Forum: Platinen PCB(A) Hersteller nach ISO 13485


von Thomas S. (thst)


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Hallo allerseits,
Für einen Kunden entwickle ich ein medizinaltechnisches Gerät. Gemäß 
Kunde muss der PCB(A) Hersteller ISO 13485 zertifiziert sein. Bezüglich 
der zu entwickelnden Schaltung macht der Kunde keine Vorschriften; 
immerhin wird ein externes Med- Netzteil eingesetzt.
Mein "Hauslieferant" Multi-CB fertigt nicht nach ISO 13485.
Wo finde ich einen Lieferanten für:
- Prototyp PCBs, gerne in Europa  mit Pool-Fertigung  (EAGLE Daten)?
- Serie-Fertigung PCB?
- Bestückung?
Danke vielmals für die Hilfe!

Beitrag #5622874 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Wühlhase (Gast)


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Thomas S. schrieb:
> - Prototyp PCBs, gerne in Europa  mit Pool-Fertigung  (EAGLE Daten)?
Hat EAGLE denn keinen Gerber-Export?

von John P. (brushlesspower)


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Wühlhase schrieb:
> Hat EAGLE denn keinen Gerber-Export?

Natürlich hat EAGLE das. Nutzt dem TE aber wenig, er sucht ja einen 
Leiterplattenhersteller.

von Thomas S. (thst)


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Danke für die Antworten. Ich habe noch nicht mit der Entwicklung 
gestartet. Bosk, wenn ich dir die Daten senden soll, was würdest du da 
checken?
EAGLE Datenimport ist absolut kein Muss, ich find' das nur für die 
Bestellung von Prototypen praktisch.
Das wichtigste Kriterium ist die zu erfüllende ISO 13485.
Pool-Fertigung ist auch kein Muss, macht aber den Preis angenehmer.
Kennt jemand einen PCB-Hersteller, welcher nach ISO 13485 fertigt?
Mit irgend einer Suchmaschine finde ich nur Hersteller in den USA.

von John P. (brushlesspower)


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Thomas S. schrieb:
> Kennt jemand einen PCB-Hersteller, welcher nach ISO 13485 fertigt?

Anfragen bei den Leiterplattenherstellern.

Bei Pool und günstig wirst du wohl aber keinen erfolg haben.


Meine Tipps:
- WE Direkt
- Leiton
- Contag

Dort mal anfragen ob und wie teuer die sind.



Mal ganz nebenbei, was ist denn an einer ISO 13485 PCB anders als an 
einer "normalen"?

von Wühlhase (Gast)


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@John:
Das ist mir schon klar, nur die Fixierung auf Eagle-Dateien hat mich 
etwas gewundert.

@TO:
Frag mal bei Brockstedt in Kiel nach. Die bauen ihre Internetseite 
gerade um (deswegen ist da mit mal schnell nachschauen nichts), aber auf 
irgendeinem Internetportal steht, daß die für Medizin-, Luft- und 
Raumfahrt fertigen (und zumindest Letzteres kann ich auch bestätigen).

von Thomas S. (thst)


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Danke, bei den Adressen werd' ich mal nachfragen.
Leider sind da die Schrägstriche verloren gegangen:
Prototyp PCBs, gerne in Europa  I mit Pool-Fertigung I (EAGLE Daten)?
EAGLE Dateien in Klammern, da nur nice to have...

Der Unterschied wird wohl erstens der Preis sein und zweitens, dass eine 
chinesische Hinterhoffirma das nicht anbietet.
Ein Spital ist Endkunde der Geräte und die werde ich wohl nicht davon 
überzeugen können, dass es egal ist, wer die PCBs fertigt.

von Purzel H. (hacky)


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> ISO 13485

was beinhaltet diese Norm ?
- Die Leiterplatte sollte auch bei beliebig geringer Uebertemperatur 
nicht grad kubikmesterweise giftige Daempfe rauslassen.
- Brennen darf sie eh nicht.

