Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Falsches Mischungsverhältnis im Zweikomponentenkleber


von Dussel (Gast)


Lesenswert?

Moin,

gestern habe ich mit Zweikomponentenkleber Aluminium an POM geklebt. 
Erstaunlicherweise hält das sogar.
Das Problem ist aber, dass der Kleber immer noch zäh-weich ist. Die 
Doppelspritze hat nicht besonders gut dosiert, aber ich habe gehofft, 
dass ich das Mischungsverhältnis trotzdem hinbekommen habe. Anscheinend 
aber leider nicht.

Hier gibt es ja doch einige Bastler. Gibt es eine Möglichkeit, das doch 
irgendwie noch fest zu kriegen? Vielleicht gibt es ja eine schöne 
Lösung, wie das doch noch geht.
Wenn nicht, wie bekommt man den Kleber am Besten wieder weg, um es 
nochmal zu probieren? Weich soll er sich mit Azeton lösen lassen, aber 
er ist ja zumindest teilweise ausgehärtet. Geht das noch ohne 
mechanische Bearbeitung?

Leider hat der Kleber kein Etikett mehr. Ich kann nur sagen, dass beide 
Komponenten klar waren, eine davon leicht gelblich. Bei Mischen ist er 
milchig geworden.

von Epox-Hasser (Gast)


Lesenswert?

Dussel schrieb:
> Das Problem ist aber, dass der Kleber immer noch zäh-weich ist. Die
> Doppelspritze hat nicht besonders gut dosiert, aber ich habe gehofft,
> dass ich das Mischungsverhältnis trotzdem hinbekommen habe. Anscheinend
> aber leider nicht.

Normalerweise ist da etwas Spielraum möglich, aber vielleicht war er zu 
alt, die Komponenten haben wohl schon andere "Partner" gefunden.

Dussel schrieb:
> Gibt es eine Möglichkeit, das doch
> irgendwie noch fest zu kriegen?

Längere Zeit auf ca. 80°C erwärmen.

Dussel schrieb:
> Wenn nicht, wie bekommt man den Kleber am Besten wieder weg, um es
> nochmal zu probieren? Weich soll er sich mit Azeton lösen lassen

Ja, Aceton sollte wohl gehen, Benzin/Universalverdünnung ist nicht so 
aggressiv aber auch nicht so effektiv.

von Scoota (Gast)


Lesenswert?

Mit UV-Licht und/oder Wärme nachhärten könnte helfen (ohne Garantie).

von Dussel (Gast)


Lesenswert?

Danke.

Epox-Hasser schrieb:
> Dussel schrieb:
>> Gibt es eine Möglichkeit, das doch
>> irgendwie noch fest zu kriegen?
>
> Längere Zeit auf ca. 80°C erwärmen.
Ist das Erfahrung oder geraten?

Epox-Hasser schrieb:
> Benzin/Universalverdünnung ist nicht so
> aggressiv aber auch nicht so effektiv.
Das habe ich aber nicht hier. Also probiere ich es mal mit Azeton, wenn 
das Nachhärten nicht funktioniert.

Scoota schrieb:
> Mit UV-Licht und/oder Wärme nachhärten könnte helfen (ohne Garantie).
POM ist leider nur schlecht UV-beständig, deshalb würde ich das eher zu 
vermeiden versuchen.

von Epox-Hasser (Gast)


Lesenswert?

Dussel schrieb:
>> Längere Zeit auf ca. 80°C erwärmen.
> Ist das Erfahrung oder geraten?

Lies einfach mal die Verarbeitungshinweise der Hersteller.

von 10R 10% (Gast)


Lesenswert?

Dussel schrieb:
> Moin,
>
> gestern habe ich mit Zweikomponentenkleber Aluminium an POM geklebt.
> Erstaunlicherweise hält das sogar.
> Das Problem ist aber, dass der Kleber immer noch zäh-weich ist. Die
> Doppelspritze hat nicht besonders gut dosiert, aber ich habe gehofft,
> dass ich das Mischungsverhältnis trotzdem hinbekommen habe. Anscheinend
> aber leider nicht.
>

viel Härter -> weicher
viel Binder -> härter

wenn das UHU plus 300 oder so ist besser immer (durch)erhitzten das 
duert sonst halt ewig.

---
Und das bisl gemeine ist wenn man ldgl. bei Raumtemp. arbeitet, das sich 
erst später dünn macht wobei man dachte man hätte es so schön sauber 
....



>>>
>>>> Längere Zeit auf ca. 80°C erwärmen.
>>>Ist das Erfahrung oder geraten?


Geht. aber du musst die schon fest erscheinende Klebestelle unbedingt 
fixieren, das fällt sonst während der Temperierung ggf. einfach 
auseinander. Beim UHUstehen die Zeiten und Temp. auf der Verpackung.

von oszi40 (Gast)


Lesenswert?

Epox-Hasser schrieb:
> Lies einfach mal die Verarbeitungshinweise der Hersteller.

