Forum: Offtopic senseBox edu


von Ralph S. (jjflash)


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Heute sind Auszubildende im Berufsbild "Physiklaborant" angekommen mit 
einem neuen Paket der Berufsschule und ich war erstaunt (und verärgert) 
über dieses "Paket".

senseBox edu

https://sensebox.de/

für 239.- € im Grundausbau.

Ich bin höchst erstaunt darüber, wie man etwas relativ einfaches in 
einen (zugegeben) praktischen Gesamtkoffer mit ein paar 4 pol. 
Steckverbinder zu I2C Gerätchen für einen solch heftigen Preis verkaufen 
kann.

Die Empfehlung der Berufsschule lautet, man solle für je 2 
Auszubildenden eine solchige Box anschaffen.

Im Grunde ist das jedoch nichts anderes als ein Arduino due mit ein paar 
Sensoren (die hälfte sogar die typischen China Shields). Das Display ist 
ein SSD1306 OLED und für das Anbinden gibts noch nicht mal eigene 
"Sketches", sondern man bedient sich bei Adafruit.

Wir machen schöne bunte Webseite, nutzen das (unsägliche) Blocky von 
google und bekommen eine Förderung vom Bundesministerium für Bildung und 
Forschung.

Unterm strich habe ich eine Standardschaltung auf eine Platine mit 
Steckverbindern gesetzt (die Sensoren ebenfalls) und verkaufen es für 
ein heftiges Geld. In der "Vollausbaustufe" kostet das Ding 
überschlagsweise über 400 Euro (da bekomme ich Schnappatmung).

Was mich ärgert ist, dass von Seiten der Berufsschule schon ganze 
Klassen mit dem Zeugs bestückt wurden.

Eine erste "senseBox" war noch ein Arduino Uno und ein Shield. Aber es 
mußte eine eigene Platine (mit Cortex M0) her.

Mein Ärger besteht darin, wie extrem heftig mit so etwas Geld gemacht 
wird (und auch noch von einem Bundesministerium darin unterstützt wird).

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(sorry, mußte mal raus, normalerweise mag ich solche Dinge nicht 
veröffentlichen).

Wie ist eure Meinung zur senseBox (und bin ich zu empfindlich ?)

: Verschoben durch User
von MiWi (Gast)


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Wenn es nichts kostet oder zu billig ist wird es von den Azubis nicht 
ernst genommen. Daher - rauf mit dem Preis und sie kümmern sich drum.

Hab schon zu oft erlebt das Preiswertes nicht geschätzt wird, Plunder, 
der deutlich teurer als nötig verkauft wird aber dann geradezu 
respektvoll behandelt wird (nicht nur von Azubis).

Wenn Dir um das Geld der Leute schade ist: schlage nur 40% auf, biete es 
selber an und werde damit wohlhabend, Du wärest nicht der erste der sich 
mit solchem Tand in einer Nische eine goldene Nase verdient (Winkler 
Schulbedarf nur als ein Beispiel von vielen)

MiWi

von U. M. (oeletronika)


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Hallo,
> Ralph S. schrieb:
> und ich war erstaunt (und verärgert)über dieses "Paket". senseBox edu
> https://sensebox.de/
> für 239.- € im Grundausbau.
> Ich bin höchst erstaunt darüber, wie man etwas relativ einfaches in
> einen (zugegeben) praktischen Gesamtkoffer mit ein paar 4 pol.
> Steckverbinder zu I2C Gerätchen für einen solch heftigen Preis verkaufen
> kann.
Das ist kein heftiger Preis.
Es wird als kommerzielles Produkt angeboten und muß sich irgendwie 
bezahlt machen. Eine qualifizierte Arbeitskraft muß pro Stunde mind. ca. 
50...70€ erwirtschaften, damit die Firma davon leben kann. Hier geht es 
eher um Akademiker, die Kosten locker das doppelte.
Entw., Dokumentation, Marketing Verkauf und Support müssen auch von 
irgendwas bezahlt werden. Da kann man nicht Chinapreise als Vergleich 
herziehen oder sich nur am Materialwert orientieren.

> Die Empfehlung der Berufsschule lautet, man solle für je 2
> Auszubildenden eine solchige Box anschaffen.
Was sind ein paar hundert €, die im Verhältnis zu den Kosten einer guten 
Ausbildung nicht wirklich ins Gewicht fallen.
Klar, man könnte das alles auch selber basteln, aber es geht ja wohl 
eher nicht darum, begeisterte Elektronikbastler zu beschäftigen, oder?

> Im Grunde ist das jedoch nichts anderes als ein Arduino due mit ein paar
> Sensoren (die hälfte sogar die typischen China Shields). Das Display ist
> ein SSD1306 OLED und für das Anbinden gibts noch nicht mal eigene
> "Sketches", sondern man bedient sich bei Adafruit.
Ja und? Die Chips sind je auch nicht selber aus einem Stück Silizium 
gefeilt.