Ich hab das Gefuehl dass wahrscheinlich jede Leiterplatte aus Europa 
diese Norm einhaelt. Frag doch einfach mal bei den Herstellern an.

zB Eurocircuits. Oder den in diesem Forum gelisteten Herstellern.
https://www.mikrocontroller.net/articles/Platinenhersteller

von John P. (brushlesspower)


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Jetzt ist G. schrieb:
> Ich hab das Gefuehl dass wahrscheinlich jede Leiterplatte aus Europa
> diese Norm einhaelt.

Da hast du warscheinlich Recht.
Die Frage hier lautet aber welcher Hersteller garantiert/zertifiziert 
das auch?

von Thomas S. (thst)


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> Die Frage hier lautet aber welcher Hersteller garantiert/zertifiziert
> das auch?

Genauso sehe ich das auch. Europa weit wird sicher jeder die Qualität 
hinkriegen - aber die ISO 13485 Zertifizierung ist hier dennoch ein 
Muss.

von geb (Gast)


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Da hat wer was falsch verstanden. Die ISO13485 ist eine Qualifikation 
für einen Betrieb, der elektromedizinische Produkte herstellt. Im Sinne 
ähnlich einer ISO 9000. Man kann auch elektromedizinische Produkte 
herstellen,ohne ISO 13485 zertifiziert zu sein. Dann allerdings muss 
jedes hergestellte Gerät einer Stückpürüfung bei einer benannten Stelle 
unterzogen werden.
Die Leiterplatte kannst du überall fertigen lassen, sofern sie dann 
funktioniert. Wichtig ist eher, dass dann beim fertigen Gerät alle 
Sicherheitsnormen eingehalten werden. Das wird dann aber ohnehin bei der 
Baumusterprüfung genau angeschaut.

Grüsse

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Der Leiterplattenhersteller ist doch gar nicht der 
Medizinproduktehersteller. Daher ist auf ihn die ISO 13485 überhaupt 
nicht anwendbar.

Je nach Art und Klassifikation des Medizinproduktes kann es erforderlich 
sein, Leiterplatten nach IPC-A-600 Class 3 und Baugruppen nach IPC-A-610 
Class 3 zu fertigen.

Die Anforderung, ISO 13485 zu erfüllen, betrifft also ggf. DICH als 
Entwickler und womöglich Inverkehrbringer des Geräts!

Irgendwie verträgt es sich auch überhaupt nicht, dass Du dem 
Leiterplattenhersteller irgendwelche EAGLE-Dateien hinrotzen willst, 
aber gleichzeitig in einem hochgradig regulierten Umfeld entwickelst. 
Wie soll denn da ein ordentliches Design Review auf der Ebene von 
Fertigungsdaten stattfinden?

von Thomas S. (thst)


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Danke für die Hinweise. Von andern Normen weiss ich, dass sie den 
Entwickler betreffen. Da hier der Kunde wirklich nur angegeben hat, dass 
der PCB-Hersteller diese Norm erfüllen muss, habe ich mal auf diese 
Weise nachgefragt.
Bezüglich EAGLE-Dateien: Solche würde ich für die Prototypen benutzen, 
die Serie aber mit Gerber-Daten bestellen.
Dann muss ich wohl mal nachfragen, was der Kunde genau will. Welche 
Normen für die Entwicklung gelten und wer die Dokumentation / 
Zertifizierung etc. übernehmen wird.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Kunde: "Oh, bevor wir Ihnen das vereinbarte Honorar auszahlen können, 
haben wir noch eine klitzekleine Bitte... Unsere Rechtsabteilung 
benötigt nur ein Kopie Ihrer aktuellen ISO-Zertifizierung. Das kann ja 
nicht so wild sein, denn Sie entwickeln ja schließlich im 
medizintechnischen Umfeld. Und dass mit "Leiterplatte" natürlich die 
gesamte Baugruppe gemeint war, versteht ja jeder Laie."

