Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Arbeitszeugnis überfällig


von teletubbie (Gast)


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Ich habe gekündigt und bin nun woanders. Leider habe ich noch immer kein 
Arbeitszeugnis erhalten obwohl explizit angefordert. Letzte Aussage war, 
man sei noch dran. Es ist jetzt mehrere Wochen überfällig. Soll ich 
einfach warten oder was empfiehlt sich?

von John P. (brushlesspower)


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Schriftlich anfordern und eine frist von 2Wochen setzen.

ggf rechtliche Beratur hinzuziehen (bei bestehender Rechtschutz).


Und das Zeugnis anschließend prüfen lassen!

von Reinhard S. (rezz)


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Das fordert man ja auch an, bevor man kündigt. Dann kann man den Chef 
öfters nerven ;)

von teletubbie (Gast)


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Reinhard S. schrieb:
> Das fordert man ja auch an, bevor man kündigt. Dann kann man den
> Chef öfters nerven ;)

Habe es im Kündigungsschreiben mitbeantragt, welches gegengezeichnet 
wurde.

von Zocker_54 (Gast)


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Arbeitszeugnis anfordern.

Briefkopf und Unterschrift lassen.

Dazwischen das von dir gewünschte Eintragen.

Den Quatsch interessiert keiner, bestenfalls Zockerbuden wie Frunel, 
Perschau und Europa-Engineering.

von auswanderer (Gast)


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Was sind so euere Erfahrungen, werden Arbeitszeugnisse tatsaechlich noch 
verlangt?
Ich hat die gleichen Probleme, und habs irgendwann einfach gut sein 
lassen. International interessiert das kein Mensch, ist ein deutscher 
Anachronismus.
Aber kann ich mir gut vorstellen bei den HR Nasen, der Bewerber soll 
online, connected und social sein, aber dann bitte ein Arbeitszeugniss 
vorlegen wie 18hundert als man den Meister von einem Ort zum Naechsten 
gewechselt hat, so es denn die Zunft erlaubte. Wobei das ganz ganz 
wichtig beim Bewerben ist, aber keine Beachtung geschenkt wird wenn sie 
selber eins ausstellen sollen.
So aequivalent zu den Knaben die einem auf LinkedIn anschreiben, es 
nicht schaffen im Ansatz zu kommunizieren was sie eigentlich suchen, 
einem dann ein seitenlanges Geschwurbel als Stellenbeschreibung schicken 
die sich zusammenfassen laesst mit wir suchen einen Vertriebsingeneur, 
der muss vertreiben und ingeneuren koennen ( ach?! ), und dann erwarten 
dass man ganz heiss wird auf den Job und durch ihre 5 Bewerbungsrunden 
geht, weil sie zu doof sind es anders zu machen. Und dann die Frage nach 
einem CV....hallo, auf LinkedIn? Mach halt die Glotzen uff und les was 
da steht. Und wenn du es brauchst, drucks dir halt aus, loch es, kleb 
Lochrandverstaerker rein, und heft es in einem Ordner deiner Wahl ab.

Ich hab schon einige Anfragen abgewuergt, als es dann los ging mir eine 
Programmieraufgabe(!) zu schicken, die man doch bitte innerhalb einer 
Woche bearbeiten soll mit Abgabefrist. Hallo? Gelesen was ich mach? 
Unnoetige Frage? Verstanden dass ich so ein wenig arg beschaeftigt bin 
und keine Zeit fuer Bloedsinn hab?

Es geht auch ganz anders, selbst in den ganz grossen MNCs. Bei meinem 
letzten Job haben wir uns 1 Stunde bei einem Kaffeeroester- und Brauer 
beschnuppert, ein zweites Date zum Bierchen zoppen mit einem 
zukuenftigen Kollegen dabei, und gut wars.
Wenn man nicht in 30 Minuten rausfinden kann ob das Gegenueber was drauf 
hat und annaehernd so gut ist wie es behauptet, dann soll man halt 
einfach kein Interview fuehren und das jemand anders machen lassen. Die 
meisten Luftpumpen entlarven sogar sich innerhalb der ersten Minuten.

von Ich (Gast)


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auswanderer schrieb:
> Was sind so euere Erfahrungen, werden Arbeitszeugnisse tatsaechlich noch
> verlangt?

JA!

