Wir leben auf einer Segelyacht in den Tropen und haben aufgrund der
salzhaltigen Luft regelmäßig Probleme mit Korrosion an Elektronik aller
Art, das betrifft insbesondere die Notebooks.
Dabei handelt es sich um halbwegs aktuelle Lenovo Thinkpad
Businessmodelle, die selbstverständlich noch nie einen Tropfen
Salzwasser direkt abbekommen haben. Trotzdem korrodieren insbesondere
die USB-Ports wahnsinnig. Optisch sehen Hdmi, Ethernet etc. auch nicht
besser aus, aber die werden nur sehr selten benötigt. Ich habe bei einem
Laptop im Februar diesen Jahres aufgrund starker Probleme mit den
USB-Ports (es ging noch einer von dreien) das Mainboard tauschen lassen,
und mittlerweile gehen die Probleme wieder los, neuerdings auch am
Netzteilstecker. Bisher war die vorsichtige Reinigung per Q-Tip und WD40
erfolgreich, aber erfahrungsgemäß wird das nicht ewig so bleiben.
Hat jemand eine gute Idee wie man da Abhilfe schaffen könnte? Mir ist
bisher nichts sinnvolles eingefallen. Wenn man die Ports per
Blindstecker-Gummikappe abdeckt schließt man nur die möglicherweise
vorhandene Feuchtigkeit darunter ein und dann gammelt es noch viel mehr.
Und eine Spray-Beschichtung die Korrosion aber nicht den elektrischen
Kontakt verhindert scheint mir nicht möglich.
Ach ja, Auszug aus dem Datenblatt dieses Laptops:
Mil-Spec test
MIL-STD-810G military certification
Auszug aus Wikipedia zu diesem Test:
MIL-STD-810 addresses a broad range of environmental conditions that
include: [...]salt fog for rust testing;[...].
Ich weiß ja nicht. Anscheinend haben wir hier anderes Salz.
Udo K. schrieb:> Mehr WD40 :-)
Nein, das Zeug ist ein Reinigungsmittel, kein Konservierungsmittel.
Ich wuerde es mit Silikonspray versuchen.
wendelsberg
xttx schrieb:> [...]> Ich weiß ja nicht. Anscheinend haben wir hier anderes Salz.
Vermutlich nicht.
Ich frage mich, ob Du annimmst, ein nach dem genannten MIL-Standard
spezifiziertes Gerät müsste unter den genannten Bedingungen dauerhaft
bestehen; oder eben nur wesentlich länger als Du es erlebst? Wie lange
macht denn der Laptop die Reise schon mit? In dem Wikipedia-Artikel
steht jedenfalls das Life-Cycles definiert werden. Nur konkrete
Zeitangaben fehlen leider.
Ich habe zwar keine Daten und Erfahrungen, würde aber davon ausgehen,
dass gerade elektrische Kontakte gerade mal ein Jahr oder so auf See
aushalten, selbst wenn sie an sich nur mit der Luft in Berührung kommen.
Vermutlich wird bei der Marine alles metallische und offen liegende,
regelmäßig gepflegt und überprüft und ausgetauscht. Ich würde als Laie
mal mit einem 3-Monatsrythmus anfangen.
Vielleicht haben wir Glück und hier liest ein Schiffs-Ing mit, der dazu
mal was sagen kann.
Ich nehme aber auch an, dass für lange Törns geeignete Geräte bei
entsprechendem Preis, auch ganz anders konstruiert sind.
Eine MIL-Spec bei Consumer Geräten muss man wohl eher als Werbeaussage
betrachten. (Das sage ich mal mit Vorbehalt. Wissen tue ich das nicht,
nur vermuten).
Vermutlich haben "richtige" seegeeignete Geräte, wenn überhaupt, nur
eine minimale Anzahl an externen Anschlüssen, die dann auch noch
versiegelbar sind. Etwa mit Silikonstutzen und Manschetten. Und dann
werden sie vermutlich nach Möglichkeit noch vollintegriert sein, damit
man eigentlich garnichts anschliessen muss, was für die Funktion nicht
unabdingbar ist (Antenne, Mikrofon).
Für Privatsegler wird das Angebot wohl eher am Preis orientiert sein,
als an der Haltbarkeit.
In dieser Richtung würde ich die MIL-Spec und die alternativen Angebote
mal überprüfen. Vielleicht kann man bei einem Surplus-Händer sowas auch
mal anschauen. Oder eben bei den Händlern für zivile Seefahrt; aber mehr
oben im Regal.
Um noch direkt auf die Frage zu antworten:
Was ich mir als Lösung denken könnte, wäre eine Mischung aus Bienenwachs
und Glyzerin - wie sie bei KFZ verwendet wird.
Die Mischung soll eine gewisse Fließfähigkeit haben; würde sich also
immer wieder über die Gesamtfläche verteilen. Allerdings muss die dann
regelmäßig erneuert werden, da ja am Stecker was hängenbleibt. So alle
5-10 Tage oder so, denke ich, falls der USB-Stecker jeden Tag gezogen
und gesteckt wird.
Nur so ein Gedanke. Leider ohne Gewähr.
Übrigens werden die metallischen Bauteile innerhalb des Laptops, wenn er
denn nicht hermetisch geschlossen ist, vermutlich ähnlich aussehen. Auf
lange Sicht, hilft also nur ein für die Seefahrt dediziertes Gerät.
Theor schrieb:> Wie lange> macht denn der Laptop die Reise schon mit?
Der Laptop ist jetzt gute zwei Jahre auf Reisen, aber das neue Mainboard
(und damit auch die USB-Ports) ist erst 9 Monate alt.
