Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Sperrwandler und lückender Betrieb


von Thom (Gast)


Lesenswert?

Hallo,

ich bin dabei, einen Speichertrafo für einen Sperrwandler auszulegen, 
welcher sekundär 320V 0,42A und 150V 0,1A, sowie 15V 0,1A als 
Bereitstellung für den TDA4605 bringen muss. Die Schaltfrequenz liegt 
bei 100kHz, die minimale Eingangsspannung bei 290V (-10% 
Spannungstoleranz aus dem Netz), der Sperrwandler soll primärgeregelt 
über die Hilfsspannung laufen, da eine Regelabweichung von 1% toleriert 
werden kan. Mit dem Tool von Prof. Schmidt-Walter habe ich hierfür eine 
Primärinduktivität von aufgerundet 900µ, sek. 1 bei 910µ, sek. 2 bei 
200µ, Aux bei 2,5µ. Im Leerlauf benötigt die zu speisende Schaltung aber 
nur einen Bruchteil des Stromes: 320V bei 72mA, 150V bei 2mA. Mit den 
oben ermittelten Induktivitätswerten geht der Wandler hier aber in den 
lückenden Betrieb über - man müsste die Primärinduktivität auf 5,5m, sek 
1 auf 5,6m, sek 2 auf 1,3m und Aux auf 16µ bringen. Die längste Zeit 
befindet sich die zu speisende Schaltung in den unteren 2/3 der 
Maximalstromaufnahme.

Die Frage: wie auslegen? Was passiert, wenn der Sperrwandler längere 
Zeit in lückendem Betrieb arbeitet (in Bezug auf Regelbarkeit, Verluste, 
..)

PS: Der TDA4605 ist ja leider abgekündigt - gibt es für ihn einen 
direkten Ersatz? Ich möchte auf die direkte Strommessung des 384x 
verzichten.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


Lesenswert?

Für den Sperrwandler ansich ist lückender Betrieb kein Problem, aber die 
EMV kann leiden wenn in den Pausen hochfrequente Schwingungen auftreten.

Eventuell wird auch die Sekundärspannung unsauberer.

Soll der Wandler mithilfe eines Regel-ICs geführt werden? Dann schau Dir 
die Datenblätter z.B. von der TOPSwitch-Serie an.

von Thom (Gast)


Lesenswert?

Ben B. schrieb:
> Soll der Wandler mithilfe eines Regel-ICs geführt werden? Dann schau Dir
> die Datenblätter z.B. von der TOPSwitch-Serie an.

Hallo Ben,

der TDA4605 soll als Regler zum Einsatz kommen (siehe Ausgangsbeitrag).

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


Lesenswert?

Achsoooooooooooo, also 15V Hilfswicklung, alles klar. Sollte kein 
Problem sein, die Schwankungen wirken sich zuerst bei den hohen 
Spannungen aus.

Aber falls Dein Entwurf nicht nur ein Bastelprojekt ist, fehlt dem Ding 
ein entscheidender Teil, weswegen er keine Prüfung bestehen wird: die 
PFC. Du hast grob geschätzt 200..220W an Ausgangsleistung, das ist für 
einen Sperrwandler sowieso schon ziemlich viel. Ab 75W ist eine PFC 
vorgeschrieben wenn ich mich nicht irre.

Edit: Ich will Dir nicht den Sperrwandler madig machen, aber meinst Du 
nicht, daß ein Brückenwandler oder zumindest Eintakt-Flusswandler 
(beides wie in einem PC-Netzteil) vielleicht die bessere Wahl ist? Auch 
hinsichtlich Entstörung oder Wirkungsgrad...

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


Lesenswert?

Thom schrieb:
> Was passiert, wenn der Sperrwandler längere
> Zeit in lückendem Betrieb arbeitet

Nichts, manche (MC34063/LM78S40) können sogar nichts anderes.

Es gibt ein Klingeln auf den Leitungen, der Wirkungsgrad wird 
schlechter.

Beachte halt einfach, ob dein Schaltregler-IC den Übergang 
kontinuierlich/diskontinuierlich beherrscht (oben genannte beherrschen 
es nicht), es wird eine unterschiedliche Regelcharacteristik nötig, der 
Regler muss sich also anpassen.
Deinen TDA kenne ich nicht, aber der Schaltung im Datenblatt nach zu 
urteilen treibt er Aufwand am Feedback-Pin um unter allen Bedingungen 
gut zu regeln. Allerdings finde ich die 'output current reproduction' 
merkwürdig, keine direkte Strommessung am MOSFET, meinst du nicht, dass 
du mit UC3844 besser fährst ?

von Thom (Gast)


Lesenswert?

