Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Schnelle H-Brücke für kleine induktive Lasten


von Newbie (Gast)


Lesenswert?

Hallo zusammen,

als "Anfänger" würde ich hier gerne ein paar Tipps zur Implementierung 
folgender Aufgabe erhalten.

Aufgabe:

Induktive Lasten mit ca. 15-20mH und 200..700 Ohm Serienwiderstand 
(Zeitkonstante ca.25µs) sollen Bipolar angesteuert werden können. Dabei 
sollen beliebige Stromprofile (gesteuert, nicht geregelt) abgefahren 
werden können.

dt: 1ms
dY: 8bit
U = 24V

Die Ströme bleiben also unter einem Ampere, sind also überschaubar.

Lösungsideen/Stand

Die Ströme sind zwar nicht hoch, bei 24V kommt aber doch eine Menge 
abwärme zusammen, sodass eine lineare Endstufe nicht in Frage kommt - 
auch aus Footprintgründen, entwärmung etc. Das ganze  muss je kanal mit 
<4x4cm für die Endstufen/Treiber auskommen.

Also wird es wohl eine Vollbrücke / H-Brücke werden. Wenn ich richtig 
rechne benötige ich für 1ms update interval und eine Auflösung von 8 Bit 
1e-3s/256 -> ca 3.9µs

Daraus würde ich als Anforderung ableiten:

Wenn ich auch 1..5 LSB bei der PWM vernünftig darstellen will sollte die 
Schaltzeit der Brücke <500ns...1µs sein.

Wenn ich auf die Genauigkeit der kleinen PWM-Stufen im Speziellen und 
generell der PMW-Linearität keinen besonders großen Wert lege könnte ich 
mit Schaltzeiten im Bereich von 1..1.5µs leben? (dafür habe ich eine 
Lösung mit N/PMOS Brücke die mir aber nicht gefällt.)

Fragen:

Wie beurteilt ihr den Lösungsansatz?

Gibt es dafür geeignte vollintegrierte Brücken? Besonders viel Strom ist 
es ja nicht?

Falls diskret, welchen Mosfet-Treiber würdet ihr verwenden?

Kennt jemand zufällig Treiber die eine Brücke aus P/NMOS treiben können? 
Also Highside mit PMOS

Grüße und Merci

von Klaus (Gast)


Lesenswert?

Newbie schrieb:
> Dabei
> sollen beliebige Stromprofile (gesteuert, nicht geregelt) abgefahren
> werden können.

Ich würde eine H-Brücke mit integriertem Stromchopper nehmen, wie sie 
gerne für Schrittmotore eingesetzt wird. Da gibts z.B. den A4950. Der 
schafft so 3A und 40V. Wenn Strom fließen soll, wird die Brücke 
dauerhaft eingeschaltet und der Strom über die Spannung am Vref 
eingestellt. Da musst du dann "nur" alle Millisekunde die Spannung neu 
einstellen.

MfG Klaus

von imperator (Gast)


Lesenswert?

Servus,
erst Nachdenken dann rechnen. Stichwort: Wirbelstromverluste, 
Stromsättigung usw. Schaltzeiten gibt man in in Herz an! 1mhz als Ziel? 
Echt sportlich. Vergiss es. Mach eine Annahme und arbeite mit 100khz.

Hier ein paar Treiber: L6202 (DIP) 100khz, DRV8870 200khz.
Dedizierte Treiber: https://www.mikrocontroller.net/articles/Treiber

von Newbie (Gast)


Lesenswert?

imperator schrieb:
> Hier ein paar Treiber: L6202 (DIP) 100khz, DRV8870 200khz.
> Dedizierte Treiber: https://www.mikrocontroller.net/articles/Treiber

Hab mal reingschaut -> der DRV ist ja an sich das was ich suche, aber 
hat dann laut DB auch 1µs Propagation Delay + 200ns Dead Time -> bin ich 
dann auch schon bei 1.5µs für einen Zustandswechsel. und pro PWM-Periode 
brauche ich ja zwei -> damit wäre bei z.B. 40kHz Schaltfrequenz der 
minimale dutycycle schon 12%...

