Moin, wie läuft das als Selbstständiger mit dem Arbeitsmaterial ab? Bei einem Programmierer ist es ja meistens einfach. Kostenlose Compiler und Interpreter gibt es im Internet und einen Computer hat fast jeder. Aber wie ist es in anderen Bereichen. Beispielsweise als FPGA-Entwickler? Man braucht von jedem Hersteller Board und Lizenz, was locker einige tausend, eher im Zehntausenderbereich, Euro kosten kann. Das muss außerdem regelmäßig aktualisiert werden. Rüstet man sich nur für einen Hersteller aus und bietet Leistungen nur für dessen Hardware an, sagt man dem Kunden, was man hat und für alles andere muss er sorgen oder schlägt man so viel drauf, dass man das alles regelmäßig neu kaufen kann? Alle drei Vorgehensweisen wären möglich, aber was ist 'normal'? Nebenbei, Selbstständigkeit steht bei mir nicht an, es interessiert mich nur. Andere Ratschläge für Selbstständige sind nett, aber hier nutzlos.
Dussel schrieb: > Rüstet man sich nur für einen Hersteller aus und bietet Leistungen nur > für dessen Hardware an Das wäre eine Lösung. Dann kann ich als Kunde auch davon ausgehen, dass derjenige sich mit diesem System auskennt (vorausgesetzt, ich kenne die Lizenzpreise ;-). > sagt man dem Kunden, was man hat und für alles > andere muss er sorgen Ich als Kunde würde dann eher denken, dass derjenige schlicht der falsche Ansprechpartner ist. Denn ich brauche eine Lösung für mein FPGA-Problem und niemanden, der sich erst noch in ein neues System einarbeiten muss. > oder schlägt man so viel drauf, dass man das alles > regelmäßig neu kaufen kann? Das ist natürlich die beste Lösung, aber dann benötigst Du das entsprechende Kleingeld bzw. den Umsatz. So etwas lohnt vermutlich nicht bei Einzelkämpfern. Einzelkämpfer, die alles machen, können meist nichts richtig - so ist zumindest meine Erfahrung (allerdings außerhalb der FPGA-Entwicklung). > Alle drei Vorgehensweisen wären möglich, aber was ist 'normal'? Ich denke, dass Fall 1 der ist, den man bei Ein-Mann-Unternehmen am häufigsten antrifft. Fall2 ist eher exotisch, Fall 3 dürften für etwas größere Buden zutreffen.
Dussel schrieb: > Rüstet man sich nur für einen Hersteller aus und bietet Leistungen nur > für dessen Hardware an, sagt man dem Kunden, was man hat und für alles > andere muss er sorgen oder schlägt man so viel drauf, dass man das alles > regelmäßig neu kaufen kann? Sicher in einem gewissen Rahmen spezialisiert man sich shcon auf einen Hersteller. Bei mir ist es so, dass Xilinx der absolute Platzhirsch ist, ich aber auch Nischenprodukte von Lattice anbiete. Wenn ein Kunde aber gerne mit mir zusammenarbeiten will und Intel/Altera verwendet, dann bekommt er das auch, sofern sich meine Investitionen wirschaftlich lohnen. Der größte Kostenanteil sind bei mir eher die Mentor Questasim/Questaprime Lizenzen. Am Ende entwickelt man in der Regel eh für eine spezielle FPGA Hardware und die wird dann zur Verfügung gestellt (oder bestenfalls packt man bei der Entwicklung direkt mit an). Da man hauptsächlich mittels Simulation verifiziert, halten sich die Hardwarekosten in Grenzen. Auf Evalboards greife ich hauptsächlich zurück, wenn eine funktionale Design Verifikation im FPGA deutlich schneller geht als dessen Simulation. Den Fall hat man meistens wenn man Videoalgorithmen entwickelt und für die Verifikation mehrere Videoframes benötigt werden. Alles in allem ist das relativ entspannt mit der Anschaffung von Evalboards. Wie bei allen betrieblichen Ausgaben gilt: Wenn sich eine Anschaffung lohnt, dann wird sie auch gemacht. Der Spieltrieb, bzw. der Drang nach selbstständiger Weiterbildung, lassen einen auch mal "unvernünftige" Entscheidungen treffen. ;-)
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Tobias B. schrieb: > Wenn ein Kunde aber gerne mit mir zusammenarbeiten will und > Intel/Altera verwendet, dann bekommt er das auch, sofern sich meine > Investitionen wirschaftlich lohnen. Was heißt das? Dass du dann das Zeug kaufst und ihm in Rechnung stellst? Oder wenn du sowieso nichts zu tun hast, dann die Einnahmen nehmen, auch wenn sie durch die Investition deutlich geringer ausfallen? Tobias B. schrieb: > Am Ende entwickelt man in der Regel eh > für eine spezielle FPGA Hardware und die wird dann zur Verfügung > gestellt (oder bestenfalls packt man bei der Entwicklung direkt mit an). Das wäre das, woran ich mit zwei Fall gedacht habe. Danke euch beiden schonmal.
