Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Störung abschätzen


von Thomas S. (kurios)


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Hallo,

kann man - ohne auf FEM Tools auszuweichen - z.B. mit einfacherern 
Formeln die Kopplung bzw. Störung zwischen Leitern von Kabeln 
abschätzen?

Beispielsweise habe ich 2 Stecker, auf dem einen wird 12V PWM betrieben 
2 Leitungen verdrillt (PWM+PWMGND) (bis 100 kHz), auf dem zweiten 
Stecker sind Analogsignale (ebenfalls mit einfach halber 2 Leitungen 
verdrillt (Signal+SigGND), welche ich natürlich nicht durch die 12V 
Pulse stören möchte. Jetzt wäre interessant zu wissen ab welchem Abstand 
der Stecker (oder besser wahrscheinlich der Einzelleitungen) dies 
vernachlässigbar ist. Z.B. 1 mm Abstand --> Überkopplung 1.2mV PWM auf 
der Analogleitung = Dämpfung Faktor 10000 etc. 2mm --> Dämpfung 100000?

Gibt es hier vereinfachte Formeln oder wie könnte man hier vorgehen? 
Inklusive brauche ich einen Schirm oder nicht um PWM+PWMGND.

Viele Grüße,
Thomas

: Verschoben durch Moderator
von Lothar M. (Gast)


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Das kannst du pauschal garnicht sagen, das hängt z.T. von der Amplitude, 
sprich Pegel der Signale ab.

Normalerweise koppeln verdrillte Leitungen nach aussen garnicht, solange 
sie symmetrisch betrieben werden. Du machst aber einen gravierenden 
Fehler, der die Symmetrie zunichte macht, du erdest eine der beiden 
verdrillten Adern. Damit hast du die Störanfälligkeit gewaltig 
gesteigert.

von Thomas S. (kurios)


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Naja. Verdrillt sollten sie ja sein um Einkopplung von Außen 
grundsätzlich zu minimieren. Symmetrisch sind weder das PWM noch das 
Analogsignal.

von Anja (Gast)


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Thomas S. schrieb:
> Gibt es hier vereinfachte Formeln oder wie könnte man hier vorgehen?

Was jetzt: Kopplung im Kabel (wie lang) oder nur die Steckerpins?

Das ganze ist leider nicht trivial.
- Welche Anstiegszeiten hast Du (Spannung / Strom)
- Kopplungslänge und Abstand
- Ist das Analogsignal eher niederohmig (<50 Ohm) oder hochohmig (>600 
Ohm)

Verdrillen hilft nur bei Magnetfeldkopplung (niederohmig) und je nach 
Verdrillgrad auch nur ca 90 - 95% Dämfpung.

Aber vermutlich hast Du überwiegend kapazitive Kopplung (hochohmiger 
Empfänger).

Vereinfacht würde ich dann ein Modell bilden mit Grenzfrequenz aus 
Flankensteilheit des PWM-Signals und kapazitiver Kopplung (z.B. 33-100 
pF/m Leitungslänge) auf die Eingangsimpedanz des Empfängers.

Wenn Du jetzt anfängst zu schirmen wird die kapazitive Kopplung weniger. 
Bei doppelter Schirmung überwiegt dann irgendwann die magnetische 
Kopplung. Die läßt sich nur durch entsprechenden Abstand kostengünstig 
verringern.

Gruß Anja

von U. M. (oeletronika)


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Hallo,
> Thomas S. schrieb:
> Beispielsweise habe ich 2 Stecker, auf dem einen wird 12V PWM betrieben
> 2 Leitungen verdrillt (PWM+PWMGND) (bis 100 kHz), auf dem zweiten
> Stecker sind Analogsignale (ebenfalls mit einfach halber 2 Leitungen
> verdrillt (Signal+SigGND), welche ich natürlich nicht durch die 12V
> Pulse stören möchte. Jetzt wäre interessant zu wissen ab welchem Abstand
> der Stecker (oder besser wahrscheinlich der Einzelleitungen) dies
> vernachlässigbar ist. Z.B. 1 mm Abstand --> Überkopplung 1.2mV PWM auf
> der Analogleitung = Dämpfung Faktor 10000 etc. 2mm --> Dämpfung 100000?
> Gibt es hier vereinfachte Formeln oder wie könnte man hier vorgehen?
> Inklusive brauche ich einen Schirm oder nicht um PWM+PWMGND.
Hallo,
wie schon geschrieben, haben eine Vielzahl Randbedingungen und Parameter 
Einfluß auf das Ergebnis.