Hallo,

das Ganze soll nur für meinen eigenen Privatgebrauch zum Einsatz kommen, 
also ohne Prüfung o.Ä. .
Einen Flusswandler hatte ich zuerst in Planung, aber hier geht nur 
sekundäre Regelung (hab ich noch nie gemacht, deshalb würde ich lieber 
bei primärer Regelung bleiben), die sek 1 Windungszahl wird sehr groß, 
ich habe eine Wicklung mehr (zur Streufeldentsorgung) und ich habe 
sekundär pro Wicklung eine Drossel (zudem soll es ja angeblich nicht so 
leicht sein, beim Flusswandler mehrere Ausgangsspannungen zu 
erzeugen...?).

Hier brauche ich wenn dann Hilfe bei der Dimensionierung.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


Lesenswert?

Deswegen Halbbrückenwandler. Du hast nur keine kleine sekundäre 
Spannung, wo der Betrieb eines Optokopplers (Stichwort TL431) dran Spaß 
macht.

Edit:
Wie genau müssen die Ausgangsspannungen sein? Flusswandler sind nicht 
sooo leicht im Kreuzregelverhalten bei mehreren Ausgangsspannungen wie 
ein Sperrwandler. Man braucht eine gemeinsame Speicherdrossel, um das zu 
verbessern (wie beim PC-Netzteil).

Ein anderer Ansatz wäre auch einen PFC-geregelte Zwischenkreisspannung 
(420Vdc oder so) und dann mit einem ungeregelten Halbbrückenwandler 
runter auf die Ausgangsspannungen. Der kommt dann ohne sekundäre 
Drosseln aus und hält die Spannungen recht gut.

Aber als Bastelprojekt gehts bestimmt mit dem Sperrwandler. Wird halt 
eben nicht die effizienteste Schaltung und der Trafo evtl. recht groß 
(und teuer), ohne Serienproduktion und Zulassung ist sowas wohl egal.

: Bearbeitet durch User
von Tany (Gast)


Lesenswert?

Thom schrieb:
> Primärinduktivität von aufgerundet 900µ, sek. 1 bei 910µ, sek. 2 bei
> 200µ, Aux bei 2,5µ. Im Leerlauf benötigt die zu speisende Schaltung aber
> nur einen Bruchteil des Stromes: 320V bei 72mA, 150V bei 2mA.

Wenn du Windungsverhältnis für 320V Wicklung auf 0,3...0,4 reduzierst, 
sieht's anders aus.

von Thom (Gast)


Lesenswert?

Ben B. schrieb:
> Deswegen Halbbrückenwandler. Du hast nur keine kleine sekundäre
> Spannung, wo der Betrieb eines Optokopplers (Stichwort TL431) dran Spaß
> macht.

Das ist auch mein Knackpunkt, ich habe hierfür keinen wirklich eleganten 
Ansatz. Würde ein primärgeregelter Flusswandler funktionieren?

> Edit:
> Wie genau müssen die Ausgangsspannungen sein? Flusswandler sind nicht
> sooo leicht im Kreuzregelverhalten bei mehreren Ausgangsspannungen wie
> ein Sperrwandler. Man braucht eine gemeinsame Speicherdrossel, um das zu
> verbessern (wie beim PC-Netzteil).

Es reicht eine Regelgenauigkeit von 1%.

> Ein anderer Ansatz wäre auch einen PFC-geregelte Zwischenkreisspannung
> (420Vdc oder so) und dann mit einem ungeregelten Halbbrückenwandler
> runter auf die Ausgangsspannungen. Der kommt dann ohne sekundäre
> Drosseln aus und hält die Spannungen recht gut.

Gibt es da fertige PFC-ICs dafür?

> Aber als Bastelprojekt gehts bestimmt mit dem Sperrwandler. Wird halt
> eben nicht die effizienteste Schaltung und der Trafo evtl. recht groß
> (und teuer), ohne Serienproduktion und Zulassung ist sowas wohl egal.

Ich bin gerne für Neues offen, es soll ja trotzdem effizient sein. Als 
konventionelles "Gegnerkonzept" steht ein normaler 50Hz-RKT mit linearem 
Spannungsregler, die Effizienz soll besser sein als mit dem Linearreger.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


Lesenswert?

Naja einen Linearregler schlägt der Sperrwandler locker. Allerdings 
gelten Sperrwandler als schwierig planbar (sie verhalten sich meistens 
nicht so wie in Simulationen), haben Probleme mit EMV-Störungen und weil 
die gesamte Energie im Kern magnetisch zwischengespeichert werden muß, 
wird der Kern recht groß. Man sagt so bis 200W für einen Sperrwandler, 
da bist Du an der oberen Grenze.

