Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Audiomixer Headroom Dynamic Range


von tom (Gast)


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Hallo,

 mir ist unklar was die dB Angaben in den Specs von Audio-Mixern 
aussagen.
Könnt ihr mir da weiter helfen oder eine gute Lektüre empfehelen?


Mir ist klar, dass der Headroom und die Dynamic Range grundsätzlich von 
der +-Betriebsspannung abhängen.


z.B.
bedeuten +-60V=sehr großen Headroom und sehr große dynamic range.


-Was heißt das in dB?
-Wie übertägt man die dB in Vpp?

habe dazu den Dezibelrechner gefunden, der dB in V umrechnen kann, aber 
der Zusammenhang ist mir unklar?
http://www.sengpielaudio.com/Rechner-db.htm

-Kann ich fehlende Headroom und Dynmaic Range Angaben durch max. 
Ein/Ausgangslautstärke und SNR errechen?

von Michael B. (laberkopp)


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Headroom ist der Platz zur Übersteuerung.

0dB Linepegel sind 0.7Vrms also +/-1V Spitze (bei Cinch)
Erlaubt das Mischpult unverzerrte Weiterleitung von Signalen bis zu 
+/-2VSpitze, hat es 3dB Headroom, erlaubt es bis +/-10V, hat es 20dB 
Headroom.

http://www.sengpielaudio.com/Rechner-db.htm

60V Headroom wäre Quatsch, das ist kein Linepegel mehr sondern ein 
Lautsprechersignal.

Die SNR bezieht sich auf 0dB. Ein Mischpult mit 100dB S/N so laut 
ausgesteuert daß es +10dB vom Headruoom nutzt, hat also 110dB S/N.

Gutes S/N UND grossen Headroom zusammen sind also technisch schwer 
erreichbar.

: Bearbeitet durch User
von Christian S. (roehrenvorheizer)


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"-Was heißt das in dB? -Wie übertägt man die dB in Vpp?"

dB ist ein logarithmisches Verhältnismaß, das es ermöglicht, große 
Unterschiede über Zehnerpotenzen hinweg mit handlichen Zahlen 
darzustellen.

Hierzu wird die Formel mit 20 log....verwendet.

MfG

von Ralph B. (rberres)


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Betriebspegel auf der sich das bezieht ist bei Studiomischpulte +6dbm an 
600 Ohm, also 1,55Veff.

Das Eingangsrauschen bei guten Mischpulten beträgt meist
-127dbm im extremfall auch mal -129dbm.

Die Betriebsspannung bei Mischpulten beträgt meist +-15V bis +-18V. In 
Ausnahmefälle auch schon mal +-21V. Aber keinesfalls +-60V.

Jetzt kann man den Dynamikbereich und den Headroom berechnen.

Sehr gute Mischpulte haben ein Headromm von um die 20db.

Ralph Berres

von tom (Gast)


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Danke für die Antworten!

Christian S. schrieb:
> "-Was heißt das in dB? -Wie übertägt man die dB in Vpp?"
>
> dB ist ein logarithmisches Verhältnismaß, das es ermöglicht, große
> Unterschiede über Zehnerpotenzen hinweg mit handlichen Zahlen
> darzustellen.
>
> Hierzu wird die Formel mit 20 log....verwendet.
>

Ah, ok jetzt verstehe ich langsam warum dB sowohl in reltativen 
Bezeichnung ("halbiert sich die Lautstärke") und absoluten "Lautheiten" 
und Spannungen wiederfindet.

Ralph B. schrieb:
> Aber keinesfalls +-60V.

