Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Fernsteuerung von Messgeräten über USB oder LAN


von Peter (Gast)


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Hallo Zusammen,


hat jemand Erfahrung mit Fernsteuerung von Messgeräten über USB und 
Ethernet?
Die meisten Geräten unterstützen ja den USB Standard 2.0 oder Ethernet 
100.

USB 2.0       hat eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 40 MByte / s.
Ethernet 100  hat eine Höchstgeschwindigkeit von 100 MBit / 8 Bit = 12,5 
MByte / s.


Das heißt mir, die Steuerung über USB 2.0 ist doch schneller als über 
Ethernet. Warum bieten dann viele Herstellern ein Gerät mit Ethernet 
Anbindung an?

Hat es einen Vorteil, den ich jetzt irgendwie nicht sehe, bis auf, dass 
man das Gerät direkt ins PC-Netz (über separaten Router) anschließen 
kann?

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Peter schrieb:
> Warum bieten dann viele Herstellern ein Gerät mit Ethernet
> Anbindung an?

Weil nicht alle Messgeräte so nahe an der Auswertung dran sind, wie es 
USB erlaubt. Ethernet kannst du über hunderte von Metern ziehen, USB 
aber nicht.

Für Ethernet gibt es oft schon Infrastruktur oder sie ist leicht 
einzukaufen, weil es Switches usw. an jeder Ecke zu kaufen gibt. 
Ethernet ist auch leichter übers z.B. Internet zu bringen als ein USB 
Anschluss.
Auch elektrisch ist Twisted Pair/Ethernet sinnvoll bei Messgeräten, da 
der Standard eine glavanische Trennung der Teilnehmer vorsieht. 
Masseschleifen o.ä. sind bei TP kein Problem.

: Bearbeitet durch User
von physiker (Gast)


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- die USB-Schnittstelle erfordert meist irgendwelche 
Hersteller-spezifischen Treiber wohingegen Netzwerk mit LXI/SCPI 
üblicherweise mit Standardwerkzeugen ansprechbar ist

- daraus folgt für die Netzwerkschnittstelle höhere Zukunftssicherheit 
was bei Laborgeräten mit Nutzungszeiten von typischerweise mehr als 20 
Jahren durchaus relevant ist

- viele Laborgeräte übertragen gar nicht mal so viel Informationen und 
brauchen keine hohen Geschwindigkeiten (wie oft soll z.B. ein Netzgerät 
den Strom messen?)

- wenn man heute ein Laborgerät mit Ethernet kauft hat es natürlich 
einen 1000 Mbit Anschluss - wieviel Daten wirklich mehr übertragen 
werden hängt vom Messgerät ab

- man muss keinen Rechner direkt daneben stehen haben und Netzwerk ist 
gefühlt stabiler als mehrere USB-Geräte an einem Rechner

von Prometheus (Gast)


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Und zusätzlich, ist USB für typische Büroumgebungen designed.
Das soll heißen, das die Störfestigkeit von USB eher schlecht ist.
Zumindest im Vergleich zu Ethernet deutlich schlechter.

Das bedeutet in der Praxis, dass das USB-Device sporadisch einfach nicht 
mehr antwortet. Dann hilft zumeist nur aus- und wiedereinstecken. Das 
ist zumindest in automatisierten Testumgebungen sehr unbeliebt.
Mit Ethernet passiert das nicht, die Fehlertoleranz ist einfach viel 
besser.

Und das haben die meisten Kunden von professioneller Meßtechnik auch 
schon festgestellt. Damit erklärt sich warum das so nachgefragt wird.
Der Datendurchsatz ist zweitrangig. Ein Multimeter mit 10 Messwerten pro 
Sekunde lastet Ethernet nicht mal annähernd voll aus.

von Mandesk (Gast)


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Für höhere Anforderungen gibt es ja Gigabit. Ist inzwischen eigentlich 
auf Seiten der Infrastruktur Standard.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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physiker schrieb:
> - die USB-Schnittstelle erfordert meist irgendwelche
> Hersteller-spezifischen Treiber wohingegen Netzwerk mit LXI/SCPI
> üblicherweise mit Standardwerkzeugen ansprechbar ist

Diese Argumentation ist Unsinn. Gerade für Messgeräte gibt es die 
Geräteklasse USBTMC (USB Test and Measurement Class), in der eine 
Emulation von IEEE 488 definiert ist. Üblicherweise kommt hierbei 
ebenfalls SCPI zum Einsatz. Auch viele Softwarepakete (Labview usw.) 
kommen mit USBTMC-konformen Geräten zurecht, üblicherweise mittels VISA.

Allerdings gibt es natürlich auch viele billige Geräte, die nicht 
USBTMC-konform sein. Und es gibt auch viele Geräte, die SCPI per USB CDC 
oder FTDI anbieten. Diese werden dann zwar nicht automatisch als 
Messgeräte erkannt, sondern eben als serieller Port, aber man kann sie 
ganz hervorragend mit SCPI nutzen.

Ich selbst verwende geräteseitig auch sehr häufig eine SCPI-Bibliothek, 
sobald ein Gerät auch nur ansatzweise die Funktionalität eines 
Messgeräts besitzt.

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