> Beispielsweise als > FPGA-Entwickler? Man braucht von jedem Hersteller Board und Lizenz, was > locker einige tausend, eher im Zehntausenderbereich, Euro kosten kann. > Das muss außerdem regelmäßig aktualisiert werden. FPGA alleine als Existenzgrundlage? Naja, ich würde es eher nicht machen, da ich nicht der High-end-Superspezi á la Lothar Miller bin. Ansonsten mit einem Platzhirsch wie Xilinx anfangen- vllt kommt man anfangs auch erstmal mit der Freeware ohne Lizenzen aus. Lizenz erst kaufen, wenn unabdinglich, Board: kostet nichts, aber du wirst möglicherweise zur Verifizierung einiges an Messtechnik brauchen, MSO, Logikanalysator (nicht das zigattenschachtelgroße Dingens, sondern was für Erwachsene mit Patterngenerator). > sagt man dem Kunden, was man hat und für alles andere muss er sorgen Eine ziemlich schlechte Idee, er geht dann zum Nächsten, der bereits alles hat. Du bist dann raus aus dem Rennen. > oder schlägt man so viel drauf, dass man das alles regelmäßig neu kaufen > kann Das ist der richtige Weg, aber man kauft erst, wenn man den nachfolgenden Auftrag hat und nur dafür. Der ultimative Weg: eigene Geräte, da kannst du einbauen, was du möchtest. Ich benutze Xilinx und Lattice.
Dussel schrieb: > > Alle drei Vorgehensweisen wären möglich, aber was ist 'normal'? Normal ist das womit man Geld verdienen kann. mache einen Business Case für jeden der Fälle. Leihen statt Eigentum geht auch. > Nebenbei, Selbstständigkeit steht bei mir nicht an, Dann frag deinen CFO was erforderlich ist, damit du Geld für neues “Spielzeug” bekommst aka. investiert wird.
Man benoetigt auch nicht Tools fuer alle Hersteller, sondern etwa eins. Allenfalls kann man sich die gratis Webversionen der anderen Hersteller aschauen. Denn man will auch die Lagerhaltung minimieren, die Lagerhaltung an Bauteilen.
Name H. schrieb: > Nun, als FPGA Spezialist kann man beides. Oder eher: man weiß, wie man einen Wrapper schreibt.
Bürovorsteher schrieb: > Und noch eine winizig kleine Hürde: der eine Kunde möchte es in VHDL, > der andere in Verilog. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass es in DE kaum Kunden gibt, die Verilog haben möchten. Allenfalls muss man sich damit auskennen, da Xilnx die Cores hauptsächlich in Verilog bereitstellt. >Werkzeug als Selbstständiger Hängt einzig vom Job ab. Spezielle Messtechnik für Hochfrequenzbaugruppen waren zuletzt ein Grund, warum wir extern beauftragt haben. Das Meiste haben wir im Hause.
Bin nicht im FPGA-Bereich unterwegs, sondern eher im Bereich Hardware. Habe mich an meinen Stammkunden orientiert. D.h. zu Beginn auch teilweise erst einmal vor Ort mit den beim Kunden vorhandenen Lizenzen gearbeitet. Inzwischen läuft es auf drei Tools hinaus, wobei eins gekauft ist, eins Open-Source und eins als Wartungsvertrag läuft. Messtechnik hält sich auch in Grenzen. Ein vernünftiges MSO, verschiedene Tastköpfe (Differential probes, Stromzangen,...), ein paar Labornetzteile, und ein bisschen Kleinkram (vom Multimeter bis zum Temperaturlogger). Die Gesamtkosten kommen vielleicht insgesamt auf 30kEUR. Inzwischen brauche ich den Kram aber immer seltener, weil ich kaum noch komplette Hardwareentwicklung mache.
Dussel schrieb: > Tobias B. schrieb: >> Wenn ein Kunde aber gerne mit mir zusammenarbeiten will und >> Intel/Altera verwendet, dann bekommt er das auch, sofern sich meine >> Investitionen wirschaftlich lohnen. > Was heißt das? Dass du dann das Zeug kaufst und ihm in Rechnung stellst? > Oder wenn du sowieso nichts zu tun hast, dann die Einnahmen nehmen, auch > wenn sie durch die Investition deutlich geringer ausfallen? Ich bin da dem Kunden gegebenüber ganz offen. Wenn sich ein Projekt nicht lohnt, weil ich mir z.B. für ein kleines 1000€ Miniprojekt eine 2000€ teure Mietlizenz erwerben müsste, dann kann er wählen ob er die 2000€ Aufschlag bereit ist zu bezahlen oder er muss sich einen anderen Dienstleister suchen (das ist dann auch nicht weiter dramatisch sondern stinknormaler Wettbewerb, da passt dann halt mein Portfolio nicht perfekt zum Auftrag). Bei einer Kauflizenz (aber auch Messtechnik, Evalboards, etc.) muss ich abschätzen ob ich das in Zukunft noch brauchen kann oder ob das wirklich eine einmalige Sache ist. Auch hilft es mit dem Kunden zu reden, ob er sich vorstellen kann in Zukunft weiter an einer Beauftragung interessiert zu sein. Eine pauschale vorgehensweise gibt es da bei mir nicht, das hängt von Fall zu Fall ab und vom erwaretten Risiko. Aber das macht die Selbstständigkeit auch spannend. Die Möglichkeit mit Rechnung durchreichen gibt es auch. Dabei muss man als freiberuflicher Selbstständiger jedoch darauf achten, dass man die Rechnungen 1:1 durchreicht und damit keinen Gewinn erwirtschaftet. Ist eine Gewinnabsicht zu erkennen, droht einem der Verlust der Freiberuflichkeit und man ist gezwungen ein Gewerbe mit all den verbundenen Folgen anzunehmen.
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Danke noch für die Antworten. Dann weiß ich schonmal ein bisschen, wie sowas grundsätzlich funktioniert.
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