Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Lithium Ionen Batterie auf 4,2V bei 0°C aufladen sicher?


von Peter F. (peter_f384)


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Hey,

ich habe eine Schaltung mit Li-Io Batterie designt und nutze einen 
Ladecontroller der meine Batterie auf 4,2V auflädt. Ein NTC überwächt 
die Temperatur und unter 0°C oder über 60°C wird nicht mehr geladen.

Allerdings habe ich gelesen das sich die Spannung der Batterie bei 
niedrigeren Temperaturen nach unten bewegt. Schade ich nun der Batterie 
wenn ich sie bei 0°C auflade? Ich habe nach Volt/Temperatur Kurven 
gegoogelt und es sieht so aus das die Spannung einfach viel schneller 
als normal auf die 3,6V Nennspannung abfällt, somit wäre laden bis 4,2V 
sicher, stimmt das?

LG

: Verschoben durch User
von Teo D. (teoderix)


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Li-Ios nicht bei über 45°C laden!
Unter 10°C mit max. 0,25C. Dann sollte nichts passieren.
Oder such dir das Dabla zu deinen Batterien.


PS: Um Missverständnisse zu vermeiden: Bei <0°C ist natürlich Schluss 
mit laden.

: Bearbeitet durch User
von Peter M. (r2d3)


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Peter F. schrieb:

> und es sieht so aus das die Spannung einfach viel schneller
> als normal auf die 3,6V Nennspannung abfällt,

Diesen Satz verstehe ich nicht.

von Teo D. (teoderix)


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Peter M. schrieb:
>> und es sieht so aus das die Spannung einfach viel schneller
>> als normal auf die 3,6V Nennspannung abfällt,
>
> Diesen Satz verstehe ich nicht.

Tiefe Temperaturen = geringere Kapazität.
Bei der chemischen Reaktion, muss mehr von der Energie (Wärmemenge), in 
selbige gesteckt werden.


PS: Ja Peter, ich dachte mir schon das du das wusstest. Nur, eine Klappe 
zwei Fliegen....

: Bearbeitet durch User
von DAVID B. (bastler-david)


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Ich kann dazu nur sagen lipo akkus sind zwar nicht das sicherste aber 
auch nicht das anfälligste.
Will damit sagen mache dir keine sorgen bei C 0,5 oder weniger ist alles 
ok.
Ich lade meine Akkus seit Jahren im sommer und winter drausen und auch 
bei minus graden ganz normal und leben alle noch.

Zu bedenken ist aber das es bei minus graden besonders ab -10 oder 
weniger grad der innen widerstand massiv ansteigt.
Und das beim Endladen falsche werte ergibt.

von -42 Kelvin (Gast)


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DAVID -. schrieb:

> Zu bedenken ist aber das es bei minus graden besonders ab -10 oder
> weniger grad der innen widerstand massiv ansteigt.

Ja selbst eine niederohmige VTC6 hat bei -20°C ~0.1 Ohm.

Man darf sie laut Datenblatt mit 3A bei 0.0°C laden, aber schon bei 
-0,1°C sollte man es bleiben lassen - obwohl in so einer Zelle sich kein 
Wasser befindet das gefrieren könnte..

von Thomas (Gast)


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Hallo Peter,

aktuelle Li-Ion Akkus haben eine Ladeschlussspg. von mehr als 4,3 V. Ich 
lade meinenen Handyakku nun seit mehreren Monaten auf 4,355 V. Er hat 
Top Leistung. Bei den ersten Generationen waren 4.2 V der Abschaltpunkt. 
Aber 4,355 V - ohne Probleme. Lässt sich auch so im Netz finden.

Grüße
Thomas

von test (Gast)


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Thomas schrieb:
> aktuelle Li-Ion Akkus haben eine Ladeschlussspg. von mehr als 4,3 V

Kann man so nicht stehen lassen.

Es gibt zwar HV Akkus, aber die sind speziell so konstruiert (da wird 
das maximum zu lasten der Lebensdauer rausgeholt). Das hat nix mit 
modern zu tun.

Das beste ist immer wenn man einfach ins Datenblatt schaut.

von rcc (Gast)


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Thomas schrieb:
> aktuelle Li-Ion Akkus haben eine Ladeschlussspg. von mehr als 4,3 V.

