Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik spule wickeln


von christian (Gast)


Lesenswert?

hallo wiedermal ne kleine frage zu der ich hier nichts finden konnte:

kann ich eine E-ferritkernhälfte bewickeln, dann die zweite und dann 
beide kerne zusammenfügen und die beiden drähte verlöten?
also würden die wicklungen von innen nach außen gehen und dann von außen 
nach innen, natürlich alles gleichsinnig (z.b. linksrum) gewickelt. 
würde das nachteile haben?

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

christian schrieb:

> kann ich eine E-ferritkernhälfte bewickeln, dann die zweite und dann
> beide kerne zusammenfügen und die beiden drähte verlöten?

Normalerweise verwendet man da einen Spulenkörper.

von christian (Gast)


Lesenswert?

danke für dne hinweis. möchte aber nicht 5-10% meines besten 
wickelraumes dem plastik widmen. jemand ne antwort auf meine frage?

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

christian schrieb:

> möchte aber nicht 5-10% meines besten
> wickelraumes dem plastik widmen.

Dann lass am Besten auch die Isolierung der Wickeldrähte weg.
Die kostet auch Platz.

von Kernkopf (Gast)


Lesenswert?

Nachteile:
-aufwendinger zu bauen
-weniger Spannungsisolation

Ansonsten kann man das machen

von nhb (Gast)


Lesenswert?

christian schrieb:
> möchte aber nicht 5-10% meines besten
> wickelraumes dem plastik widmen.

Sei mir nicht böse, aber bei zu knappem Wickelraum nimmt man dann
im Normalfall eben den naechstgrößeren Kern der Serie (z.B. statt
ETD29 dann einen ETD34 oder gar ETD39).

Es stimmt zwar, daß etwas mehr Kupfer (mehr als d. Kernhersteller
via Standard-Füllfaktor vorsehen) unter den richtigen Umstaenden
auch mal etwas höhere Belastbarkeit zulassen könnte (höher, als
die Hersteller z.B. als "P_trans" / Grundtopologie vermerken).

Vermutlich oder gar wahrscheinlich ertraeumst Du Dir da zu viel.
(Höheren Füllfaktor als Hersteller-Standard habe ich selbst auch
schon angewendet, allerdings nur etwas mehr - immerhin erhöht
der weiter steigende Abstand die Streuung. #)


Sag doch mal, welchen Kern genau Du in welcher exakten Topologie
mit welchen Leistungsdaten (U, I an Eingang, Ausgang) und bei
welcher Frequenz Du Dir da vorstellst.

Geh darauf ein, wieso genau Du unbedingt den Füllfaktor uferlos
(sogar der SpuKö soll weichen, das ist schon extrem) höher haben
willst (was genau gegen meinen Vorschlag/erster Absatz spricht).


Denn so ein ungewöhnliches Vorhaben macht mich schon neugierig.


(#: Die inneren Windungen waeren etwas naeher am Kern, die
meinte ich aber auch nicht - sondern die aeußeren.

Allerdings: Scheinbar hast Du vor, das Wickelfenster komplett
vollzuklotzen. Dann wirst Du außen wie auch innen noch lustige
Verlusteffekte (aka Waerme...) - wegen der direkten Naehe vieler
stromdurchflossener Windungen zum Luftspalt - haben/erkennen.

In der direkten Naehe des Luftspaltes gehen die austretenden
Magnetfeldlinien lustig durch die Draehte - aua, autsch, böse.
Das kann schnell zu viel werden so.)


Du siehst, ganz so harmlos ist Dein Vorhaben wohl nicht - auch,
wenn ich zugebe, daß es unter Umstaenden etwas bringen könnte.

von nachtmix (Gast)


Lesenswert?

christian schrieb:
> kann ich eine E-ferritkernhälfte bewickeln, dann die zweite und dann
> beide kerne zusammenfügen und die beiden drähte verlöten?

Kannst du machen, es ist aber nicht üblich und hat wahrscheinlich einige 
Nachteile, die oben schon genannt wurden.


Du schreibst ja nichts zum Anwendungsfall.
Von daher ist es auch möglich, dass dir die Geschichte ruck-zuck 
abbrennt.

von christian (Gast)


Lesenswert?