Dieser schon, ist aber wohl ein Exot:
https://spl.audio/studio/neos/

Der Mixer, um den es mir jetzt konkret geht ist folgender:
http://www.apb-dynasonics.com/products/Products_ProRackHouse.html
1
TECHNICAL SPECIFICATIONS
2
General Specifications
3
Frequency Response (any input to any output)
4
+0/-0.5dB 20Hz to 20kHz (ref to 1kHz
5
)
6
THD + Noise  (Mic Input to Main Output)
7
<0.01% @ +15dBu output
8
Phase Response (Mic Input to Main Output)
9
+10/-15 degrees 20Hz to 20kHz (ref to 1kHz)
10
Noise
11
Mic EIN
12
-128dBu @ 60dB gain, 150Ω source
13
Main Bus (L-R-C-M) Output Noise
14
-85dBu (All channels assigned w/faders down, Master faders
15
at unity)
16
Group Bus (1-4) Output Noise
17
-85dBu (All Chan assigned w/faders down, Group Master
18
fader at unity)
19
Aux Bus (1-6) Output Noise
20
-90dBu (Aux Sends down, Aux Master at unity)
21
Crosstalk (measured at 1KHz)
22
Channel Mute
23
>100dB
24
Channel Fader Attenuation
25
>100dB
26
Channel Routing
27
>80dB
28
Channel Pan Isolation
29
>80dB
30
Channel to Channel Isolation
31
>90dB
32
Aux Send Attenuation
33
>90dB
34
Aux Pan Isolation
35
>70dB
36
Input / Output Impedance
37
Channel XLR Input
38
>3KΩ Balanced (with or without Pad)
39
Channel Line Input (via TRS)
40
>20KΩ Balanced
41
Channel Line Input (via XLR w/Pad)
42
>4KΩ Balanced
43
Channel TRS Direct Out
44
100Ω Impedance-Balanced
45
Bus XLR Outputs (Main, Group, Aux)
46
100Ω Symmetrically-Balanced (To Feed 600Ω or greater)
47
Channel and Bus Insert Sends/Returns
48
100Ω Unbalanced / 5KΩ Unbalanced
49
(To Feed 2kΩ or greater)
50
Monitor TRS Outputs
51
100Ω Impedance-Balanced
52
Input / Output Levels
53
Channel Insert
54
+4dBu (Tip= Send, Ring= Return, Sleeve= Audio Gnd)
55
Max Out= +22dBu
56
Channel Direct Out
57
+4dBu (TRS Impedance Balanced, Tip= “Hot”)
58
Max Out= +22dBu
59
XLR Balanced Outs
60
+4dBu (Symmetrically-Balanced, Pin 2= “Hot”)
61
Max Out= +26dBu
62
TRS Balanced Outs
63
+4dBu (Impedance-Balanced, Tip= “Hot”)
64
Max Out= +22dBu
65
Bus Insert
66
-2dBu (Tip= Send, Ring= Return, Sleeve= Audio Gnd)
67
Max Out= +22dBu

Betriebsspannung: +- 18V laut Blockdiagramm: 
http://www.apb-dynasonics.com/Downloads/proRack/Block_Dia_PRHouse_11x17.pdf

Wie bekomme ich hier jetzt die Dynamic Range und den Headroom raus?

von Michael B. (laberkopp)


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tom schrieb:
> Wie bekomme ich hier jetzt die Dynamic Range und den Headroom raus?

Unterschiedlich, je nach Ausgang Max Out= +22dBu oder Max Out= +26dBu.

Die Eingänge akzeptieren nicht ganz so hohe Spannungen, und das ist ja 
auch  sinnvoll, die sollen ja noch addiert werden können.

Richtig wichtig ist das nicht, man muss das Ding schliesslich mit 
anderen verbinden und kann nicht mehr einstellen, als die vertragen. 
Offenbar liebt es die Kiste, auf +4dBu zu laufen, dem amerikanischen XLR 
Spannungspegel. Das ist ok, schliesst man Cinch an, muss mal 
runterdrehen und bekommt nicht mehr so gute Störabstände.

tom schrieb:
> Dieser schon, ist aber wohl ein Exot:

Wenn man nichts hat, was als Alleinstellungsmerkmal taugt, dann erfindet 
man eben nutzlose Alleinstellungsmerkmale.

von Ralph B. (rberres)


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Also der Mikrooneingang rauscht wenn er auf 0db Verstärkung stehen würde

um 128db weniger als 0dbu also 0,775V

Hat der Mikroonvestärker eine Verstärkung von 60db also 0,775mV 
Eingangsempfindlichkeit dann ist der Rauschabstand 60db weniger also 
68db. Das ist ein hervorragender Wert, und man befindet sich nahe des 
Widerstandsrauschen der Quelle welche durch die Bolzmannsche Konstante 
bestimmt wird.

Das Mischpult lässt sich bis auf 22dbu aussteuern, das sind 10Veff.

Dieser Wert ist auch herausragend.

Wenn man diesen Headroom voll ausnützen würde, dann wäre jetzt der 
Rauschabstand  22db mehr. Allerdings müsste das Mikrofon auch 22db mehr 
Pegel  erzeugen, um die +22dbu am Ausgang zu erreichen.

Also stellt man die Mikrofonverstärkung um 22db höher ein. Man gewinnt 
so also nichts.

Der enorme Headroom hat einen anderen Sinn.

Wenn man im allgemein viele Signale ( die man vorher mit dem 
Mirkrofongain auf die 0dbm interne Pegel am Ausgang des Eingangszuges 
eingestellt hat ) summiert, wird der Summenpegel am Ausgang des 
Summierverstärkers höher als die 0dbm der einzelnen Eingangszüge. Und 
zwar um so höher je mehr Kanäle man zusammenmischt. Hier ist der 
Headroom besonders wichtig.

Hinter dem Summenverstärker kommt dann der Fader für den Masterausgang.

Bei 32 Kanäle oder gar 48 Kanäle kommt dann schon einiges zusammen.

Deswegen haben die Mischpulte einen Headroom von möglichst 12db und 
mehr.

( Übrigens werden in einen Mischpult nicht Spannungen gemischt sondern 
Ströme. Der Summenverstärker ist ein 0 Ohm Knotenpuntverstärker. ).

Ralph Berres

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