: Bearbeitet durch User
von ms (Gast)


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von georg (Gast)


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Thomas S. schrieb:
> Welche
> Normen für die Entwicklung gelten und wer die Dokumentation /
> Zertifizierung etc. übernehmen wird.

Das ist schon reichlich spät, sowas muss man vorher klären. Oder machst 
du jetzt alles was der Kunde sich so ausdenkt zum vereinbarten Preis? 
Oder klettert der Preis in beliebige Höhen? Irgendeiner ist bei einer 
solchen Abwicklung der Dumme.

Es soll Entwickler geben, die nach Pflichtenheft vorgehen.

Georg

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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georg schrieb:
> Irgendeiner ist bei einer solchen Abwicklung der Dumme.

Und das ist im Zweifelsfall der externe Entwickler. Im Zweifelsfall wird 
man ihm vorhalten, dass ihm bekannt war, dass er ein medizintechnisches 
Produkt entwickeln sollte. Und dazu gehören nun einmal gewisse 
Sorgfaltspflichten, wozu auch die Einhaltung der relevanten Normen 
gehört.

Man kann natürlich vieles vertraglich ausschließen, aber das muss 
natürlich in entsprechender schriftlicher Form geschehen. Die mündliche 
Aussage des Projektverantwortlichen wird da nicht ausreichen.

von Thomas S. (thst)


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Okee.., okee...  :-)  Ich hab' erst eine Anfrage erhalten und erstelle 
grade eine Offerte. Da der Kunde das so geschrieben hat, ging ich davon 
aus, dass es sich hier wirklich um eine PCB-spezifische Norm handelt.
Ich hab' selbst schon in der Medizinaltechnik gearbeitet und von daher 
wird in meiner Offerte klar stehen, dass die Normen nach bestem Wissen 
eingehalten werden, dass die Zertifizierung etc. jedoch Sache des Kunden 
ist.

von Marcus H. (Firma: www.harerod.de) (lungfish) Benutzerseite


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Andreas S. schrieb:
...
> Irgendwie verträgt es sich auch überhaupt nicht, dass Du dem
> Leiterplattenhersteller irgendwelche EAGLE-Dateien hinrotzen willst,
> aber gleichzeitig in einem hochgradig regulierten Umfeld entwickelst.
> Wie soll denn da ein ordentliches Design Review auf der Ebene von
> Fertigungsdaten stattfinden?

Kommt wohl drauf an, um welche Art von Produkt es sich konkret handelt. 
Häufig kann man aber so vorgehen:

- EAGLE und Vorgabe-BOM an den Fertiger
- Gerber und BOM mit den tatsächlich beschaffbaren Bauteilen kommt 
zurück und wird freigegeben

In der Vorgabe-BOM werden Standardbausteine, bei denen es mehrere 
Quellen gibt, vom Entwickler nicht bis ins letzte Detail vorgeschrieben. 
Der Fertiger teilt aber seine Wahl vor der Fertigung schriftlich zur 
Freigabe mit. Ist aktuell besonders hilfreich, wenn grad mal wieder 
Bauteile knapp werden.

von Marcus H. (Firma: www.harerod.de) (lungfish) Benutzerseite


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Thomas S. schrieb:
> Okee.., okee...  :-)  Ich hab' erst eine Anfrage erhalten und erstelle
> grade eine Offerte. Da der Kunde das so geschrieben hat, ging ich davon
> aus, dass es sich hier wirklich um eine PCB-spezifische Norm handelt.
> Ich hab' selbst schon in der Medizinaltechnik gearbeitet und von daher
> wird in meiner Offerte klar stehen, dass die Normen nach bestem Wissen
> eingehalten werden, dass die Zertifizierung etc. jedoch Sache des Kunden
> ist.

