Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Bleiakku ausschließlich mit Konstantspannung landen


von Günther (Gast)


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Hallo Zusammen,

ich finde in anderen Themen leider keine Antwort auf meine Frage.

Ist es unbedenklich einen Bleiakku lediglich mit dem 
Konstantspannungs-Ladeverfahren zu laden? Oder spricht eine erhöhte 
Zyklenzahl dagegen?



Hintergrund ist der Bau einer kleinen Photovoltaikanlage als 
Inselsystem. Der Bauteilaufwand wäre dann sehr gering.

Solarmodul -> Linearregler -> Strombegrenzender Widerstand -> Akku

Ich möchte an dieser Stelle aber keine Diskussion zum Wirkungsgrad 
starten. Mir ist bewusst, dass das System bei weitem nicht den optimalen 
Wirkungsgrad haben kann.

Viele Grüße,
Günther

von Sebastian R. (sebastian_r569)


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Mit dem "strombegrenzenden Widerstand" hast du ja schon keine 
Konstantspannung mehr.

Und Bleiakkus werden ja normalerweise auch mit CV mit Strombegrenzung 
geladen. Könnte also klappen.

von Günther (Gast)


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Sebastian R. schrieb:
> Mit dem "strombegrenzenden Widerstand" hast du ja schon keine
> Konstantspannung mehr.


Ja er begrenzt einfach den Strom. Der Ladestrom wird gegen Ende des 
Ladevorgangs geringer -> Sehr geringer Ladestrom = kaum Spannungsfall am 
Vorwiderstand. Ich gehe jetzt von einem Vorwiderstand von etwa 24R aus. 
Alternativ kann der Feedback des Linearreglers auch hinter dem 
strombegrenzenden Widerstands abgreifen.

Mir geht es aber viel mehr um die generelle Verwendbarkeit des 
Verfahrens.

Viele Grüße,
Günther

von Stefan F. (Gast)


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Ich würde einfach einen Linear-Regler mit eingebauter Strombegrenzung 
verwenden. Das ist ja bei fast allen bereits vorhanden.

von MaWin (Gast)


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Günther schrieb:
> Der Bauteilaufwand wäre dann sehr gering.
> Solarmodul -> Linearregler -> Strombegrenzender Widerstand -> Akku

So baut man das nicht.
Solarpanels sind Stromquellen, eine Strombegrenzung hat man schon mal.

http://dse-faq.elektronik-kompendium.de/dse-faq.htm#F.9.5

von Christian M. (Gast)


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Das IST das Verfahren.

Ich verwende die Application nach

http://www.netzmafia.de/skripten/hardware/Datenblaetter/Spannungsregler/LM117.pdf

12V Battery Charger auf Seite 20 mit Erfolg. Konstantspannung mit 
Strombegrenzung.

Gruss Chregu

von freitag (Gast)


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Im klassischen PKW funktioniert laden mit Konstantspannung. Dort 
begrenzt nur die Lichtmaschine mit ihrer Maximalleistung den 
Ladestrom(...100A).
Es kommt also einfach darauf an, inwieweit der Akku dafür ausgelegt, 
geeignet  ist.
Wieviel Strom liefert denn die Solaranlage maximal und wie groß ist der 
Akku?

von Günther (Gast)


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Hallo Freitag,

die Anlage ist noch in Planung und soll mit einem 50W Modul realisiert 
werden. Als Batterie kommt wahrscheinlcih eine Kapazität von 7,2 Ah zum 
Einsatz.
Anforderung ist Handy Laden, ein wenig Beleuchtung, PC Lüfter als 
Ventilator, etc. Also keine großen Verbraucher. Maximaler Strom ist dann 
1 bis 2A. Der Dauerstrom eher 400 mA.

Das die Module Stromquellen sind ist mir schon klar. Mit der Kennline 
einer Solarzelle bin ich vertraut. Der simple Aufbau mit dem 
Linearregler würde eben viel Verlustleistung erzeugen. Die entstehend 
Verlustleistung kann aber in Kauf genommen werden (Gartenhaus. Der 
Aufbau des Linearreglers wäre dann zweistufig. Einen ersten Regler für 
15 V und in der zweiten Stufe dann die Akkuspannung. Der erste 
vielleicht auch als Schaltregler realisiert.

Vielen Dank an Chregu und Freitag für die konstruktiven Hinweise. Kann 
ich das Ladeverfahren einer PKW Batterie 1 zu 1 auf einen Blei Gel Akku 
übertragen?

von freitag (Gast)


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Günther schrieb:

> Kann
> ich das Ladeverfahren einer PKW Batterie 1 zu 1 auf einen Blei Gel Akku
> übertragen?

Nein, sicher nicht.
Allerdings erlauben einige Gelakkus das Laden bis zur 
Float-Ladeschlusspannung (13,6-13,8V) ohne Strombegrenzung. Genaues dazu 
kann man aber nur dem Datenblatt des verwendeten Akkus entnehmen.

Ganz allgemein möchte ich noch darauf hinweisen daß die üblichen 
primitiv-solarladeregler eigentlich anders aufgebaut sind:
Panel und Akku sind über eine Diode hinreichender Strombelastbarkeit 
direkt verbunden.
Ein Schwellwertschalter überwacht die Akkuspannung, bei erreichen der 
Ladeschlusspannung wird das Solarpanel einfach mittels Transistor 
kurzgeschlossen.
Dieses Verfahren ist kaum aufwändiger als der Aufbau mit Linearregler, 
vermeidet aber weitgehend die Verlustleistung und Erwärmung des Reglers.

von Günther (Gast)


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Der Hinweis ist sehr gut. Das könnte ich mal in meine Planungen mit 
einbeziehen. Die Verlustleistung würde mich aber wie gesagt nicht 
stören. Die günstigen Laderegler (12 bis 15€) machten jetzt keinen 
vertrauensvollen Eindruck. Jedenfalls wenn man sich die Datenblätter 
bzw. Beschreibungen durchliest. Wenn ich etwas selber aufsetze kann ich 
es selber abgleichen und an die Umgebungstemperatur anpassen.

