Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Lebensdauer DRAM


von schiebepeter (Gast)


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Hallo,
ich baue gerade ein kleines Gerät mit FPGA und DRAM, und erwarte, dass 
das Gerät bei etwa 80°C Betriebstemperatur gefahren wird. 
Dementsprechend hoch wird die Refresh-Rate vom DRAM sein. Eine andere 
Frage, die sich mir gestellt hat, war: Wie hoch ist die Lebensdauer 
eines DRAM (Component DDR3L bis 105°C) bei so hohen Temperaturen, d.h. 
sind Ausfälle nach Jahren/Jahrzehnten zu beachten? Ich hätte jetzt auf 
"Don't care" getippt, was sagt ihr?

von Clemens L. (c_l)


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von Falk B. (falk)


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@schiebepeter (Gast)

>ich baue gerade ein kleines Gerät mit FPGA und DRAM, und erwarte, dass
>das Gerät bei etwa 80°C Betriebstemperatur gefahren wird.

Ufff.

>Dementsprechend hoch wird die Refresh-Rate vom DRAM sein.

Die ist auch so schon recht hoch. Ob man da wirklich noch höher gehen 
muss?

> Eine andere
>Frage, die sich mir gestellt hat, war: Wie hoch ist die Lebensdauer
>eines DRAM (Component DDR3L bis 105°C) bei so hohen Temperaturen,

Das wird dir kein Hersteller sagen, weil das weder getestet noch 
spezifiziert ist.

>d.h. sind Ausfälle nach Jahren/Jahrzehnten zu beachten?

Bei 105°C ist mit erheblich schnellerer Alterung zu rechnen. Wann es 
real und statistisch zum Ausfall kommt, ist aber sehr spezifisch.

> Ich hätte jetzt auf "Don't care" getippt, was sagt ihr?

"Don't care" gibt es im Ingenieursbereich eher selten.

von Clemens L. (c_l)


Angehängte Dateien:

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Falk B. schrieb:
>> 80°C Betriebstemperatur [...]
>>Dementsprechend hoch wird die Refresh-Rate vom DRAM sein.
>
> Die ist auch so schon recht hoch. Ob man da wirklich noch höher gehen
> muss?

Aber natürlich. Und wenn man wirklich ans Limit gehen will, findet man 
die Grenze per ECC heraus: 
http://www.memcon.com/pdfs/proceedings2015/MSM102_GreenMountain.pdf

von Falk B. (falk)


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Clemens L. schrieb:
> Aber natürlich. Und wenn man wirklich ans Limit gehen will, findet man
> die Grenze per ECC heraus:
> http://www.memcon.com/pdfs/proceedings2015/MSM102_GreenMountain.pdf

Toll, ein Diagramm ohne Zahlen . . .

von Cyblord -. (cyblord)


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Falk B. schrieb:
> Clemens L. schrieb:
>> Aber natürlich. Und wenn man wirklich ans Limit gehen will, findet man
>> die Grenze per ECC heraus:
>> http://www.memcon.com/pdfs/proceedings2015/MSM102_GreenMountain.pdf
>
> Toll, ein Diagramm ohne Zahlen . . .

Auch hierfür gibts was passendens:

https://xkcd.com/833/

von schiebepeter (Gast)


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Falk B. schrieb:
>>d.h. sind Ausfälle nach Jahren/Jahrzehnten zu beachten?
>
> Bei 105°C ist mit erheblich schnellerer Alterung zu rechnen. Wann es
> real und statistisch zum Ausfall kommt, ist aber sehr spezifisch.

Gibt es auch keine Studien darüber, wie sehr Temperatur und Lebensdauer 
korrelieren? Es geht mir dabei um harte Ausfälle des ICs, d.h. permanent 
beschädigte Bits oder Words, die auch nicht mit ECC oder Refresh 
gerettet werden können. Die Aufgabe des FPGAs ist es, die Daten, die es 
in den DRAM zwischenpuffert, sofort wieder auszulesen, nur per 
random-access (max. 100ms). Dementsprechend ist es nicht wichtig, wie 
die Langzeit-Speicherung spezifiziert ist, sondern wie wahrscheinlich es 
ist, dass ein DRAM harte Fehler nach N Jahren zeigt. Wir spielen das 
Thema eigtl. für NAND/NOR-Speicher durch, und ich wurde gefragt, ob der 
DRAM ein Risiko darstellen könnte.

von jemand (Gast)


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Das ist machbar, setzt aber voraus, dass man die richtigen Bausteine 
einsetzt. Mein ehemaliger Arbeitgeber hat DRAM schon im 
Motorintegrierten Wechselrichtern verbaut. Da hat der Kühler schon 
>100°.

Was man tun muss, ist den Hersteller kontaktieren, der kann 
üblicherweise mit Daten zum gewünschten RAM dienen. Oft bekommt man 
mindestens FIT-Werte. Auch Vorschläge für bestimmte Typen sind zu 
bekommen.

Ich würde mich dazu mal an ISSI wenden, die haben guten Support.

Im Idealfall kontaktiert man den Lieferanten, der das später auch 
liefern soll. Wenn du halbwegs Volumen hast, sind die üblicherweise sehr 
kooperativ in der Hinsicht.

von georg (Gast)


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schiebepeter schrieb:
> Gibt es auch keine Studien darüber, wie sehr Temperatur und Lebensdauer
> korrelieren?