@kernkopf und nachtmix
danke für die antwroten

@ nhb
ich bin neuling auf dem feld induktivitäten und wollte meine erste 
drossel wickeln für eine schaltung in der ich einen verbraucher (leds) 
an netzspannung gleichgerichtet geglättet betreibe. gegen deinen 
vorschlag spricht nichts. ich wollte aber endlich einfach mal eine 
lösung realisieren ohne wieder und wieder und wieder sachen bestellen zu 
müssen, da mir bis eben noch nicht bekannt war, das man die spulen auf 
sogennante spulenkörper wickeln kann/tut. sei dir bewusst ich habe eine 
viel grundlegendere frage gestellt, bevor diese nicht beantwortet wurde 
bringen mir solche fortgeschrittenen vertiefungen nicht viel... aber 
trotzdem danke

Es handelt sich um folgenden doppelte Kernhälften mit insgesamt 1,5 mm 
luftspalt
Ferritkern TDK B66365G0000X187

ps niemand hat gesagt das ich die windungen in den luftspalt wickeln 
will. und auch mit spulenkörper bist du dann mit einigen windungen sehr 
nahe am luftspalt. aber bei 50hz spielt das glaube ich garkeine rolle.

ich könnte sicher auch einen geblechten kern nehmen. welche vorteile 
hätte das?

von nhb (Gast)


Lesenswert?

christian schrieb:
> ich könnte sicher auch einen geblechten kern nehmen.

Das solltest Du, und zwar unbedingt. Elektroblech ist angesagt hier.

> welche vorteile hätte das?

Der durchschnittliche Power-Ferrit hat Saettigungsflußdichte B_s
von nicht einmal 0,5 Tesla, die meisten um einiges weniger. "Eisen"
(bzw. Elektroblech) hat zw. 1,3 und 1,7 Tesla als B_s.

(Wo Ferrit gebraucht wird [ca. einstellige kHz aufwaerts bis evtl.
2stellige MHz] sind frequenzabhaengige Ummagnetisierungsverluste
wichtiger, als möglichst weit (also hohe B) aussteuern zu können.
Andere Materialien können beides - für Dich unnötig (und teuer).)

Mit Ferrit als Kern müßte Deine Drossel ein vielfaches größer sein,
als sie mit Blechkern wird. Ferrit ist für 50Hz "nicht optimal"... :)

christian schrieb:
> niemand hat gesagt ... windungen in den luftspalt wickeln

Habe ich ebenfalls nicht angenommen - auch nicht geschrieben...  :-P

> und auch mit spulenkörper bist du dann mit einigen windungen sehr
> nahe am luftspalt.

Du wirst lachen: Zum Teil wird da aktiv Abstand gehalten. Aber egal.

christian schrieb:
> sei dir bewusst ich habe eine viel grundlegendere frage
> gestellt, bevor diese nicht beantwortet wurde bringen
> mir solche fortgeschrittenen vertiefungen nicht viel...

Und ich sagte zuallererst: "Das macht wenig Sinn, weil ... (...)."

Somit hat sich Deine Frage bzgl. Ferrit, und eigentlich auch Eisen,
so gut wie erledigt - und man sollte weiter machen.


Du weißt jetzt, daß Du sozusagen einen 50-Hz-Trafokern brauchst.
(Allerdings einen mit passendem Luftspalt - am einfachsten wohl mit
einem sogenannten EI Kern, bei dem man diesen variabel hat.)


Des weiteren fragte ich nach weiteren Daten. Also Du hast 230VAC, und
willst damit ... was genau betreiben? Was ist das genaue Ziel, und...
wie soll das genau aussehen? + Bezeichnung bzw. Datenblatt/LED(s).


So gut wie jede Info wird sich dann im Verlauf der Lösungsfindung als
m.o.w. wichtig herausstellen - im Moment denkst Du wohl: "Was will
denn der alles wissen? Warum???" Aber bitte glaub mir diesbezüglich.

Nach 100 Posts plötzlich ein wichtiges (und einflußreiches) Detail
herauszubekommen, nur weil es zufaellig noch nicht genannt wurde, das
findet bestimmt kein Ratgeber besonders witzig.

