Hallo, manch ein Anbieter von Akkupacks wirbt damit, dass er für den Bau eines Akkupacks nur selektierte Zellen verwendet. Gibt es hier überhaupt eine praktikable und zuverlässige Methode? Habe mal bei 30 Li-Zellen durch definiertes Laden und Entladen die Kapazität ermittelt, da hat man paar Wochen zu tun. Bei Unterschieden stellt sich dann die Frage, wo man die Grenze setzt. Wenn schon in einem popeligen E-Bike Akku 40 oder 50 Zellen sind, dann macht das doch keiner. Falls doch, was macht der Händler mit den Zellen, die nicht so fit sind? In die Tonne damit? Oder ist das Ganze nur ein Marketing-Trick, um die Leute zu veräppeln? Gruß von Walter
Es geht nicht um "fit" - das sind die per Definition sowieso... es geht eher um Innenwiderstände und ggf. Ladekurven/Kapazität. Viel interessanter ist daher nach welchen Kriterien die Zellen selektiert werden ;)
TestX schrieb: > Viel interessanter ist daher nach welchen Kriterien die Zellen > selektiert werden ;) Das macht der Einkäufer mit ein paar Klicks im Onlineshop des Großhändlers,... oder so irgendwie...
>manch ein Anbieter von Akkupacks wirbt damit, dass er für den Bau eines >Akkupacks nur selektierte Zellen verwendet. Gibt es hier überhaupt eine >praktikable und zuverlässige Methode? Ja, Zellen Laden/Entladen, und dabei Zellenparameter messen. >Habe mal bei 30 Li-Zellen durch definiertes Laden und Entladen die >Kapazität ermittelt, da hat man paar Wochen zu tun. Bei Unterschieden >stellt sich dann die Frage, wo man die Grenze setzt. Tja, der Händler bzw. Hersteller wird wohl keine popeligen Ladegeräte mit 2 oder 4 Schächten benutzen, sondern vielleicht gleich ein paar größere Einheiten, mit denen gleich ein ganzer Haufen bedient werden kann. Das ganze dann sicherlich rechnergesteuert, der dann einem sagt, welche Zellen am Ende am besten zusammenpassen. >Wenn schon in einem popeligen E-Bike Akku 40 oder 50 Zellen sind, dann >macht das doch keiner. Falls doch, was macht der Händler mit den Zellen, >die nicht so fit sind? In die Tonne damit? Nö. Er mißt ja nicht aus, welche Zellen gut oder schlecht sind, sondern mißt die Dinger auf weitestgehende Gleichheit aus. Zellen mit 3000Ah kommen in das eine Töpfchen, Zellen mit 3100mAh in das andere, Zellen mit 3200mAh in ein weiteres, ... Möglich, daß noch nach anderen Kriterien gruppiert wird. >Oder ist das Ganze nur ein Marketing-Trick, um die Leute zu veräppeln? Bei manchen Anbietern vermutlich schon, andere dürften das schon ernster nehmen.
TestX schrieb: > Viel interessanter ist daher nach welchen Kriterien die Zellen > selektiert werden Farbe der Schrumpfschläuche... Matthias S. schrieb: > Das macht der Einkäufer mit ein paar Klicks im Onlineshop des > Großhändlers Auch das, selektiert nach den heute billigsten....
Jens G. schrieb: > Er mißt ja nicht aus, welche Zellen gut oder schlecht sind, sondern > mißt die Dinger auf weitestgehende Gleichheit aus. Zellen mit 3000Ah > kommen in das eine Töpfchen, Zellen mit 3100mAh in das andere, Zellen > mit 3200mAh in ein weiteres... Habe mal jemanden im Verein angesprochen (der Akkus konfektioniert), wie sich das verhält. Der meinte, er nimmt die Zellen einfach aus der Packung. Wenn die Packung leer ist, dann macht er die nächste Packung auf. So geht selektieren. Er meinte weiter, auf seinem Mist sei das nicht gewachsen. Wenn die Konkurrenz mit selektierten Zellen wirbt, muss er mitgehen. Den Nachweis, dass nicht selektiert wird, kann eh keiner führen.
