Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Gitarrenverstärker Peavey VIP-2 pfeift mit 3 kHz


von Tom M. (mr_mxlptlk)


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Hallo,

ich bin nicht gänzlich sicher, ob das Problem hier richtig aufgehoben 
ist - möchte es aber nicht unversucht lassen. Ich habe einen gebrauchten 
Peavey VIP2 Gitarrenverstärker gekauft, der an sich ganz hervorragend 
funktioniert - wenn da nicht ein ständiges Pfeifen im Hintergrund wäre. 
Das Signal tritt extrem schmalbandig bei ziemlich genau 3 kHz auf (mit 
Messmikrofon festgestellt) und liegt an, sobald die digitale Elektronik 
gebootet ist.

Es handelt sich hier keinesweg um eine Rückkopplung oder eine 
Einstreuung ins Gitarrenkabel - der Verstärker macht das immer und bei 
jeder Lautstärke, unabhängig davon, ob etwas an den Input angeschlossen 
ist oder nicht. Das Pfeifen verstärkt sich im Übrigen nicht, wenn man 
den Lautstärkeregler aufdreht, sondern bleibt weitgehend gleich laut. 
Das Pfeifen tritt auch immer in gleicher Weise auf, wenn ich andere 
Steckdosen (auch auf anderer Etage) verwende.

Ich habe irgendwo gelesen, dass so etwas durch fehlerhafte oder kaputte 
Kondensatoren im Bereich des Netzteils auftreten kann. Ich würde aber 
gerne eine zweite Meinung lesen.

Für den Fall, dass jemand an den Schaltplänen des VIP 2 interessiert ist 
- die sind hier zu finden: http://zorkmids.com/?p=384

Vielen Dank vorab,
Tom

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Generell ist ein Oszilloskop für die Diagnose immer nützlich. Für den 
Anfang solltest du mal schauen, welche der Baugruppen die 3kHz erzeugt. 
Dazu würde ich als erstes mal D8 auf der Endstufe brücken und damit das 
Gitarrensignal komplett unterdrücken. Wenn es immer noch piepst, ist die 
Stromversorgung bzw. das Schaltnetzteil Nummer 1 der Verdächtigen. Wenns 
nicht mehr piepst, gehe zurück zum DSP Board.

Piepts an den AUX Ausgängen? Dann kann es die Versorgung der OpAmps 
sein, die man dann mal oszillografieren sollte, also U14 (4565) und U15 
(TCA0372).
Der Bereich um DAC/ADC ist vermutlich unschuldig, denn du sagst ja, das 
die Stellung des Mastervolumes egal ist.

von Tom M. (mr_mxlptlk)


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Danke - das ist schonmal ganz wertvoll. Da ich leider kein Oszilloskop 
besitze, würde ich über deine Tipps hinaus gerne einen akustischen test 
machen, indem ich das zu verstärkende Kleinsignal abgreife und es in 
einen völlig anderen (HiFi)-Verstärker leite.

Wenn die 3 kHz auch dort zu hören sind, fällt der Power-Amp als 
Verdächtiger ebenfalls aus dem Raster. Kannst du mir sagen, welche zwei 
Leitungen das Kleinsignal führen?

AUX bzw. Kopfhörer oder USB-Out hab ich noch nicht probiert - würde ich 
aber vor sämtlichen Eingriffen noch machen.

von Mark S. (voltwide)


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Die Idee mit dem akustischen Test könnte durchaus funktionieren. Nimm 
hierfür irgendeinen aux-Eingang eines HiFi-amps oder auch den 
Klinkeneingang eines Gitarrenamps und schalte zum Schutz des Einganges 
einen Folienkondensator 100nF/63V oder ähnliches in Reihe. Und dann höre 
Dir mal die verschiedenen Betriebsspannungen des amps an.
Diese Methode funktioniert oft besser als die Messung mit dem 
Oszilloskop, da die hier aufzulösenden Störspannungen recht klein sein 
können und dann auch noch von HF-Störnebel überlagert sein können.

von Tom M. (mr_mxlptlk)


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Weißt du, auf welchen Strippen das Kleinsignal liegt? Ich kann das 
leider nicht herauslesen.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Das Signal liegt auf jeden Fall auf den Ausgängen der OpAmps, also am 
4565 des DSP Boards an den Pins 1 (vor dem Mastervolume) und Pin 7 (nach 
dem Mastervolume).
Am TCA0372 ists dann auf Pin 2 und Pin 16 als Kopfhörer Signal.
Auf der Endstufe kommt das Signal auf Pin 1 des PDSP Verbinders an und 
wird über die Drossel L1 Richtung Endstufe geführt.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> Gitarrenverstärker Peavey VIP-2 pfeift mit 3 kHz
Na das ist doch prima, dann klingt er schon mal besser als das hässliche 
übersteuere Rumgeschramme, was sonst so aus den Dingern rauskommt!

von Tom M. (mr_mxlptlk)


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Kurztest vor dem Abendessen am KH-Ausgang:
Hier pfeift es auch.

