Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Mignonzellen testen bzw. vergleichen mit welchem Entladestrom?


von Power (Gast)


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Ich möchte Mignonzellen vergleichen punkto Kapazität bzw. Lebensdauer 
und dabei die Entladekurve aufzeichnen.

Mit welchem Strom sollte ich die sinnvollerweise entladen? Die längste 
Zeitspanne, die ich mit meinem Speichervorsatz aufzeichnen kann, ist 14 
Stunden.

Und bekomme ich mit einem einfachen Widerstand vernünftige Ergebnisse? 
Ich mein weil sich die Zellen verschiedener Hersteller ja 
unterschiedlich verhalten. Oder doch besser eine Stromsenke? Die müsste 
ich mir dann aber erst bauen. Meine EL mit 30A Maximalstrom ist dafür zu 
grob.

von Michael B. (laberkopp)


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Power schrieb:
> Mit welchem Strom sollte ich die sinnvollerweise entladen?

Mit dem, laut dem im Datenblatt die Kapazität der Zelle angegeben wird.

Meist in Ohm statt Konstantstrom

https://www.alliedelec.com/m/d/ca6795215fab44730055055910f21b49.pdf

sagt z.B. 2.850mAh bei 43 Ohm bis 0.8V

von M.A. S. (mse2)


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Wenn ich Batterien teste, dann unter Bedingungen die dem geplanten 
Anwendungsfall möglichst ähneln.

Das wäre in meinem Falle mit relativ konstanter Leistung: 
Batterie->Schaltregler->ohmsche Last, die bei konstant geregelter 
Spannung logischerweise einen konstanten Strom zieht.

: Bearbeitet durch User
von Power (Gast)


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Michael B. schrieb:
> Mit dem, laut dem im Datenblatt die Kapazität der Zelle angegeben wird.
>
> Meist in Ohm statt Konstantstrom
>
> https://www.alliedelec.com/m/d/ca6795215fab44730055055910f21b49.pdf
>
> sagt z.B. 2.850mAh bei 43 Ohm bis 0.8V

Das ist ja sehr vorbildlich, leider machen viele Hersteller ein 
Geheimnis aus der Kapazität, weshalb ich sie ja vergleichen will.

von wendelsberg (Gast)


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M.A. S. schrieb:
> die bei konstant geregelter
> Spannung logischerweise einen konstanten Strom zieht.

Aber eben nur nach dem Schaltregler, davor haengt der Strom von der 
Spannung ab. Es wird in etwa konstante Leistung entnommen.

wendelsberg

von Peter M. (r2d3)


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Hallo Power,

Power schrieb:
> Das ist ja sehr vorbildlich, leider machen viele Hersteller ein
> Geheimnis aus der Kapazität, weshalb ich sie ja vergleichen will.

M.A. S. hat Dir schon die bestmögliche Antwort gegegeben.

Wenn Du Dich hingegen alternativ den Normbedingungen der DIN EN 61951-2 
annähern möchtest, müsstest Du viele Randbedingungen beachten, unter 
anderem den Entladestrom von 0,2C.

Ich messe Mignon mit 500mA. Das ist meine Vergleichslatte. Für Akkus 
passt das, für Primärzellen von Edeka und Konsorten ist das schon viel 
zu viel.

Wenn Du mit 400mA (etwa in Anlehnung an die Eneloop-Akkus) bis zur 
Entladeschlussspannung von 1V mit Konstantstrom misst und x die Laufzeit 
bis Reißen der 1V-Marke ist, ergibt sich Deine Kapazität als x*500mA.
Dieses Produkt multipliziert mit 0,2h, das ergibt dann den neuen 
Entladestrom für den nächsten Messversuch.
So kannst Du Dich ohne Kenntnis der nominalen Kapazität an die von der 
Norm geforderten 0,2C annähern und abbrechen, wenn sich Kapazität bzw 
Entladestrom nicht mehr großartig ändert.

Wenn Du Batterien und keine Akkus vergleichen willst, gehen dafür 
natürlich ein paar Zellen drauf...

von Power (Gast)


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Danke für die Infos, das hilft mir weiter.

Peter M. schrieb:
> Hallo Power,
>
> M.A. S. hat Dir schon die bestmögliche Antwort gegegeben.