Aber natürlich geht es nicht (allein) um "unsere" Befindlichkeiten:
Du profitierst davon, wie praezise und komplett die Infos sind.


Rück alles raus, was technischen Bezug hat - solche Dinge werden
(zuvor noch unwichtig erscheinend) spaeter lustige Fallstricke.
Und erst recht als Anfaenger sollte man nicht mit Daten geizen...

Man kann Dir nicht nur schneller und besser helfen - es könnte
sogar wegen einer fehlenden Info alles schief gehen.   {:-(((


idS, ciao

von Dieter (Gast)


Lesenswert?

Die Chancen stehen 50 to 50 dass die Wicklungen dann falsch herum 
verbunden oder gewickelt werden.

von Thaddel (Gast)


Lesenswert?

Hallo

ich hänge mich mal kurz an den Thread mit einer Zusatzfrage an:

Induktivitäten, Sättigung, Luftspalt: Warum, wo, wie groß..., 
Kernmaterialien, Trafobleche: Welche Sorte, warum, welches Volumen..., 
Kernformen: Welche und warum jeweils usw.

Irgendwie gibt es dafür keine "schönen" und in die tiefe gehende 
Erklärungen im Zusammenhang mit der Praxis(!), zumindest habe ich keine 
bisher dazu gefunden.
Ganz zu schweigen von Versuchen und Experimenten die wirklich gut 
"erklären" und z.B. den Vorgang der Sättigung, Frequenzgrenzen usw. 
praxisrelevant (!) vorführen (z.B. bei DCDC Wandlern).

Irgendwie immer nur die absoluten (vereinfachten, bzw. für ideale, 
besonders im Bereich der Induktivitäten und Trafos eben nicht gegebenen 
Bauteile) Grundlagen die dann in Praktischen Anwendungen dann doch nicht 
zutreffen - das fängt schon beim ganz "normalen" 50Hz Netztrafo an (230V 
Primär - Windungsverhältnis 1/10 und trotzdem Primär z.B. 30V).
Oder anders herum: Sehr theoretische Erklärungen, oft nur mittels 
Formeln und "Datenblättern" von Kernmaterialien die gefühlt seit min. 30 
Jahren nicht mehr hergestellt werden, seit 50 Jahren nicht mehr in neu 
entwickelten Produkten genutzt und deren Hersteller schon lange 
Geschichte sind - und dann oft auch noch an Beispielen die so gar nichts 
mit echten Anwendungen zu tun haben bzw. rein theoretisch, mathematische 
Konstrukte sind.

Komische: Zu all den anderen Gebieten der E-Technik gibt es, natürlich 
langwierige, aber verständliche Erklärungen und Praxistaugliche Versuche 
und Testschaltungen welche die Anwendung, Berechnung und genaue 
Komponentenwahl vernünftig - und zwar durchaus tiefgehend -erklären und 
vorführen aber ohne direkt auf E-Technikstudiumniveau (mit abstrakten 
Formeln) hoch zu gehen.

Schade das es so etwas irgendwie nicht auch im Bereich Induktivitäten, 
Kernmaterial, Transformatoren zu geben scheint - zumindest habe ich noch 
nichts wirklich umfassendes und zufriedenstellendes gefunden - auch was 
das Forum bietet ist irgendwie nur so "halbgar" -zwar schon besser was 
man sonst so findet, aber irgendwie immer bei weiten nicht das was man 
in allen anderen Bereichen der E-Technik sonst leicht und in vielen 
Quellen finden kann.

Wer hat gute, aktuelle(!) und praxisnahe(!) Links, Buchempfehlungen, 
Videolinks... die mehr als die absoluten Grundlagen erklären und die 
Theorie anhand der Praxisauswirkungen vermitteln (z.B. indem in einer 
geeigneten aber auch für die tatsächliche Praxis sinnvolle 
Versuchsschaltung "einfach" mal verschiedene Kernmaterialien genutzt 
werden, der Luftspalt variiert wird und das dann vermessen wird und 
optimales Weise sogar sichtbare bzw. fühlbare -z.B. Erwärmung- 
Auswirkung hat.

Thaddel

von Werner H. (werner45)


Lesenswert?