1.Der TO  Dussel schrieb, daß das Etikett weg ist. Normalerweise kommt 
es darauf an, ob es eine Fläche oder ein Würfel ist. Flächenklebungen 
brauchen etwas mehr Härter weil sie nicht so heiß werden. Stell die 
Klebstelle eine Stunde auf eine warme Heizung. Wenn das nicht hilft 
schade.
2.Nicht jeder 2K-Kleber funktioniert ewig.

von Dussel (Gast)


Lesenswert?

10R 10% schrieb:
> wenn das UHU plus 300 oder so ist besser immer (durch)erhitzten das
> duert sonst halt ewig.
Ich Depp…
Uhu plus ist es der Form nach nicht, aber ich habe mir mal das 
Datenblatt dazu durchgelesen. Unter 18°C ist die Härtung stark 
verlangsamt. Das Teil liegt im wenig geheizten Kellerraum…

Also danke für die ganzen Antworten, ich probiere es mal mit Wärme…

von Mani W. (e-doc)


Lesenswert?

Gibt es hier keinen Chemiker, der das plausibel erklären kann?

von Dussel (Gast)


Lesenswert?

Nach einer Nacht im warmen Zimmer ist der Kleber ziemlich fest geworden. 
Er klebt noch leicht und lässt sich mit dem Fingernagel eindrücken, aber 
er scheint ausreichend fest zu sein.

Danke nochmal für die Hilfe.

von georg (Gast)


Lesenswert?

Mani W. schrieb:
> Gibt es hier keinen Chemiker, der das plausibel erklären kann?

Bei höherer Temperatur laufen Reaktionen schneller ab - dazu muss man 
kein Chemiker sein.

Übrigens werden so gut wie alle Verbundstoffteile, wie z.B. 
Kohlefaserteile für die Formel1 oder Boote "gebacken".

Georg

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


Lesenswert?

georg schrieb:
> Bei höherer Temperatur laufen Reaktionen schneller ab

Zudem erhöht eine höhere Aushärtetemperatur die Zugfestigkeit der
Klebestelle. Bei einigen 2K-Klebern ist eine Tabelle mit der
Zugfestigkeit in Abhängigkeit von der Aushärtetemperatur mit dabei.
Übertreiben darf man es mit der Temperatur natürlich auch nicht, sonst
geht der Kleber kaputt.

Wenn ich in der Vergangenheit Probleme mit schlechtem Aushärten hatte,
lag es aber meistens daran, dass ich in meiner Ungeduld die beiden
Komponenten zu schlecht miteinander verrührt hatte.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


Lesenswert?

Bei mir lag es daran, dass ich zweimal dieselbe Tube genommen hatte. Das 
Zeug wollte einfach nicht aushärten. Seither passe ich genauer auf.

von Amateur (Gast)


Lesenswert?

Die Sache mit der Temperatur steht sehr oft schon auf der Packung 
(Aushärtezeit).
Wegen des Aushärtens unter UV: Frag doch mal Deine Freundin. Die benutzt 
das auch für Ihren Nagellack;-) Steht die nicht auf bunte Krallen, so 
kann Dir auch Dein Zahnarzt weiterhelfen. Ist auch im industriellen 
Bereich üblich – wenn transparent.
In Sachen Wärme: Der Härter bewirkt auch nichts anderes wie eine Heizung 
von "Innen". Kann man leicht überprüfen, wenn man zu viel nimmt.

von J. S. (pbr85)


Lesenswert?

Epox-Hasser schrieb:

>
> Ja, Aceton sollte wohl gehen, Benzin/Universalverdünnung ist nicht so
> aggressiv aber auch nicht so effektiv.

Habe die gegenteilige Erfahrung gemacht. Aceton geht gut aber der 
Universalverdünner aus dem Baumarkt deutlich besser. Im ersten Fall 
musste ich da richtig lange reiben und Kratzen um etwas Epoxidharz, das 
nicht vollständig ausgehärtet war, zu entfernen, beim Verdünner dagegen 
ging das Ganze weitaus schneller.

Nachteil ist natürlich aber, dass der Verdünner stinkt wie die 
(Chemie)Hölle.

georg schrieb:
> Mani W. schrieb:
>> Gibt es hier keinen Chemiker, der das plausibel erklären kann?
>
> Bei höherer Temperatur laufen Reaktionen schneller ab - dazu muss man
> kein Chemiker sein.


Siehe RGT-Regel:  https://de.wikipedia.org/wiki/RGT-Regel

: Bearbeitet durch User
von Dussel (Gast)


Lesenswert?

Yalu X. schrieb:
> Wenn ich in der Vergangenheit Probleme mit schlechtem Aushärten hatte,
> lag es aber meistens daran, dass ich in meiner Ungeduld die beiden
> Komponenten zu schlecht miteinander verrührt hatte.
Da ich für mein Surfbrett öfter mal Harz benutze, kenne ich das Problem 
und achte darauf.