Bewerbungsfotos sind auch noch üblich, einige Unternehmen verlangen 
inzwischen auch nicht mehr.

auswanderer schrieb:
> International interessiert das kein Mensch, ist ein deutscher
> Anachronismus.

Andere Länder andere Sitten!
In den USA sind meines Wissens Bewerbungsgespräche per Skype (oä.) 
üblich.


Zocker_54 schrieb:
> Den Quatsch interessiert keiner, bestenfalls Zockerbuden wie Frunel,
> Perschau und Europa-Engineering.

Das ist fast so wie mit dem Anzug beim Vorstellungsgespräch.

Es interessiert fast(!) keinen.


Zum Arbeitszeugnis

Den eigenen Vorschlag mit einreichen.

Aufgabengebiet, Verantwortungsbereich und die tollen "stets zur vollsten 
Zufriedenheit" Worthülsen, Quellen gibt es im Netz genüge, wie man was 
ausdrückt.

Da der Chef, oder wer auch immer, selten Bock hat das selbst zu 
schreiben, übernehmen die zu 99%, 95% des eigenen Vorschlags per 
Copy-Paste.

Wir wünschen wir Herr Teletubbie  - sülz -

von auswanderer (Gast)


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Jo, so hab ich mir das vorgestellt - HRler oder Chef hat Bock drauf ein 
Zeugnis zu schreiben, also kloeppelt man sich selbst zusammen was man 
doch fuer ein Guter und Toller ist. Und der naechste HRler und Chef 
braucht das Zeugnis dann unbedingt, weil nur so kann er ja sichergehen 
dass er da keinen Vollpfosten einstellt der sich nur gut verkaufen kann. 
Ganz wichtig :)

von Ich (Gast)


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auswanderer schrieb:
> Jo, so hab ich mir das vorgestellt - HRler oder Chef hat Bock drauf ein
> Zeugnis zu schreiben, also kloeppelt man sich selbst zusammen was man
> doch fuer ein Guter und Toller ist.

Selbsteinschätzung! Wenn das meinem EX-Chef nicht gefällt, muss er das 
doch nicht übernehmen.

Da der Chef vom TO wohl keine Zeit findet, ihm ein anständiges Zeugnis 
zu schreiben, muss man dem EX-Chef doch unterstützen.
Hallo Chef, ich weiß sie sind ein viel beschäftigter Mann, hier ist mein 
Vorschlag für mein Arbeitszeugnis, da steht auch das was ich in den 
letzten Monaten/Jahren hier so alles gemacht habe.

Man ist kein "Guter und Toller", sondern stets(!) der Beste und Tollste!

von Brieftaubenzüchter (Gast)


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auswanderer schrieb:
> Aber kann ich mir gut vorstellen bei den HR Nasen, der Bewerber soll
> online, connected und social sein, aber dann bitte ein Arbeitszeugniss
> vorlegen wie 18hundert als man den Meister von einem Ort zum Naechsten
> gewechselt hat, so es denn die Zunft erlaubte. Wobei das ganz ganz
> wichtig beim Bewerben ist, aber keine Beachtung geschenkt wird wenn sie
> selber eins ausstellen sollen.

Ich bekam neulich ne Antwort von einer Firma bei der ich mich beworben 
(per Email war von der Firma so erwünscht) hatte per BRIEF! Da stand ich 
auch erst mal da und dachte WTF?
Nach aussen geben sie sich modern, innovativ, Marktführer,... der 
übliche Selbstbeweihräucherungsbullshit und dann kommt die Antwort per 
Briefpost. Nochmal auf den Kalender geschaut: ja 2018, nicht 1988.
Die weiteren Antworten kamen auch alle per Brief: Man schreibt denen ne 
Email und zwei Tage später kommt die Antwort per Brief. Da fragt man 
sich dann schon ob das die richtige Firma ist.

von auswanderer (Gast)


