Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Erster Versuch PETG, geht da noch was oder liegt es am Filament


von Ole (Gast)


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Da nun die Weihnachtszeit naht und demnächst Plätzchen gebacken werden, 
wollte ich unser Sortiment mit individuellen Ausstechformen aus dem 
3D-Drucker bereichern.

Es wurde PETG-Filament geordert (SIENOC, blau, transparent) und erstmal 
der Temperaturtower gedruckt:
https://www.thingiverse.com/thing:2202427

Bei PLA scheint das Stringing sehr von der Temperatur abzuhängen, aber 
für das weiße PLA habe ich eine gute Einstellung (185°C) gefunden, mit 
der ich zufriden bin.

Aber die Ergebnisse vom PETG überzeugen mich nicht.
Beim ersten Druck hat sich das Objekt kurz vor Druckende vom Bett gelöst 
und das Stringing gibt es bei jeder Temperatur.
Bei 270°C hat der Drucker schon Probleme die Temperatur richtig zu 
regeln (oder zu messen), sie springt in der Anzeige gern mal um 3 bis 8° 
Grad hoch und runter.
Außerdem wird das Filament schwarz. Temperaturmäßig bin ich also nach 
oben limitiert.

An welchen Stellschrauben könnte ich noch drehen, um schönere Ausdrucke 
mit PETG zu erhalten?

Ich habe immer noch den Extrusion multiplier vom PLA drin (1.05). Liegt 
es daran? Wie finde ich den optimalen Extrusion multiplier? Ein 
einwandiges Objekt mit 0,4 mm Wandstärke zu drucken bringt nix, da ich 
mit meinem Meßschieber dort nur die 0,4 mm messe, aber keine 1/100 mm 
auflösen kann.

Bringt es was an den Retraction-Einstellungen zu drehen?
Was kann ich noch tun?

Mit 70°C Betttemperatur löst sich das Objekt immerhin nicht mehr vom 
Heizbett...

Danke im Vorraus für Tipps & Anteilnahme!

von Johannes S. (Gast)


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Die 270 °C sind sicher nicht nötig, das wäre für Nylon. Ich drucke PETG 
mit 230-240 °C und das reicht (PETG von 'Das Filament' oder 
Filamentworld).
Es zieht auch mehr Fäden als PLA, das bekommt man nicht ganz weg, liest 
man überall. Die lassen sich aber einfach entfernen und das PETG lässt 
sich auch besser schleifen, PLA wird schon durch die Reibungswärme 
krümmelig.
Ich hatte lange auf eine Glasplatte gedruckt, aber das PETG hat so 
geklebt das Glasstücke aus der Oberfläche gerissen wurden, schon alleine 
beim Abkühlen. Jetzt habe ich eine BuildTak Folie, auch da klebt das 
sehr fest. Heizbett habe ich zum Start auf 70° und gehe dann runter, 
genaue Werte habe ich jetzt nicht im Kopf.

von Karl (Gast)


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Und warum nicht PLA? Du bäckst die Form ja nicht mit.

von Christian M. (Gast)


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PETG wird als Wunderfilament angepriesen, das die positiven 
Eigenschaften von PLA und ABS vereint.

Nach dem Ausprobieren stellt sich dann Ernüchterung ein...

Warping gibt's soviel Du willst, selbst ABS haftet besser. Stringing 
ohne Ende.

Es ist NICHT die Wunderwaffe! Nimm PLA!

Gruss Chregu

von Ole (Gast)


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Johannes S. schrieb:
> Es zieht auch mehr Fäden als PLA, das bekommt man nicht ganz weg, liest
> man überall. Die lassen sich aber einfach entfernen und das PETG lässt
> sich auch besser schleifen, PLA wird schon durch die Reibungswärme
> krümmelig.
Schleifst Du maschinell? Wenn ich mal was nachbearbeite, dann meist mit 
der Hand.

> Jetzt habe ich eine BuildTak Folie, auch da klebt das
> sehr fest.
Ja, sowas hab ich auch, die günstige Version aus China...


