Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik ProFET: Auswahl und Kühlung


von Tony S. (tooony)


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Hallo in die Runde,

ich bin auf der Suche nach einigen Erfahrungswerten bezüglich ProFET's. 
Folgende Applikation: Mit einem ProFET bzw. High-Side-Schalter soll ein 
Heizelement (24V / 5A) geschalten werden (5 Heizelemente, sprich 5 
Kanäle). Das Schaltverhalten wird sehr träge ausfallen 1..10 Hz oder 
langsamer.

Im Auge habe ich aktuell folgende ProFET's:
- BTS442E2, RDSon = 18mOhm, Pv = 0,45W
- BTS443P, RDSon = 16 mOhm, Pv = 0,4W

Anforderungen:
- Worst-Case Umgebungstemperatur bis 40..50°C
- ProFET sollte längerfristig verfügbar sein bei den großen 
(internationalen) Distributoren (Farnell, Mouser, ...)

Wie sieht es bei Profets bzw. allgemein bei Mosfets mit der Kühlung aus? 
Ab welcher Verlustleistung sollte man über das Standard-SMD-Footprint 
(DPAK, D2PAK) hinaus Kupferfläche / Kühlmaßnahmen veranschlagen? Da 
fehlt mir einfach die Erfahrung. Meiner Rechnung nach, komm ich bei 
beiden genannten ProFETs auf eine Temperaturerhöhung von knapp 35°C - 
sprich unter Berücksichtigung der Umgebungstemperatur landet man bei 
80..90°C. Die beiden ProFETs machen das m.M.n. zwar mit, aber ist das 
auch so praktikabel für den Dauerbetrieb?

Kann jemand seine Erfahrungswerte / Faustregeln teilen und zu meinem 
konkreten Fall Ratschläge geben? Eventuell bietet sich hier ein anderer 
ProFET an?

Vielen Dank für eure Hilfe!

: Verschoben durch User
von Jens G. (jensig)


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Da der BTS443P in freier Luft einen RthJA=80K/W hat, kommen bei 0,4W 
gerade mal 32K Übertemperatur zusammen. Also bei max 50°C werden's 82°C 
Chiptemperatur draus. Also noch voll im grünen Bereich selbst ohne extra 
Kühlung.
Da das Teil ohnehin auf PCB draufgepappt wird, sind die Umstände wieder 
deutlich günstiger, da das PCB die Wärme ja irgendwie abführt.

>fehlt mir einfach die Erfahrung. Meiner Rechnung nach, komm ich bei
>beiden genannten ProFETs auf eine Temperaturerhöhung von knapp 35°C -

Bei freifliegender Montage ohne flächigen PCB-Kontakt ...

>sprich unter Berücksichtigung der Umgebungstemperatur landet man bei
>80..90°C. Die beiden ProFETs machen das m.M.n. zwar mit, aber ist das

JA.

>auch so praktikabel für den Dauerbetrieb?

Alles, was unter/um 100°C ist, betrachte ich als vollkommen unkritisch 
bei einem 150°C-Bauteil - auch dauerhaft. Und da die Profets sogar 
explizit für 150°C als Operating-Temperatur spezifiziert sind, könnte 
man sich sogar ganz an diese Grenze ranwagen. Da aber dann die 
Thermosicherung da drinnen zuschlägt, sollte man dann doch bißchen 
Abstand halten, zumal bei solch hohen Temperaturen dann sicherlich auch 
die Alterung schneller vonstatten geht, auch wenn es immer noch Jahre 
sein sollten.

von Tony S. (tooony)


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Jens G. schrieb:
> Da das Teil ohnehin auf PCB draufgepappt wird, sind die Umstände wieder
> deutlich günstiger, da das PCB die Wärme ja irgendwie abführt.

Danke für deine Antwort! Ich würde gerne, wie bereits angedeutet, mit 
dem Standard SMD-Footprint des Bauteils auskommen, da mein Platz auf der 
Platine begrenzt ist. Was sind da in der Praxis noch so die Tricks? Vias 
unter dem Bauteil vom Top auf den Bottom Layer? Auf dem Bottom Layer 
wäre unter dem Bauteil Platz für ein bisschen Kühlfläche.

Ergänzend kann ich noch sagen, dass der Luftstrom eines Lüfters nicht 
direkt auf die Platine trifft, aber drüber streift.

Ist es möglich, eine Plane des SMD-Tab als Kühlung zu benutzen, jedoch 
mit Stopp-Lack drüber - sprich keine blanke Kupferflächer?

