Hi. Ich arbeite bei einer mittleren Firma. Dort habe ich eine unbefristete Anstellung. Das Besondere ist, dass ich dieser Firma sozusagen "VIP" bin und eine Schlüsselposition besetze. In der "Nahrungskette" bin ich relativ weit oben, kann auf einiges Einfluss nehmen und bei der Geschäftsführung relativ gut angesehen. Angefangen habe ich irgendwann mal als Leiher "ganz unten". Und da war ich noch nicht mal besonders gut, allenfalls Durchschnitt und auch nicht der schnellste. Zu der Zeit ging der wirtschaftliche Aufschwung gerade so richtig los, so dass ich trotzdem weiter eingesetzt wurde. Zu den "Übernahmekandidaten" gehörte ich aber nicht. Irgendwann wurde dann ein halbes Team von der Konkurrenz abgeworben. Mehrere Personen haben zeitgleich gekündigt und sind dahin gewechselt. Das zu einer Zeit, als die Auftragslage richtig erdrückend war. In dieser Situation konnte ich als "Quereinsteiger" in eine Nische im Unternehmen hinein rutschen. Ich hatte zwar nicht viel Ahnung und wenig Erfahrung in dem Bereich. Doch da passierte dann das Wunder, ich bin so richtig aufgeblüht und hab einen Raketenstart hingelegt. Fachlich habe ich mich schnell weiter entwickelt. Es passierte dabei etwas seltsames. Früher war ich ehr einer der pünktlich feierabend gemacht hat, und dann von der Arbeit nichts mehr wissen wollte. In der Position verschwomm die Trennung zwischen Privat und Firma spürbar. Private Unternehmungen mit Arbeitskollegen. Zuhause über Projekte von der Arbeit nachdenken. Und die Überstunden wurden immer mehr, ohne dass ich es groß merkte. Die Firma wurde sozusagen zu meinem zweiten Zuhause. Natürlich bin ich in dieser Zeit relativ schnell vom Leiher in eine Festanstellung gewechselt. Zunächst zwar offiziell auch nur als Helfer, aber ich bin dann im Schnelldurchgang aufgestiegen. Dadurch dass bald nochmal ein Schwung Leute aufgehört hat, und ich weiter kräftig an Erfahrung gewonnen hatte, hat sich meine Stellung erneut stabilisiert. Und der "VIP Status" dauerte nicht mehr allzu lange. Der Chef wurde bald kulant, gerade beim Blick auf die Uhr wurde er wohlwollend und lässt morgens auch mal 5 gerade sein. Und dann, fast jedes Quartal Gehaltserhöhung. Ich hab jetzt schon mehr Netto, als am Anfang Brutto. Und ich bin noch lange nicht am Ende der Fahnenstange. Ich bin für die jetzige Position lediglich erst im unteren Mittelfeld, Gehaltstechnisch. Da geht noch was. Nun kommt es zu der Situation, dass ich von Kunden immer mehr Abwerbeversuche bekomme. Falls ich Interesse habe, soll ich mal Bewerbungsunterlagen rein reichen. Und das Gehalt, was da aus dem Stehgreif geboten wird, kann sich durchaus sehen lassen. Das ist nochmal 30-50% mehr. Der Grund ist, dass ich dort gleich von Anfang An auf die passende Gehaltsgruppe eingruppiert werden würde. In der jetzigen Firma muss ich ja erst mal die ganzen Gehaltsstufen durchlaufen. Ich habe ein schlechtes Gewissen, irgendwo eine Bewerbung abzugeben. Denn die jetzige Firma hat mich schließlich erst da hin gebracht, wo ich bin. Und dann ist es so, dass meine jetzige Position höher angesiedelt ist, als es die Bewerbungsunterlagen eigentlich her geben würden. Mein Lebenslauf ist bescheiden, die Abschlüsse auch. Fachabi und Ausbildung mit 3er Schnitt. Ein Studium abgebrochen. Technikerschule abgebrochen. Danach oft wechselnd verschiedene Jobs in ganz unterschiedlichen Bereichen. Von der Gastronomie über Handel, Elektrotechnik bis IT, alles dabei. Viel Zeitarbeit. Ich könnte mich also blamieren wenn ich irgendwo was abgebe. Außerdem weiß ich nicht, wie es wo anders wirklich laufen würde. Da hätte ich ne neue Probezeit, würde wieder als "noname" anfangen, ohne VIP Status.