So pauschal ist das schlicht falsch und gefährlich. Die 
Ladeschlussspannung und die max. Betriebsspannung unter Last steht im 
Datenblatt und es gibt mehr als genug Consumerzellen die 4,1V oder 4,2V 
Ladeschlussspannung aufweisen.

Genauso verhält es sich mit den Ladeströmen über Temperatur. Es gibt 
Zellen die machen nur 10...45°C mit niedriger C-Rate mit und es gibt 
Zellen die darf man von -30....60°C laden, mit temperaturabhängigem 
Ladestrom natürlich. Alles eine Frage der Auslegung der Zelle und damit 
schlussendlich der Kosten.

von rcc (Gast)


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-42 Kelvin schrieb:
> Man darf sie laut Datenblatt mit 3A bei 0.0°C laden, aber schon bei
> -0,1°C sollte man es bleiben lassen - obwohl in so einer Zelle sich kein
> Wasser befindet das gefrieren könnte..

Li-Dendriten auf der Anode sind das Problem bei Kälte durch die geringer 
Diffunssionsgeschwindigkeit

von Peter F. (peter_f384)


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Peter M. schrieb:
> Peter F. schrieb:
>
>> und es sieht so aus das die Spannung einfach viel schneller
>> als normal auf die 3,6V Nennspannung abfällt,
>
> Diesen Satz verstehe ich nicht.

Tut mir leid, vielleicht habe ich meine Frage nicht ganz optimal 
formuliert.
An diesem Bild sieht man das die Spannung einer Li-Io Batterie mit 
niedriger Temperatur abnimmt. Bei niedrigeren Temperaturen nähert sich 
die Spannung schneller an die Nennspannung an welche bei sinkender 
Temperatur auch unter 3,6V liegt.

Ich habe natürlich das Datenblatt meiner Batterie gelesen. Ich werde 
Samsung NR18650-25R nutzen. Im Datenblatt steht "Charge 0°C to 50°C". 
Aber eben nichts vom Auflade-Verhalten bei niedrigen Temperaturen. Nur 
eben das die Batterie bei -10°C nur mehr 80% ihrer Kapazität hat und bei 
-20°C nur mehr 60%, damit muss ich wohl leben.

LG

von Dirk K. (knobikocher)


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test schrieb:
> Das beste ist immer wenn man einfach ins Datenblatt schaut.

100% Zustimmung!

von Peter M. (r2d3)


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Hallo Peter F.,

Peter F. schrieb:
> somit wäre laden bis 4,2V
> sicher, stimmt das?

Eigentlich verstehe ich auch nicht den Zusammenhang zum zweiten 
Halbsatz, deswegen einfach eine pauschale Aussage:

Die Ladespannung bei Bleiakkus ändert sich in Abhängigkeit der 
Temperatur.
Linearisiert macht das je nach Hersteller -2 bis -5 mV pro Grad 
Abweichung von einer Temperatur 25 Grad pro Zelle. Bei Deinem 
Temperaturbereich macht das 120 bis 300mV pro Zelle aus und bei einem 
12V-Akku somit 720mV bis 1,8V Unterschied in der Ladespannung.

Bisher ist mir eine temperaturabhängige Angabe der Ladeschlussspannung 
und des Ladestroms bei LiIo-Zellen noch nicht begegnet.
Ob Dein Akkutyp etwas anderes verlangt, sagt Dir Dein Datenblatt.

Das Gegenstück zum Stromfluss, also der Elektronenbewegung, ist die 
Bewegung von Ionen im Akku. Bei niedrigeren Temperaturen bewegen sie 
sich langsamer, was sich im schneller Einbruch der Akkuspannung unter 
Last wiederspiegelt.

Wenn Du Sorge über die Aufladung von Akkus bei niedrigeren Temperaturen 
hast, könntest Du z.B. den Ladestrom herabsetzen, aber das ist nur eine 
Spekulation von mir.
Der Ladestrom an sich führt vermutlich auch zur Erwärmung in der 
Batterie.
Der Temperaturanstieg wiederum macht die Ionen wiederum beweglicher.

: Bearbeitet durch User
von hinz (Gast)


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Ausführliches über LiIon bei niedrigen Temperaturen.

von Dosenbier (Gast)


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hinz schrieb:
> Ausführliches über LiIon bei niedrigen Temperaturen.

