Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Was bedeutet Lötbar bei CuL


von lolli (Gast)


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In der Beschreibung steht "Lötbar" - muss man dann den lack abkratzen am 
Ende? Dann wäre ja jeder CuL lötbar..? Oder einfach Lötzinn dran und los 
geht's?

https://www.conrad.de/de/tru-components-kupferlackdraht-aussen-durchmesser-inkl-isolierlack050-mm-23-m-1567049.html

von Gerd E. (robberknight)


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lolli schrieb:
> Oder einfach Lötzinn dran und los
> geht's?

So ungefähr. Allerdings musst Du dafür die Lötstation auf irgendwo 
zwischen 400 und 450°C stellen. Und es stinkt und gibt verkohlte Ränder 
am Draht.

von Der Zahn der Zeit (Gast)


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Ich empfehle dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Kupferlackdraht. Ich 
bin dadurch jetzt auch bzgl. CuL wieder etwas schlauer geworden.

von Max D. (max_d)


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Bei meiner Rolle CuL mit "durchlötbarer" Beschichtung war eine 
Warnung/Disclaimer dabei, dass beim wegbrennen derselben giftige Gase 
(glaube war cyanid oder so) entstehen können.

von Andreas B. (bitverdreher)


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Gerd E. schrieb:
> Allerdings musst Du dafür die Lötstation auf irgendwo
> zwischen 400 und 450°C stellen.

Nö, normale Löttemperatur reicht. Braucht aber etwas Zeit (5-10s) und 
extra Flußmittel ist empfehlenswert, da in dieser Zeit das meiste 
Flußmittel aus der Seele des Lötdrahtes verdampft.
Ich mache das immer so, daß ich den Draht mit dem Anfang in das 
geschmolzene Lötzinn am Lötkolben eintauche und dann langsam tiefer 
gehe, bis die gewünschte Länge verzinnt ist.

Max D. schrieb:
> dass beim wegbrennen derselben giftige Gase
> (glaube war cyanid oder so) entstehen können.

Die Isolierung besteht aus PUR. Es entstehen also im wesentlichen HCN 
und weiteres anderes ungesundes (diverse Amine , Isocyanate ext.).

: Bearbeitet durch User
von Bauform B. (bauformb)


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Wenn man solchen Draht öfter verarbeiten will, lohnt sich ein Zinnbad, 
also ein kleiner geheizter Napf mit flüssigem Zinn. Da der Draht dadrin 
von allen Seiten gleichzeitig erhitzt wird, geht das stressarm und 
schnell.

von Klaus (Gast)


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Ja, Bauform, ich habe so ein kleines Zinnbad von Weller (Ca. 
fingerhutgroßes, beheiztes Becherchen, das mit Stangenlot gefüllt wird).

Genau für den hier erwähnten Zweck: CUL vom Lack befreien und Draht 
gleichzeitig verzinnen.

Nur, so richtig glücklich bin ich damit nicht: Innerhalb kurzer Zeit 
bildet sich auf dem flüssigen Zinn eine Oxydhaut mit Lack- Schlacke, die 
sich dann auch an den zu verzinnenden Drähten absetzt und keine 
Verzinnung mehr ermöglicht (die Schlacke scheint einen thermischer 
Isolator um den Draht zu bilden) Ich beseitige dann die Oxyd- Schlacke- 
Haut, wonach dann wieder ein paar Drähte verzinnt werden können.

Gibt es irgendeine Methode diese Oxyd- Schlacke- Haut zu verhindern, zu 
vermindern oder ganz zu vermeiden?

von Trollofant (Gast)


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Klaus schrieb:
> Innerhalb kurzer Zeit
> bildet sich auf dem flüssigen Zinn eine Oxydhaut

Vermutlich zu heiß oder zuviel Fremdmetalle. Probier reinen Zinn. Es 
geht auch in einer temporären Zinnlinse auf einem Holzklotz mit leichter 
Vertiefung.

von Andreas B. (bitverdreher)


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Wie schon erwähnt: Am einfachsten geht das mit dem Lötkolben direkt, 
indem man etwas Zinn auf die Spitze bringt und den Draht, von der Spitze 
ausgehend, langsam in das Zinn eintaucht.

: Bearbeitet durch User
von W.S. (Gast)


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Klaus schrieb:
> Gibt es irgendeine Methode diese Oxyd- Schlacke- Haut zu verhindern, zu
> vermindern oder ganz zu vermeiden?

Eigentlich nicht. Die einzige Möglichkeit wäre, das Zinnbad unter 
Schutzatmosphäre zu betreiben - was für nen Bastler utopisch ist.

Ansonsten: bau dir ein ganz kleines Zinnbad, was schnell aufheizt und 
auch wieder schnell abkühlt und schichte über das Zinn genügend 
Kolophonium. Aber achte drauf, daß das Bad nicht zu heiß wird - also 
deutlich unter 270°C, sonst sitzt du im Kolo-Schmauch-Nebel.

W.S.

von Trollofant (Gast)


Angehängte Dateien:

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3 Fotos, da ich gerade zufällig ein Lötbad für Kleinplatinen 
restauriere. Da muß nur noch eine Gummidurchführung, eine Zugentlastung 
und ein Gummikabel dran und dann gehts los.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Klaus schrieb:

[Lötbad]

> Innerhalb kurzer Zeit
> bildet sich auf dem flüssigen Zinn eine Oxydhaut mit Lack- Schlacke,
> die sich dann auch an den zu verzinnenden Drähten absetzt

> Gibt es irgendeine Methode diese Oxyd- Schlacke- Haut zu verhindern,
> zu vermindern oder ganz zu vermeiden?

Temperatur zu hoch? Zinn verunreinigt?

Oxidbildung an der Oberfläche ist nicht zu 100% zu verhindern. Mußt du 
halt ab und zu mal drüberwischen (Silikongummi, Holz). Auch ein 
kleines(!) Krümel Kolophonium reinwerfen hilft. Und die Litzenenden vor 
dem Zinnbad in Flux tunken. Kolophonium in Spiritus auflösen. Ruhig 
etwas dickflüssig machen (offen stehen lassen).

von michael_ (Gast)


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Trollofant schrieb:
> Da muß nur noch eine Gummidurchführung, eine Zugentlastung
> und ein Gummikabel dran und dann gehts los.

Bitte aber vorher sicher massiv aufschrauben!

von Trollofant (Gast)


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michael_ schrieb:
> Bitte aber vorher sicher massiv aufschrauben!

Fester Werktisch ist schon ausgerichtet.

von Trollofant (Gast)


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W.S. schrieb:
> schichte über das Zinn genügend Kolophonium.

Gibt das nicht noch mehr Rückstände beim verbrennen?

Las irgendwo, Zinnreste mit Verunreinigungen wie Kolophonium seien in 
größeren Bädern voll kontraproduktiv, könnte böse verspritzen. Ist bei 
kleinen Bädern die Physik anders?

von michael_ (Gast)


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Natürlich kein Flussmittel.

Man nimmt eine flache Schale mit ca. 1 -2mm FM.
Und stippt die Drähte da rein. Es reicht, wenn die Stirnseite mit dem 
blanken Kupfer benetzt ist.
Danach hat man nur einen Versuch im Zinnbad.

Wenn nicht und der Lack ist verzundert, hilft nur noch mechanisch 
nacharbeiten.

Viel FM versaut das Lötbad.

Ist meine Erfahrung aus der Produktion.
Und die Temperatur wurde über einen Regeltrafo optimiert.
Gemessen wurde damals mit einem gewöhnlichen Glasthermometer.

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