->
Die Entwicklung erfolgt vor dem Hintergrund folgender Normen xxxxx.
Eine Garantie der Einhaltung dieser Normen wird nicht gegeben. Die 
Feststellung der Konformität muss durch eine dritte Stelle erfolgen.
<-

Falls Du die geforderten Normen, inkl. solche auf die verwiesen wird, 
nicht im Haus hast, lass Dir die vom Kunden bereitstellen (oder die 
Beschaffung bezahlen). Aber Du hast ja sicher, wie wir alle, ein 
Beuth-Sammelabo. ;)

von Klonophor (Gast)


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>Die Entwicklung erfolgt vor dem Hintergrund folgender Normen xxxxx.
Eine Garantie der Einhaltung dieser Normen wird nicht gegeben. Die
Feststellung der Konformität muss durch eine dritte Stelle erfolgen.

Die zweite Zeile wuerde ich als Auftraggeber nicht akzeptieren.

von Marcus H. (Firma: www.harerod.de) (lungfish) Benutzerseite


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Klonophor schrieb:
>>Die Entwicklung erfolgt vor dem Hintergrund folgender Normen xxxxx.
> Eine Garantie der Einhaltung dieser Normen wird nicht gegeben. Die
> Feststellung der Konformität muss durch eine dritte Stelle erfolgen.
>
> Die zweite Zeile wuerde ich als Auftraggeber nicht akzeptieren.

Im vorliegenden Fall der Entwicklung eines Medizinprodukts wurde die 
Formulierung so hart gewählt, weil der Kunde bestimmte Zukaufteile aus 
China vorgegeben hatte. Verschiedene Module dieses Herstellers sind 
dafür bekannt, dass sie selbständig Kontakt mit Servern in Asien 
aufnehmen. Der Kunde wurde im Vorfeld darauf hingewiesen und hat 
erklärt, dass dieser Hersteller trotzdem einzusetzen sei. Auch dies ist 
in diesem Angebot festgehalten.
Wenn der Auftraggeber das Designrisiko komplett abgeben möchte, ist 
manchmal durch Anpassung des Honorars möglich. Im beschriebenen Fall 
hätte ich den Auftrag ohne diesen Satz abgelehnt.


Wenn es um das fachmännische Anschließen eines Elektroherdes ginge, 
müsste man Dir recht geben.

von Wühlhase (Gast)


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Marcus H. schrieb:
> Im vorliegenden Fall der Entwicklung eines Medizinprodukts wurde die
> Formulierung so hart gewählt, weil der Kunde bestimmte Zukaufteile aus
> China vorgegeben hatte. Verschiedene Module dieses Herstellers sind
> dafür bekannt, dass sie selbständig Kontakt mit Servern in Asien
> aufnehmen. Der Kunde wurde im Vorfeld darauf hingewiesen und hat
> erklärt, dass dieser Hersteller trotzdem einzusetzen sei.
Auch wenn du es (vernünftigerweise) wahrscheinlich nicht posten wirst, 
so würde mich jetzt doch mal interessieren wer dieser Auftraggeber ist 
bzw. welches Firmenlogo da am Ende draufgeklebt wird.

Wenn es nur irgendein Industrieprodukt wäre, wäre mir das egal. Aber 
"medizinisches Gerät" heißt, das wohl jeder hier theoretisch mal mit 
diesem Pfusch (sorry, nix gegen dich) in Kontakt kommen kann.

Wenn das Teil dann auch noch in irgendeiner Weise lebenserhaltend 
eingesetzt werden soll...ich meine, Narkosegeräte mit offener 
Bluetooth-Schnittstelle, wo praktisch jeder mit einem Laptop nach 
Belieben das Mischungsverhältnis von Atem- und Narkosegas ändern kann, 
ist wohl immer noch Standard. Trotzdem würde ich nur ungern mit derlei 
Geräten behandelt werden wollen.

von georg (Gast)


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Wühlhase schrieb:
> Trotzdem würde ich nur ungern mit derlei
> Geräten behandelt werden wollen

Das wirst du ja nie erfahren - vorher nicht und hinterher schon 
garnicht.