Keine Details zu <0°C Ladung..

von Peter F. (peter_f384)


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hinz schrieb:
> Ausführliches über LiIon bei niedrigen Temperaturen.

Vielen Dank, in der PDF werden meine Annahmen bestätigt.

Dosenbier schrieb:
> Keine Details zu <0°C Ladung..

Bei <0°C ist es nicht sicher möglich Li-Io Batterien zu laden da es zu 
irreversiblen Chemischen Reaktionen kommt, ich wollte wissen wie sich 
das Laden im Bezug auf die Spannung bei Temperaturen >0°C verhält.

Peter M. schrieb:
> Das Gegenstück zum Stromfluss, also der Elektronenbewegung, ist die
> Bewegung von Ionen im Akku. Bei niedrigeren Temperaturen bewegen sie
> sich langsamer, was sich im schneller Einbruch der Akkuspannung unter
> Last wiederspiegelt.

Danke für die Info!
Mein Ladestrom ist sowieso sehr niedrig da die Batterie mit einem 1 Watt 
Solarpanel erfolgt.

: Bearbeitet durch User
von hinz (Gast)


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Peter F. schrieb:
> Bei <0°C ist es nicht sicher möglich Li-Io Batterien zu laden da es zu
> irreversiblen Chemischen Reaktionen kommt,

Es gibt durchaus Zellen für tiefe Temperaturen, auch beim Laden. Aber 
die Hersteller halten sich da sehr bedeckt. Panasonic schreibt dazu 
wenigstens: "auf Anfrage".

von Peter F. (peter_f384)


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hinz schrieb:
> Es gibt durchaus Zellen für tiefe Temperaturen, auch beim Laden. Aber
> die Hersteller halten sich da sehr bedeckt. Panasonic schreibt dazu
> wenigstens: "auf Anfrage".

Das wusste ich nicht, allerdings wird bei Elektroautos bspw. die 
Batterie zuerst auf >0°C erwärmt und dann erst geladen. Wird preislich 
wohl attraktiver sein als Spezialakkus zu verbauen...

von Peter M. (r2d3)


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Peter F. schrieb:

> Das wusste ich nicht, allerdings wird bei Elektroautos bspw. die
> Batterie zuerst auf >0°C erwärmt und dann erst geladen. Wird preislich
> wohl attraktiver sein als Spezialakkus zu verbauen...

Andere Technologie:

LiFePo4:
ANR26650M1-B

Operation temperature: -30°C bis +55°C.

von Peter F. (peter_f384)


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Peter M. schrieb:
> Andere Technologie:
>
> LiFePo4: ANR26650M1-B
>
> Operation temperature: -30°C bis +55°C.

Habe ich mir alles schon angesehen LiFePo Batterien können allerdings 
auch nicht bei weniger als 0°C aufgeladen werden, nur bis -30°C 
entladen... Das steht so in diversen anderen Datenblättern.

von tmomas (Gast)


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Waren LiFeYPO4 nicht deutlich besser tieftemperaturgeeignet als LiFePO4?

von Mike J. (linuxmint_user)


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Peter M. schrieb:
> LiFePo4:
> ANR26650M1-B
>
> Operation temperature: -30°C bis +55°C.

Mag ja sein, ich hatte hier auch LiPo-Akkus die super gut tiefe 
Temperaturen ausgehalten haben und dessen Innenwiderstand nicht so sehr 
hoch ging mit sinkenden Temperaturen, aber erhöhen tut er sich doch und 
man muss damit rechnen.

Das Problem von Peter ist eher dass auch die Leerlaufspannung des Akkus 
mit sinkender Temperatur sinkt und er den Akku auf eine zu hohe Spannung 
aufladen würde wenn er ihn bei 0°C auf 4.2V lädt.

von -42 Kelvin (Gast)


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Bei 0°C passiert nichts besonderes.

Li-Plating gibts schon bei +15°C in Tüten-Akkus.
Man kann sie aber bei -20°C mit C/20 ohne Li-Plating laden!

von Peter M. (r2d3)


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Hallo Peter F.,

Peter F. schrieb:
> Peter M. schrieb:
>> Andere Technologie:
>>
>> LiFePo4: ANR26650M1-B
>>
>> Operation temperature: -30°C bis +55°C.
>
> Habe ich mir alles schon angesehen LiFePo Batterien können allerdings
> auch nicht bei weniger als 0°C aufgeladen werden, nur bis -30°C
> entladen... Das steht so in diversen anderen Datenblättern.

