Forum: Offtopic Warum ein Lagersystem ohne Oberleitung? (Swisslog Autostore)


von David H. (tuxpilot)


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Diese Frage habe ich mir vor langer Zeit schon gestellt. Ich habe mich 
damals direkt an Swisslog gewendet, aber die konnten/wollten sie nicht 
beantworten. Jetzt erinnere ich mich irgendwie wieder daran.

Autostore ist ein Lagersystem mit diversen mobilen Robotern, die auf 
einem Lagergerüst umherfahren, um Waren zu transportieren/lagern. Siehe 
auch:
https://youtu.be/jXM7D34up5c?t=54

Folgende Punkte sind also erfüllt:
1. Roboter befinden sich ständig mit 4 Rädern auf Metallschienen
2. Roboter fahren nur auf festen Wegen (schräg geht nicht, falls das 
jemand denkt)
3. Roboter fahren nur in einem festen Bereich
4. Roboter fahren nur auf einer Ebene
5. Roboter sind nicht in Gesellschaft von Menschen
6. Roboter fahren unter einem Luftraum
7. Roboter brauchen Strom

Die logische Konsequenz wäre doch, jeden möglichen Weg mit einem 
Fahrdraht zu überspannen, und dem Roboter einen Stromabnehmer auf den 
Deckel zu pappen. Rückleiter sind dann die Schienen. 
Kontaktschwierigkeiten sollte es bei 4 Rädern wohl nicht geben.
1. Kleine Eloks haben auch nur 4 Räder und brauchen im Verhältnis zum 
Gewicht viel höhere Stromstärken.
2. Modellbahnen können selbst mit einem kontaktierten Rad prima fahren.

Stromabnehmer wie diese haben sich seit Jahren für alle 
Geschwindigkeiten von Stadtbahn bis 600km/h bewährt, auch wenn die 
Entwicklung schmerzhaft langwierig war.
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Pantograaf_lichtrail.jpg
So einen (in klein) könnte man einfach 45° drehen, dann kann man unter 
Karo-Fahrdraht fahren. (Stichwort: Oberleitungsspinne)

Darum frage ich mich: Warum hat Swisslog (oder Hattlehand?) beschlossen, 
Akkus zu benutzen? Die müssen dauernd aufgeladen werden, verbrauchen 
massig Rohstoffe, und Fahrleitungen wären sicher billiger. Sind die 
einfach doof?

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Akku ist autark --> modern, line ist oldschoole

Namaste

von A. S. (Gast)


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Kostet Platz,
 Single Point of failure,
Nicht reparierbar

von David H. (tuxpilot)


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A. S. schrieb:
> Kostet Platz,
>  Single Point of failure,
> Nicht reparierbar

Mit anderen Worten: Wenn die Oberleitung kaputt geht, geht nichts mehr. 
Ja, macht Sinn. Wenn ein einzelner Roboter spinnt, oder umkippt, dann 
kann man ja noch drum rum fahren.

Aber bei der Eisenbahn geht die Oberleitung nicht mehr so oft kaputt. 
Und wenn, dann wegen Frühling, Sommer, Herbst, oder Winter.

Allerdings ist Autostore das einzige Lagersystem mit Redundanz, das mir 
gerade einfällt. Automatische Hochregallager gehen auch nicht mehr, wenn 
irgendwo ein Lift oder Band oder... klemmt.

Da fällt mir eine Fabrik ein, in der ich mal gearbeitet habe. Dort legt 
offensichtlich kein Chef Wert auf Betriebssicherheit. So fand ich auf 
der Staplerstraße ein Wutschreiben (?), was bei einem Stromausfall (?) 
mit einem Kettenförderer passiert ist. Der Kettenförderer wird von 
ungebremsten Servomotoren angetrieben, und dann ist die ganze Kette 
abgerauscht.