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@Brieftaubenzuechter: Nun wenn das Geld locker sitzt und das 
Spassteufelchen keine Ruhe gibt Antwort ihnen doch via Jana 
https://www.jana-hoffmann.de/singendes-telegramm Alternativ bietet 
vielleicht so ein Mittelalter-Kulturverein was an, der berittene Bote 
kann seinen Gaul ja am Schild Besucherparkplatz festzurren und deine 
Depesche dann der holden Maid in der HR zustellen.
Ne echt, wenn man nicht gerade verzweifelt ist und jeder beliebige Job 
erstmal gut ist, dann sollte man solchen Firmen ganz direkt sagen dass 
man keine Lust hat und wieso, ist doch konstruktiv. Ich arbeite im 
Ausland, und da sind die Gehaelter teilweise auf einem ganz anderen 
Niveau als in Deutschland. Letztens hat mich einer aus dem sueddeutschen 
Raum angeschrieben, so ja hallo du, ganz cool wir, startup innerhalb 
eines grossen Automobilherstellers, willst du nicht bei uns Connected 
Car machen - mit Budget. Der hat sich sogar bedankt als ich ihm mal 
aufgelistet hab wie ihr tolles Budget inkl. deutschen Abgaben so im 
Ausland aussieht, damit kann er manche Laender bei der Suche gleich mal 
aussparen.

von auswanderer (Gast)


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@Brieftaubenzuechter....Nachtrag....bei deinem Namen....einfach eine 
Email, vielen Dank fuer ihren Brief, Erwin ist mit der Antwort 
unterwegs, mit einem Bild deines besten....wie sagt man bei euch, Pferd 
im Stall wohl nicht :)

von Percy N. (vox_bovi)


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teletubbie schrieb:
> Ich habe gekündigt und bin nun woanders. Leider habe ich noch immer kein
> Arbeitszeugnis erhalten obwohl explizit angefordert. Letzte Aussage war,

Bis hierher kann man einigermaßen folgen.

> man sei noch dran. Es ist jetzt mehrere Wochen überfällig. Soll ich

Wann war es denn fällig? Wodurch wurde die Frist, von deren Ablauf Du 
ausgehst, in Gang gesetzt?

> einfach warten oder was empfiehlt sich?

Bei den spärlichen Informationen kann das keiner wissen. Du könntest 
nachfragen, einen eigenen Entwurf zur Verfügung stellen, unter 
Fristsetzung mahnen, vor dem Arbeitsgericht klagen ...

Suche Dir das Passende aus oder stelle weitere Informationen bereit.

von Rudi Radlos (Gast)


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Dr. Postel meinte: Telefon ist Waffe. Der Vorteil des Telefons besteht 
darin, daß man eine schnelle Antwort bekommt und sofort darauf reagieren 
kann. Also flott nachfragen wo es hängt und evtl. zur Unterstützung 
Vorschläge per Mail mit Terminstellung. Bei größeren Problemen könnte 
Dein Anwalt helfen.

von Kurt (Gast)


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Auf alle Fälle nachhaken, auch wenn es lästig ist.
Ich musste bei meinem letzten Zeugnis auch dreimal anrufen, bis es kam 
und selbst dann waren noch Rechtschreibfehler drin.
Man weiß nie was noch kommt und du hast keinen Nachweis für diese Zeit 
im Lebenslauf.

von Claus M. (energy)


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Ich würde nicht zu viel Druck machen. Das Zeugnis soll ja ordentlich 
sein und nicht unter Druck hingerotzt. Du brauchst es doch erst bei der 
nächsten Bewerbung.

von Percy N. (vox_bovi)


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Claus M. schrieb:
> Ich würde nicht zu viel Druck machen. Das Zeugnis soll ja ordentlich
> sein und nicht unter Druck hingerotzt. Du brauchst es doch erst bei der
> nächsten Bewerbung.

Wenn mir ein Bewerber ein Zeugnis auf den Tisch legt, das ausweislich 
des Datums erst mehrere Monate nach Ende des Arbeitsverhältnisses 
erteilt wurde, würde ich mir Gedanken machen. Und diese Gedanken wären 
nicht zum Vorteil des Bewerbers.

von Cerberus (Gast)


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auswanderer schrieb:
> Und der naechste HRler und Chef
> braucht das Zeugnis dann unbedingt, weil nur so kann er ja sichergehen
> dass er da keinen Vollpfosten einstellt der sich nur gut verkaufen kann.
> Ganz wichtig :)