Georg

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Wühlhase schrieb:
> Wenn das Teil dann auch noch in irgendeiner Weise lebenserhaltend
> eingesetzt werden soll...ich meine, Narkosegeräte mit offener
> Bluetooth-Schnittstelle, wo praktisch jeder mit einem Laptop nach
> Belieben das Mischungsverhältnis von Atem- und Narkosegas ändern kann,
> ist wohl immer noch Standard.

Funk bzw. RFID wird bei Narkosegeräten eingesetzt, um beim Umstecken des 
Atemschlauchs zwischen Narkose- und Beatmungsgerät zu erkennen, mit 
welchen Parametern der Patient beatmet wird. Solch ein Wechsel des 
Beatmungsgeräts erfolgt ein weiteres Mal, wenn der Patient nach dem 
Transport vom OP im Aufwachraum bzw. in seinem Patientenzimmer (ggf. 
Intensivstation) ankommt. Durch diesen Parameterabgleich werden einige 
schwere Komplikationen verhindert und nicht etwa unnötige neue Risiken 
geschaffen! Die eigentlichen Bedienelemente von Narkose- und 
Beatmungsgeräten werden sicherlich nicht per Bluetooth angebunden.

> Trotzdem würde ich nur ungern mit derlei Geräten behandelt werden wollen.

Erstaunlicherweise sinkt die Sterblichkeit durch den Einsatz moderner 
Medizintechnik immer weiter ab. Inbesondere bei elektiven Eingriffen 
liegt die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer schweren 
Komplikation bei der Narkose mittlerweile bei etwa 1:10.000. Früher, 
d.h. vor gerade einmal einem halben Jahrhundert, gab es bei mehr als 1% 
aller Narkosen schwere Komplikationen. Trotzdem fürchten sich viele 
Menschen mehr und mehr vor einer Narkose.

von Wühlhase (Gast)


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Ich hab dazu mal einen interessanten Artikel gelesen, kann toten Baum 
aber nicht verlinken. Da wurde z.B. irgendein IT-Sicherheitsprofessor 
zitiert, der diesbezüglich vieles ausprobiert hatte und meinte, mit 
relatib einfachen Mitteln würden sich ganze OP-Säle einfach abschalten 
lassen würden. Das Beispiel mit dem Narkosegerät wurde explizit erwähnt.

Aber auf die Schnelle hab ich das hier gefunden:

https://www.heise.de/security/meldung/Tausende-medizinische-Geraete-aus-dem-Internet-angreifbar-2831620.html

https://www.golem.de/news/it-sicherheit-lebenswichtige-medizinische-geraete-ungeschuetzt-im-internet-1509-116563.html

Ob sich da seit 2015 soviel geändert hat?

von Marcus H. (Firma: www.harerod.de) (lungfish) Benutzerseite


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Wühlhase schrieb:
> Marcus H. schrieb:
>> Im vorliegenden Fall der Entwicklung eines Medizinprodukts wurde die
>> Formulierung so hart gewählt, weil der Kunde bestimmte Zukaufteile aus
>> China vorgegeben hatte. Verschiedene Module dieses Herstellers sind
>> dafür bekannt, dass sie selbständig Kontakt mit Servern in Asien
>> aufnehmen. Der Kunde wurde im Vorfeld darauf hingewiesen und hat
>> erklärt, dass dieser Hersteller trotzdem einzusetzen sei.
> Auch wenn du es (vernünftigerweise) wahrscheinlich nicht posten wirst,
> so würde mich jetzt doch mal interessieren wer dieser Auftraggeber ist
> bzw. welches Firmenlogo da am Ende draufgeklebt wird.
>
> Wenn es nur irgendein Industrieprodukt wäre, wäre mir das egal. Aber
> "medizinisches Gerät" heißt, das wohl jeder hier theoretisch mal mit
> diesem Pfusch (sorry, nix gegen dich) in Kontakt kommen kann.

(sorry, nix gegen dich) <- Danke für diese Ansage, dann können wir das 
Thema ja weiter sachlich aufrollen:

Vorneweg - von life-support und OP-Saal war bisher keine Rede. Es gibt 
verschiedene Arten von Medizinprodukten.