Die Störungen durch das PWM-Signal sind undefiniert, weil diese auch von 
der Stromstärke und der Flankensteilheit abhängig sind. Zudem haben die 
Leitunglängen und alle konstruktive Merkmale der Leitung Einfluß.

Zu dem Analogsignal gibt es gar keine Angaben.
Ob Störungen relevant sind, hängt von der erforderlichen Genauigkeit und 
Auflösung ab. Außerdem ist das Spektrum das Analogsignals unbekannt.
So kann man z.B. für DC und sehr niedrige Frequenzen hochfrequente 
Störungen leicht filtern.
Das SNR für das Analogsignal wird nicht nur durch die Störintensität, 
sondern auch durch die übertragene Signalleistung bestimmt. Es ist ein 
großer Unterschied, ob nur 0,1uW übertragen wird oder 100mW (Faktor 
1:1Mio.). Die konstruktiven Parameter der Leitungen haben auch wieder 
Einfluß.
Gruß Öletronika




Konstruktive

von Clonosoft (Gast)


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Um Kopplungen zu rechnen gibt es Tools. Fuer vereinfachte Faelle gibt es 
Naeherungen, die sind in Layouttools wie zB Altium Designer eingebaut. 
Fuer Falle ohne vorherige Randbedingungen benoetigt man einen 3D Solver. 
zB von CST, der nennt sich dann Cable Studio, oder PCB Studio. Der 
Nutzen bestimmt den Preis. Moeglicherweise willst du vorher ein paar 
Versuche machen... um eine Ersparnis abschaetzen zu koennen.

von Alex G. (dragongamer)


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Thomas S. schrieb:
> Naja. Verdrillt sollten sie ja sein um Einkopplung von Außen
> grundsätzlich zu minimieren.
Kann es seind ass du die Idee von verdrillten Leitungen missverstanden 
hast?
Das verdrillen verringert nicht grundsätzlich Einkopplungen sondern 
sorgt nur dafür dass auf beiden Leitungen exakt gleich eingekoppelt 
wird.
Dadurch kann man die Störung bei einer Symetrischen Nutzung, 
gewissermaßen herausgerechnen bzw. sie wird irrelevant da nur die 
Differenz zwischen den beiden Leitungen verwertet werden.

von Tim (Gast)


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Thomas S. schrieb:
> Gibt es hier vereinfachte Formeln oder wie könnte man hier vorgehen?
> Inklusive brauche ich einen Schirm oder nicht um PWM+PWMGND.
Du hast zwei Randbedingungen nicht genannt:
1. Wie lang liegen die Leitungen nebeneinander?
2. Wieviel Störung ist auf deinem Analogsignal zulässig?

Ich würde ganz pragmatisch eine Testschaltung aufbauen und messen:
- PWM-Signal ausgeben, ständig gändert zwischen 2% und 98% und zurück
- mit dem Oszilloskop gucken, was auf den Analogleitungen davon ankommt

Ggf. kannst Du die Integrationszeit des AD-Wandlers so wählen, das 
mehrere PWM-Zyklen genau in das Meßfenster fallen.
Dann wird der Analogwert nur durch den PWM-Tastgrad beeinflußt, aber 
nicht mehr durch den Abtastzeitpunkt.

von Forist (Gast)


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Thomas S. schrieb:
> etzt wäre interessant zu wissen ab welchem Abstand
> der Stecker (oder besser wahrscheinlich der Einzelleitungen) dies
> vernachlässigbar ist. Z.B. 1 mm Abstand --> Überkopplung 1.2mV PWM auf
> der Analogleitung = Dämpfung Faktor 10000 etc. 2mm --> Dämpfung 100000?

Was hat das Übersprechen zwischen Leitungen speziell mit 
Mikrocontrollern oder Digitalelektronik zu tun.

Da geht es um FELDER, die von der einen Leitung erzeugt werden und auf 
die andere Leitung einwirken - egal wer diese Felder erzeugt.

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