Natürlich hast du mit deinen Einwänden grundlegend recht, und dieses
Problem betrifft auch nicht nur die Notebooks. Der Hinweis auf die
Mil-Spec war eher am Rande gedacht, ich will auch nichts neues
anschaffen sondern hatte eher auf Tips wie das genannte Silikonspray
(gute Idee, danke!) gehofft.
Aber noch zur Einordnung: Das Boot liegt >90% der Zeit im Hafen/vor
Anker, und das Laptop wird sicherlich >99% der Zeit unter Deck verwendet
(unterwegs niemals draußen). Trotzdem ist der Salzgehalt in der Luft
eben viel höher als in einer Wohnung an Land, auch wenn die mit
Strandblick sein sollte. Und dazu kommen die Temperaturen, tagsüber geht
es Mittags unter Deck auch mal auf 38°C hoch.
Und noch eine interessante Entdeckung am Rande: unser 30€ teurer
Raspberry Pi 3, der seit über zwei Jahren 24/7 als Navigationsrechner in
dieser salzhaltigne Umgebung läuft, hat so gut wie keine sichtbare
Korrosion an den Ports. Entweder das liegt daran dass diese Ports nur
sehr selten verwendet werden (unwahrscheinlich) oder die Qualität ist
besser, was ich mir ungern vorstellen mag.
dumdum schrieb:> https://de.wikipedia.org/wiki/Opferanode
"Das zu schützende Metall wird mit der Opferanode leitend verbunden."
Das dürfte bei den Kontakten eines USB-Ports schwierig sein. Es sei
denn, man baut sich einen USB-Stecker mit Kontakten aus geeignetem
Material.
Hi, Deine Präzisierung hinsichtlich der Nutzung könnte evtl. ein wenig
helfen.
Also ich spekuliere nur mal, bin da kein Hardwareprofi.
Wenn der PC eh meist Stationär verwendet wird, wie sähe es dann aus mit
der Nutzung als "normalem" PC, den man in einem Gehäuse einbettet, wo
man Möglichkeiten zur Feuchtigkeitsregulierung vorsieht. Evtl. einen
kleinen gekapselten Mini-PC mit Industriegehäuse ? IP 65/66,
Irgendsowas. Dann die USB-Kontakte, hier würde ich evtl.
Kabelverlängerungen leicht verklebt am Gehäuse nach aussen führen. Quasi
als "Opferkabel", sobald die wieder zu sehr korrodiert sind, einfach
tauschen.
Nachteil wäre der Festeinbau an geeigneter Stelle, allerdings wäre dann
z.B. ein Tablet als mobile Nutzung für die freie Bewegung an Bord
möglich.
Nur so als Idee, Gruß
Udo K. schrieb:> Gummiabdeckung macht wahrscheinlich keine Probleme,> da der Luefter eh alles rausblaesst.
Solange du den Lüfter nicht an einer Stickstoffflasche betreibst und
damit laufend spülst, wird er die Seeluft unter einer Abdeckung genau
durch Seeluft ersetzen.
Jörch B. schrieb:> "normalem" PC, den man in einem Gehäuse einbettet,
Einzige sinnvolle Lösung IMHO.
Es gibt z.B. "marine box PC IP67" von verschiedenen Herstellern - mal
nach googeln um eine Idee zu bekommen wie sowas aussehen kann. Ist
natürlich eine ganz andere Preis/Leistungsklasse als ein Notebook...
Da sind verschraubbare Stecker dran, ist nicht wirklich komfortabel. Die
sind nur dann geschützt wenn auch die passenden Gegenstücke verwendet
werden.
xttx schrieb:> ... hatte eher auf Tips wie das genannte Silikonspray> (gute Idee, danke!) gehofft.
Ich muss mich übrigens korrigieren. Ich meine nicht Bienenwachs-Glyzerin
sondern eine Bienenwachs-Vaseline-Mischung . Sorry.
Silikonspray könnte man probieren. Allerdings bin ich skeptisch, weil
das doch im Vergleich zu der Bienenwachs-Vaseline-Mischung
vergleichsweise hohen Dampfdruck hat.
Gerade diese Bienenwachs-Vaseline-Mischung wird in den Auto-Foren für
den Winter und für die Belastung mit der dann häufigen
Salz/Wasser-Mischung empfohlen.
> [...]> [...] Raspberry Pi 3 ... hat so gut wie keine sichtbare> Korrosion an den Ports. Entweder das liegt daran dass diese Ports nur> sehr selten verwendet werden (unwahrscheinlich) oder die Qualität ist> besser, was ich mir ungern vorstellen mag.
Ich würde durchaus sagen, dass die Verwendungshäufigkeit eine bedeutende
Rolle spielt. Denn das bedeutet Reibung und damit wiederum eine
Abtragung von Metall - durch die entstehende Rauhigeit dann auch eine
grössere Angriffsfläche für die salzhaltige Luft.
Na, ich hoffe Du findest eine gute Lösung.
Langfristig wird da nur ein Gerät helfen, daß für solche
Umgebungsbedingungen geeignet ist. Es gibt Computer/Tabletts für die
Industrie in IP 68. Die kosten aber entsprechend und sind auch nicht so
leistungsfähig.
Wir haben Spezialstecker für Sub-Marine-Technik, die kosten zwischen 70
und 2000 Euro, und gerade gestern mußte ich zwei oxidierte Verbindungen
erneuern.
Wahrscheinlich ist es privat kostengünstiger jedes Jahr ein neues
Notebook der Consumerklasse zu kaufen und USB möglichst zu ersetzen.
Erst einmal mit Silikon-Schutzkappen verschließen.
Ebay-Artikel Nr. 282992003288
Dazu die USB-Stick bei Nichtbenutzung in einer Dose aufbewahren.
Evtl. mäßig mit Kontakt-61 o.ä. behandeln.
Man kann dann immer noch größere Geschütze auffahren.
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