Bei jeglicher zugekaufter closed-source Firm-/Software haben wir keine 
Chance im Vorfeld abzuklären, was diese tatsächlich treibt. Das geht bei 
Bugs los und geht weiter zu fest eingebauten Hintertürchen.
Als wir das Thema diskutiert haben, wurden folgende Punkte festgelegt:
- auf dem Gerät gibt es mehrere MCUs
- die closed-source Firmware, in diesem Fall ein Wifi-Stack, hat keinen 
Einfluss auf die Messung
- der Kommunikationsprozessor ist für den Datentransport transparent, 
d.h. er bekommt aus der Signalverarbeitung ein verschlüsseltes, 
signiertes Datenpaket und muss dieses nur transportieren
- die Gegenseite sorgt zum einen dafür, dass keine Kommunikation von und 
nach außen möglich wird, zum anderen werden die Daten validiert.

Alles in allem nicht trivial und auch nichts worauf ich als 
Hardwareentwickler sonderlich viel Einfluss habe.

Bei Medizinprodukten muss sowieso eine Akkreditierung des Gesamtsystems 
durch eine benannte Stelle erfolgen. Insofern war der letzte Satz in 
meinem Angebotstext schon fast redundant.

von Bastian N. (kurzschlussblog)


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Um wieder zurück zur 13485 zu kommen:

So wiet ich weiß ist die ISO 13485 eine erweiterte 9001. D.h. eine 
Qualitätsmanagemt Norm.

Zusätzilich zur 9001 muss sind bei der 13485 noch das Risikomannagement 
während der Entwicklung zu beachten. Ebenso beschreibt die Norm eine 
Korrenktur- und Vorbeugungsmaßnahme in der gereglet wird, wie 
Auftretende Abweichungen untersucht werden.

Weitere Besonderheiten gibts dann noch bei implantierbaren und sterilen 
Geräten.

Zwei große PCBA-Anbieter, die auch für Medizinprodukte herstellen und 
mit denne ich schon Erfahrungen habe sind 
https://www.zollner.de/branchen/medizintechnik/ und 
https://www.tq-e2ms.com/Branchen#medizin

Gruß

von georg (Gast)


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Marcus H. schrieb:
> - die closed-source Firmware, in diesem Fall ein Wifi-Stack, hat keinen
> Einfluss auf die Messung

Hat sie sowieso nicht, wenn sie funktioniert - ist sie aber fehlerhaft, 
kann man sowas nicht vorhersagen, ein fehlerhaftes Programm kann ALLES 
tun, oder zumindest hat der Programmierer keine Ahnung was passieren 
kann.

Mit sowas beschäftige ich mich gerade in diesem Moment: ein PC, der seit 
Jahren funktioniert hat, wurde auf neue Hardware umgezogen. Ein Zugriff 
auf Server A (Linux) ist völlig problemlos, beim Zugriff auf Server B 
(Windows Server) stürzt der PC augenblicklich ab und bootet neu. Soviel 
zu "hat keinen Einfluss".

Georg

von Bastian N. (kurzschlussblog)


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georg schrieb:
> Soviel zu "hat keinen Einfluss".

Ist immernoch die Frage, wie man das dann abfängt. Das wird im 
Risikomanagement betrachtet. Insofern sehe ich darin kein Problem.

von H. B. (Gast)


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Ich bin zur Zeit auch auf der Suche nach einem Leiterplattenhersteller 
der ein QM System nach ISO13485 hat.

In der Norm geht es nicht darum dass die Leiterplattenqualität eine 
bessere ist, sondern in erster Linie um die Rückverfolgbarkeit.

Sollte eine Firma sein die in Deutschland produziert.

Anforderungen an die Leiterplatte sind ausser TG150 ganz normal 
(4-lagig).

Stückzahl ca. 30-40k p.a.