Eine Faustformel, so alt wie die Elektronik: 10 Grad mehr = halbe 
Lebensdauer.

Solange du die Lebensdauer bei 25 Grad nicht weisst nützt das allerdings 
wenig. In jedem Fall leben DRAMs im Durchschnitt sehr viel länger als 
die Computer in denen sie stecken. Seriöse Werte kann es daher nur durch 
spezielle Untersuchungen geben, die i.A. bei hohen Temperaturen 
durchgeführt werden, damit man in akzeptabler Zeit zu Ergebnissen kommt. 
Mir sind aber keine bekannt.

Georg

von Werner B. (gonzo_007)


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Hi,

Falk B. schrieb:
> @schiebepeter (Gast)

> Bei 105°C ist mit erheblich schnellerer Alterung zu rechnen. Wann es
> real und statistisch zum Ausfall kommt, ist aber sehr spezifisch.


Was verursacht eingentlich die beschleunigte Alterung? Wenn ich es 
richtig verstanden habe wird die Dotierung im Chip "zerstört".

Ist dieser Zerstörung linear mit der steigenden Temperatur?

Hatte da schon öfters versucht das zu recherchieren, gute Infos oder 
Tabellen nie gefunden.

von Falk B. (falk)


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schiebepeter schrieb:
>> Bei 105°C ist mit erheblich schnellerer Alterung zu rechnen. Wann es
>> real und statistisch zum Ausfall kommt, ist aber sehr spezifisch.
>
> Gibt es auch keine Studien darüber, wie sehr Temperatur und Lebensdauer
> korrelieren?

Kann schon sein, muss man halt finden.

> ist, dass ein DRAM harte Fehler nach N Jahren zeigt. Wir spielen das
> Thema eigtl. für NAND/NOR-Speicher durch, und ich wurde gefragt, ob der
> DRAM ein Risiko darstellen könnte.

Kann er. Alle Fehlerquellen die man unterschätzt sind eins.

von Falk B. (falk)


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Werner B. schrieb:

> Was verursacht eingentlich die beschleunigte Alterung?

Das kommt auf den IC an.

> Wenn ich es
> richtig verstanden habe wird die Dotierung im Chip "zerstört".

Nein, dafür sind die Temperaturen meist zu niedrig, zumindest bei 
Logik-ICs. Bei LEDs schon, auch bei hochbelasteten Transistoren. Aber 
auch dort sind es eher andere Mechanismen. Temperaturwechsel zerbröseln 
manchmal Bond-Stellen. Bei Flash und EEPROM wird das isolierte Gate 
"löchrig", der Leckstrom steigt und irgendwann ist die Ladung im Gate 
weg.

> Ist dieser Zerstörung linear mit der steigenden Temperatur?

Kommt drauf an, ist sehr verschieden. Wenn ne Diode wegen Überlast 
durchbrennt, ist es meist eine Z-Dioden Charakteristik ;-)

von Werner B. (gonzo_007)


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Falk B. schrieb:
> Werner B. schrieb:
>
>> Was verursacht eingentlich die beschleunigte Alterung?
> Das kommt auf den IC an.

Mir kamen schon öfters defekte TTL ICs (meisste Bustreiber) in alten 
Boards vor, wo ich mich gefragt habe warum die jetzt verstorben sind.
Vom Design her konnte es nicht sein, da die Karten min. 25 Jahre 
gelaufen sind.
Bei einem Designfehler wären die IMO früher gestorben.

ESD kann ich ausschliesen, da die ICs nichts mit den Schnittstellen zu 
tun hatten.

von Guido Körber (Gast)


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DRAM altern eigentlich kaum. Die Zahl der Zugriffe etc. ist für die 
egal.

Schwachstellen sind an erster Stelle die Lötstellen, die haben besonders 
viel Probleme, wenn es Temperaturgänge gibt. Da hängt sehr viel an der 
Qualität der Fertigung, was schlecht nachvollziehbar ist.

Bei den Chips hängt viel davon ab was die für eine Historie in der 
Produktion hatten. Beginnt beim Wafer und Fertigungsprozess. Sind da 
schon Defekte drin, dann ist die Gefahr durch Elektromigration einen 
Ausfall zu haben höher. Waren die Chips bis zur Produktion der Module 
nicht ordentlich in Trockenlagerung, dann kann das Gehäuse Risse haben 
(die beim Löten durch Dampf von aufgenommenem Wasser entstehen), durch 
die dann der Chip wieder geschädigt werden kann.

Also man kann da durchaus was ausrechnen, aber die schlecht 
nachvollziehbaren Faktoren in der Produktionskette haben wahrscheinlich 
den größten Einfluss.

von (prx) A. K. (prx)


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Warme DRAMs sind nicht wirklich ungewöhnlich. Mainboards von PCs und 
Servern sind keineswegs ein stressfreies Biotop, wenn lange Zeit hohe 
Last vorliegt. Gut genutzte DRAMs werden schon von sich aus warm und was 
sie an Kühlluft abkriegen, das kommt bei vielen PC-Boards als heisse 
Abluft vom CPU-Kühler.

Bei Mobilgeräten ist das noch etwas krasser, denn da sitzen sie direkt 
auf dem Prozessorchip oben drauf, im gleichen Baustein.

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