Wäre der BTS443P für mein Vorhaben eine sinnvolle Wahl, oder gibt es da 
passendere ProFETs, die auch meinen Anforderungen bezüglich der 
Verfügbarkeit in nächster Zeit entgegenkommen?

Gruß,
Tony

von Tony S. (tooony)


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neben dem BTS443P sind mir jetzt noch der BTS50080 und der BTS6133 ins 
Auge gefallen, sodass ich aktuell den letzteren bevorzuge.

Ich hab dazu mal im Anhang meine Schaltung angehangen. Den 
Diagnoseausgang brauch ich nicht, sodass ich diesen einfach mit 1K auf 
GND ziehe. Wenn ich das im Datenblatt richtig lese, kann dieser auch 
offen gelassen werden?

Wie sieht es bei dem ProFET mit einem Verpolschutz aus? Oftmals ist eine 
Reverse battery Protection bei den ProFETs angegeben. Die 24V für das 
Heizelement kommen von der 24V Versorgung der Platine. Der GND der Last 
ist der gleiche, wie der GND der Ansteuerung (AVR).

von HildeK (Gast)


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Tony S. schrieb:
> Wie sieht es bei dem ProFET mit einem Verpolschutz aus? Oftmals ist eine
> Reverse battery Protection bei den ProFETs angegeben.

So auch bei diesem. Alles dazu steht im Datenblatt.

von Tony S. (tooony)


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HildeK schrieb:
> So auch bei diesem. Alles dazu steht im Datenblatt.

Kannst du das bitte näher erläutern? Aus dem Datenblatt des BTS6133 lese 
ich heraus, dass ich zwischen dem Drain des 2N7002 und dem Pin IN des 
ProFETs einen Widerstand setze. Mir leuchtet noch nicht ganz ein, 
inwiefern dies zu einem Verpolschutz beiträgt.

Wenn dem so wäre, bräuchte ich dann in der 24V Versorgungsstecke keinen 
Verpolungsschutz, da der ProFET das regelt?

von HildeK (Gast)


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Tony S. schrieb:
> Kannst du das bitte näher erläutern?

Der kleine Absatz auf Seite 10 des Infineon Datenblattes ist nicht zu 
verstehen? Was macht dir da Probleme und wo ist da ein 2N7002?

Oberhalb von 16V (also auch bei 24V) braucht man den Widerstand an IN, 
wie der zu berechnen ist, steht auch da. Insgesamt dürfen über IN und IS 
zusammen nicht mehr als 80mA fließen.
Das dient aber nur dem Schutz des ProFET, die Last wird bei Verpolung 
sogar bestromt - über die Bodydiode im eingebauten FET.

von Tony S. (tooony)


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HildeK schrieb:
> Der kleine Absatz auf Seite 10 des Infineon Datenblattes ist nicht zu
> verstehen? Was macht dir da Probleme und wo ist da ein 2N7002?

Damit meinte ich den 2N7002 in meinem vorherigen Beitrag.

Ich hab mal im Anhang meine aktuelle Schaltung angehangen: Verpolschutz 
mittels PMOS und Z-Diode + Polyfuse 5A und dann der ProFET. Passt das 
so?

: Bearbeitet durch User
von HildeK (Gast)


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Ja, weitgehend.
Wenn du mit Q15 eh einen Verpolschutz eingebaut hast, dann brauchst du 
dir über den Schutz des ProFET keine weiteren Gedanken machen. Aber 
sonst passt R68.

Zum Verpolschutz:
Ich würde allerdings R69 kleiner machen (z.B. 22k) und parallel zu D51 
noch einen R legen, so 100k.

von Veit D. (devil-elec)


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Hallo,

wenn das Steuersignal von einem µC kommt, dann gibt es auch Profets mit 
5V Logikeingängen. Erspart die "Eingangsstufe".

von Tony S. (tooony)


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Veit D. schrieb:
> wenn das Steuersignal von einem µC kommt, dann gibt es auch Profets mit
> 5V Logikeingängen. Erspart die "Eingangsstufe".

Das ist mir bekannt und das wäre auch mein Wunsch gewesen, allerdings 
habe ich keinen passenden gefunden mit ähnlichem RDSon und wo ich 
demnach unter 500mW Verlustleistung bleibe (bzw. wo ich mit dem 
Standard-Footprint hinsichtlich der Kühlung auskomme).

Hast du einen Tipp? Wichtig wäre für mich, dass der ProFET bei den 
großen Distributoren noch ein Weilchen verfügbar ist, da die Platine hin 
und wieder mehrmals gebaut wird.

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