Forum: HF, Funk und Felder Antennendose Stichdose


von Matthias D. (marvin42)


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Wir (einige E-Ingenieure an der Kaffetheke) hatten eben eine Diskussion 
über die Esoterik von Antennendosen und im speziellen "Stichdosen".

Vielleicht möchte einer der HF-Gurus uns ein bisschen erleuchten.

Eine "normale" Antennendose ist doch theoretisch ein rein passives 
Gebilde, Kabel rein, Kabel raus, nix mit L oder C. Es gibt eine 
Anschlußdämpfung und ggf eine Durchgangsdämpfung, ok.

Wenn man verschiedene Datenblätter anschaut (zB Axing, Kathrein etc) 
stellt man fest, dass Enddosen eine andere Dämpfung haben als eine 
Durchgangsdose mit Abschlußwiderstand: liegt das daran, dass bei der 
Enddose der Abschlußwiderstand fest eingebaut ist und damit "bessere" 
Werte hat ?

Die "üblichen" Werte liegen für den Anschluß bei ca 9-12 db und für den 
Durchgang bei ca 2-4 db, auch ok. Bei der "Kathrein ESD32" entsteht der 
Eindruck, die hätte eine Dämpfung vom 0.3-1.5 db - ist die echt soo toll 
oder übersehen wir da was im Datenblatt (siehe zB 
http://www.produktinfo.conrad.com/datenblaetter/800000-824999/818337-an-01-ml-KATHREIN_ESD32_EINZELANSCHLUSSD_de_en_fr.pdf)

Und dann liest und hört man von "Stichdosen", mal ganz platt gefragt, 
was ist denn bitte eine Stichdose überhaupt ? Ist nicht jede 
Durchgangsdose auch eine Stichdose - oder kommt es auf die Länge des 
Stichs an. Sind in einer Stichdose irgendwelche Komponenten drin, L oder 
C ? Im Netz haben wir dafür keine Ersatzschaltbilder oder irgendwas über 
den internen Aufbau gefunden.

Schon mal Danke für eure Erklärung..

von Joachim B. (jar)


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Matthias D. schrieb:
> Die "üblichen" Werte liegen für den Anschluß bei ca 9-12 db und für den
> Durchgang bei ca 2-4 db, auch ok.

Meinst du mit "Anschluß" die Auskoppeldämpfung? die erscheint mir zu 
niedrig, ich kenne die eher von 10-20 dB

Da ich nur Hirschman GEDU nutze von 10-20dB Auskoppeldämpfung
http://download.gira.de/data3/00411210.pdf
liegen die Durchgangsdämpfungen zwischen 0,6dB bis 2,4dB im BK

von Harald W. (wilhelms)


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von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Ich kenne das mit Auskoppeldämpfung von ca. 13 dB, d.h. 1/20 der 
eingespeisten Leistung wird ausgekoppelt, die restlichen 19/20 fließen 
weiter zur nächsten Dose. Am Ende der Kette muss die verbleibende 
Leistung vernichtet werden, egal wo der Widerstand sitzt.
Eine spezielle Enddose hat den Widerstand vermutlich fest eingebaut, und 
damit auch -13 dB Auskopplung. Alle. Dosen und die Kabel dazwischen 
haben natürlich zusätzliche Dämpfung

von Matthias D. (marvin42)


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@Harald: der ist echt gut, erinnert mich an diesen 380V-zu-Gardena 
Adapter :-)

@Christoph: deine Erklärung passt. Aber nochmal: was ist denn in so 
einer Durch/End/Stich-Dose drin ? weiß das einer ?

von Elektrofan (Gast)


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> Aber nochmal: was ist denn in so
> einer Durch/End/Stich-Dose drin ?

S.u.:

https://de.wikipedia.org/wiki/Richtkoppler

von Matthias D. (marvin42)


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@Elektrofan: Danke! - dh. in den Antennendosen sind tatsächlich LC 
Glieder drin die ein gezieltes Auskoppeln bzw. Durchleiten ermöglichen, 
ok, verstanden.