Ich habe viel Wissen über solche Netzteile aus PC-Netzteilen und 
KFZ-Endstufen gezogen. Daher favorisiere ich die Halbbrückenwandler 
meistens und nehme den Sperrwandler nur für kleine Leistungen unter 
20..30W.

Ich persönlich würde mir eine sekundäre 4..5V-Hilfsspannung für den 
Optokoppler bauen. Die braucht keine Leistung zu können, daher sinds nur 
2 oder 3 Windungen dünner Draht, vier Dioden und ein kleiner Elko - 
fertig. Der Rest wie beim PC-Netzteil, Gegentakt-Flusswandler mit 
gemeinsamer Speicherdrossel für eine gute Kreuzregelung. Die primäre 
Hilfsspannung zur Versorgung des Regel-IC brauchst Du sowieso, die lässt 
sich nicht einsparen.

Schon mal darüber nachgedacht, ein altes AT-Netzteil auszuschlachten und 
von dem die primärseitige Schaltung und Regelung (meistens TL494) zu 
übernehmen? Da müsste man nur den Trafo und die Speicherdrossel anpassen 
(und die Messwiderstände logischerweise), sowie eine sekundärseitige 
12V-Hilfswicklung für den Regler draufzupacken. Primärseitig kommt so 
ein Ding ohne Hilfsspannung aus, da es selbsterregt anschwingt und erst 
danach in den geregelten Betrieb übergeht.

Sieh das alles bitte nur als persönliche Idee. Wenn Du den Sperrwandler 
hinkriegst, ist das auch gut. Ich möchte Dich nicht zu irgendwas 
verleiten, was Dir zu schwierig ist.

von Thom (Gast)


Lesenswert?

Ben B. schrieb:
> Naja einen Linearregler schlägt der Sperrwandler locker.
> Allerdings
> gelten Sperrwandler als schwierig planbar (sie verhalten sich meistens
> nicht so wie in Simulationen), haben Probleme mit EMV-Störungen und weil
> die gesamte Energie im Kern magnetisch zwischengespeichert werden muß,
> wird der Kern recht groß. Man sagt so bis 200W für einen Sperrwandler,
> da bist Du an der oberen Grenze.

der Sperrwandler war auch eher so eine Schnapsidee, um bei 
primärseitiger Regelung zu bleiben. Als Kern hätte ich einen ETD39 mit 
1mm Luftspalt gewählt - schon ziemlich groß für 150W.

> Ich habe viel Wissen über solche Netzteile aus PC-Netzteilen und
> KFZ-Endstufen gezogen. Daher favorisiere ich die Halbbrückenwandler
> meistens und nehme den Sperrwandler nur für kleine Leistungen unter
> 20..30W.



> Ich persönlich würde mir eine sekundäre 4..5V-Hilfsspannung für den
> Optokoppler bauen. Die braucht keine Leistung zu können, daher sinds nur
> 2 oder 3 Windungen dünner Draht, vier Dioden und ein kleiner Elko -
> fertig. Der Rest wie beim PC-Netzteil, Gegentakt-Flusswandler mit
> gemeinsamer Speicherdrossel für eine gute Kreuzregelung. Die primäre
> Hilfsspannung zur Versorgung des Regel-IC brauchst Du sowieso, die lässt
> sich nicht einsparen.

Würde es nicht einfach gehen, dass ich die Aux (Hilfsspannungswicklung) 
in Verbindung mit einem TL431 nehme? Dann hätte ich meine primärseitige 
Regelung ohne Ärger mit Optokoppler usw..

> Schon mal darüber nachgedacht, ein altes AT-Netzteil auszuschlachten und
> von dem die primärseitige Schaltung und Regelung (meistens TL494) zu
> übernehmen? Da müsste man nur den Trafo und die Speicherdrossel anpassen
> (und die Messwiderstände logischerweise), sowie eine sekundärseitige
> 12V-Hilfswicklung für den Regler draufzupacken. Primärseitig kommt so
> ein Ding ohne Hilfsspannung aus, da es selbsterregt anschwingt und erst
> danach in den geregelten Betrieb übergeht.

Ich habe leider gerade kein altes AT(X) Netzteil hier, ich wollte auch 
eigentlich gleich alles neu planen und beschaffen.