Das habe ich doch gar nicht angezweifelt.

von Peter M. (r2d3)


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Hallo Power,

Power schrieb:
>> M.A. S. hat Dir schon die bestmögliche Antwort gegegeben.
>
> Das habe ich doch gar nicht angezweifelt.

verzeihung, so sollte das nicht ankommen.
Ich fand' die Antwort von M.A. S. so gut, weil sie den Blick von den 
Kapazitätangaben der Hersteller auf die individuelle Anwendung lenkt.

von Bernd K. (bmk)


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Bei Alkaline Zellen hängt die Kapazität stark vom Endladestrom ab.
Deshalb tun sich die Anbieter schwer, eine Kapazität anzugeben.

Weigstens bei diesem Anbieter ist das im Datenblatt klar zu sehen:
http://data.energizer.com/pdfs/e91.pdf
3Ah Kapazität erreicht man nur bei einem Entladestrom von 25mA.

Also bei einem Vergleich mit der relevanten Stromstärke entladen oder 
wenn die max. Kapazität interessiert, mit 25mA entladen.

Beitrag #5752826 wurde vom Autor gelöscht.
von M.A. S. (mse2)


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Bernd K. schrieb:
> Bei Alkaline Zellen hängt die Kapazität stark vom Endladestrom ab.
> Deshalb tun sich die Anbieter schwer, eine Kapazität anzugeben.
Einmal das und ausserdem ist die ganze Sache auch noch 
temperaturabhängig. "Die Kapazität" einer Batterie als einfache 
Ladungsangabe gibt es daher einfach nicht.

Natürlich hat man einen Vergleich, wenn man verschiedene Batterien mit 
dem selber Verfahren testet (und das war ja hier gefragt).

Das schwierige am Thema Batterie ist für mich, dass man mit den 
irgendwie ermittelten Kapazitäten allenfalls grob abschätzen kann, wie 
lange die eigene Applikation damit arbeiten würde (zumal das eben auch 
noch vom Umgebungstemperaturverlauf abhängt).

von Peter (Gast)


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Ist keine direkte Antwort auf die Frage, vielleicht hilft es dennoch: 
Akkuline.de hat u.a. bei einigen handelsüblichen (Primär)Batterien die 
Kapazität gemessen. Details (u.a. Messbedingungen, Kurvenverläufe) siehe 
https://www.akkuline.de/test .

Im übrigen finde ich es nicht nett, dass Batteriehersteller/vertreiber 
die Kapazität auf der Batterie nicht angeben. Ich möchte mal wissen, was 
passieren würde, wenn auf z.B. der Erbsendose nichts zum Gewicht des 
Inhalts stünde .....

von M.A. S. (mse2)


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Peter schrieb:
> Im übrigen finde ich es nicht nett, dass Batteriehersteller/vertreiber
> die Kapazität auf der Batterie nicht angeben. Ich möchte mal wissen, was
> passieren würde, wenn auf z.B. der Erbsendose nichts zum Gewicht des
> Inhalts stünde .....

Du kannst einer Erbsendose, wenn dort, sagen wir mal 500g Erbsen drin 
sind, 500g Erbsen entnehmen. Egal, wie warm oder kalt es dabei ist (das 
Problem eingefrorener Erbsen einmal aussen vor gelassen).
Auch wirst Du immer genau 500g Erbsen erhalten, egal, ob Du sie schnell 
oder langsam aus der Dose schüttest.

Dies ist, wie weiter oben nun bereits erschöpfend genug beschrieben 
wurde, bei Batterien einfach nicht der Fall, weswegen Kapazitätsangaben 
hier nicht so einfach sind.

(Trotzdem muss ich zugeben, dass auch ich mir irgend eine Angabe über 
die Ergibigkeit einer Batterie wünschen würde.)

von Michael B. (laberkopp)


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Peter schrieb:
> Im übrigen finde ich es nicht nett, dass Batteriehersteller/vertreiber
> die Kapazität auf der Batterie nicht angeben. Ich möchte mal wissen, was
> passieren würde, wenn auf z.B. der Erbsendose nichts zum Gewicht des
> Inhalts stünde .....

Na ja, schlimmer sind die Batteriehersteller/vertreiber, die eine 
Kapazität angeben:

https://www.ebay.de/itm/1-x-Ultra-Fire-4200-mAh-Lithium-Ionen-Akku-3-7-V-von-BRC-Typ-18650-battery-pack/282382886257

Das ist, als ob auf der coladosengrossen Erbsendose 1.5kg steht.