Meine jetzige Firma hat meine Bewerbungsunterlagen übrigens erst rückwirkend gesehen. Ich bin ja als Helfer über ne Leihbude gekommen und hab montiert. Bis ich dann in der EDV Abteilung ausgeholfen habe, weil da einige gekündigt haben. Da hab ich dann ja richtig los gelegt und kannte kein morgen mehr, weil ich das erste mal wirklich Spaß bei der Arbeit hatte und das Umfeld passte. Als ich dann nach einigen Monaten dann übernommen wurde, war die Bewerbung nur noch "Für die Akte". Da war aber schon klar, dass ich genommen werde.
Wenn alles passt (Gehalt, Kollegen, Aufstiegsmöglichkeiten), dann bleib doch. Nicht weil du dich verpflichtet fühlst, sowas ist idR Quatsch. Machst ja deinen Job scheinbar gut, also hat dein AG auch was davon.
Dir scheint es da Spass zu machen und es gibt noch Herausforderungen. Wenn du deinen Markwert wissen willst, geb eine Bewerbung ab, aber ansonsten bleib da. Elias schrieb: > Ich habe ein schlechtes Gewissen, irgendwo eine Bewerbung abzugeben. Die haben vermutlich keine Probleme damit dich zu feuern, wenn es die Situation erfordert. Von daher brauchst du kein schlechtes Gewissen haben.
Das ist eine Ausnahme, dass Du dort ohne Titel für voll genommen wirst. Die Kunden, die dich von deiner Arbeit her kennengelernt haben, nehmen ganz selbstverständlich an, dass du gute Abschlüsse und Referenzen hast. Wenn sie die Bewerbungsunterlagen dann tatsächlich sehen, fallen sie von allen Wolken und winken ab. Das kann im Nachhinein auch die Beziehungen zu den Firmenkunden trüben. Von daher riskiere es nicht, dass du aus glücklichen Umständen heraus vom Hilfsarbeiter es zum "VIP" gebracht hast. Das ist ein fragiles Glück. Aus psychologischer Sicht heraus bist du in der Situation, dass du dein Glück nicht fassen kannst und es realisieren willst. Du willst es testen, wie real es ist und wie viel Belastung es standhält. Glaub mir, du machst es schon beim ersten Versuch kaputt. Denn es ein sehr unwahrscheinliche, glückliche Fügung, mehr geht bei dir momentan nicht.
Du bist wohl einer derjenigen, die das fehlende Studium durch Berufserfahrung kompensieren können. Ob der neue Arbeitgeber das auch so sieht, weißt Du noch gar nicht. Ob Du dich objektiv richtig einschätzt, wissen wir nicht. Bei uns sind etliche Entwickler, die außerhalb IGM Disneyland die Probezeit nicht überstehen würden und sich dennoch für unterbezahlt/verkannt halten.
Elias schrieb: > Ich arbeite bei einer mittleren Firma. Dort habe ich eine unbefristete > Anstellung. > Das Besondere ist, dass ich dieser Firma sozusagen "VIP" bin und eine > Schlüsselposition besetze. > In der "Nahrungskette" bin ich relativ weit oben, kann auf einiges > Einfluss nehmen und bei der Geschäftsführung relativ gut angesehen. Freitagstroll!
Marx W. schrieb: > Freitagstroll! Sollte Matthis Be. eine wirklich neue, revolutionäre Geschichte entwickelt haben?
> Elias schrieb: > Ich arbeite bei einer mittleren Firma. Ist die südwestlich von Santa Fe ? > Dort habe ich eine unbefristete Anstellung. Hört, hört. > Das Besondere ist, dass ich dieser Firma sozusagen "VIP" bin Mensch bist du ein toller Hecht. > und eine Schlüsselposition besetze. Bist du Pförtner ?