> Sieh das alles bitte nur als persönliche Idee. Wenn Du den Sperrwandler
> hinkriegst, ist das auch gut. Ich möchte Dich nicht zu irgendwas
> verleiten, was Dir zu schwierig ist.

Es ist überhaupt kein Thema, ich finde Deine Anregungen zu dem Thema 
echt super und würde gerne mehr erfahren!

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


Lesenswert?

Ein ATX-Netzteil geht nicht, deren Hauptwandler läuft nicht ohne 
Hilfsspannung aus dem 5V-Standby-Netzteil. Das können nur alte 
AT-Netzteile, die haben eine ausreichend starke Rückkopplung über den 
Steuertrafo.

Den TL431 primärseitig einzusetzen macht keinen Sinn. Der ist ja gerade 
dafür da, um sekundärseitung zu messen, einen Optokoppler anzusteuern, 
der dann für die sichere galvanische Trennung der Sekundärseite vom 
Stromnetz sorgt. Bei der AT-Netzteil-Variante entfällt der Optokoppler, 
das Regel-IC sitzt auf der Sekundärseite und kann die Ausgangsspannung 
direkt messen.

von pwoeirut (Gast)


Lesenswert?

Irgendwo hab ich mal eine Sekundär-HV-Feedback-Schaltung gesehen,
die irgendwie statt eines Spannungsteilers eine KSQ logarithimisch
ansteuerte, und den Spannungsfall an einem Shunt...
Leider weiß ich nicht mehr dazu.

Mit Primary Feedback hat man nur eine Möglichkeit bzgl. Genauigkeit,
je höher die Sekundärspannung, je höher die absolute Schwankungs-
breite in Volt (weil prozentual).

Eine Möglichkeit, um störenden Übergang vom kontinuierlichen zum
diskontinuierlichen Modus zu verhindern, wäre z.B. ständiger disk.
Modus - eventuell kombiniert mit Constant-On-Time.

Hierbei würde tatsächlich die gesamte Energie je einmal in den
"Trafo" und wieder raus, was ihn durchaus noch ein Stückchen größer
machen würde - aber die Problematik bei der starken Lastschwankung
wäre damit vom Tisch.

Die Constant-On-Time Regelung würde dafür sorgen, daß überhaupt nur
dann Schaltzyklen stattfinden, wenn sekundär auch Leistung entnommen
würde - der Wandler wäre "still" ohne Last. Minimale Einschaltzeit, 
hochlaufen ohne Belastung, alles kein Thema mehr.

Für recht kleinen "Trafo" bräuchte es dabei hohe Frequenz, allerdings
könnte man C-O-T auch als (ZCS) Resonanzkreis aufbauen, was sowohl
Schaltverluste als auch EMV günstig beeinflußte.


Anders zu lösen eventuell auch, wenn die Last (bisher undefiniert,
leider) z.B. wirklich viel Zeit im Leerlauf verbrächte und/oder zw.
Leerlauf und Vollast hin und her spränge - man könnte nämlich
für den Leerlauf einen zweiten (Hilfs-)Wandler betreiben. Wobei der
Hauptwandler nur bei Lastbedarf anspränge (im Idealfall konstanter
Last, aber es ginge auch anders).


Dazu müßte man die Last und deren Verhalten (Lastprofil in Bezug
auf Zeit und "Intensität", also genauer Strombedarf) allerdings
kennen... (am besten auch, was an der Last noch so ist, und wie
sich das verhält - alles wissen eben).

von Thom (Gast)


Lesenswert?

Hallo,

ich habe mir gerade mal einen Stromlaufplan eines AT-Netzteils 
angeschaut, das Ganze sieht schon interessant aus, aber denkst Du 
wirklich, dass ich unbedingt einen Gegentaktwandler brauche? Beim 
Eintaktflusswandler könnte ich mir den Ansteuertrafo bzw. den 
Highside-Treiber sparen.. das Ganze soll ja noch einfach gehalten 
werden.

Wie gesagt - auf sehr genaue Spannungsausregelung kommt es nicht an, es 
können bei den 320V sogar 5% sein, bei den 150V die beschriebenen 1%, 
weshalb auch eine (recht ungenaue) primärseitige Regelung in Frage 
kommt.

Ist es denn prinzipiell möglich, einen Flusswandler primär zu regeln? 
Nach meinem Verständnis ja, aber ich habe sowas noch nie gesehen, 
deshalb wundere ich mich.