Hättest Du eine Quelle für mich?

Im folgenden steht nirgendwo, dass die Batterie bei unter 0°C nicht 
geladen werden darf oder nur mit Heizung betrieben werden darf:

https://cs-batteries.de/Lithium-LiFePo4-Auto-Batterie-12V-20Ah-BMS-750AEN-Peak-279-x-175-x-189mm-36kg-EQ-Gel-72AH

http://www.a123systems.com/wp-content/uploads/Fehrenbacher_Christoph-1.pdf

tmomas schrieb:
> Waren LiFeYPO4 nicht deutlich besser tieftemperaturgeeignet als LiFePO4?

Wenn die unten genannten -45°C für alle Akkus dieser Technologie gelten, 
ja.
Das ist wohl der Akku für die Everest-Expedition. :)

https://www.nothnagel-marine.de/media/downloads/Lithium_Akkus/Manual%20WB-LP12V60AHA%20Winston-Lithium-ion%20Batterie.pdf

Mike J. schrieb:
> Das Problem von Peter ist eher dass auch die Leerlaufspannung des Akkus
> mit sinkender Temperatur sinkt und er den Akku auf eine zu hohe Spannung
> aufladen würde wenn er ihn bei 0°C auf 4.2V lädt.

Das klingt ja plausibel, aber warum findet sich dazu nichts in 
Datenblättern?

-42 Kelvin schrieb:
> Bei 0°C passiert nichts besonderes.
>
> Li-Plating gibts schon bei +15°C in Tüten-Akkus.
> Man kann sie aber bei -20°C mit C/20 ohne Li-Plating laden!

Danke für den Link auf die schöne Masterarbeit!
Die bestätigt meinen Hinweis zur Ionenbeweglichkeit und den Vorschlag, 
bei den Temperaturen mit geringem Strom zu laden.

von Mike J. (linuxmint_user)


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Peter M. schrieb:
> Das klingt ja plausibel, aber warum findet sich dazu nichts in
> Datenblättern?

In den Datenblättern steht auch nicht dass die Elektroden Zellen ab 
einer Zellspannung von über 4.0V immer schneller altern und auch nicht 
dass sich z.B. bei hohen Ladeströmen Dendriten bilden welche die Membran 
durchstoßen und dann einen Parallelwiderstand zur Zelle bilden, wodurch 
die Zelle sich selbst entlädt.

In manchen Datenblättern steht so gut wie nichts drin.

Ich habe einige LiIon-Zellen einfach mal getestet, unter verschiedenen 
Temperaturen, bis runter zu -40°C.

Man sieht im Diagramm dann wie die Leerlaufspannung sinkt und wie der 
Innenwiderstand ansteigt. Teilweise sind +5°C für manch einen LiIon-Akku 
schon zu niedrig, ein anderer kommt noch mit -10°C klar.
Vor allem LiPo hat hier gut abgeschnitten, LiFePO4 war gar nicht so gut 
wie erhofft.

von rcc (Gast)


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Peter F. schrieb:
> Bei <0°C ist es nicht sicher möglich Li-Io Batterien zu laden da es zu
> irreversiblen Chemischen Reaktionen kommt, ich wollte wissen wie sich
> das Laden im Bezug auf die Spannung bei Temperaturen >0°C verhält.

Welche Reaktionen sollen das denn bitte sein?

von rcc (Gast)


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Peter F. schrieb:
> Habe ich mir alles schon angesehen LiFePo Batterien können allerdings
> auch nicht bei weniger als 0°C aufgeladen werden, nur bis -30°C
> entladen... Das steht so in diversen anderen Datenblättern.

Heißer Tip: Das Plating betrifft die Anode und LiFePo ist eine 
Kathode...was das eine jetzt mit dem anderen zu tun hat Richtung 
Ladeverhalten kannst Du sicher erklären....

von Peter M. (r2d3)


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Hallo Mike,

Mike J. schrieb:
> Ich habe einige LiIon-Zellen einfach mal getestet, unter verschiedenen
> Temperaturen, bis runter zu -40°C.

das ist ja spannend. Kannst Du eine Tabelle oder ein Diagramm zeigen, 
wie die Leerlaufspannung einer vollgeladenen LiIo-Zelle sich in 
Abhängigkeit der Temperatur verändert?