Winfried J. schrieb:
> Akku ist autark --> modern, line ist oldschoole

So modern ist das ja nicht. Akkutriebwagen gibt es seit über 100 Jahren, 
da wirkt der neue iLint ziemlich lächerlich.

Neben deinem Username steht was von wegen Aufzüge. Gibt es die jetzt 
auch mit Akku?

von Icke ®. (49636b65)


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David H. schrieb:
> Die logische Konsequenz wäre doch, jeden möglichen Weg mit einem
> Fahrdraht zu überspannen, und dem Roboter einen Stromabnehmer auf den
> Deckel zu pappen.

Wie stellst du dir das praktisch vor? Mit einem Metallgitter wie beim 
Autoscooter?

von Bernd G. (Gast)


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> verbrauchen massig Rohstoffe,

Eben darum. Der Stapler braucht für seinen sicheren Betrieb ein gewisses 
Gewicht, sonst kippt er ständig um. Ein Bleiakku ist da die ideale 
Lösung.

von David H. (tuxpilot)


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Icke ®. schrieb:
> David H. schrieb:
>> Die logische Konsequenz wäre doch, jeden möglichen Weg mit einem
>> Fahrdraht zu überspannen, und dem Roboter einen Stromabnehmer auf den
>> Deckel zu pappen.
>
> Wie stellst du dir das praktisch vor? Mit einem Metallgitter wie beim
> Autoscooter?

Ja.

Bernd G. schrieb:
>> verbrauchen massig Rohstoffe,
>
> Eben darum. Der Stapler braucht für seinen sicheren Betrieb ein gewisses
> Gewicht, sonst kippt er ständig um. Ein Bleiakku ist da die ideale
> Lösung.

Schon, aber ein solcher Roboter könnte einfach ein Stützrad vorne dran 
haben, so wie eine Ameise. Da sind ja schließlich auch Schienen.

Falls das mit der Oberleitung zu fusselig ist, würden ja auch die 
Schienen gehen. Die Roboter fahren ja immer auf zwei benachbarten 
Schienen gleichzeitig, so dass man sie nur abwechselnd polen muss. Wenn 
Schienen unterschiedlicher Polatität kreuzen, nimmt man etwas Plastik.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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David H. schrieb:
> Neben deinem Username steht was von wegen Aufzüge. Gibt es die jetzt
> auch mit Akku?

Ja seit 20 Jahren etwa, ich weiss sogar wo einer steht der betrieben 
wird, aber nicht mehr gebaut. Bei dem ist alles in der Kabine und nur 
Leitung des Ladegerätes kommt dort an und die Schachtsignale. Das hat 
sich aber nicht bewährt.

Andere hingegen schon. Dort wird der Akku ähnlich wie beim Hybrid 
genutzt. Low Voltage mit Rekuperation und Lichtstrombetrieb. Der Akku 
reicht für ein paar Fahrten und wird während der Pausen nachgeladen.
Das ist natürlich mit einer ED weit unter 50 % geplant um Private Lifte 
ohne ausreichende Anschlussleistung zu realisieren

Aber üblicher ist Netzrückspeisung und Evakuierungsakku.

Aber wer weis, vielleicht kommt ja bald die Autarke Kabine, jetzt wo 
Thyssen Krupp Aufzüge neu definiert als Inhousemobility

https://www.youtube.com/watch?v=UBjw9GvrV_Y

Namaste

: Bearbeitet durch User
von Sebastian L. (sebastian_l72)


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David H. schrieb:
> Warum hat Swisslog (oder Hattlehand?) beschlossen,
> Akkus zu benutzen?
Ocado Andover macht es genauso. Nur haben die höhere Robotter.

> Die müssen dauernd aufgeladen werden,
naja, die Laufräder und Mechnismen müssen ja auch laufend gewartet 
werden.