Die Last ist eine Röhrenendstufe mit EL36, welche folgende Daten hat:
- Ua = 300V (mit Kupferwiderstand Übertrager kommen benötigte 320V 
heraus)
- Ug2 = 150V
- Ia0 = 19mA (pro Röhre, also gesamt 72mA)
- Ia1 = 100mA (pro Röhre + Vorstufenstrom = 10mA)
- Ig20 = 0,5mA (pro Röhre)
- Ig21 = 19mA (pro Röhre)

Eigentlich wollte ich mit der Sprache zur Last nicht rausrücken, weil 
jetzt auf Garantie wieder Stimmen laut werden, die meinen, man solle 
doch einfach einen normalen 50Hz-Trafo nehmen und dass der Aufwand zu 
groß ist - aber ich möchte diesbezüglich einfach mal einen neuen Weg 
gehen und auch etwas dazu lernen, weshalb ich mich für ein 
Schaltnetzteil entschieden habe. Die Heizleistung sowie die 
Gittervorspannung stammen übrigens aus einem normalen 50Hz-Trafo, da ich 
hier komplett (bis auf die Ug1) auf Gleichrichtung verzichten kann.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


Lesenswert?

Na die Gleichrichtung bzw. der Aufwand dafür ist egal... ob das nun ein 
Schaltnetzteil ist oder nicht. Vielleicht werden die Siebelkos kleiner, 
aber mehr nicht.

Ich habe nie probiert, einen Flußwandler primär zu regeln. Keine Ahnung, 
wie gut das funktioniert. Kreuzregelung habe ich allerdings schon 
gebaut, auch ungeregelte Wandler und da war ich mit dem Ergebnissen ganz 
zufrieden.

Eintaktflusswandler ist sekundär der gleiche Aufwand wie ein 
Gegentaktwandler (Spulen werden noch stärker belastet bzw. müssen größer 
sein) und braucht primär eine Entmagnetisierungswicklung, die Du nicht 
wolltest. Man könnte auch einen Eintakt-Flusswandler mit zwei 
Schalttransistoren bauen, dann entfällt die Entmagnetisierungswicklung 
(deren Job wird dann von der normalen Primärwicklung und einem Paar 
Dioden erledigt), aber man wieder den Aufwand, einen Transistor auf der 
high-side ansteuern zu müssen.

Es geht wirklich vieles und viele Wege führen nach Rom...

Der Sperrwandler, den Du Dir da rausgesucht hast, ist ja auch nicht 
gerade ohne Aufwand. Wenn ich heute einen Sperrwandler baue, probiere 
ich immer etwas zu nehmen, wo der Schalttransistor gleich im 
Schaltregler-IC integriert ist. Für 200..250W ist das aber recht 
sportlich, keine Ahnung ob es da sowas gibt.

von pwoeirut (Gast)


Lesenswert?

Thom schrieb:
> Eigentlich wollte ich mit der Sprache zur Last nicht rausrücken, weil

Diese Stimmen gibt es definitiv, aber momentan ist keine da. :)
Ich vermute, Du willst Gewicht sparen o.ä., aber eh egal - es ist
Deine Wahl, was Du wie planst und machst.

Thom schrieb:
> Wie gesagt - auf sehr genaue Spannungsausregelung kommt es nicht an, es
> können bei den 320V sogar 5% sein, bei den 150V die beschriebenen 1%,
> weshalb auch eine (recht ungenaue) primärseitige Regelung in Frage
> kommt.
>
> Ist es denn prinzipiell möglich, einen Flusswandler primär zu regeln?
> Nach meinem Verständnis ja, aber ich habe sowas noch nie gesehen,
> deshalb wundere ich mich.

Es ist nicht UN-möglich, aber wird wohl kaum gemacht, da man im relativ 
hohen Leistungsbereich von (oder gar von Gegentakt-) FluWa genaueres 
Feedback verwendet - oder aber gar keines...

Vorschlag (nahe Bens Idee):

Ungeregelter Gegentakt-Flußwandler, einfach auf Basis eines sogenannten 
"Selbstoszillierenden Halbbrückentreibers" a la IR2153 (sehr einfach 
realisierbar - nur eine Primärwicklung).

Die 150VDC (Strombedarf sehr gering) mit HV-Längsregler stabilisieren.

Die Schaltung ist nicht schwierig, 5% sind weit unterboten damit.
Braucht keine riesigen Induktivitäten, und ist sogar recht effizient.

Ist im Grunde ein "hochfrequenter Trafo", sonst nichts. Man könnte 
freilich auch eine einfache, aktive PFC ergänzen (z.B. "Transistion 
Mode"). Oder eine passive, also z.B. ein LCL-Filter vor dem Wandler.