Mike J. schrieb:
> In den Datenblättern steht auch nicht dass die Elektroden Zellen ab
> einer Zellspannung von über 4.0V immer schneller altern und auch nicht
> dass sich z.B. bei hohen Ladeströmen Dendriten bilden welche die Membran
> durchstoßen und dann einen Parallelwiderstand zur Zelle bilden, wodurch
> die Zelle sich selbst entlädt.

Das folgende Auto fährt wohl noch mit NiMH, aber auch dort fließen 
gigantische Lade- und Entladeströme. Bei den Elektrofahrzeugen auf 
LiIo-Basis müsste es aber ähnlich sein. Der folgende Hybrid fährt immer 
mit einer mittleren SOC ("state of charge").

https://www.youtube.com/watch?v=0oYsfOzU45A

von rcc (Gast)


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-42 Kelvin schrieb:
> Li-Plating gibts schon bei +15°C in Tüten-Akkus.
> Man kann sie aber bei -20°C mit C/20 ohne Li-Plating laden!

Plating kann es immer geben, gerade bei hohem SOC. Alles eine Frage der 
lokalen Potentiale in der Zelle und damit indirekt der Stromdichten in 
der Anode. Was da noch geht hängt an der lokalen 
Diffussionsgeschwindikeit in der Anode undd ie ist massiv material-, 
SOC- und temperaturabhängig.

von Peter F. (peter_f384)


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rcc schrieb:
> Welche Reaktionen sollen das denn bitte sein?

https://relionbattery.com/blog/lithium-battery-cold-weather

Was genau passiert kann ich nicht sagen, habe leider keinen Abschluss in 
Chemie...

Mike J. schrieb:
> In den Datenblättern steht auch nicht dass die Elektroden Zellen ab
> einer Zellspannung von über 4.0V immer schneller altern und auch nicht
> dass sich z.B. bei hohen Ladeströmen Dendriten bilden welche die Membran
> durchstoßen und dann einen Parallelwiderstand zur Zelle bilden, wodurch
> die Zelle sich selbst entlädt.
>
> In manchen Datenblättern steht so gut wie nichts drin.
>
> Ich habe einige LiIon-Zellen einfach mal getestet, unter verschiedenen
> Temperaturen, bis runter zu -40°C.
>
> Man sieht im Diagramm dann wie die Leerlaufspannung sinkt und wie der
> Innenwiderstand ansteigt. Teilweise sind +5°C für manch einen LiIon-Akku
> schon zu niedrig, ein anderer kommt noch mit -10°C klar.
> Vor allem LiPo hat hier gut abgeschnitten, LiFePO4 war gar nicht so gut
> wie erhofft.

Sehr interessant! Vielen Dank

von Peter M. (r2d3)


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Hallo rcc,

rcc schrieb:
> -42 Kelvin schrieb:
>> Li-Plating gibts schon bei +15°C in Tüten-Akkus.
>> Man kann sie aber bei -20°C mit C/20 ohne Li-Plating laden!
>
> Plating kann es immer geben, gerade bei hohem SOC. Alles eine Frage der
> lokalen Potentiale in der Zelle und damit indirekt der Stromdichten in
> der Anode. Was da noch geht hängt an der lokalen
> Diffussionsgeschwindikeit in der Anode undd ie ist massiv material-,
> SOC- und temperaturabhängig.

Lässt sich daraus denn ein Tip für LiIo-Benutzer ableiten, die nicht in 
der Elektrochemie zuhause sind?

von Chris R. (rcc)


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Peter M. schrieb:
> rcc schrieb:
>> -42 Kelvin schrieb:
>>> Li-Plating gibts schon bei +15°C in Tüten-Akkus.
>>> Man kann sie aber bei -20°C mit C/20 ohne Li-Plating laden!
>>
>> Plating kann es immer geben, gerade bei hohem SOC. Alles eine Frage der
>> lokalen Potentiale in der Zelle und damit indirekt der Stromdichten in
>> der Anode. Was da noch geht hängt an der lokalen
>> Diffussionsgeschwindikeit in der Anode undd ie ist massiv material-,
>> SOC- und temperaturabhängig.
>
> Lässt sich daraus denn ein Tip für LiIo-Benutzer ableiten, die nicht in
> der Elektrochemie zuhause sind?

