessen Eigenrauschen).

von strange (Gast)


Lesenswert?

Normales 3,5 mm Mikrofonkabel von Conrad, Kontakt ist beidseitig 
Nickel-Gold.

von strange (Gast)


Lesenswert?

Der Eingang ist extrem hochohmig. Das Rauschen ist weg, bevor der 
Instrumentenverstärker in die Begrenzug läuft.

von Klaus R. (klara)


Lesenswert?

strange schrieb:
> Das Rauschen ist völlig zufällig und hochfrequent, keinerlei Zeichen von
> Netzbrumm oder Interferenzen. Jemand eine Idee was da passiert?

Wir wissen ja nicht was für ein OPV Du da testest. Oder soll es wirklich 
ein Verstärker sein?

Jedenfalls, sollte es ein OPV sein, dann vermisse ich die Gegenkopplung. 
Kein Wunder das hier etwas rauscht. Der Offset wird dann noch sich bis 
zu den Rails zeigen.


strange schrieb:
> Der Eingang ist extrem hochohmig. Das Rauschen ist weg, bevor der
> Instrumentenverstärker in die Begrenzug läuft.

Aha, ein Instrumentenverstärker. Und welcher? Oder, welche Verstärkung 
hat er denn bei Deiner Beschaltung?
mfg Klaus

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

strange schrieb:
> und dann ein Serienwiderstand und Kondensator, die
> Impedanz und Kapazität im Einsatz simulieren sollen

1 Megaohm nennt ihr Kabel und nicht Isolierung ?

Der Wert ist doch völlig realitätsfremd.

Klar rauscht das, je nach eurem Frequenzbereich.
Die Rauschspannung von 1 MOhm liegt bei 17uV = -92dBu im Audiobereich.
Wenn ihr dann ordentlich verstärkt, wie es nötig wäre um den 
Spannungsteiler 1:1000 wieder wett zu machen, dann seid ihr im 
Millivoltbereich.

von Lurchi (Gast)


Lesenswert?

Der 1M Widerstand ist eine deutliche Rauschquelle für niedriger 
Frequenzen. Ab etwa 150 Hz fängt der 1 nF Kondensator an das Rauschen zu 
reduzieren.

Ohne den Kurzschluss (Kabel), sieht der Verstärker nur eine 
Eingangskapazität. Eine Zeit lang kann es dann weniger Rauschen geben, 
bis der Verstärker ans Limit läuft weil der DC Pfad fehlt und die 
Kapazität sich geladen hat.

von Stefan F. (Gast)


Lesenswert?

Eine Frage: Rauscht der 1M Ohm Widerstand selbst, oder empfängt er 
Rauschen via elektromagnetischer Wellen, oder ist es ganz anders?

von Florian (Gast)


Lesenswert?

Stefanus F. schrieb:
> Eine Frage: Rauscht der 1M Ohm Widerstand selbst, oder empfängt er
> Rauschen via elektromagnetischer Wellen, oder ist es ganz anders?

Es ist die kosmische Hintergrundstrahlung

von georg (Gast)


Lesenswert?

Stefanus F. schrieb:
> Eine Frage: Rauscht der 1M Ohm Widerstand selbst, oder empfängt er
> Rauschen via elektromagnetischer Wellen

Ich vermute einfach mal, beides. Ein Kabel kann noch so gut geschirmt 
sein, die Schirmdämpfung ist nie unendlich. Naja, vielleicht mit einem 
supraleitenden Schirm. Aber in der Nähe des absoluten Nullpunkts rauscht 
sowieso kaum noch was. Vielleicht wäre das ja die Lösung.

Georg

von Lurchi (Gast)


Lesenswert?

Stefanus F. schrieb:
> Eine Frage: Rauscht der 1M Ohm Widerstand selbst, oder empfängt er
> Rauschen via elektromagnetischer Wellen, oder ist es ganz anders?

Alle Widerstände haben thermisches Rauschen, je nach Temperatur. Bei 1 
MOhms und Raumtemperatur sind das etwa 130 nV pro Wurzel (Hz), also 
schon eine ganze Menge im Vergleich zu vielen OPs.

von Yoschka (Gast)


Lesenswert?

Was bleibt übrig?
Die EMI des Verstärkers.
Der Verstärker oder seine Versorgung strahlen im Käfig ab.
Das Kabel nimmt diese auf.

von Positron (Gast)


Lesenswert?

Lurchi schrieb:
> thermisches Rauschen

...kann man sich vereinfacht so vorstellen, daß die Atome bzw. Moleküle 
Elektronen anstoßen (sowohl ruhende als auch sich bewegende (=Strom))?

von Positron (Gast)


Lesenswert?

Positron schrieb:
> daß die Atome bzw. Moleküle Elektronen anstoßen

Sorry: Die thermisch stärker "vibrierenden" A. bzw. M.

https://de.wikipedia.org/wiki/Thermische_Energie

von Elektrofan (Gast)


Lesenswert?

(Bisschen offtopic.)
Bei meinem ersten selbstgebauten Verstärker rauschte anfangs ein
Kanal ganz schwach, aber es störte.
Wochenlang suchte ich nach der Ursache, tauschte Transistoren usw.

Dann fand ich heraus:
Ein Widerstand von 1,2 kOhm (also kein Hoch-Ohmer) im
Klangregelverstärker fabrizierte eine Rauschspannung in der
Grössenordnung von 1 mV am Eingang der Endstufe, nur durch seinen 
Stromdurchgang von 2 mA (er war also weit weg von Überlast).

Diese 1 mV, vom Endverstärker auf 11 mV verstärkt, hört man.

Nach Austausch war alles gut.

von Dirk (Gast)


Lesenswert?

MaWin schrieb:
> Die Rauschspannung von 1 MOhm liegt bei 17uV

Elektrofan schrieb:
> Ein Widerstand von 1,2 kOhm (also kein Hoch-Ohmer) im
> Klangregelverstärker fabrizierte eine Rauschspannung in der
> Grössenordnung von 1 mV am Eingang der Endstufe

Wie passt das zusammen? Und was hast Du genau ausgetauscht?

von Elektrofan (Gast)


Lesenswert?

> ...
> Wie passt das zusammen? Und was hast Du genau ausgetauscht?

Erst tauschte ich, wie beschrieben, die beteiligten Transistoren.
Null Änderung.
Sehr spät kam ich auf die Idee, die Spannung am benannten Widerstand
(im Emitterkreis des letzten Transistors des 
Vorverstärkers/Klangreglers)
zu oszilloskopieren:
Genau dieser relativ niederohmige Widerstand fabrizierte eben das 
Rauschen. Nach dessen Tausch war alles i.O.

von Lurchi (Gast)


Lesenswert?

Das thermische Widerstandsrauschen kann man als Niederfrequentes Ende 
der thermischen IR Strahlung sehen, nur halt als leitungsgebundene 
Wechselspannung statt als Elektromagnetische Welle. Die Größe der 
Rauschspannung hängt vom Widerstandswert und der Temperatur ab, nicht 
von der Art des Widerstandes (egal ob Kohle, Elektrolyt oder Draht).

 Wenn durch einen Widerstand ein extern eingeprägter Strom fließt, kann 
es zusätzliches vor allem niederfrequentes Rauschen geben, dass dann von 
der Art des Widerstandes abhängt: i.A. mehr bei Kohle und wenig bei 
Drahtwiderständen.

Bei dem originalen Problem könnte es einfach der Unterschied sein 
zwischen 1 MOhm+ 1,x nF (mit Rauschen vom 1 M Widerstand) und nur der 
parasitären Kapazität (wenig Rauschen, weil kaum Verluste).

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.