Wollte man unbedingt auf unter 1% bei den 320VDC, könnte man sogar ein 
Feedback von Sekundär zur PFC legen, da - wie gesagt - die IR2153 
Schaltung als reiner DC-DC-Trafo arbeitet. Mit fester Übersetzung und 
festen 50/50 Rechteck als Ausgang (geringe Totzeit nicht 
berücksichtigt).

Doch das ist wohl unnötig, da die meisten Verstärker recht unempfindlich 
ggübr. Schwankungen der Leistungs-Betriebsspannung (hier Ua) sind. Das 
weißt Du sicher, weshalb Du das wohl auch als weniger wichtig 
einstuftest.

(Bei exotischen Schaltungen könnt's anders sein - also nicht 1000%...)

Wäre das was für Dich? Vermutlich die "Minimallösung".

von pwoeirut (Gast)


Lesenswert?

pwoeirut schrieb:
> Die Schaltung ist nicht schwierig, 5% sind weit unterboten damit.

Unter der Bedingung, daß man beim Trafo nicht den allerkleinsten nimmt, 
und auch beim Kupfer nicht spart. Sonst würde Dir hier vielleicht der 
ohmsche Spannungsfall der Wicklungen in die gute Suppe reinsabbern.

> Braucht keine riesigen Induktivitäten, und ist sogar recht effizient.

Noch effizienter wäre es als "improvisierter Resonanzwandler" (mit 
Folien-Kondensator, Kapazität notfalls empirisch/min. 2-Kanal Oszi + 
passender Stromwandler ---> messen, gucken, verbessern). Ich vermute 
aber, daß Dir das nicht ganz so wichtig ist.

von Dieter (Gast)


Lesenswert?

Wie waere es mit einer galvanisch getrennten Rueckkopplung mit 
Optokoppler. Versorgt ueber 15V Abgriff, OP vergleicht mit Referenz die 
150V ueber Spannungsteiler.

von Axel S. (a-za-z0-9)


Lesenswert?

Ben B. schrieb:

> Ich habe nie probiert, einen Flußwandler primär zu regeln. Keine Ahnung,
> wie gut das funktioniert.

Und was soll das Problem sein? Praktisch alle PC-Netzteile arbeiten so. 
Das einzige Problem ist, mehrere Ausgangsspannungen gleichzeitig zu 
regeln. Beim Sperrwandler hängen die Sekundärspannungen über das 
Wicklungsverhältnis mehr oder weniger starr zusammen. Beim Flußwandler 
muß man extra Aufwand treiben. Z.B. eine gemeinsame Glättungsdrossel 
verwenden. Wurde weiter oben schon geschrieben.

von Thom (Gast)


Lesenswert?

Hallo,

danke für die rege Diskussionsteilnahme!

Es gibt auch noch die Möglichkeit, die Gittervorspannung als sekundäre 
Regelquelle zu benutzen, allerdings ist diese Spannung ja 
gleichspannungsmäßig negativ mit etwa -35V bei 0,05A. Das wollte ich 
wegen dem fehlenden 100kHz-Ripple zwar eigentlich aus einem normalen 
50Hz-Trafo beziehen, aber zur Not kann ich es auch aus dem Flusswandler 
holen, bei entsprechender Siebung.

Den Halbbrücken-Gegentaktwandler mit IR2153 hat Jörg Rehrmann schon 
vorgestellt, davon war ich eigentlich ziemlich begeistert - der Aufwand 
ist ja wirklich minimal.

Wenn es aber, wie Axel schrieb, doch funktionieren sollte, dass ich 
einen Flusswandler primärseitig von der IC-Betriebsspannung regle, wäre 
das natürlich die für mich beste Möglichkeit. Da wäre halt noch die 
Frage, ob es leichter ist, ein Highside-IC oder einen Ansteuerübertrager 
zu verwenden.

Ben, die Möglichkeit, eines Halbbrücken-Eintaktflusswandlers habe ich 
auch schon im Auge gehabt, leider verliert man hier halt den Vorteil der 
Halbierung der Windungszahl, die man beim Gegentaktwandler hat. Wenn ich 
geregelt, also mit sekundärer Speicherdrossel arbeiten würde, wären das 
bei ETD34 N1 = 122 und N2 = 284 Windungen, da wird es dann sicherlich 
irgendwann eng auf dem Spulenkörper.

Wie sieht es denn beim Flusswandler aus mit lückendem Betrieb? Lege ich 
die Übertragerinduktivitäten auf den maximalen oder minimalen Stromfluss 
aus? Ich meine das natürlich nicht im Bezug auf Leiterquerschnitte, 
sondern auf Induktivitäten.

von Thom (Gast)


Lesenswert?