Gibt es dann einen Unterschied zwischen Durchgangs- und Stichdose ? oder 
gibt's die Wörter nur damit G**gle sie finden kann ?

von OS (Gast)


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Matthias D. schrieb:
> Gibt es dann einen Unterschied zwischen Durchgangs- und Stichdose ?

Ja klar gibt es hier Unterschiede!
Siehe Anhang, Durchgangsdose ist mit Richtkoppler.

von Matthias D. (marvin42)


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@OS: super, danke dafür!

von OS (Gast)


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Hier noch die einfachste Ausführung.
Enddose mit einmal Koaxial Stift und Koaxial Buchse.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Richtkoppler - daher auch der alte Tipp, bei der Umstellung von 
Dachantenne auf Kabel müsse man die Dosen umdrehen und von unten, vom 
Keller kommend einspeisen. Verkehrt herum müssten sie deutlich mehr 
Auskoppeldämpfung haben. Dem Hauptstrang macht es nichts aus.

von Roland M. (antennenspezi)


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Matthias D. schrieb:
> Wir (einige E-Ingenieure an der Kaffetheke) hatten eben eine Diskussion
> über die Esoterik von Antennendosen und im speziellen "Stichdosen".
>
> Vielleicht möchte einer der HF-Gurus uns ein bisschen erleuchten.

SCHMUNZEL: Die Esotherik liegt allein im Auge von E-Ingenieuren ohne 
HF-Praxis.

> Eine "normale" Antennendose ist doch theoretisch ein rein passives
> Gebilde, Kabel rein, Kabel raus, nix mit L oder C. Es gibt eine
> Anschlußdämpfung und ggf eine Durchgangsdämpfung, ok.

Durchgangsdosen für Stammleitungen sind mit allen Auskoppeldämpfungen 
zwischen 10 und 18 dB ebenso "normal" wie Stich-Einzeldosen oder bereits 
intern terminierte echte Enddosen mit Auskoppeldämpfungen von 7 oder 10 
dB.

> Wenn man verschiedene Datenblätter anschaut (zB Axing, Kathrein etc)
> stellt man fest, dass Enddosen eine andere Dämpfung haben als eine
> Durchgangsdose mit Abschlußwiderstand: liegt das daran, dass bei der
> Enddose der Abschlußwiderstand fest eingebaut ist und damit "bessere"
> Werte hat ?

Das kann und darf hf-technisch auch nicht anders sein. Innerhalb der 
Normwerte hat der Pegel keinen Einflüss auf die Signalgüte aber viel 
Pegel kann auch zu viel sein und Endgeräte übersteuern!

Gute Anlagenplanungen sind daran zu erkennen, dass an allen Anschlüssen 
die Norm-Pegelfenster nach IEC 60728-1 bzw. -101 für alle 
Modulationsarten eingehalten aber auch möglichst gleichmäßig und mit 
normkonformer Schräglage auf die Teilnehmerdosen verteilt werden.

Überpegel an Dosen mit geringer Kabel-/Verteilungsdämpfung und 
Unterpegel an solchen mit hoher lassen sich durch Einsatz von 
Richtkoppler-Durchgangsdosen mit abgestuften Auskoppeldämpfungen von 10 
bis 18 dB vermeiden. Zudem muss die nach Norm geforderte Entkopplung 
zwischen den Teilnehmeranschlüssen eingehalten werden und jede 
Stammleitung zur Vermeidung von Mikroreflexionen impedanzgerecht 
terminiert sein.

GRUNDPRINZIP: Je höher die Auskoppeldämpfung von Richtkopplern umso 
geringer ist deren Durchgangsdämpfung. Aus Kostengründen werden aber 
leider auch 18 dB-Durchgangsdosen mit 14 dB Richtkoppler und internem 
Längs-Dämpfungsglied und identischen Durchgangsdämpfungen produziert.

Im Anhang zum Thema eine Folie aus meiner Mottenkiste.

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