Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Zwei getrennte Kühlkörper für AB-Endstufen-Ts?


von Herrmann (Gast)


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Hallo,

habe eine AB-Gegentakt-Endstufe für ca. 20W Ausgangsleistung aufgebaut.

In der Endstufe sitzen folgende Darlington-Transistoren:

NPN: TIP130

PNP: TIP135

Für einen Testaufbau habe ich die beiden Transistoren auf getrennten 
Kühlkörpern aufgebaut und die vier Dioden, die die Vorspannung für die 
Basen erzeugen, sind thermisch mit dem Kühlkörper von T1 verbunden.

Als Brettaufbau scheint das gut zu funktionieren.

Kann ich es also wagen, das so dauerhaft in ein Gehäuse einzubauen oder 
kann es längerfristig zu Problemen kommen, wenn man hier zwei getrennte 
Kühlkörper verwendet?

von ArnoR (Gast)


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Beide Seiten haben gleiche Verlustleistung -> gleiche Temperatur. Wenn 
du beide KK verbindest oder für beide Transistoren einen KK einen mit 
halbem Wärmewiderstand (WW) nimmst, verhält sich das genau so wie zwei 
getrennte KK mit doppeltem WW.

von Herrmann (Gast)


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Vielen Dank!

von Jens G. (jensig)


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ArnoR (Gast) schrieb:

>Beide Seiten haben gleiche Verlustleistung -> gleiche Temperatur. Wenn

Theoretisch ja. Aber es kommt drauf an, ob beide Kühlkörper auch 
wirklich gleiche Umgebungsbedingungen im Gehäuse vorfinden.
Auch dürfte zwar die Aussteuerung im Sinne von Spannung bzw. Strom sich 
ausmitteln (durch im Signalpfad liegende Cs), aber leistungsmäßig 
dürften sich schon Unterschiede ergeben, wenn man unsymmetrische Signale 
hat, was bei üblichen Audiosignalen sicherlich eher der Fall ist.
Ich würde also eher zu einem gemeinsamen größeren KK tendieren.

von Herrmann (Gast)


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Danke!

Bei einem größeren KK müsste einer der beiden Ts mit einer 
Glimmerscheibe isoliert werden, wenn ich das richtig im Kopf habe. Habe 
nur leider keine solche Glimmerscheibe hier und frage mich, ob es nicht 
für den isolierten T ein Nachteil wäre, wenn er einen zusätzlichen 
Wärmewiderstand in Form der Glimmerscheibe besitzt...

Die beiden jetzigen KKs kann man auch zusammenschrauben, das ist nicht 
die Sache. Aber dann müsste (wie gesagt) ein T isoliert werden.

von ArnoR (Gast)


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Jens G. schrieb:
> wenn man unsymmetrische Signale
> hat, was bei üblichen Audiosignalen sicherlich eher der Fall ist.

Sicherlich nicht.

von Ach Du grüne Neune (Gast)


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Wegen der Symmetrie würde ich auf beiden Transistoren eine 
Glimmerscheibe mit Isoliernippel machen, sonst wird der eine Transistor 
etwas wärmer als der andere. Den Unterschied wird man klanglich nicht 
unbedingt hören, aber schon wegen der Sicherheit kann das auch bei zwei 
einzelnen Kühlkörpern erforderlich sein. Sonst hast du zwischen beiden 
Kühlkörpern das volle Spannungspotenzial von deiner Versorgungsspannung 
(z.B. 40 Volt)!

von lol (Gast)


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Im genannten Fall würde ich beiden eine Isolation spendieren.
Zwei (ob exakt oder annähernd) gleich belastete Ts würde ich
auch gleich behandeln.

Ich bin der Meinung, sofern beide KK gleiche Eigenschaften
aufweisen, und gleichen Bedingungen ausgesetzt sind
(auf letzteres wäre zu achten)

sind 2 KK durch die mögliche Einsparung der Isolation (und den
so niedrigeren Übergangswiderstand) sogar eher Vor- als Nachteil.

Die Kühlfahne ist bei diesen Typen eh mit C verbunden.
(Was das elektrisch bedeutet, sollte durchdacht werden.)

von Manfred (Gast)


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Herrmann schrieb:
> Kann ich es also wagen, das so dauerhaft in ein Gehäuse einzubauen

Ja. Du musst aber die Kühlkörper elektrisch isoliert befestigen.

lol schrieb:
> sind 2 KK durch die mögliche Einsparung der Isolation (und den
> so niedrigeren Übergangswiderstand) sogar eher Vor- als Nachteil.