Problem liegt demnach vor der Endstufe.

von Klaus R. (klara)


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Hallo,
ich frage mich, wieso macht man im Vypyr2_VIP2_PwrAmp.pdf, rechts unten, 
aus +12V mittels 40 kHz Oszillator und Spannungsverdoppler eine Spannung 
von > 30 V? Wozu wird die benötigt? Irgend eine Anzeige oder so etwas?

Ganz merkwürdig ist eine schmalbandige Frequenz von nur 3 kHz. 
Gewöhnlich tippe ich da in der Tat auf Rückkopplungen. Aber auch eine 
Frequenz von 40 kHz, gemischt mit z.B. 43 kHz ergibt ebenfalls 3 kHz.

Steht Dir Kältespray zur Verfügung? Damit kann man solche Fehler 
manchmal ebenfalls einkreisen.
mfg Klaus

von Tom M. (mr_mxlptlk)


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Klaus R. schrieb:
> Steht Dir Kältespray zur Verfügung?

Leider nicht. Ich wüsste zunächst auch nicht, welches Teil ich 
einsprühen sollte.

Die 30 Volt finde ich auch ein bisschen rätselhaft. Versorgungsspannung 
für die Endstufe vielleicht?

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Tom M. schrieb:
> Die 30 Volt finde ich auch ein bisschen rätselhaft. Versorgungsspannung
> für die Endstufe vielleicht?

Nö. Der Schaltungsteil für TT-Gain auf dem DSP Board kriegt die +30V - 
wofür auch immer, denn mit TT_Gain kann ich im Moment nichts anfangen. 
Das Signal dieses Zuges geht dann jedenfalls auf Kanal B des Audio ADC.

von Mani W. (e-doc)


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Klaus R. schrieb:
> Steht Dir Kältespray zur Verfügung? Damit kann man solche Fehler
> manchmal ebenfalls einkreisen.
> mfg Klaus

Sorry, Klaus!


Falls es temperaturabhängig sein sollte, dann würde sich die
Frequenz auch ändern, was sie aber scheinbar nicht tut...

Alternativ wäre ein Anheizen mit Haarfön eine Option, dann müsste
sich ebenfalls etwas in der Frequenz ändern...

von Tom M. (mr_mxlptlk)


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Mal ganz nebenbei:

wenn das Störsignal auch am Lautsprecher ankommt, wieso wird es nicht 
durch eine beherzte Drehung am Lautstärke oder Gain-Regler beeinflusst?
Wenn das Störsignal im Pre-Amp oder im Netzteil erzeugt wird, müsste das 
ja eigentlich auch so sein.

Dafür spricht auch, dass ich das Signal auch über Kopfhörer höre.

Da sich das Signal aber nicht bei Veränderungen am Pre-Amp (Lautstärke) 
verändert - also statisch bleibt, könnte in meiner laienhaften 
Vorstellung nur daran liegen, dass es im Bereich des 
Leistungsverstärkers (Ausgangsübertrager?) erzeugt wird. Und dagegen 
spricht wieder, dass es am KH-Ausgang ebenfalls anliegt...

Oder ist das jetzt vollkommener Blödsinn?

: Bearbeitet durch User
von Mark S. (voltwide)


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Schon nicht so verkehrt Deine Folgerung, dass die Störung aus der 
Endstufe kommt. Kann es sein dass der Kopfhörer aus dem 
Lautsprecherausgang gespeist wird?

von Tom M. (mr_mxlptlk)


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Mark S. schrieb:
> Kann es sein dass der Kopfhörer aus dem
> Lautsprecherausgang gespeist wird?

Möglich oder sogar wahrscheinlich. Das müsste jemand freundlicherweise 
aus den Plänen herauslesen.

von Klaus R. (klara)


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Tom M. schrieb:
> Mark S. schrieb:
>> Kann es sein dass der Kopfhörer aus dem
>> Lautsprecherausgang gespeist wird?
>
> Möglich oder sogar wahrscheinlich. Das müsste jemand freundlicherweise
> aus den Plänen herauslesen.