Dagegen ist die Unsitte, bei mehreren gelieferten Akkuzellen gleich mal 
die Kapaziät für alle parallel anzugeben, ja schon fast harmlos.

Aber seit den p.m.p.o. Angaben der Verstärkerhersteller sind Zahlen 
sowieso nur noch Schall und Rauch.

von Bernd K. (bmk)


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von Power (Gast)


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Bernd K. schrieb:
> Bei Alkaline Zellen hängt die Kapazität stark vom Endladestrom ab.
> Deshalb tun sich die Anbieter schwer, eine Kapazität anzugeben.
>
> Weigstens bei diesem Anbieter ist das im Datenblatt klar zu sehen:
> http://data.energizer.com/pdfs/e91.pdf
> 3Ah Kapazität erreicht man nur bei einem Entladestrom von 25mA.
>
> Also bei einem Vergleich mit der relevanten Stromstärke entladen oder
> wenn die max. Kapazität interessiert, mit 25mA entladen.

O.k., das leuchtet vollkommen ein. Dann messse ich am besten bei 
verschiedenen Entladeströmen. Es geht mir vor allem um die 
Discounter-Batterien, da gibt's keine Datenblätter, zumindest keine zu 
denen ich Zugang häütte.

Wie ist es mit Schwankungen in den Chargen? Dann müsste ich ja wohl 
einige Batterien verbraten?


Peter M. schrieb:
> verzeihung, so sollte das nicht ankommen.
> Ich fand' die Antwort von M.A. S. so gut, weil sie den Blick von den
> Kapazitätangaben der Hersteller auf die individuelle Anwendung lenkt.

Bin halt sensibilisiert, weil man öfter nicht so nette Antworten erhält, 
wenn man nicht zu den Super-Experten zählt. Deshalb stelle ich solche 
Fragen (speziell in dieser Rubrik) auch nur noch nicht-eingeloggt.

von Erich (Gast)


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Power schrieb:
> Es geht mir vor allem um die
> Discounter-Batterien

Hier sind 2 relativ neue Batterietests:

AA  (Mignon)
https://techtest.org/5x-aa-batterien-gross-packs-im-vergleich-amazonbasics-gp-duracell-varta-everactive/

AAA  (Micro)
https://techtest.org/9x-aaa-batterien-im-vergleich-von-aldi-amazonbasics-aro-dm-everactive-usw/

Diese ältere Aufstellung (aus 2016) kommt zum selben Ergebnis
https://www.br.de/br-fernsehen/sendungen/mehrwert/batterie-check-qualitaet-100.html

Hier leider Verquickung von Batterien und Akkus
https://www.faz.net/aktuell/finanzen/meine-finanzen/geld-ausgeben/im-test-marken-versus-billigbatterien-13281251.html

Die Discounterbatterien (Alkali) sind genauso gut wie die Marken.
Wer viel Geld ausgeben will, sollte Nachts an der Tankstelle kaufen.

Der Langzeit-Test für solche Batterien (z.B. in Uhren, 
Funk-Thermometern, Multimetern etc.) ist sehr mühsam, weil da nur 
sporadisch kurz Strom gezogen wird und es Monate bis Jahre dauern kann.
Dazu muss man bei Einlegen neuer Batterien einen Zettel mit Datum 
reinlegen  und stellt dann nach 2 Jahren fest: Ja, noname hat 
durchgehalten.
Gleichzeitig 2. identische Gerät (z.B. Rauchmelder, 
Heizkörper-Thermostatventil) mit noname und Markenbatterien auszustatten 
habe ich noch nicht gemacht.
Warum sollte ich 6-8 Euro für 4 Batterien ausgeben wenn es die 8 Stück 
für 1,59 auch 2 Jahre getan haben?

Gruss

von Stefan F. (Gast)


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Power schrieb:
> Dann messse ich am besten bei verschiedenen Entladeströmen.

Gut.

> Es geht mir vor allem um die Discounter-Batterien, da gibt's
> keine Datenblätter, zumindest keine zu denen ich Zugang hätte.

Das gemeine ist: Manche Batterien, die mit hohen Strömen im Vergleich zu 
anderen Batterien sehr gut abschließen, sehen im Vergleich mit geringem 
Strom plötzlich gar nicht mehr so gut aus.

Für die Extremfälle (z.B. jahrelanger Betrieb im Rauchmelder oder einer 
Uhr) kann so ein relativ schneller Test kaum aussagekräftige Ergebnisse 
liefern.

