Forum: HF, Funk und Felder Dead Bug Technique: Impedanzanpassung der Drähte?


von Jemin K. (jkam)


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Wenn ich einen HF Schaltkreis in Dead-Bug Technik über einer Groundplane 
aufbaue, muss ich die Drähte die die Pins verbinden impedanzanpassen 
(definierter Abstand zur Groundplane)? Oder brauche ich das nicht, 
solange sie kurz genug sind?

von Theo K (Gast)


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Wenn sie kurz genug sind, brauchst du das nicht. Kurz im Verhältnis zur 
Wellenlänge natürlich.

von Jemin K. (jkam)


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Gibt's da eine Faustregel? Wie sieht's mit 1/10 lambda aus?

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von Michael M. (michaelm)


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Hmm, man lernt ja nie aus... ich musste jetzt erst einmal Gockel 
bemühen, um herauszufinden, was "Dead Bug Technique" bedeuten soll.

Hättest du gleich von Freiverdrahtung über einer leitenden 
(Masse-)Fläche gesprochen, hätte das Zeit gespart.

Ich weiß nicht, ob Deutsch soo unmodern geworden ist?? ^^

von Jemin K. (jkam)


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Den Begriff hab ich noch nie gehört. Ich komme aus der 
englischsprachigen MRI Ecke, da sagt niemand Freiverdrahtung über 
Massefläche. Habe jetzt was gefunden, wo von 1/4 Lambda die Rede ist. 
Immerhin haben wir jetzt beide was gelernt!

: Bearbeitet durch User
von Theo K (Gast)


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Bei lambda/4 über der Groundplane ergäbe das einen schönen 
Impedanz-Transformer.
Bei lambda/10 würde ich schon schauen dass die Impedanz halbwegs passt, 
je nach Anwendung bzw. Anforderung.

von Theo K (Gast)


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Theo K schrieb:
> Bei lambda/4 über der Groundplane

Ich meinte Drahtlänge von lambda/4, über einer Groundplane.

von Jemin K. (jkam)


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Hmm, da sind meine 6 GHz echt kaum mehr zu bändigen...

von Oleg (Gast)


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Jemin K. schrieb:
> MRI Ecke

Schon wieder ein Fremdwort bzw. eine Abkürzung, die niemand kennt...

von Jemin K. (jkam)


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Magnetic Resonance Imaging: Kernspintomographie
https://www.google.com/search?q=mri

: Bearbeitet durch User
von Oleg (Gast)


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Jemin K. schrieb:
> Magnetic Resonance Imaging: Kernspintomographie
> https://www.google.com/search?q=mri

Ganz oben bei den Suchergebnissen steht das Max Rubner Institut.
Trotzdem danke für die Aufklärung :-)
Nichts für ungut, aber es ist immer etwas problematisch, wenn jemand 
glaubt, alle anderen haben den gleichen Wissensstand und kennen sich mit 
den gleichen Abkürzungen aus. Bei Google findet man eine ganze Menge 
unter "MRI". Nur was ist das richtige Ergebnis? Aber das hast du ja 
jetzt aufgeklärt...

von Hp M. (nachtmix)


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Jemin K. schrieb:
> Wie sieht's mit 1/10 lambda aus?

Viel zu lang! Lamda/100 wäre ein akzeptabler Wert.

Zum Vergleich: Beim UKW-Rundfunk beträgt die Wellenlänge gut 3m.
Niemand würde hoffen dass da ein Tuner mit 30cm langen Verbindungen 
funktioniert. 3cm und weniger waren allerdings schon mit der 
Röhrentechnik machbar.

von Mike J. (linuxmint_user)


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Jemin K. schrieb:
> Gibt's da eine Faustregel? Wie sieht's mit 1/10 lambda aus?

Naja, sobald die Impedanz der Leitung nicht mehr 100% perfekt ist gibt 
es an der Stelle Reflexionen, das Signal wird teilweise zurück in den 
Ausgang geleitet und die Leitung strahlt natürlich einen Teil der 
Energie in die Umgebung ab. Das sind alles Dinge die man im gewissen 
Maße optimieren kann und je nach Aufwand bekommt man es dann auch 
entsprechend gut hin.

Bei einem frei verdrahteten Chip kannst du nicht von einer super 
Performance ausgehen, obwohl andere schon freiverdrahtete HF-Schaltungen 
aufgebaut haben die zum Schluss auf einer "optimalen" Leiterplatte nicht 
mehr so gut funktioniert haben.

Das wird wohl eh nur ein Prototyp, also teste es einfach mit einer 
möglichst kurzen Verdrahtung, mit der Gewissheit dass es eben nicht 
perfekt ist.

Hast du eine andere Alternative? Du könntest dir eine Platine designen 
und fertigen lassen.

von Jemin K. (jkam)


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Ja, ich kann Platine fertigen lassen. Aber das ist alles nur für 
Testequipment um ein bestehendes Setup zu optimieren. Also alles n=1. 
Ich glaube ich versuche es einfach mal mit wire-striplines, also Draht 
über Substrat in definiertem Abstand. Das ist mit etwas Plastik als 
Abstandshalter machbar.

von W.S. (Gast)


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Jemin K. schrieb:
> Wenn ich einen HF Schaltkreis in Dead-Bug Technik über einer Groundplane
> aufbaue,

Sag lieber gleich, daß es dir um 6 GHz geht. Sowas kannst du mit der 
Toten Wanze nicht zuwege bringen, da ist jeder kleine Draht bereits ein 
Serienschwingkreis.