Hallo,

wäre es denn möglich, das Ganze über die negative Gittervorspannung 
sekundär zu regeln?

von Dieter (Gast)


Lesenswert?

AW: Jein

Die negative Gittervorspannung könnte verwendet werden, um die 
Rückkopplung des Reglers zu beeinflussen, so dass er auf einen leicht 
geänderten Sollwert einschwenkt. Es besteht die Gefahr, dass das Ganze 
zu Regelkreisschwingungen neigt.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


Lesenswert?

Blödsinn.

Klar kann man die -34V zur Regelung heranziehen wenn man über einen 
TL341 und Optokoppler geht. Dessen Masse legt man dann halt auf die 
-34V, dann sieht der gegen die "echte Masse" +34V und da bekommt man 
eine schöne Regelgrößere heraus. Der Optokoppler lässt sich auch an 34V 
noch mit verschmerzbaren Verlusten betreiben. Der TL431 darf aber 
maximal nur 36V sehen, also mehr als 34V geht wirklich nicht...

Welche Schaltungstopologie Du nun nimmst: Dein Ding. Egal was man hier 
schreibt, irgendwer zerreißt es sowieso und meint irgendwas anderes 
könne alles besser und mit 150% Wirkungsgrad. Da bleibt mir nur noch, 
Dir viel Glück zu wünschen! Oder einen 50Hz-Trafo...

Edit: Deine Windungszahlen halte ich übrigens für Quatsch. Die Trafos 
von PC-Netzteilen arbeiten oft nur mit um die 60kHz und haben dann 
45..50 Windungen primär.

: Bearbeitet durch User
von pwoeirut (Gast)


Lesenswert?

Ben B. schrieb:
> Egal was man hier schreibt, irgendwer zerreißt
> es sowieso und meint irgendwas anderes könne
> alles besser und mit 150% Wirkungsgrad.

Du hast da nicht ganz unrecht, zugegeben. Jedermann hat seine
ganz persönlichen Vorlieben, einige vertreten diese auch sehr
aggressiv, und/oder lassen andere Ansichten gar nicht gelten.

Ben B. schrieb:
> Klar kann man die -34V zur Regelung heranziehen

Ja, natürlich kann man. Aber die 300VDC müssen doch gar nicht
genau sein, das hat @Thom selbst dargelegt. Wieso sollte man
eine (komplexer = fehleranfälliger) Regelung machen, wenn sie
gar nicht nötig ist?

@Thom, Du willst jetzt sogar die schon vorhandene Versorgung
via Trafo ganz entfernen, um eine niedrigere Spannung regeln
zu können? Also noch mehr (nötiger Aufwand?

Ein ungereg. Gegentakt-Flußwandler erfüllte die Anforderungen
ganz leicht, und das mit minimalem Aufwand = leicht zu bauen.

Was auch noch ein Minimum an Fehlerquellen bedeutet:

Wählt man nicht den kleinstmöglichen Trafo, und nicht gerade
noch ausreichende FETs, sänke dabei die mögl. lastabhängige
Schwankung der V(out) sogar noch weiter, als nötig.

Außerdem würde das Gerät potentiell sehr, sehr haltbar.

Steckt man den IR2153 dann noch in eine 8-polige DIP-Fassung
(und hält sich möglicherweise 2 oder 3 als Ersatz), könnte
das Gerät Dich glatt überleben - bei minimalst erzielbarem
Reparaturaufwand (sollte es überhaupt dazu kommen).

Man kann in einen Ferrit-Überträger durchaus eine Polyfuse
setzen. (Macht kein Hersteller, ist aber natürlich möglich.)

Linearregler aus einem schön konservativ dimensionierten
FET, BJT, oder gar IGBT? Letztere oft sehr günstig, außerdem
sind diese recht zäh (evtl. sogar für die Gegentaktstufe?).

Den Strom könnte man sogar vor der Gegentaktstufe begrenzen
(einfache Transistor-Stromquelle zw. Elko und kleinem FolKo)
oder gar diesen Effekt mit passiver PFC kombinieren. Ist der
Strom dort schon auf Werte, die die FETs vertragen, begrenzt,
ist das Ding praktisch dauerhaft kurzschlußfest. Oder... etc.

Man kann das Gerät einfach und zugleich zuverlässig machen.
(Auswahl der Frequenz sorgt dennoch für hohe Variation/Größe)
Einfach machen's günstige Hersteller auch recht gerne, doch
zuverlässig vermiede ja baldigsten Neukauf.  :-)

Die Wahl hast freilich Du. Ich wollte Dir nur noch einmal
einen völlig anderen (durchaus ebenfalls zutreffenden)
Standpunkt dazu vermitteln.

von pwoeirut (Gast)


Lesenswert?

pwoeirut schrieb:
> Also noch mehr (nötiger Aufwand?