Könnt ihr jemanden Empfehlen?

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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H. B. schrieb:
> Sollte eine Firma sein die in Deutschland produziert.

Eventuell dafür KSG Leiterplatten infrage. Ich habe von denen schon 
einige Leiterplatten in der Hand gehabt, die auch unter dem Mikroskop 
wirklich erstklassig aussahen. Auch die Abstimmung mit deren Leuten 
bezüglich Lagenaufbau usw. lief völlig problemlos. Der Laden wurde uns 
von einem Bestückungsdienstleister empfohlen, der komplexere 
Leiterplatten bevorzugt dort bestellt.

Über deren Preise kann ich aber nichts sagen, da der kommerzielle Teil 
der Beschaffung zwischen unserem Kunden und dem o.a. EMS-Dienstleister 
ablief.

Ich kenne mich aber nicht hinreichend genau mit den verschiedenen Normen 
aus, um beurteilen zu können, welche davon äquivalent zu ISO 13485 sind:

https://www.ksg-pcb.com/services/qualitaetspolitik-und-zertifizierungen

von Wolfgang (Gast)


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Wühlhase schrieb:
> Ich hab dazu mal einen interessanten Artikel gelesen, kann toten Baum
> aber nicht verlinken.

Früher (tm) nannte sich das Verlinken "Literaturangabe". Das gab es 
schon lange, bevor das Internet und HTML erfunden wurden.
Wird also an dir liegen ... ;-)

von B. P. (pantau)


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Kurze grundsätzliche Anmerkung: Zertifizierungen nach DIN 13485 sind in 
der kompletten Leiterplattenbranche noch nicht sehr weit verbreitet. 
Allerdings schließt das im Normalfall eine Belieferung in die 
Medizinbranche nicht aus. Letztlich wendet sich die ISO 13485 nämlich 
sowieso explizit an Hersteller/Inverkehrbringer von Medizinprodukten. 
Und das ist der Hersteller einer Grundplatine ja im Normalfall nicht. in 
diesem Zusammenhang reicht es deshalb normalerweise aus, wenn man als 
LP-Hersteller eine entsprechende Rückverfolgbarkeit (Materialchargen, 
Produktionsanlagen und -zeiträume, Dokumentation der Mitarbeiter etc.) 
nachweisen kann.

Und da wüsste ich neben dem oben genannten übrigens noch einen 
Hersteller, der die obigen Kriterien in vollem Umfang erfüllt, incl der 
gewünschten Produktion innerhalb Deutschlands. Als 
Zertifizierungsalternative käme hier zumindest immerhin die ISO 9001 zum 
Tragen.
Da ich allerdings keinen Werbeblock in eigener Sache veranstalten 
möchte, darf sich der Fragesteller gerne direkt an mich wenden. Ich kann 
bei Wunsch gerne vertriebsseitigen Kontakt herstellen.

von H. B. (Gast)


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B. P. schrieb:
> Kurze grundsätzliche Anmerkung: Zertifizierungen nach DIN 13485 sind in
> der kompletten Leiterplattenbranche noch nicht sehr weit verbreitet.
> Allerdings schließt das im Normalfall eine Belieferung in die
> Medizinbranche nicht aus. Letztlich wendet sich die ISO 13485 nämlich
> sowieso explizit an Hersteller/Inverkehrbringer von Medizinprodukten.
> Und das ist der Hersteller einer Grundplatine ja im Normalfall nicht. in
> diesem Zusammenhang reicht es deshalb normalerweise aus, wenn man als
> LP-Hersteller eine entsprechende Rückverfolgbarkeit (Materialchargen,
> Produktionsanlagen und -zeiträume, Dokumentation der Mitarbeiter etc.)
> nachweisen kann.