Klar kannst du dich bewerben, musst ein Jobangebot aber nicht annehmen. Problem ist natürlich die Buschtrommel, die dich dann für dein Tun bei deinem Arbeitgeber in die Verantwortung bringt. Sollte das passieren kann es durchaus zu einem enormen Gehaltssprung kommen oder du wirst als Verräter deinem Brötchengeber gegenüber schnell kalt gestellt. Das ist eben das Risiko.
Elias schrieb: > In der Position verschwomm die Trennung zwischen Privat und Firma > spürbar. > Private Unternehmungen mit Arbeitskollegen. Zuhause über Projekte von > der Arbeit nachdenken. Und die Überstunden wurden immer mehr, ohne dass > ich es groß merkte. Die Firma wurde sozusagen zu meinem zweiten Zuhause. Oje, das klingt alles ganz schön krank. Die Firma sollte als Angestellter niemals ein zweites Zuhause sein, ansonsten hast du offensichtlich kein Leben. Armer Tropf. > Der Chef wurde bald kulant, gerade beim Blick auf die Uhr wurde er > wohlwollend und lässt morgens auch mal 5 gerade sein. Was meinst du damit? Musst du etwa morgens zu einer bestimmten Uhrzeit anwesend sein? Hast du denn keine Gleitzeit? > Fachabi und Ausbildung mit 3er Schnitt. Ein Studium abgebrochen. > Technikerschule abgebrochen. Danach oft wechselnd verschiedene Jobs in > ganz unterschiedlichen Bereichen. Von der Gastronomie über Handel, > Elektrotechnik bis IT, alles dabei. Viel Zeitarbeit. Auch wenn es böse klingt, das läuft bei mir unter "verkrachte Existenz". > Ich könnte mich also blamieren wenn ich irgendwo was abgebe. Na das glaube ich aber auch. Bleib bloß dort, wo du bist. Ansonsten wirst du sehr tief fallen.
Elias schrieb: > Ich hab jetzt schon mehr > Netto, als am Anfang Brutto. Und ich bin noch lange nicht am Ende der > Fahnenstange. Hört sich gut an. > Und das Gehalt, was da aus dem Stehgreif geboten wird, kann sich > durchaus sehen lassen. Das ist nochmal 30-50% mehr. > In der jetzigen Firma muss ich ja erst mal die ganzen Gehaltsstufen > durchlaufen. Was? Bis hierher dachte ich wir reden von AT Vertrag > 120k€/a. (Teamleiter, Abteilungsleiter, Key-Account, großer Projektmanager) Offensichtlich nicht, sonst gäbe es keine "Gehaltsstufen die durchlaufen werden müssen". Also, mein Freund, du bist unterbezahlt. Sende Bewerbungen, wenn dich jemand einstellt mit 30%-50% mehr dann nehme an. Falls deine Bewerbungen nichts bringen, verlierst du nichts und bist da wo du schon heute bist.
lkjde@hdtlh.com schrieb: > Falls deine Bewerbungen nichts bringen, verlierst du nichts und bist da > wo du schon heute bist. Doch, er wird Selbstachtung verlieren, und wenn er Pech hat, sickern die Bewerbungen bei der eigenen Firma durch.
Es ist halt die Preisfrage - bist Du wirklich so gut u. könntest in einer anderen Firma gegen Kollegen auch bestehen? Ich kenne viele, die in ihrer Firma als "toll" gelten - jenseits des Nestes aber hart aufschlagen würden. Entscheiden musst Du - aber ich würd an deiner Stelle bleiben u. ausharren.
G. L. schrieb: > Ich kenne viele, die in ihrer Firma als "toll" gelten - jenseits des > Nestes aber hart aufschlagen würden. Meistens sind die Leute sehr spezifisch auf einer Position, dort auch effektiv und sie kosten nicht viel.
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