Gemessene Zeitkonstate der Induktivität am Fgen mit 5V Rechteck -> 120µs

von Klaus (Gast)


Lesenswert?

Newbie schrieb:
> Wie beurteilt ihr den Lösungsansatz?

Das kannst Du nur selbst. Wenn es die eierlegende Wollmilchsau werden 
soll, passt es vielleicht.

Wenn es eine spezifische Anwendung gibt, kann man auch viel mit Software 
machen. Die Ansteuerung entsprechend der Anstiegstzeit also "verbiegen". 
Langsame Schaltzeiten stören dann nicht mehr so.

Da Deine Last schon mit mehreren 10 % toleriert ist (Worst case 
Zeitkonstanten noch viel mehr!), wozu brauchst Du dann 8 bit Auflösung 
wenn Du nur vorsteuerst und nicht regelst? Du müsstest sowieso einmal 
messen vor der Ansteuerung. Dann kann man auch gleich die 
Nichtlinearität der Endstufe berücksichtigen.

Derartiges habe ich auch schon mit großen Opamps realisiert gesehen 
(Hybride, 1A, 10 MHz, "etwas" mehr Spannung)

von Achim S. (Gast)


Lesenswert?

Newbie schrieb:
> Induktive Lasten mit ca. 15-20mH und 200..700 Ohm Serienwiderstand
> (Zeitkonstante ca.25µs) sollen Bipolar angesteuert werden können. Dabei
> sollen beliebige Stromprofile (gesteuert, nicht geregelt) abgefahren
> werden können.
>
> dt: 1ms
> dY: 8bit
> U = 24V

200 Ohm Serienwiderstand bedeuten im worst case (bei 12V 
Ausgangsspannung) eine Verlustleistung von 0,7W bei einem linearen 
Treiber. Denn der Strom ist nicht nur "ein bisschen" unter 1A sondern 
weit unter 1A. Oder habe ich deine Angabe falsch interpretiert?

Wenn die 700 Ohm Serienwiderstand zum Tragen kommen sind es tatsächlich 
nur 200mW. Klar kann man so was noch mit linearen Treibern machen - also 
(Leistungs)-OPVs. Das wirst du einfacher in den Griff bekommen als die 
von dir angedachte MHz-Brücke.

Was genau meinst du mit der Aussage, dass das Stromprofil gesteuert und 
nicht geregelt sein soll? Wenn du den Strom aus einer Stromquelle 
vorgibst, dann ist der Strom geregelt. Wenn du ein Spannungsprofil 
vorgibst, dann ist die Spannung geregelt - und der Strom stellt sich 
nach Spannungssprüngen mit der Zeitkonstante der Last neu ein.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

imperator schrieb:
> 1mhz als Ziel? Echt sportlich.
Ich kann das mit einem Schalter. Und zwischendurch wird mir 
langweilig...

Newbie schrieb:
> Also wird es wohl eine Vollbrücke / H-Brücke werden.
Musst du den Strom durch diese Spule umpolen können?
Das wäre der wichtigste Grund, warum da eine Vollbrücke nötig sein 
sollte.
Der Andere wäre, wenn du maximale Dynamik in dem erzeugten Stromprofil 
brauchst. Sonst reicht eine simple PWM mit einem Mosfet aus.

von Newbie (Gast)


Lesenswert?

Achim S. schrieb:
> Was genau meinst du mit der Aussage, dass das Stromprofil gesteuert und
> nicht geregelt sein soll? Wenn du den Strom aus einer Stromquelle
> vorgibst, dann ist der Strom geregelt. Wenn du ein Spannungsprofil
> vorgibst, dann ist die Spannung geregelt - und der Strom stellt sich
> nach Spannungssprüngen mit der Zeitkonstante der Last neu ein.