Also, auch dann, wenn du nur 1 Muster brauchst, mußt du das ordentlich 
als Leiterplatte machen, sonst wird nix draus. Allenfalls kannst du 
versuchen, zumindest etwas davon mit Sonnet simulieren zu wollen. Aber 
auch das ist heikel.

W.S.

von Helmut S. (helmuts)


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W.S. schrieb:
> Jemin K. schrieb:
>> Wenn ich einen HF Schaltkreis in Dead-Bug Technik über einer Groundplane
>> aufbaue,
>
> Sag lieber gleich, daß es dir um 6 GHz geht.

Ich würd mal sagen 0,5mm Länge gehen gerade noch obwohl das schon eine 
Serienimpedanz von j15Ohm wäre. Das wird wohl nichts mit fliegender 
Verdrahtung.

: Bearbeitet durch User
von Wolfgang (Gast)


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Hp M. schrieb:
> Jemin K. schrieb:
>> Wie sieht's mit 1/10 lambda aus?
>
> Viel zu lang! Lamda/100 wäre ein akzeptabler Wert.

Früher (tm) hat eine Hühnerleiter mit einer elektrischen Länge von 
ganzzahligen Vielfachen der Wellenlänge die Impedanzverhältnisse vom 
Antennenfußpunkt sauber an den Anfang der Speiseleitung gebracht. Das 
war mal locker einen Faktor 10 länger, als die nach deiner Ansicht schon 
viel zu lange Lamda/10.

von 2⁵ (Gast)


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Eine Hühnerleiter ist eine impedanzkontrollierte, berechnete 
Transformationleitung. Die hat nichts mit einer Freiluftverdrahtung ala 
Dead-Bug zu tun.

von Hp M. (nachtmix)


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Wolfgang schrieb:
> Früher (tm) hat eine Hühnerleiter mit einer elektrischen Länge von
> ganzzahligen Vielfachen der Wellenlänge die Impedanzverhältnisse vom
> Antennenfußpunkt sauber an den Anfang der Speiseleitung gebracht.

Da kannst du mal sehen, wie die Erinnerung trügt.
Für Z_in = Z_out hätten auch ganzzahlige Viefache der halben Wellenänge 
ausgereicht.
Aber das ist eben keine breitbandige Geschichte.

von Wolfgang (Gast)


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2⁵ schrieb:
> Die hat nichts mit einer Freiluftverdrahtung ala Dead-Bug zu tun.

Warum soll man eine Freiluftverdrahtung auf einer Platine nicht sauber 
berechnen und verlegen. Mit jedem Streifenleiter auf einer geätzten 
Platine macht man das auch, wenn die Wellenlänge das erforderlich macht.

von Wolfgang (Gast)


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Hp M. schrieb:
> Für Z_in = Z_out hätten auch ganzzahlige Viefache der halben Wellenänge
> ausgereicht.

Das kommt drauf an, ob du die Phasenlage brauchst oder das Signal am 
aderen Ende auch invertiert ankommen darf. Rein auf die Impedanz 
bezogen, hast du Recht.

von Soul E. (Gast)


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Wolfgang schrieb:

> Warum soll man eine Freiluftverdrahtung auf einer Platine nicht sauber
> berechnen und verlegen. Mit jedem Streifenleiter auf einer geätzten
> Platine macht man das auch, wenn die Wellenlänge das erforderlich macht.

Genau. Ein handelsüblicher 3D-Feldsimulator sollte sowas wie in dem Bild 
hier
http://www.worldofindie.co.uk/wp-content/uploads/2018/08/6768_highrez_1-768x444.jpg
problemlos berechnen können.

von W.S. (Gast)


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soul e. schrieb:
> sollte sowas wie in dem Bild

Jawoll! Das bei SECHS GIGAHERTZ. Gratulation.

Also, um da mal wieder runter zu kommen: Für Kurzwelle geht sowas 
erwiesenermaßen gut, wenn man die nötige Erfahrung mit dieser LP-Technik 
hat. Ich selber bin da außen vor, bei mir muß sowas richtig layoutet 
werden. Aber wer sich mal mit klassischer diskreter Schaltungs- und 
Layout-Technik für 900 bis 2400 MHz befassen will, der suche nach den 
HF-Schaltungen von Infineon im Netz. Ist aufschlußreich, wenngleich das 
auch noch längst keine 6 GHz sind.

mal ein paar Eindrücke:
https://www.infineon.com/dgdl/Infineon-AN418_BGA524N6-AN-v01_00-EN.pdf?fileId=5546d462518ffd8501520ccc5b9e70c6

https://www.infineon.com/dgdl/AN280_BGA725L6_GNSS-LNA_Rev1%200.pdf?fileId=db3a30433784a0400137efd6a5f21f52

W.S.

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