vom Zellhersteller Tabellen geben lassen welcher Strom wo unter 
gegebener Lebensdauer geht - oder per post-mortem Analysen selber 
austesten. Ersteres geht einfacher, letzteres macht mehr Spass :D

von Chris R. (rcc)


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Peter F. schrieb:
> https://relionbattery.com/blog/lithium-battery-cold-weather
>
> Was genau passiert kann ich nicht sagen, habe leider keinen Abschluss in
> Chemie...Wann das reversibel und ab wann irreversibel ist ist nochmal eine 
andere Geschichte.

von Chris R. (rcc)


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Peter M. schrieb:
> das ist ja spannend. Kannst Du eine Tabelle oder ein Diagramm zeigen,
> wie die Leerlaufspannung einer vollgeladenen LiIo-Zelle sich in
> Abhängigkeit der Temperatur verändert?

Das kommt darauf an auf welche Kapazität man die OCV bezieht, wenn man 
richtig misst passiert fast gar nichts über Temperatur. Wenn man sich 
immer auf die Kapaziät bei Prüftemperatur bezieht ändert sich viel - 
aber nur weil mein den steigenden Widerstand des Elektrolyten implizit 
mit rein nimmt. Ob gewollt oder ungewollt muss jeder für sich und seinen 
Anwendungsfall selber entscheiden.

von Mike J. (linuxmint_user)


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Habe gerade mal in den Unterlagen nachgeschaut und die Leerlaufspannung 
ändert sich bis runter zu -10°C nur unwesentlich, der Innenwiderstand 
steigt nur. Teilweise sinkt die Leerlaufspannung erst ab -10°C , -15°C 
oder -20°C.

Bei den LiFePO4 die ich untersucht habe stieg der Widerstand ab -10°C 
sehr stark an, es gab einen richtigen Knick.
Also wenn man bei niedrigen Temperaturen arbeitet, dann nimm LiPo.

Der hohe Ladestrom ist bei niedrigen Spannungen vielleicht einfach nicht 
garantiert.

von Peter M. (r2d3)


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Hallo Mike J.,

Mike J. schrieb:
> Habe gerade mal in den Unterlagen nachgeschaut und die Leerlaufspannung
> ändert sich bis runter zu -10°C nur unwesentlich, der Innenwiderstand

wieviel ist "unwesentlich"?

von Chris R. (rcc)


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Peter M. schrieb:
>> Habe gerade mal in den Unterlagen nachgeschaut und die Leerlaufspannung
>> ändert sich bis runter zu -10°C nur unwesentlich, der Innenwiderstand
>
> wieviel ist "unwesentlich"?

Bei aktuell gängigen Li-Chemien << 3% SOC-Äquivalent wenn man keine 
methodischen Messfehler drin hat. Bei allem was höher ist erstmal 
Messung prüfen.

von Peter M. (r2d3)


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Hallo Chris,

Chris R. schrieb:
> Peter M. schrieb:
>>> Habe gerade mal in den Unterlagen nachgeschaut und die Leerlaufspannung
>>> ändert sich bis runter zu -10°C nur unwesentlich, der Innenwiderstand
>>
>> wieviel ist "unwesentlich"?
>
> Bei aktuell gängigen Li-Chemien << 3% SOC-Äquivalent wenn man keine
> methodischen Messfehler drin hat. Bei allem was höher ist erstmal
> Messung prüfen.

ich verstehe die Antwort nicht.
Wieviel mV machen denn "3% SOC-Äquivalent" aus?
Entspricht der Spannungsverlust dem Spannungsverlust, der entsteht, wenn 
ich die Batterie zu 3% entlade?
Ist das ladungs-, oder energiebezogen?
SOC ist ja gar nicht so genau definiert.