In meiner Anwendung ist die Leiterplatte als Risiko Bauteil eingestuft 
wegen der Isolation eines Anwendungsteils (Luft- und Kriechstrecken).
Deshalb besteht die benannte Stelle auf einen 13485 zertifizierten 
Leiterplattenhersteller.

von B. P. (pantau)


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Ok. Ehrlich gesagt habe ich noch nicht verstanden was das Vorliegen 
dieser besagten Zertifizierung in diesem Zusammenhang verbessern bzw. 
zusätzlich absichern soll. Aber ich weiß natürlich auch aus jahrelanger 
Erfahrung: des Kunden Wille, ist sein Himmelreich. Von Logik muss dabei 
nicht immer ausgegangen werden ;-)
Wie gesagt, das Angebot steht. Wenn diese besonderen Anforderungen bzgl. 
ihrer technischen Umsetzbarkeit bewertet werden sollen, stehe ich gern 
zur Verfügung. Und wenn wir uns entschließen sollten ein Angebot 
abzugeben, stehen wir selbstverständlich auch für die Einhaltung aller 
Randbedingungen gerade. Falls es aufgrund der fehlenden ISO 13485 nicht 
zustande kommt, wünsche ich aber trotzdem viel Erfolg bei dem Projekt!

von Georg (Gast)


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B. P. schrieb:
> eine entsprechende Rückverfolgbarkeit

Ja, wenn z.B. ein Marsrover vorzeitig ausfällt sollte man feststellen 
können wer Mist gebaut hat und schadensersatzpflichtig ist. Dazu sollte 
man gut versichert sein. Eine der Nebenwirkungen ist die Produktion von 
Unmengen Dokumentation. Lässt man versehentlich eine Leiterplatte fallen 
muss darüber ein Bericht gefertigt werden.

H. B. schrieb:
> In meiner Anwendung ist die Leiterplatte als Risiko Bauteil eingestuft
> wegen der Isolation eines Anwendungsteils

Genau das garantiert die Norm nicht. Ein Instruktor hat uns zur 
Einführung von ISO9000 erklärt, es gehe nicht um gute oder schlechte 
Qualität, nur muss schlechte Qualität dokumentiert sein, dann ist alles 
i.O.

Für die Isolation ist der Layouter zuständig und verantwortlich.

Georg

von H. B. (Gast)


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Georg schrieb:
> B. P. schrieb:
>> eine entsprechende Rückverfolgbarkeit
>
> Ja, wenn z.B. ein Marsrover vorzeitig ausfällt sollte man feststellen
> können wer Mist gebaut hat und schadensersatzpflichtig ist. Dazu sollte
> man gut versichert sein. Eine der Nebenwirkungen ist die Produktion von
> Unmengen Dokumentation. Lässt man versehentlich eine Leiterplatte fallen
> muss darüber ein Bericht gefertigt werden.
>
> H. B. schrieb:
>> In meiner Anwendung ist die Leiterplatte als Risiko Bauteil eingestuft
>> wegen der Isolation eines Anwendungsteils
>
> Genau das garantiert die Norm nicht. Ein Instruktor hat uns zur
> Einführung von ISO9000 erklärt, es gehe nicht um gute oder schlechte
> Qualität, nur muss schlechte Qualität dokumentiert sein, dann ist alles
> i.O.
>
> Für die Isolation ist der Layouter zuständig und verantwortlich.
>
> Georg

Das ist schon richtig dass ein QM System keine schlechte Qualität bei 
der Fertigung ausschliesst, nur sollteen entstehende Fehler erkannt, 
analysiert und abgestellt werden. Und die Rückverfolgbarkeit soll 
möglich sein.

Natürlich könnten unter bestimmten Umständen auch bei der Herstellung 
der Leiterplatte Fehler passieren, die die Isolationseigenschaften 
verschlechtern. Habe ich slebst schon gesehen.

von Mucky F. (Gast)


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Schlauch mit Molch und magnetisch koppeln.
Steuerung mittels Durchfluss, des Mediums welches den Molch treibt. Null 
Elektrik auf der Strecke zerleg- oder aufrollbar .

von Mucky F. (Gast)


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Falscher Thread, Sch... Smartphone.

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