> Unterm strich habe ich eine Standardschaltung auf eine Platine mit
> Steckverbindern gesetzt (die Sensoren ebenfalls) und verkaufen es für
> ein heftiges Geld. In der "Vollausbaustufe" kostet das Ding
> überschlagsweise über 400 Euro (da bekomme ich Schnappatmung).
Für 400€ bekommst du in der Industrie oft noch nicht mal die Hälfte von 
dem Wert dieser SenseBox.

https://www.distrelec.de/de/signalwandler-usb-female-pin-sub-connector-din-schienenmontage-motrona-uz210/p/30073974?q=*&filter_Buyable=1&filter_Category3=Schnittstellenwandler&page=4&origPos=4&origPageSize=25&simi=99.9

> Was mich ärgert ist, dass von Seiten der Berufsschule schon ganze
> Klassen mit dem Zeugs bestückt wurden.
> Mein Ärger besteht darin, wie extrem heftig mit so etwas Geld gemacht
> wird (und auch noch von einem Bundesministerium darin unterstützt wird).
So doll ist das mit dem Geld machen nicht.

> Wie ist eure Meinung zur senseBox (und bin ich zu empfindlich ?)
Ja, deine Wertvorstellungen orientieren sich womöglich an billigster 
Massenware aus Fernost.
Man kann auch nicht den einfachen Materialwert als Bezug nehmen, den ein 
Bastler als Investition ansetzt und dabei die vielen Stunden (Freizeit) 
ignorieren, die aber jeder kommerzielle Anbieter zwingend in die 
Kalkulation aufnehmen muß. Etwas Gewinn muß da auch noch bei raus 
springen, sonst macht es niemand.
Gruß Öletronika

: Bearbeitet durch User
von Alex G. (dragongamer)


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Man sollte auch den Support und das ganze Drumherum wie Software nicht 
vergessen die ein Unternehmen leistet das wirklich seriös verkauft.
Schau mal z.B. bei Adafruit. Da kostet auch alles das 4-10fache des 
Chinapreises. Ich fühle mich allerdings oft etwas schuldig wenn ich in 
China bestelle aber dann die hervorragenden Tutorials und Software von 
Adafruit mit nutze...
Die sollten einen Spendenbutton einrichten.

von Ralph S. (jjflash)


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U. M. schrieb:
> Was sind ein paar hundert €, die im Verhältnis zu den Kosten einer guten
> Ausbildung nicht wirklich ins Gewicht fallen.

Ich bin seit 30 Jahren auch Ausbilder. "Die paar hundert @" für jeden 
Teilaspekt der Ausbildung summieren sich (und hier ist es nicht einmal 
ein "elektronischer Beruf"). Außerdem ist die größte Zielgruppe Schulen 
(und hier dann wohl Gymnasium).

U. M. schrieb:
> Ja, deine Wertvorstellungen orientieren sich womöglich an billigster
> Massenware aus Fernost.

Nein, ich orientiere mich nicht daran, aber hier SIND die Teile billige 
Massenware aus Fernost (ich hatte sie in der Hand, die Sensoren. Z.T. 
sind es sogar dieselben Platinen die man auf EBAY bekommt, die dann 
ihrerseits wieder auf eigene PCB gepappt sind).

U. M. schrieb:
> die aber jeder kommerzielle Anbieter zwingend in die
> Kalkulation aufnehmen muß. Etwas Gewinn muß da auch noch bei raus
> springen, sonst macht es niemand.

eben: Zum Team senseBox gehören Doktoren und sogar eine Professorin.

Die Schaltung (und das PCB entwickelt man in einer Woche), die Platine 
herstellen lassen ist auch nicht der Kostenfaktor und die 
Trägergrundplatte ist Lasergeschnittenes Plexiglas. Das teuerste an der 
Box ist die Box (und deren Design) selbst.

U. M. schrieb:
> Entw., Dokumentation, Marketing Verkauf und Support müssen auch von
> irgendwas bezahlt werden.

Das ist genau das, was ich meine: Hier wird ein an sich preiswertes 
Produkt erzeugt um viel Geld zu generieren und weil man ja in Bildung 
investiert wird das auch bezahlt. Somit werden Bildungskosten in Schulen 
und Ausbildung immer heftiger. Die senseBox ist ja nur ein winziger 
Bestandteil. Ein originaler Arduino mit Zubehör von Adafruit hätte es da 
auch getan.

Schau dir mal das Zubehör an und vergleiche das mit der Fernostware und 
dann sage mir, dass dieses "Arduinozubehör" der senseBox NICHT aus China 
stammt.

Die Kosten für Marketing und Webseite dürften ein vielfaches höher sein, 
als die Entwicklungskosten des Produkts.

von Ralph S. (jjflash)


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... sei es drum, es ist ja nur indirekt mein Geld (Steuern).

von MiWi (Gast)


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Ralph S. schrieb:
> ... sei es drum, es ist ja nur indirekt mein Geld (Steuern).

Wie gesagt... mach es selber und schreibe der Berufschule welchen Betrag 
sie damit sparen können.

Dann wandert das Steuergeld auf Dein Konto.

MiWi

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Ralph S. schrieb:
> Die Schaltung (und das PCB entwickelt man in einer Woche), die Platine
> herstellen lassen ist auch nicht der Kostenfaktor und die
> Trägergrundplatte ist Lasergeschnittenes Plexiglas. Das teuerste an der
> Box ist die Box (und deren Design) selbst.

Der Preis wird durch den Indikativ bestimmt und nicht durch den 
Konjunktiv ;-)

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