Steuern heißt Open Loop. Regeln heißt closed loop.
Ich gebe das tastverhältnis vor - der Rest ist im Rahmen der 
Bauteiltoleranzen eben abweichend. Die sind aber  nicht besoders hoch. 
Es handelt sich bei dem
Oben angegebenen Wertebereich um verschiedene Bauteile.

Lothar M. schrieb:
> imperator schrieb:
> 1mhz als Ziel? Echt sportlich.
>
> Ich kann das mit einem Schalter. Und zwischendurch wird mir
> langweilig...
>
> Newbie schrieb:
> Also wird es wohl eine Vollbrücke / H-Brücke werden.
>
> Musst du den Strom durch diese Spule umpolen können?
> Das wäre der wichtigste Grund, warum da eine Vollbrücke nötig sein
> sollte.
> Der Andere wäre, wenn du maximale Dynamik in dem erzeugten Stromprofil
> brauchst. Sonst reicht eine simple PWM mit einem Mosfet aus.

Genau. Die Spule wird auch umgepolt. Es handelt sich um magnetische 
Mikroaktuatoren.

Wenn ich das anlog machen wollen würde müsste ich ja den Zeitverlauf des 
analogwertes erst erzeugen. Dafür brauche ich dannn einen DAC pro Kanal 
-> mit PWm würde die Frequenz ja noch deutlich höher damit ich das noch 
halbwegs gefiltert bekomme und trotzdem
Auf 1kHz Bandbreite komme. Die 24 Volt bipolarer Output macht auch nicht 
jeder opamp mit. Kenne auf Anhieb keinen der >36v kann.

von Achim S. (Gast)


Lesenswert?

Newbie schrieb:
> Ich gebe das tastverhältnis vor - der Rest ist im Rahmen der
> Bauteiltoleranzen eben abweichend.

Du fährst also keine Stromprofile sondern Tastgradprofile. Damit wäre 
eine einfaches Spannungsprofil mittels OPV mindestens gleichwertig, 
oder?

Newbie schrieb:
> Wenn ich das anlog machen wollen würde müsste ich ja den Zeitverlauf des
> analogwertes erst erzeugen. Dafür brauche ich dannn einen DAC pro Kanal
> -> mit PWm würde die Frequenz ja noch deutlich höher damit ich das noch
> halbwegs gefiltert bekomme und trotzdem
> Auf 1kHz Bandbreite komme. Die 24 Volt bipolarer Output macht auch nicht
> jeder opamp mit. Kenne auf Anhieb keinen der >36v kann.

Was die benötigten DACs angeht: anbei eine Auswahl von 1400 
verschiedenen DACs, die alle 8 oder mehr Kanäle und 8 bis 16 Bit 
Auflösung haben. Such dir den aus, der für deine Kanalzahl und deine 
Ansteuermöglichkeiten am besten passt:
https://www.digikey.de/products/de/integrated-circuits-ics/data-acquisition-digital-to-analog-converters-dac/701?k=dac&k=&pkeyword=dac&pv153=2&pv153=3&pv153=4&pv153=85&pv153=6&pv153=10&pv153=5&sf=1&FV=ffe002bd%2C1ed4000a%2C1ed4000b%2C1ed4000c%2C1ed4000d%2C1ed40007%2C1ed40008%2C1ed40009&quantity=&ColumnSort=0&page=1&pageSize=25

Was den OPV angeht: nimm meinetwegen den OPA547. Jede deiner 
Anforderungen (Bandbreite, Versorgungsbereich, Verlustleistung, ...) 
sind für den keinerlei Problem. Einziger Nachteil: wenn du an der Last 
wirlich 24V sehen willst braucht er eine Versorgung von ca. 26V. Deine 
Vollbrücke käme näher an die Versorgung ran.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.