Die Hersteller können die Zellen schon selektieren. Je nach Spezifikation die bestellt wird... Dazu gibt es große Hallen in denen diese Schränke stehen: http://www.rc-network.de/forum/attachment.php?attachmentid=1711733&d=1482505662 Dort werden die Zellen gemessen.
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M. P. schrieb: > Dazu gibt es große Hallen in denen diese Schränke stehen: > http://www.rc-network.de/forum/attachment.php?attachmentid=1711733&d=1482505662 Könntest du noch den zugehörigen Link zum Thema einstellen? M.W. stehen solche Anlagen bei den ganz großen Abnehmern, damit die stichprobenartig die Qualität einer China-Lieferung kontrollieren können. Nicht selten werden ganze Containerladungen Zellen abgewiesen, die dann zu Schnäppchenpreisen bei Ebay oder sonstigen Händlern auftauchen.
>Er meinte weiter, auf seinem Mist sei das nicht gewachsen. Wenn die >Konkurrenz mit selektierten Zellen wirbt, muss er mitgehen. Den >Nachweis, dass nicht selektiert wird, kann eh keiner führen. Wenn die Zellen in einem Akkupack ziemlich auseinander liegen (elektrisch betrachtet), dann ist der Beweis doch geführt - oder? Ob man mit diesem Beweis dann was anfangen kann, wäre dann natürlich noch eine andere Frage.
Jens G. schrieb: > Wenn die Zellen in einem Akkupack ziemlich auseinander liegen > (elektrisch betrachtet), dann ist der Beweis doch geführt - oder? Wenn du dir den Aufwand machst, bei 50 einzelnen Zellen die Kapazität zu ermitteln, dann kannst du den Nachweis für dich persönlich führen. Sind die Zellen bereits in einem Akkupack z.B. als 10s5p verschweißt und verklebt, wird der Nachweis richtig schwierig. Jens G. schrieb: > Ob man mit diesem Beweis dann was anfangen kann, wäre dann natürlich > noch eine andere Frage. Genau so ist es. Da der Verkäufer nicht weiß, was du mit den Zellen angestellt hast (tiefentladen?), werden ihn deine Messungen kaum interessieren. Dir bleibt einzig, die nächsten Zellen wo anders zu kaufen. Wenn du Pech hast, kommst du dann vom Regen vollends in die Traufe.
> Dazu gibt es große Hallen in denen diese Schränke stehen: Das sind Racks zur Cell Formation and Grading - die stehen bei jedem Hersteller, sie sind Teil des Produktionsprozesses. Ich war ziemlich erstaunt, als ich in nem Bericht über die Produktion von Aspire-Zellen erfuhr, dass die Zellen nach dem Zusammenbau erstmal für mehrer Wochen in solche Schränke kommen und es noch (iirc) 7 Wochen dauert, bis sie für den Versand bereit sind. Hintergrund: "Initial formation cycles of cells are required for growth and stabilisation of the solid electrolyte interphase (SEI) film over the surface of the electrode which protects the sites from further electrolyte reduction and thereby controls the irreversible loss of lithium and electrolyte. So far, the formation process is done at very low current, i.e., C/30~C/20, for three to five cycles followed by resting to achieve a uniform growth of the SEI film over the reactive surface of the electrodes. Therefore it typically requires 1-3 weeks of industrial space, environmental chambers and battery cycler, and leads to high costs. The cost of the formation period is the second most expensive process in cell manufacture after electrode processing." -- https://ecs.confex.com/ecs/233/webprogram/Paper109908.html
foobar schrieb: > dass die Zellen nach dem Zusammenbau erstmal für mehrer Wochen > in solche Schränke kommen und es noch (iirc) 7 Wochen dauert, bis sie > für den Versand bereit sind. Wenn dies so wäre, wären die die Zellen unbezahlbar. Kennt eigentlich jemand den genauen Herstellungsprozess der 18650 LiIon-Zellen? Finde im Netz nichts verwertbares.