Korrektur: "...(wirklich nötiger?)..."

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


Lesenswert?

Naja. Ganz so einfach wie Du schreibst ist es leider nicht...

Erstens braucht ein ungeregelter Wandler eine vorgeregelte 
Betriebsspannung um eine bestmöglich konstante Ausgangsspannung zu 
erreichen und zweitens, wenn Dein noch so supertoll gesockelter 
IRirgendwas wegen weißnich keine Lust mehr hat, haben die davon 
gesteuerten Fets gefühlte drei Nanosekunden später ebenfalls den Deckel 
offen.

von pwoeirut (Gast)


Lesenswert?

Ben B. schrieb:
> Erstens braucht ein ungeregelter Wandler eine vorgeregelte
> Betriebsspannung um eine bestmöglich konstante Ausgangsspannung zu
> erreichen

Bestmöglich? Ja. Weshalb ich oben auch "PFC" schrieb. Die 320V dürften
aber in weitem Bereich (+/- 5%) variieren, das ginge auch ohne (unter
den genannten Bedingungen, den Trafo ... etc. bestimmt).

Ben B. schrieb:
> wenn Dein noch so supertoll gesockelter
> IRirgendwas wegen weißnich keine Lust mehr hat, haben die davon
> gesteuerten Fets gefühlte drei Nanosekunden später ebenfalls den
> Deckel offen.

Ja, schon. GDTs (Steuertrafos) sind da weit überlegen. Will man
maximale Haltbarkeit, führt gar kein Weg dran vorbei. (Das hätte ich
vermutlich (nicht sicher) selbst noch ins Gespräch gebracht später.)

Allerdings funktionieren auch diese am allerbesten (und sind am
kleinsten hinzukriegen) mit 50/50 Rechteck statt PWM. Oder nicht?

Wie gesagt: Die Wahl ist nicht die meine.

Jedenfalls merci für die konstruktive (wertvolle) Kritik, Ben.

von Kevin K. (nemon) Benutzerseite


Lesenswert?

Die Ausgangsspannung einer PFC wird ohnehin mit 100 Hz schwanken. Wie 
groß darf dieser Anteil sein?

von pwoeirut (Gast)


Lesenswert?

Kevin K. schrieb:
> Die Ausgangsspannung einer PFC wird ohnehin mit 100 Hz schwanken.

Würde natürlich auch der Ausgang eines ungeregelten Push-Pull.

> Wie groß darf dieser Anteil sein?

Die 320V sind die Anodenspannung einer Röhrenstufe. Bei geringer
Verstärker-Ausgangsleistung stünde ungeregelt höhere Spannung an -
ein mehr an Verlustleistung an der Röhre also nur bei geringer
Verstärker-Leistung.

Leider kenne ich die Schaltung nicht.

pwoeirut schrieb:
> da die meisten Verstärker recht unempfindlich gegenüber
> Schwankungen der Leistungs-Betriebsspannung (hier Ua) sind.

Deshalb kann ich dazu nicht sicher Stellung beziehen.

von Thom (Gast)


Lesenswert?

Hallo,

pwoeirut schrieb:
> Leider kenne ich die Schaltung nicht.
> Deshalb kann ich dazu nicht sicher Stellung beziehen.

die höhere Verlustleistung bei geringen Aussteuergraden ist hier weniger 
der limitierende Faktor als viel eher die Überschreitung der max. Ua, 
wobei die EL36 ja ein ziemlich robustes Biest ist.

Eins verstehe ich jedoch nicht ganz: Ich habe mal den 
Halbbrücken-Gegentaktwandler und den Halbbrücken-Eintaktwandler unter 
gleichen Randbedingungen (beim Gegentaktwandler wurde die Windungszahl 
halbiert und ein Graetzbrücke auf der Sekundärseite verwendet) 
simuliert, Kopplungsfaktoren waren mit 0,99 recht pessimistisch 
angegeben. Kupferwiderstände nach Windungszahlen und berechneter 
Drahtlänge für ETD34. Hier kam erstaunlicherweise heraus, dass ein 
ungeregelter Halbbrücken-Eintaktwandler nur etwa den halben Ri hat wie 
ein Halbbrücken-Gegentaktwandler, was ich mir jedoch nicht so ganz 
erklären kann. Woran könnte das denn liegen?

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.