Trugschluss, weil einige Arbeitgeber das Zeugnis nur wegen der
Anschrift für eine Rückfrage wollen. Die geschönten Arbeitszeugnisse,
die den Mitarbeiter nach geltendem Recht über den grünen Klee loben,
sind informell völlig nutzlos. Ist natürlich die Frage, wie weit da das 
berechtigte Interesse des neuen Arbeitgebers geht. Die informieren sich
schon und dann muss sich keiner wundern, wenn trotz Eignung, nie ein
Job funzt. Dafür sind Rechte und Pflichten auf dem Arbeitsmarkt zu
ungleich verteilt.
Umgekehrt hat der Bewerber nämlich keine Möglichkeit zu klären,
ob er sich da nicht im zehnten Kreis der Hölle bewirbt, denn von 
ehemaligen Mitarbeitern erfährt ein Bewerber ja nichts, geschweige
denn, von der Stammbelegschaft. Da sind die meisten Leute oft viel zu
verängstigt, dass Indiskretion zu Recht ihre Karriere je beenden
würde, denn da will da keiner ein Risiko eingehen.

Auf Kununu kann man so manchen Shitstorm lesen, aber wer sagt einem,
dass zu exzessive wahre Negativbeiträge mit Hilfe eines Anwalts nicht 
beseitigt wurden? Außerdem sind dort nicht alle Firmen vertreten.

Jedenfalls sind Arbeitszeugnisse eine Unsitte, die, wenn man das
System mit seinen Freiheiten dahinter begreift, die Ungleichheit 
unterstützt und somit nicht zumutbar sind. Da können einem seine
Sünden noch Jahrzehnte hinterher rennen.

Das Gesetz schreibt keine Arbeitszeugnisse in Bewerbungen vor.
Es ist nur vorgeschrieben, das ein ehemaliger Beschäftigter einen
Rechtsanspruch auf ein wahres wohlwollend formuliertes
Arbeitszeugnis hat. Einfordern, gbf. einklagen muss das jeder selbst.
Auf die stille Post hat das natürlich keinen positiven Einfluss, wie 
sollte es auch?
Die Firmen sind nur so dreist Arbeitszeugnisse zu verlangen, aber
über die Entscheidungsgründe bzgl. d. Jobs schweigen die sich aus.
Anders sehe es aus, wenn hier Verantwortung gelebt würde.
Nur würde das die stille Post hinter dem Rücken der Bewerber
auch nicht verhindern.
Wenn eine Firma allzu beharrlich in seiner Auffassung ist, man
brauche das letzte Arbeitszeugnis unbedingt, dann ist da irgend
was faul, denn Arbeitsverhältnisse sind Willenerklärungen, die
auch mündlich Zustande kommen können. Den Zeitpunkt und die
Bedingungen bestimmt für gewöhnlich der Arbeitgeber.
Ein schriftlicher Vertrag ist dagegen Pflicht.
Und wenn der Vertrag steht, dann braucht sowieso kein Arbeitgeber
ein Arbeitszeugnis, es sei denn, um eine Backgroundrecherche im
Nachgang vorzunehmen. Passiert für gewöhnlich, wenn Personal dringend 
gebraucht wird und für die Recherche die Resourcen fehlten.
Ob da dann nachrichtlich nicht etwas Schädliches rüber kommt
erfährt kein Bewerber.
Das sollte keiner einfach so hin nehmen, aber rechtlich hat man
durch die Probezeit keine Möglichkeit um dann gegen eine Kündigung 
anzugehen.
Beschäftigungsverhältnisse sind Vertrauensspannungsverhältnisse 
unterschiedlicher Gedankenwelten. Da sind Kollisionen und Konflikte 
praktisch vorprogrammiert.
Manche Chefs schreiben im Job bei Problemen sofort Abmahnungen
und manche sind verständiger und manche fressen Frust und Ärger
in sich rein, bis es denen mal zu viel wird. Zu einer Aussprache
sind viele Chefs gar nicht fähig.
Dann muss man sich über eine Kündigung nicht wundern und das wird
dann auch über die stille Post so kommuniziert.
Andererseits ein MA, der z.B. von sich aus kündigt, ist da auch
nicht aus dem Schneider, weil ein Arbeitgeber das als Verrat
an seinem Wohlwollen und Undank interpretiert, was dann auch in
der stillen Post landet. Solche Verhaltensweisen habe ich schon öfter 
beobachtet.
Am Unproblematischten sind Jobwechsel aus Gründen, die in der Person
des Mitarbeiters nicht zu suchen sind, z.B. bei Insolvenzen.

Jeder kann das natürlich anders sehen, aber an den Strukturen des 
Arbeitsmarktes mit seinen Nachteilen ist nicht zu rütteln. Das ist so
und wird sich vorerst auch nichts ändern.

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