Simuliere im Test Anwendungsfall, der Dir gerade wichtig ist. Als es mit 
z.B. um meinen Fotoapparat ging, hatte ich immer abwechselnd 10s mit 1Ω 
und 50s mit 10Ω entladen. Bei diesem Test fielen alle Zink-Kohle 
Batterien regelrecht durch, NiCd Akkus brachten es auf ähnliche Laufzeit 
wie Alkalische Batterien (was ich nicht erwartet hatte).

Die Hausmarke-Batterien aus Supermärkten, Drogerien und Möbelhäusern 
brachten alle ein fast das gleiche Preis-/Leistung-Verhältnis.

Eine sehr teure Sorte von Varta (beschriftet als "Speziell für Foto") 
hatte die doppelte Laufzeit geschafft, war aber leider 5x so teuer.

Die schwarz-kupferne Duracell hatte von allen getesteten Batterien mit 
großem Abstand die schlechteste Laufzeit erreicht und war zudem die 
zweit-teuerste. Ich habe den Test mit 3 Paketen von drei 
unterschiedlichen Händlern wiederholt kam aber nicht auf bessere 
Ergebnisse. Duracell hatte meine Anfrage diesbezüglich nicht 
beantwortet.

Ich habe das alte Testergebnis von meiner Homepage entfernt, weil alle 
getesteten Batterien nicht mehr im Handel sind. Ich würde mich für deine 
Testergebnisse interessieren. Hat sich etwas geändert, oder bieten die 
Supermarkt Hausmarken immer noch das beste Preis-/Leistung-Verhältnis?

von Stefan F. (Gast)


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Power schrieb:
> Wie ist es mit Schwankungen in den Chargen?

Sind mir keine nennenswerten aufgefallen.

von Horst M. (horst)


Angehängte Dateien:

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Habe vor gut 10 Jahren auch mal ein paar Zellen gemessen, mit 25, 100 
und 250 mA Entladestrom.
Die Alkalines haben sich alle nicht viel genommen.

von Manfred (Gast)



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Bernd K. schrieb:
> Bei Alkaline Zellen hängt die Kapazität stark vom Endladestrom ab.

Nicht nur bei denen, das ist generell so, auch bei Akkus. Lediglich 
neue LiIon-Akkus haben eine recht geringe Abhängigkeit.

Nicht zu vergessen ist der Erholungseffekt, wenn man nur ein paar 
Minuten pro Tag Last zieht, der ist erheblich groß.

Vor knapp 5 Jahren wurde in einem Fernseh-Verbrauchermagazin mal ein 
publikumswirksamer Test gedreht: Man gab drei Kindern ein Spielzeugauto 
bzw. eine Taschenlampe im Zelt und ließ sie spielen, bis der Kram aus 
geht. Da gibt es Unterschiede, aber keine, die die deutliche 
Preisdifferenz rechtfertigen.

Mit diversen Sonderangeboten der letzten Monate scheint es so, dass auch 
da nun endlich die Marktwirtschaft greift: 3,99€ für ein Viererpack 
Marken-AA bezahlen wohl nur noch wenige Leute, seit es nebenan im Lidl 8 
Stück Hausmarke für weniger als die Hälfte Euros gibt.

von Power (Gast)


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Stefanus F. schrieb:
> Ich habe das alte Testergebnis von meiner Homepage entfernt, weil alle
> getesteten Batterien nicht mehr im Handel sind. Ich würde mich für deine
> Testergebnisse interessieren. Hat sich etwas geändert, oder bieten die
> Supermarkt Hausmarken immer noch das beste Preis-/Leistung-Verhältnis?

Ich hätte Dir gerne berichtet, habe mein Vorhaben aber aufgegeben, da 
die Discounter wohl öfter mal den Hersteller wechseln.

Mit den Mignonzellen zweier großer Discounter war ich immer sehr 
zufrieden, die hielten eine gefühlte Ewigkeit. Und vor allem ist mir nie 
eine ausgelaufen, anders als bei einer bekannten deutschen Marke, mit 
deren Batterien ich mir schon einige Geräte ruiniert habe, obwohl die 
Batterien weder leer waren, noch das Haltbarkeitsdatum überschritten 
war. Doch haben die beiden Discounter jetzt einen neuen Hersteller (die 
Batterien sehen jedenfalls anders aus) und da hab ich noch keine 
Erfahrung mit.

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