Amateur schrieb:
> Frag doch mal Deine Freundin. Die benutzt
> das auch für Ihren Nagellack;-)
Die benutzt sowas nicht. Ich darf immer warten, bis der Lack getrocknet 
ist…

Amateur schrieb:
> In Sachen Wärme: Der Härter bewirkt auch nichts anderes wie eine Heizung
> von "Innen". Kann man leicht überprüfen, wenn man zu viel nimmt.
Beim Härter ist Wärme aber ein Nebenprodukt, nicht der Wirkmechanismus.

Wie gesagt, es ist jetzt ausreichend fest und wird wohl über die 
nächsten Tage noch weiter aushärten, nehme ich an. Meine Annahme, dass 
es das Mischungsverhältnis war, scheint ja nicht zu stimmen.

von 10R 10% (Gast)


Lesenswert?

Dussel schrieb:

> Amateur schrieb:
>> In Sachen Wärme: Der Härter bewirkt auch nichts anderes wie eine Heizung
>> von "Innen". Kann man leicht überprüfen, wenn man zu viel nimmt.
> Beim Härter ist Wärme aber ein Nebenprodukt, nicht der Wirkmechanismus.
>

Das stimmt nur für ganz bestimmte EP Harze. "Aliphatische Epoxidharze"

Wenn du nur den Binder eines gewöhnlichen Bisphenol-basierten 50/50 
Kleber nimmst läßt der sich von UV wenig beeindrucken vlt. vergilbt er 
einfach sogar nur geht kaputt und bei und Temperaratur läuft er davon, 
fest wird der kaum.



"Die Härtungsmittel sind Reaktionspartner und bilden zusammen mit dem 
Harz den makromolekularen Kunststoff."

https://de.wikipedia.org/wiki/Epoxidharz#H%C3%A4rter_und_H%C3%A4rtung

> Wie gesagt, es ist jetzt ausreichend fest und wird wohl über die
> nächsten Tage noch weiter aushärten, nehme ich an. Meine Annahme, dass
> es das Mischungsverhältnis war, scheint ja nicht zu stimmen.


K.A. was du dort vor allem womit,  gemacht hast.


solange die Freundin sich keinen 2K Kleber auf die Pfoten schmiert 
scheint das ja noch in der Toleranz ....

von oszi40 (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

10R 10% schrieb:
> solange die Freundin sich keinen 2K Kleber auf die Pfoten schmiert

Sekundenkleber ist ideal zur Reparatur bei gespaltenem Fingernagel 
meinte eine Kollegin. Geht das auch mit 2K?

von herbert (Gast)


Lesenswert?

Über das Mischungsverhältnis also abweichend von 1:1 kann man den 
Aushärte Zustand steuern. Nimmt man weniger Härter und mehr Binder , 
dann bleibt der Kleber elastischer als bei 1:1 Mischung. Steht übrigens 
auch im Datenblatt der meisten 2k Kleber. Die Klebevorbereitung ist 
natürlich auch wichtig. Ob dem TE sein POM hält wage ich zu bezweifeln. 
Es gibt für POM aber Spezialklebstoff. Habe ich aber noch nicht 
getestet.

von 10R 10% (Gast)


Lesenswert?

herbert schrieb:
> Über das Mischungsverhältnis also abweichend von 1:1 kann man den
> Aushärte Zustand steuern. Nimmt man weniger Härter und mehr Binder ,
> dann bleibt der Kleber elastischer als bei 1:1 Mischung.

Umgekehrt.


guckt doch in die DBs das UHUzeug ist stellvertretend;

Binder: Epoxidharz
Härter: aliphatische Amine


gewichts Anteile:


100  Binder : 50 Härter -> Härter
100 : 80  -> normal
100 :120  -> weicher/flexibeler

von Mark S. (voltwide)


Lesenswert?

oszi40 schrieb:
> Geht das auch mit 2K?

Sicher, mußt halt den Finger bei 80C in Backofen ausbacken.

von herbert (Gast)


Lesenswert?

10R 10% schrieb:
> herbert schrieb:
>> Über das Mischungsverhältnis also abweichend von 1:1 kann man den
>> Aushärte Zustand steuern. Nimmt man weniger Härter und mehr Binder ,
>> dann bleibt der Kleber elastischer als bei 1:1 Mischung.
>
> Umgekehrt.

Habe jetzt nicht extra nachgesehen,habe mich auf meine alten 
gespeicherten Daten verlassen. Wenn es Umgekehrt ist dann hat mich meine 
Erinnerung ausgetrickst...das werde ich meiner Erinnerung 
heimzahlen...;-)

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


Lesenswert?

10R 10% schrieb:
> 100  Binder : 50 Härter -> Härter
> 100 : 80  -> normal
> 100 :120  -> weicher/flexibeler

Das ist völlig richtig, ich frage mich allerdings, warum der Härter
Härter heißt, wenn mehr davon weicher macht ;-)

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.