Karl schrieb:
> Und warum nicht PLA? Du bäckst die Form ja nicht mit.
Hmm. Auch wieder wahr. Ich denk mal drüber nach.


Christian M. schrieb:
> Nach dem Ausprobieren stellt sich dann Ernüchterung ein...
>
> Warping gibt's soviel Du willst, selbst ABS haftet besser. Stringing
> ohne Ende.
Bis zum Warping bin ich noch nicht gekommen, aber beim Rest kann ich Dir 
zustimmen.

Dazu kommt noch der optische Eindruck: Das Filament sieht auf Rolle 
super aus, schön glatt & glänzend und im Ausdruck dann so krümelig oder 
fitzelig, ich weiß gar nicht wie ich das beschreiben soll...

von Timmo H. (masterfx)


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Also ich drucke schon sehr lange Problemlos PETG. Allerdings auch nicht 
so filigrane Temp-Tower wie du.

270°C ist auf jeden Fall zu viel. Ich drucke es meist mit 235°C/70°C. 
Die Tatsache, das dein Druck auch bei 230-240°C so schlecht aussieht, 
lässt mich vermuten, dass dein Filament irgendwie Wasser gezogen hat. 
Kannst ja mal ne Stunde bei 60°C in dem Backofen legen.

Ich drucke PETG sowohl auf Glas + Pritt und auf Buildtak, wobei die 
Haftung auf Buildtak für meinen Geschmack etwas zu heftig ist.

Den Extrusion Multiplier musst du bei PETG etwa 5% anheben, da PETG 
etwas weicher ist, und dadurch das Extruder Zahnrad tiefer in das 
Filament rein drückt wodurch der effektive Umfang des Zahnrads kleiner 
ist.
Part Cooling stelle ich bei PETG etwas runter 40-60% nach dem ersten 
Layer.

Bestimmen kannst du den Extrusion Multiplier z.B. indem du eine 
Markierung auf dem Filament 12cm vorm Extruder machst und dann 10cm 
extrudierst. Dann misst du vom Extruder bis zur Markierung (z.B. 2.5mm) 
und dann weißt du das 0.5mm weniger Filament extrudiert wurde als 
gewünscht. Dein Extrusion Multiplier ist dann also 100mm/95mm = 1.05

von Johannes S. (Gast)


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Ole schrieb:
> Schleifst Du maschinell? Wenn ich mal was nachbearbeite, dann meist mit
> der Hand.

Auch von Hand, am Besten noch mit nassem Schleifpapier. Trotzdem fühlt 
sich das PETG besser an, finde ich.

Als Wunderwaffe würde ich das auch nicht bezeichnen, es hat halt andere 
Eigenschaften. Höhere Temperaturfestigkeit und weniger brennbar, das 
gibt es in UL-94 getestet und ist damit besser für Gehäuse mit Elektrik. 
Habe dafür jetzt zwar PETG ohne die Zertifizierung genommen, das ist mir 
aber trotzdem lieber als PLA oder ABS.
So schlimm fand ich das Stringing auch nicht, vielleicht ist mein alter 
Wade Extruder da etwas besser, Retract klappt da recht gut.
Das krümmelige kommt sicher von der zu hohen Temperatur, wie war den die 
Empfelung vom Hersteller?

von Christian M. (Gast)


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Ole schrieb:
> im Ausdruck dann so krümelig oder fitzelig

Dem entgegen drucke ich mit 245 Grad, dann wird es schön glänzend und 
hält auch zusammen. Dann aber noch mehr Stringing und kleine Sachen 
bleiben zu lange weich.

Es ist ein 100% Hobby. Ich dachte auch blauäugig dass mir das eine Hilfe 
und Unterstützung wäre, frisst aber mehr Zeit als es hilft . Interessant 
ist es schon, und lehrreich!