Vypyr_VIP_Dsp.pdf

Ganz unten, rechts.
mfg Klaus

von SammerTeimEntTeLiwingIsIesie (Gast)


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Klaus R. schrieb:

> Steht Dir Kältespray zur Verfügung? Damit kann man solche Fehler
> manchmal ebenfalls einkreisen.

Dann kommt zu dem Pfeifen noch ein Vibrato hinzu, weil die Bauelemente 
vor Kälte zu zittern beginnen.

von Dieter (Gast)


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Vermutlich kommt dies aus dem Digitalteil und ensteht als Differenz aus 
verschiedenen Taktsignalen. Passiert meist wenn Kondensatoren ihren Low 
ESR einbuessen. Und ist nicht einfach zu finden, vor allem ohne Oszi.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Ich hatte ja ganz oben schon mal vorgeschlagen, D8 auf dem Endstufen 
Board zu brücken, um zu checken, ob dann das Pfeifen weg ist.
Ansonsten könnte man mal sehen, ob der ulkige Spannungsverdoppler schuld 
ist, da er mit 40kHz angegeben ist, die aber nicht genau treffen muss. 
Da der DSP vermutlich mit 48kHz Samplerate läuft, wäre ein 
Differenzsignal denkbar.
Aber da der TE technisch nicht so bewandert ist, sollte er sich jemanden 
holen, der da mal fundiert messen kann.
Da das Piepsen sowohl im Kopfhörer als auch aus der Endstufe zu hören 
ist, bleibt nur U14.2, da es der gemeinsame Amp nach dem 
Mastervolumepoti ist - was ja keinen Einfuss auf das Geräusch hat.

: Bearbeitet durch User
von Tom M. (mr_mxlptlk)


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Ich werde in jedem Fall am Wochenende das eine oder andere testen, was 
ihr mir vorgeschlagen habt. Bisher hatte ich nur Zeit, über das Problem 
nachzudenken.

Ich werde umfangreich berichten.

Und wenn alles nicht hilft, kann ich immer noch einen schmalbandigen 
Saugkreis in den Signalweg oder in die LS-Leitung legen.

von Tom M. (mr_mxlptlk)


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Jetzt kommen wir der Sache näher. Ich habe endlich eine Nachricht von 
Peavey selber erhalten. Diese ist zwar ernüchternd, grenzt aber die 
Kandidaten sehr ein.

Hier deren Antwort:

"Es handelt sich hierbei um ein bauartbedingtes Phänomen.
Die Quelle dafür liegt beim Netzteil, welches das hochfrequent Pfeiffen 
erzeugt.

Laut Peavey ist diese Eigenart bekannt und bei einem möglichen nächsten 
Produkupdate wird es eine neue Konstruktion geben.

Leider können wir hier keine Hilfe oder Abhilfe schaffen, da es 
anscheinend nicht damit getan ist nur das Netzteil auszutauschen.
Sorry für die unbefriedigende Nachricht.

Ansonsten wünschen wir dir viel Spaß mit deinem PEAVEY Produkt."

Dein PEAVEY-Team Deutschland

von Klaus R. (klara)


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Tom M. schrieb:
> "Es handelt sich hierbei um ein bauartbedingtes Phänomen.
> Die Quelle dafür liegt beim Netzteil, welches das hochfrequent Pfeiffen
> erzeugt.
>
Na ja, 3 kHz sind zumindest nicht hochfrequent. Das Schaltnetzteil 
arbeitet vielleicht mit 100 kHz. Hier sehe ich nichts ungewöhnliches.

> Laut Peavey ist diese Eigenart bekannt und bei einem möglichen nächsten
> Produkupdate wird es eine neue Konstruktion geben.

Das beruhigt nicht wirklich. Das Pfeiffen war doch sicher nicht sofort 
im Neuzustand vorhanden.
>
> Leider können wir hier keine Hilfe oder Abhilfe schaffen, da es
> anscheinend nicht damit getan ist nur das Netzteil auszutauschen.
> Sorry für die unbefriedigende Nachricht.

Oder meinen die vielleicht die Erzeugung von > 30 V mit den 40 kHz???
Das die 40 kHz im Laufe der Zeit in Richtung 48 kHz gewandert sind und 
so ein 3 kHz Seitenband entstanden ist?