> verbrauchen massig Rohstoffe, und Fahrleitungen wären sicher billiger.
Sicher?
Sie brauchen Bauhöhe. Das gesamte Konzept basiert auf horizontaler 
Verteilung - also Fläche. Selbst Gewerbegebiet-m2 kosten Geld. Also baut 
man etagenweise. Wenn ich dann auf 8,5 m Höhe 6 statt 5 Etagen 
unterbringe habe 16% Grundstücksfläche und Hallenkosten gespart.

Fahrdrähte brauchen Wartung und Reperatur vor Ort.
einen kaputten Robotter kann man lokal ausser Dienst nehmen in die 
Werkstatt schicken. Ein kaputter Fahrdraht und die ganze Etage steht 
still.
In einem Einzelkommissionierungsfrischwarenlager wird das richtig teuer.

> Sind die  einfach doof?
Warenlogistikker können rechnen. Die leben davon.
Besuch mal ein Einzelhandelslogistikzentrum und red' mit den Leuten 
dort.
Oder besuch Witron auf der nächsten Messe.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Winfried J. schrieb:
> Akku ist autark --> modern, line ist oldschoole
>
> Namaste
Nachgereicht

von David H. (tuxpilot)


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Winfried J. schrieb:
> Winfried J. schrieb:
>> Akku ist autark --> modern, line ist oldschoole
>>
>> Namaste
> Nachgereicht

Klar, ich wollte nur erwähnen, wie albern der iLint wirkt.

Gibt es irgendwo Erfahrungsberichte/sontwas, wie viele Störungen dieses 
Autostore verursacht?

Irgendwie passen störanfällige Oberleitungen nicht in meine 
Gedankenwelt. Sind stromführende Schienen auch störanfällig?

https://www.logistik-journal.de/index.cfm?pk=125242
> Lediglich bei der Temperatur gibt es technikbedingte Einschränkungen:
> Kälter als +2°C oder wärmer als +40°C sollte es nicht sein.

Ob das an modernen Lithium-Akkus liegt?

> Die maximale Systemhöhe beträgt 5,4 Meter.

Da sollte doch eine Oberleitung drüberpassen.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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David H. schrieb:
> Sind stromführende Schienen auch störanfällig?

Die Schienen nicht aber die Stromabnehmer und das gleisgebundene 
umkurven eines irgendwo Liegengebliebenen ist nicht immer trivial.

Wenn du etwas zu viel Geld hast dann ist der Anrieb linear und in der 
Schiene und der Bot hängt magnetisch dran dann genügt ein passiver Wagen 
mit ID und stationären Lese Geräten. Das rentiert aber erst wenn du auf 
jedes 2. Fach ein Wagen durch die Gegend saust.

Namaste

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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David H. schrieb:
> Ob das an modernen Lithium-Akkus liegt?

Auch aber Akku und Kälte machte auch früher schon Probleme Akkuwerkzeuge 
sind da schon immer letz auch die LiIo.

Namaste

von David H. (tuxpilot)


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Winfried J. schrieb:
> David H. schrieb:
>> Sind stromführende Schienen auch störanfällig?
>
> Die Schienen nicht aber die Stromabnehmer und das gleisgebundene
> umkurven eines irgendwo Liegengebliebenen ist nicht immer trivial.

Deswegen doch der Gedanke mit den Stromschienen: Kein Stromabnehmer. 
Problematisch wird es wenn die Schienen zu verdreckt sind.

Winfried J. schrieb:
> David H. schrieb:
>> Ob das an modernen Lithium-Akkus liegt?
>
> Auch aber Akku und Kälte machte auch früher schon Probleme Akkuwerkzeuge
> sind da schon immer letz auch die LiIo.

Den Satz verstehe ich nicht genau, aber wir sind mit Ameisen mit 
Bleiakkus im Froster rumgefahren, ohne dass diese gemeckert haben. 
Ausserhalb der Froster konnte man sich vor Störungen kaum retten. 
Gemeckert hat vor allem das Personal. (Bewirb dich da nicht, das bereust 
du sonst.)

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