Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Funkenstrecke (Spark Gap) als ESD-Schutz tauglich ?


von Bitzel (Gast)


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Guten Abend!

Nachdem ich das youtube-Video vom EEVBlog über "Spark Gaps" sah frage 
ich mich ob man mit dieser Lösung einen brauchbaren ESD-Schutz hat.

Ich stelle mir da eine 1 bis 2 Millimeter Spark Gap vor, die einen 
möglichen Funken von einer Handberührung kurzschliesst. Müsste man da 
noch irgendwo ein zusätzliches Bauteil einfügen um die Energie 
abzuleiten oder zu dämpfen (Kondensator/Spule/Widerstand usw.)?

: Verschoben durch Moderator
von Dussel (Gast)


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Mit dem Thema kenne ich mich eigentlich kaum aus, aber ich habe eben die 
Wikipediaartikel zu Varistoren gelesen. Da steht, dass Gasableiter und 
Funkenstrecken Ansprechzeiten von bis zu mehreren Mikrosekunden haben. 
Das dürfte für die Anwendung zu langsam sein.

Außerdem kann ich mir vorstellen, dass Funkenstrecken nicht genau genug 
sind. Die Durchschlagfestigkeit hängt von Feuchtigkeit und Verschmutzung 
ab. Ich kann mir vorstellen, dass man es in dem gewünschten 
Spannungsbereich nicht hinkriegt, dass die Funkenstrecke klein genug 
ist, um bei trockener Luft und sauberer Oberfläche noch sicher 
durchzuschlagen, aber groß genug, dass die Leckströme bei feuchter Luft 
und Verschmutzung nicht zu große werden.

von MiWi (Gast)


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Bitzel schrieb:
> Guten Abend!
>
> Nachdem ich das youtube-Video vom EEVBlog über "Spark Gaps" sah frage
> ich mich ob man mit dieser Lösung einen brauchbaren ESD-Schutz hat.
>
> Ich stelle mir da eine 1 bis 2 Millimeter Spark Gap vor, die einen
> möglichen Funken von einer Handberührung kurzschliesst. Müsste man da
> noch irgendwo ein zusätzliches Bauteil einfügen um die Energie
> abzuleiten oder zu dämpfen (Kondensator/Spule/Widerstand usw.)?

als erste, unspezifische Maßnahme geht das schon.

Aber: Fertigungstoleranzen, Verschmutzung, Alterung bei Überschlägen, 
Materialunterschiede, Luftfeuchte, Materialfeuchte (FR4 zieht neigt zur 
Wasseraufnahme) etc.... machen aus dem ein Lotteriespiel, das vielleicht 
oder auch nicht, auf jeden Fall jedoch nciht reproduzierbar 
funktioniert.

Abgesehen davon ist die Ansprechzeit sehr behäbig, der ESD ist schon 
wieder vorbei wenn die Strecke zu reagieren beginnt.

Daher: wenn es mitgehen kann - ja, warum nicht. doch als einzige 
Maßnahme, die den sonst üblichen Zirkus ersetzt taugt es auf keinen 
Fall.


Wenn es Bandbreitenmäßig machbar ist: nimm einen 10n oder 100n Kerko, 
der nimmt die typische ESD-Ladung auf ohne das es irgendwer bemerkt, 
denn die Ladung in einem 150pF-C, der auf zB. 8kV geladen ist werden in 
einem 10n zu  120V... und nach einem 0805-Widerstand mit zB 1k und noch 
einem 100nKerko bleibt davon am Controller nix übrig das ihm wehtunt 
könnte...

Das ist reproduzierbar, billig und vor allem sehr genau spezifiziert, 
egal wie heiß, kalt oder feucht die Baugruppe ist.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Bitzel schrieb:
> Ich stelle mir da eine 1 bis 2 Millimeter Spark Gap vor, die einen
> möglichen Funken von einer Handberührung kurzschliesst. Müsste man da
> noch irgendwo ein zusätzliches Bauteil einfügen um die Energie
> abzuleiten oder zu dämpfen (Kondensator/Spule/Widerstand usw.)?

So eine Funkenstrecke wandelt - wie im Video gezeigt - eine Störspitze
von zehntausenden Volt in eine von nur tausenden Volt um. Ob das als
Schutz schon ausreicht, hängt von der Empfindlichkeit der nachfolgenden
Bauteile ab.

Man kann zwar hoffen, dass Leitungsinduktivitäten und parasitäre
Kapazitäten die Spitze weiter auf ein gesundes Maß dämpfen, aber
verlassen würde ich mich darauf nicht.

: Bearbeitet durch Moderator
von Werner H. (werner45)


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In einigen kommerziellen Geräten sind Funkenstrecken auf der 
Leiterplatte integriert. Allerdings sind die nicht im Millimeterbereich, 
sondern mit weniger als 0,5mm als Schlitz ausgestanzt. Dafür ist aber 
eine Stanze mit passendem werkzeug nötig.
Vielleicht funktioniert das Auflöten von Kupferfolie, die danach mit 
einem Messer getrennt wird.

Gruß   -   Werner

von Bitzel (Gast)


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Aha ... also nicht besonders geeignet für zB. CMOS-Baustein-Ausgänge.

In meiner zu schützenden Schaltung (R2R-DAC) hängt sagen wir mal 100 Ohm 
als Widerstand, und das Signal hat 12MHz.

Wird das noch was mit dem Keramikkondensator am Ausgang oder wird das 
Signal zu sehr gedämpft ?

von Falk B. (falk)


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Eine Funkenstrecke, egal ob als Billigversion auf FR4 oder echtes 
Bauteil im hermetischen Gehäuse ist immer nur ein Grobschutz, der den 
Großteil der Energie aufnehmen bzw. ableiten kann, aber allein nie die 
Schaltung dahinter schützen kann.

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