Ich sehe das wie Du.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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lol schrieb:
> sind 2 KK durch die mögliche Einsparung der Isolation (und den
> so niedrigeren Übergangswiderstand) sogar eher Vor- als Nachteil.

Im Prinzip richtig. Allerdings sind Kühlkörper im Gehäuse doch eher 
ein Schildbürgerstreich. Vor allem, wenn man das Gehäuse ohne Löcher 
baut (sonst könnte ja doch etwas von außen einen Kurzschluß verursachen)

Andererseits habe ich angesichts der Schaltungsbeschreibung

Herrmann schrieb:
> Darlington-Transistoren
...
> vier Dioden, die die Vorspannung für die Basen erzeugen

ohnehin ernste Zweifel, ob sich da ein definierter Ruhestrom einstellt. 
Weit eher wird das eine Class-B Endstufe mit etwas reduzierten 
Übernahmeverzerrungen sein. Viel zu stabilisieren gibt es am Ruhestrom 
dann nichts.

von dolf (Gast)


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Axel S. schrieb:
> ohnehin ernste Zweifel, ob sich da ein definierter Ruhestrom einstellt.

deshalb macht man das nicht.
die transistor variante ist da klar im vorteil.
das sollte man ändern.
und 20 watt bringt auch ein lm1875.
da braucht man garnicht´s einstellen.

von MaWin (Gast)


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Axel S. schrieb:
> Im Prinzip richtig. Allerdings sind Kühlkörper im Gehäuse doch eher ein
> Schildbürgerstreich

Bla bla. Gibt mehr als einen Amp der so gebaut ist.

von Herrmann (Gast)


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Danke!

Der Verstärker ist die Endstufe für den Top-Teil eines 
Gitarrenverstärkers. Von hinten mit einem gelöcherten Blech 
verschlossen, also für Luftzirkulation offen.

Axel S. schrieb:
>> vier Dioden, die die Vorspannung für die Basen erzeugen
>
> ohnehin ernste Zweifel, ob sich da ein definierter Ruhestrom einstellt.
> Weit eher wird das eine Class-B Endstufe mit etwas reduzierten

Genau, es bleiben leichte Übernahmeverzerrungen übrig (3 Dioden würden 
sogar schon reichen).
Ebenfalls ist der Dämpfungsfaktor (durch Strom-Spannungs-Gegenkopplung) 
geringer als bei einem normalen Transistorverstärker.
Das Netzteil ist so aufgebaut, dass es irgendwann leicht in die Knie 
geht und noch ein paar nichtlineare Verzerrungen draufpackt.


Manfred schrieb:
> Ja. Du musst aber die Kühlkörper elektrisch isoliert befestigen.

Danke auch für den wichtigen Hinweis, das werde ich so machen

von NewtonMeter (Gast)


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Das Meiste wird beim Aufbau versaut. Evtl. erwärmt der untere Transistor 
den oberen? Wenn der KK heute schon heiß werden sollte, dann nimm gleich 
einen größeren, da es IN einem Gehäuse immer wärmer wird als draußen. 
Die Endstufe soll ja auch noch bei 35 Grad in der warmen Disco spielen?

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Herrmann schrieb:
> Der Verstärker ist die Endstufe für den Top-Teil eines
> Gitarrenverstärkers.
>
> Axel S. schrieb:
>> ... ernste Zweifel, ob sich da ein definierter Ruhestrom einstellt.
>> Weit eher wird das eine Class-B Endstufe mit etwas reduzierten
>
> Genau, es bleiben leichte Übernahmeverzerrungen übrig (3 Dioden würden
> sogar schon reichen).

Hmm ja. Für gewöhnlich erhält man bessere Ergebnisse, wenn man die 
Funktionen "Verzerrer" und "Verstärker" getrennt realisiert.

von Dieter (Gast)


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Stelle ein Bild der Transistoren mit Kuehlkoerper ein.  Dann kann Dir 
Jemand sagen, ob diese im  Gehaese noch reichen koennten.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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"Kann ich es also wagen, das so dauerhaft in ein Gehäuse einzubauen oder 
kann es längerfristig zu Problemen kommen, wenn man hier zwei getrennte 
Kühlkörper verwendet?"

Hallo,

bedenke bitte, daß er durch lange Dauertöne ordentlich aufgeheizt werden 
kann und auch diesen Zustand dauerhaft aushalten sollte.

MfG

von oszi40 (Gast)


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Christian S. schrieb:
> lange Dauertöne ordentlich aufgeheizt

Ja, lange Sinustöne heizen besser. Ein maximaler Kühlkörper ist selten 
zu groß. :-)

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