Gruss Chregu

von P. W. (deneriel)


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Anfangs-EM bei PETG nach Daumenregel 0.9

Betttemperatur rauf für eine gute Haftung. Soll ist bei mit 85 Grad auf 
nacktem Alubett ohne weitere Haftvermittler. Ist (PT100 am Multimeter) 
liegt je nach Bettposition so bei 80-85 Grad. Damit haftet das PETG wie 
Bombe. Wenn ich die Betttemperatur abgesenkt habe, neigte das Material 
schnell zum Warping.
Bei Zimmertemperatur kann man es hingegen ohne nennenswerten Widerstand 
ablösen.

Drucktemperatur 235 Grad Soll. (Wenn ich dem Thermoelement trauen kann, 
sind es real etwa 225).
Bei geringem Vorschub kann ich aber auch durchaus auf 210 runter weil 
das dann zäh genug wird um auch Brücken ohne Stützen hin zu bekommen. 
Trotzdem keine Haftungsprobleme der Layer - den Heattower konnte ich nur 
mit Gewalt durchbrechen.

Stringing und Oozing bekommst du mit einem knackigen Retract und 
schnellem Verfahren einigermaßen in den Griff. Ein paar gespinstartige 
Fäden, die man einfach runter wischen kann, stören mich jedenfalls 
nicht. Oozing ist nerfiger, das wird mit zunehmender Temperatur (und 
dünnflüssigerem Filament) halt schlimmer.


Nachtrag:
Taste dich halt mal mit ein paar kleinen Testwürfeln an das Material 
ran.
Mein Filament kommt von "DasFilament"; war eine Empfehlung und ich habe 
noch kein Anderes benutzt.

: Bearbeitet durch User
von Tr0lljäger (Gast)


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Für die Einstellung das hier durchspielen:

https://www.3dpsp.de/petg-drucktipps

Wenn der Drucker vorher gescheit kalibriert wurde und auch sonst 
einigermaßen taugt, dann ist in der Druckqualität kein Unnterschied zu 
PLA erkennbar...

von Ole (Gast)


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Danke nochmal für die vielen Tipps.

Habe mich nochmal an das PETG gewagt. Ich habe den EM nochmal etwas 
runtergedreht. Ich denke der filigrane Temptower fordert den Drucker und 
das Filament ganz schön. Das ist bei PLA auch so: So 'schlecht' wie der 
Temptower werden die üblichen Drucksachen dann doch nicht.

Ich habe jetzt folgende Einstellungen genommen:
Heizbett 65°C (1st layer), sonst 60°C
Extruder 240°C (1st layer), sonst 235°C
Extrusion Multiplier 1.03

Wenn man die gedruckten PETG-Objekte mit einer Zange nach oben zieht, 
kommt man mit dem Spachtel drunter und kann sie gut ablösen.

Warping konnte ich bis jetzt noch nicht feststellen, da bräuchte ich mal 
ein größers Objekt.
Für Plätzchenformen würde sicher auch PLA gehen. So bin ich auf der 
sicheren Seite, falls doch mal eine kleine Ecke abgeht.

So. Jetzt werden die Teige vorbereitet.

Danke,
Ole

von P. W. (deneriel)


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Also ich finde das immer noch recht viel Stringing, und die dicken 
Klumpen am Rand sind auch nicht soo toll.
Ich würde daher mit dem Retract noch etwas rumspielen. Insbesonder mal 
in den Infill-Optionen "Only retract when crossing perimeters" 
nachsehen.

Ich fahre nach abgeschlossenem Druck den Kopf zur Seite und das Filament 
10mm zurück. Das klappt ganz gut um nicht am Druckobjekt fest zu kleben 
und auch nicht lange Filametwürste tropfen zu lassen.
Kannst du im Slic3r in den Printer Setting bei Custom G-Code mit rein 
schreiben.

Um den letzten Retract zu kompensieren, hab ich den Skirt zum Druckstart 
verlängert sodass mindestens 20mm Filament extrudiert werden. Dann 
fließt es normalerweise sauber.

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