Jens G. schrieb: > Wenn die Zellen in einem Akkupack ziemlich auseinander liegen > (elektrisch betrachtet), dann ist der Beweis doch geführt - oder? Nein, dann hat einen Akkupack mit defekter Zelle und die Gewährleistung greift. Ein Beweis für den "Betrug" ist das noch lange nicht...
>> dass die Zellen nach dem Zusammenbau erstmal für mehrer Wochen >> in solche Schränke kommen und es noch (iirc) 7 Wochen dauert, bis sie >> für den Versand bereit sind. > > Wenn dies so wäre, wären die die Zellen unbezahlbar. Sorry, hab mich vertan: 7 Tage in ner Wärmekammer, danach 2 Monate ruhen und dann der endgültige Test. Von Anfang bis Ende dauert die Produktion einer Zelle 3 Monate. Mit Qualitätseinbußen kann man es aber wohl auf 1 Monat verkürzen. > Kennt eigentlich jemand den genauen Herstellungsprozess der 18650 > LiIon-Zellen? Finde im Netz nichts verwertbares. Hier eine Führung durch ne Fabrik, bei der alle Produktionsprozesse gezeigt werden (da hab ich auch die o.g. Infos her): https://www.youtube.com/watch?v=dOaE4K_ByiA
foobar schrieb: > Von Anfang bis Ende dauert die Produktion einer Zelle 3 Monate. Kann ich kaum glauben. Ich produziere also in 3 Monaten zig. Mio. Zellen, damit ich dann beim endgültigen Test merke, dass im Herstellungsprozess was falsch gelaufen ist und die Mio. Zellen auf den Müll können. Anschließend melde ich Konkurs an. Vielen Dank für den Link. Wie ich das verstanden habe, werden die Zellen in diesen Schränken geladen. Dachte bisher, die Dinger sind bereits halb geladen, wenn man den Wickel in den Becher stopft und das Elektrolyt einfüllt. Allerdings wird mir in dem Video verdammt viel manuell an den Zellen rumgefrickelt. Hätte eher erwartet, dass der Fertigungsprozess vollautomatisch abläuft.
Nochmal zum Zellen selektieren: Ob der Automat am Anfang des Videos die Zellen vermisst und dann unterschiedlich ablegt? https://www.youtube.com/watch?v=JHDzuw0dJkk Den ganzen Tag 18650er Zellen zusammenzutackern (1:55) muss man auch erst mal durchhalten. Ob da jede Punktschweißung richtig sitzt? Hier würde ich einer Maschine mehr vertrauen.
Das Video vom "Zusammentackern" der 18650 Zellen zeigt aber auch ganz deutlich ein ganz großes Problem dieser Akkupacks. Geht nach kurzer Zeit eine einzige Zelle defekt, kann man den ganzen Pack entsorgen. Oder will jemand ernsthaft die defekte Zelle erstens lokalisieren und zweitens die aufgeschweißten Zellverbinder rausflexen, ohne benachbarte Zellen anzuflexen? Drittens ist dann die Zelle immer noch im Block verklebt. Man stelle sich vor, ein Spediteur hat 100 LKWs auf dem Hof stehen. Weil nun ein LKW defekt ist, darf er alle seine 100 LKWs verschrotten. Das wäre der absolute Wahnsinn - nicht so bei den verschweißten Akkupacks.
Auch daran denken, dass die Zellen unter Spannung stehen. Bei Herumhantieren/Herumflexen an einem solchen Brocken von Akku spritzt einem schnell mal das flüssige Metall ins Gesicht, wenn man mit einem Werkzeug irgendwo einen Kurzschluss verursacht.
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