Hallo, ich habe mal eine Frage. Welchen Sinn (oder Unsinn) macht es HF-technisch (100 KHz ... 500 MHz), die Leiterbahnen händisch mittels einer Schicht Lötzinn nachzuziehen? Die Leiterbahnstärke ist für die auftretenden Ströme (750 W Senderausgangsleistung) eigentlich ausgelegt. Gruß Holger
die bahnen sind vermutlich impedanzkontrolliert? wieso würde man da, schwer reproduzierbar und hinsichtlich hf parameter kontrollierbar lötzinn auftragen?
Base64 U. schrieb: > die bahnen sind vermutlich impedanzkontrolliert? wieso würde man da, > schwer reproduzierbar und hinsichtlich hf parameter kontrollierbar > lötzinn auftragen? Punkt 1. Punkt 2 ist, dass sich aufgrund des Skineffektes das Signal effektiv so oder so in den Kupferbahnen fortbewegt und kaum in die aufgetragene Zinnschicht eindringt.
Zinn bringt Null und gar nichts. Zinn ist 16 mal schlechter leitend als Kupfer, sodass eine Verdoppelung der Leitfaehigkeit der Bahn mit 35um Dicke eine zusaetzliche Schicht von 0.5mm bedingen wuerde. Im DC Fall. Fuer HF waer's schlechter.
Kann den beiden Punkten zustimmen. Zusätzlich wirst du auch noch deine Leiterbahngeometrie stören, da das Zinn nicht so genau fließen wird wie man es erwartet. In der Fertigung vielleicht machbar, aber von Hand viel zu unregelmäßig. Bei 100kHz wirst du das nicht merken, aber bei 500MHz könnte der Effekt schon mit guten Mitteln messbar werden. Im zweistelligen GHz-Bereich wird der Effekt dann krasser bis tödlich. Denn dann liegen die "Umwege" um Störungen noch näher an der Wellenlänge. https://www.elektronikpraxis.vogel.de/hochfrequenzboard-theorie-versus-prozesstoleranzen-teil-2-a-444231/index2.html
Holger D. schrieb: > Die Leiterbahnstärke ist für die auftretenden Ströme (750 W > Senderausgangsleistung) eigentlich ausgelegt. Verbessert das Thermischeverhalten bei Impulsblastun. Extra Masse zum aufheizen. Schont die Verklebung zum Trägermaterial.
Ich habe auch nie verstanden wieso bei hf schaltungen oft alles in Lötzinn getränkt ist...
Verzinnen der Leiterbahnen ist HF-technisch gesehen absoluter Unsinn. Der spezifische Widerstand von Lötzinn ist mit ca 0.2 uOhm*m gut 10 mal schlechter als der von Cu (0.018 uOhm*m). Wegen dem Skinnefekt fliesst dann der Strom auf der Lötzinnoberfläche statt im Kupfer und dies bewirkt zusätzliche Verluste. p.s. Oft sid die Leiterbahnen für HF sogar versilbert oder vergolded
Wenn es eine Micro-Stripline ist, also eine Kupfer-Leiterbahn mit definiertem Wellenwiderstand und festgelegter Breite und einer Massefläche auf der anderen Seite des Epoxyd oder Teflon Substrats, spielt sich der gesamte HF-Ladungsfluss in einer dünnen Kupferschicht auf der der Massefläche zugewandten Kupferseite ab. Quasi auf der "Innenseite" des Kupferlaminats. Ein Zinnauftrag aussen hilft demnach nichts und schadet nur
Holger D. schrieb: > Die Leiterbahnstärke ist für die auftretenden Ströme (750 W > Senderausgangsleistung) eigentlich ausgelegt. Auch bei der benutzten Frequenz? Eine Verzinnung (nicht: Blei-Zinn) bringt vielleicht etwas, wenn die Kupferoberfläche durch Korrosion gefährdet ist. Besser ist aber sicher eine Versilberung oder Vergoldung oder nur eine Lackschicht. Versilbern und vergolden ist aber nichts zum Selbermachen für die Waschküche, weil man vorher noch vernickeln muss. Andernfalls diffundieren die Edelmetalle besonders bei höherer Temperatur zügig ins Kupfer und danach ist die Oberfläche elektrisch schlechter als ohne diese "Veredelung". Im Übrigen läuft trotz bzw. wegen des Skineffekts der größere Teil des HF-Stromes nicht auf der Oberfläche der Leiterbahn, sondern auf der Unterseite an der der Grenzfäche zwischen Kupfer und Platinenmaterial entlang.
Kemin schrieb: > Ich habe auch nie verstanden wieso bei hf schaltungen oft alles in > Lötzinn getränkt ist... Das war das Resultat vom billigen Schwallöten in der Massenfertigung. Heute ist das Lot teurer, weil kein billiges Blei mehr drin ist, und die Platinen müssen wegen der winzigen SMD-Bauteile und der höheren Frequenzen präziser gefertigt werden. Damit hat sich Thema wohl weitgehend von selbst erledigt. https://de.wikipedia.org/wiki/Wellenl%C3%B6ten
Leiterbahnen werden auch deshalb vergoldet, weil die Lötstellen an den Enden dann besser sind. Fragt mich jetzt aber nicht wie viel besser. Die Bauteile mit fine pitch lassen sich auf alle Fälle besser löten wiel das Zinn auch besser fleißt. Auch bei Massenfertigung gibt es doch Lötstopplack. Wenn man vernüftig rechnet und mal nachmisst kann man den sogar seine Einflüsse vorhersagen. Definitiv besser als verzinnen. Nur das thermische Argument bleibt.
Moin, vielen Dank für die Meinungen. Also im weitesten Unsinn. Gruß Holger
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