: Bearbeitet durch User
von Chris R. (rcc)


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Peter M. schrieb:
> lust dem Spannungsverlust, der entsteht, wenn
> ich die Batterie zu 3% entlade?
> Ist das ladungs-, oder energiebezogen?
> SOC ist ja gar nicht so genau defi

SOC ist per Definition auf Ladung und nicht auf Energie bezogen.
So 10-15mV ist typischerweise der Unterschied der OCV bei einem 
bestimmten SOC über Temperatur wenn man sich immer auf die Nennkapazität 
bezieht.
Wenn es mehr ist Messmethode erstmal prüfen, nicht dass man sich z.B. 
auf die 1C Kapazität bei Prüftemperatur bezieht und damit bei Kälte die 
Zelle schlicht und einfach nicht leer ist und man sich dadurch einen 
Offset in die Messung einkoppelt.

von Mike J. (linuxmint_user)


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Peter M. schrieb:
> wieviel ist "unwesentlich"?

Wenige Millivolt, ich habe mir hier nur das Dokument mit den Kurven 
angeschaut und da verläuft die Messkurve der Leerlaufspannung von +20°C 
bis runter zu -10°C und teilweise bis -15 oder -20°C noch sehr linear 
und waagerecht.
Das werden bei dem LiTop-Akku (1700mAh, prismatische Zelle) vom Diagramm 
her weniger als 5mV @ -10°C sein.
Bei -40°C bricht die Leerlaufspannung richtig ein, liegt nur noch bei 
2,2V und nähert sich gegen null. (Wenn man den Anstieg anschaut und die 
Linie verlängert, dann würde die Kure bei -43°C bei 0V ankommen.)

Bei dem LiPo (1050mAh) sinkt die Leerlaufspannung um etwa 8mV (beim 
absenken der Temperatur von +20°C bis auf -10°C).
Bei -30°C liegt die Leerlaufspannung um 90mV niedriger.

Du musst deinen Akku ja nicht unbedingt bis auf 4,20V aufladen, ich lade 
die eh nur bis auf 90% (etwa 4.1V bei 3,7V Zellen) auf und bei Geräten 
die eigentlich nur recht langsam entladen werden auch nur bis auf 4.0V 
damit sich die Elektroden nicht sinnlos zersetzen und die Kapazität der 
LiIon-Zelle dadurch sinkt.

Wenn du deine Zellen wirklich ganz voll laden möchtest, dann brauchst du 
also nur etwa 5-10mV Sicherheitsabstand, bei 0°C sogar noch weniger.
Der Innenwiderstand ist wohl eher ein Problem. Bei der oben erwähnten 
LiPo-Zelle liegt er bei +20°C noch bei etwa ca. 0,4mOhm, bei 0°C bei 1,3 
Ohm, bei -10°C bei 2,4 Ohm, bei -40°C sind es dann 6,4 Ohm. (alle Werte 
"in etwa" und abgelesen aus dem Diagramm)

... habe gerade noch ein Diagramm gefunden bei dem die Leerlaufspannung 
einer LiFePO4 Rundzelle schon ab -5°C anfängt einzubrechen.

von Klaus R. (klaus2)


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Lade seit 3J bei Wind und Wetter ne vorher schon etwas defekte LiPo 
Blister in der Radlampe (Standlicht Geblinke) mit 0.1C auf max 3.90V. 
Keine Probleme...bin selbst pos. überrascht!

Klaus.

von Mike J. (linuxmint_user)


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Klaus R. schrieb:
> mit 0.1C auf max 3.90V.
> Keine Probleme...bin selbst pos. überrascht!

Das ist wirklich schonendes Laden.

Ich habe hier ein Handy welches ständig am Ladegerät hing weil es quasi 
ortsfest ist. Als Ergebnis des ständig hohen Ladestandes des Akkus von 
4,2V hat er innerhalb eines halben Jahres eigentlich seine gesamte 
Kapazität verloren. Die Restkapazität reicht nur noch um ihn mal für 
eine Minute vom Netz zu trennen um die Kabel umzustecken.
Ich hätte den Akku gleich über eine externe Schaltung laden sollen und 
dann auch nur auf 4V oder 3,9V ... dann bleibt die Kapazität des Akkus 
wenigstens erhalten.

Wenn man im Handy einstellen könnte dass man schonend laden möchte, also 
nicht ganz voll, dann verliert man vielleicht 10-20% der Laufzeit, aber 
dafür bleibt die Kapazität des Akkus erhalten und es stehen immer diese 
80-90% der Kapazität zur Verfügung.

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