Ich würde da nochmal nachfragen.
mfg klaus

von Tom M. (mr_mxlptlk)


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Hab bereits nachgefragt, Antwort steht noch aus - wenn überhaupt eine 
kommt.

Vielleicht könnte man ja mal auf unterdimensionierte oder auf einfach 
schlechte Kondensatoren auf der Platine schielen.

Und "bauartbedingt" kann ja viel heißen aka "wir haben es so billig wie 
möglich entwickelt" oder "die Serienstreuung bei unserem fernöstlichen 
Partner ist halt relativ breit."

Wenn ich ein passendes Netzteil hier hätte, würde ich das spaßeshalber 
einfach mal an die Elektronik anschließen und gucken, was passiert.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Tom M. schrieb:
> Die Quelle dafür liegt beim Netzteil

Gut, dann blättern wir mal zum Netzteil. Es fällt auf, das die +HV und 
-HV zwar mit dicken Kondensatoren gefiltert werden, dann kommen zwei 
Ferritdrosseln und dann aber nur nochmal 100nF.
Es wäre evtl. sinnvoll, L4 und L5 durch eine stromkompensierte Drossel 
zu ersetzen, die ein paar mehr µH hat als die beiden Dinger.
100nF kann man auch nochmal ein wenig erhöhen, indem man z.B. 470nF 
parallel schaltet.
Fairchild empfiehlt nach der sekundären Drossel übrigens nochmal einen 
dicken Elko.

: Bearbeitet durch User
von Tom M. (mr_mxlptlk)


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Matthias S. schrieb:
> 100nF kann man auch nochmal ein wenig erhöhen, indem man z.B. 470nF
> parallel schaltet.

Auf den fast 5fachen Wert erhöhen? Bist du sicher?

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Tom M. schrieb:
> Bist du sicher?

Schau dir doch mal das Datenblatt des FSQ an. Da werden nach der Drossel 
sogar 1000µF, also das 10.000 fache eingesetzt.

von Klaus R. (klara)


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Matthias S. schrieb:
> Es wäre evtl. sinnvoll, L4 und L5 durch eine stromkompensierte Drossel
> zu ersetzen, die ein paar mehr µH hat als die beiden Dinger.

Wie willst Du die stromkompensierte Drossel einsetzen? Es ist ja nicht 
so das der Strom der bei +HV herausgeht an -HV wieder zurückfliesst. 
Denke mal allein an die mit 40 kHz erzeugten > 30 V.

L4 und L5 sind Ferrit Beads die wirklich nur hohe Frequenzen dämpfen 
können, also 100 kHz wäre da schon eine tiefe Frequenz. Die 100 nF haben 
vermutlich bei so um die 20 MHz ihre Eigenresonanz. Ein 470 nF Kerko 
liegt da etwas tiefer. Eigentlich passt hier alles.

Die Frage ist, wie können hier 3 kHz generiert werden?

mfg klaus

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Klaus R. schrieb:
> Es ist ja nicht
> so das der Strom der bei +HV herausgeht an -HV wieder zurückfliesst.

Doch, das ist so. Schau dir mal die Endstufe an. Stromkompensierte 
Drosseln findet man zu diesem Zweck z.B. auch in PC-Netzteilen.
Es hilft übrigens auch, mal das Datenblatt des FSQ0365R zu lesen. Die 
Schaltfrequenz liegt wzischen 48 und 66kHz und damit genau im Bereich 
der Samplefrequenz.
Warum Peavey sowas macht, ist mir allerdings rätselhaft. Sonst bauen die 
Jungs nämlich gute Dingerchen.

Klaus R. schrieb:
> Denke mal allein an die mit 40 kHz erzeugten > 30 V.

Die würden aber durchs Mastervolume Poti weg zu regeln sein. Dem ist 
aber nicht so. Es bleibt also das Hauptnetzteil als Erzeuger übrig und 
das schreibt Peavey ja auch in der Antwort.

: Bearbeitet durch User
von Tom M. (mr_mxlptlk)


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Kurzer Zwischenstand:

ich habe in der Tat eine Antwort von PEAVEY USA bekommen, dort möchte 
man jetzt Details zu dem Amp wissen (Videodatei mit dem Pfeifen, 
Seriennummer, etc.). Vielleicht hat das Rätseln ja bald ein Ende.

Ich berichte, sobald es Feedback gibt.

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