Thaddel schrieb:
> Wer hat gute, aktuelle(!) und praxisnahe(!) Links, Buchempfehlungen,
> Videolinks... die mehr als die absoluten Grundlagen erklären

Aktuelle sind mir nicht bekannt, aber alte, praxisbezogene:
https://www.radiomuseum.org/forumdata/users/5100/Drosseln_Netztrafos_Uebertrager_OL_rm_v10.pdf

Wenn Du das durchgeackert hast, bist Du ein Stück weiter.
Mußt halt die alten Formelzeichen durch die aktuellen ersetzen.
Sonst ist aber alles auch heute noch gültig und auch auf Ferrite 
übertragbar.
Bei den Ferritherstellern gibt es auch was zu finden.
Gruß   -   Werner

von Bernd K. (prof7bit)


Lesenswert?

christian schrieb:
> möchte aber nicht 5-10% meines besten
> wickelraumes dem plastik widmen

Ich meine mal was gehört zu haben von Spulen mit selbstklebendem 
Lackdraht die auch ohne Spulenkörper ihre Form behalten um sie dann 
nachdem sie fertig gewickelt sind als ganzes in den Kern zu schieben. 
Wahrscheinlich braucht man spezielle Wickelmaschinen dafür um solche 
"Luftwicklungen" anzufertigen und speziell beschichteten Lackdraht der 
bei einer bestimmten Temperatur klebrig wird so daß das ganze seine Form 
behält. Selber gesehen hab ich das aber noch nie.

: Bearbeitet durch User
von Andrew T. (marsufant)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Bernd K. schrieb:
> Ich meine mal was gehört zu haben von Spulen mit selbstklebendem
> Lackdraht die auch ohne Spulenkörper ihre Form behalten um sie dann
> nachdem sie fertig gewickelt sind als ganzes in den Kern zu schieben.
> Wahrscheinlich braucht man spezielle Wickelmaschinen dafür um solche
> "Luftwicklungen" anzufertigen und speziell beschichteten Lackdraht der
> bei einer bestimmten Temperatur klebrig wird so daß das ganze seine Form
> behält. Selber gesehen hab ich das aber noch nie.

Sowas ist vergleichbar den spulenlosen Wicklungen wie sie z.B. in den 
80ern bei vorzugsweise anglo-amerikanischen Trafos üblich waren. 
Beispiel im Bild.

Man wickelt das auf Träger, dann werdend die Spulen getränkt (2-K-Harz),
ausgehärtet ist das dann mechanisch stabil.

von hinz (Gast)


Lesenswert?

Andrew T. schrieb:
> Man wickelt das auf Träger, dann werdend die Spulen getränkt (2-K-Harz),
> ausgehärtet ist das dann mechanisch stabil.

Die sind schon vorher "getränkt", müssen nach dem Wickeln nur noch 
erhitzt werden. Backlack heißt das Zeug hierzulande.


Und ein Standardwerk über solcherlei ist:

McLyman: Transformer and Inductor Design Handbook.

Die 3. Auflage geistert auch als PDF im Web rum.

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

christian schrieb:

> nahe am luftspalt. aber bei 50hz spielt das glaube ich garkeine rolle.

Nein, mit Ferrit kann man keine 50Hz-Drosseln bauen

> ich könnte sicher auch einen geblechten kern nehmen. welche vorteile
> hätte das?

Das es funktionieren würde.
Allerdings werden solche Drosseln recht gross.

von Michael B. (laberkopp)


Lesenswert?

Andrew T. schrieb:
> Man wickelt das auf Träger, dann werdend die Spulen getränkt (2-K-Harz),
> ausgehärtet ist das dann mechanisch stabil.

Eigentlich nicht.

Man wickelt die Spulen mit Backlackdraht, erhitzt das ganze auf über 100 
GradC, die Wicklungen verkleben und sind stabil.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


Lesenswert?

WIE PRAKTISCH ES DOCH IST, WENN MAN HEUTZUTAGE AUF DIE GROSS-UND 
KLEINSCHREIBUNG IN DER DEUTSCHEN SCHRFTSPRACHE VERZICHTEN KANN. DIES 
BESCHLEUNIGT DEN SCHREIBFLUSS UNGEMEIN.

WÜNSCHE NOCH GUTES GELINGEN BEIM BAU DER DROSSEL.


MFG

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.