Verstärkt der Kurzschlussbetrieb des Moduls nicht den Alterungseffekt?

von Michael B. (laberkopp)


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freitag schrieb:
> Allerdings erlauben einige Gelakkus das Laden bis zur
> Float-Ladeschlusspannung (13,6-13,8V) ohne Strombegrenzung.

Nicht wirklich.

Zu viel Strom beschädigt den Akku.

Er ist ja auch nicht "kurzschlussfest".

Es muss also schon eine Begrenzung des Stromes her, damit der Akku nicht 
kaputt geht. Das macht aber die Solarzelle. Ein Spannungsregler, 
Vorwiderstand oder gar extra Strombegrenzung ist also überflüssig. Als 
Laderegler reicht eine Schaltung, die bei vollem Akku die Solarzelle 
lahm legt, normalerweise durch Kurzschliessen.

von Günther (Gast)


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Ok, die Variante mit dem kurzgeschlossenen Modul ist wirklich einfach zu 
realisieren. Ein Mosfet und fertig. Nur würde ich eine solche Schaltung 
redundant auslegen. Denn wenn der Mosfet ausfällt wird der Akku wohl 
zerstört.

von Stefan F. (Gast)


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Günther schrieb:
> Ok, die Variante mit dem kurzgeschlossenen Modul ist wirklich
> einfach zu
> realisieren. Ein Mosfet und fertig. Nur würde ich eine solche Schaltung
> redundant auslegen. Denn wenn der Mosfet ausfällt wird der Akku wohl
> zerstört.

Ich sehe keinen Grund, warum so ein MOSFET ausfallen sollte. Es ist 
wesentlich wahrscheinlicher, dass dessen Ansteuerung ausfällt. Die 
müsste man daher konsequenterweise auch verdoppeln. Je nach Wert der 
Akkus macht das durchaus Sinn.

von Martin L. (makersting)


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Ich habe einst die Ladung eines Bleiakkus in einem Wohnwagen mit einem 
10€-Laderegler regeln lassen. Das war Einbauen & Vergessen.

Ich weiß nicht, ob es dem TO bewusst ist: Ein Solarmodul mit x-Watt 
liefert diese nur unter idealsten Bedingungen. Einen Verbraucher 24/7 
mit 400mA finde ich bei der gegebenen Modulleistung vielleicht schon als 
etwas viel. Man denke an einen bewölkten Wintertag, mit ca. 16h Nacht.

von Bernd K. (prof7bit)


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So ne kleine Anlage würd ich folgendermaßen aufbauen:

Die Module werden so verschaltet daß die durchschnittlich zu erwartende 
MPP-Spannung grob über den Daumen gepeilt der Akku-Spannung entspricht. 
Dann würd ich den Akku direkt aus den Solarmodulen laden (nur ne Diode 
in Reihe).

Die Ladeschlußspannung würd ich mit nem Shuntregler begrenzen, der muß 
in Deinem Fall so ausgelegt sein daß er 50W wegstecken kann, das ist 
noch relativ einfach zu handhaben. Dann hast Du beim Laden fast keine 
Verluste, alles bleibt kalt, die Panels sind immer nahe am MPP und wenn 
der Akku voll ist wird halt geheizt was das Zeug hält (dafür bleiben die 
Panels kühler), in dem Betriebszustand ist eh keine andere Verwendung 
für die überschüssige Energie mehr da.

Vielleicht könnte man im nächsten Schritt noch versuchen den Shuntregler 
zu verwenden um Schnaps zu brennen, dann hast Du 100% Ausbeute ;-)

: Bearbeitet durch User
von Stefan F. (Gast)


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Bernd K. schrieb:
> der muß in Deinem Fall so ausgelegt sein daß er 50W wegstecken
> alles bleibt kalt

Wie geht das denn?

> versuchen den Shuntregler
> zu verwenden um Schnaps zu brennen, dann hast Du 100% Ausbeute

Ist halt alles eine Frage der Sichtweise, welche Wärme Verlust und 
welche willkommen ist.

von Bernd K. (prof7bit)


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Stefanus F. schrieb:
> Bernd K. schrieb:
>> der muß in Deinem Fall so ausgelegt sein daß er 50W wegstecken
>> alles bleibt kalt
>
> Wie geht das denn?

Darfst halt nicht die anderen Worte weglöschen die dazwischen gestanden 
haben.

Beim Laden bleibts kalt, wenn voll ist wird geheizt statt geladen. Es 
wird immer exakt nur das weggeheizt was auch auf Teufel komm raus 
sowieso nicht mehr geladen werden könnte weil der Akku es gar nicht mehr 
aufnehmen könnte, selbst wenn er wollte, weil er fast oder ganz voll ist 
und schon Ladeschlusspannung erreicht hat.

Der Shunt wird also erst aktiv wenn es in die CV-Phase übergeht wo die 
Ladeleistung abklingt.

In der CC-Phase begrenzt das Panel den Strom und der Shunt steht 
gelangweilt daneben, wartet auf seinen Einsatz und tut bis dahin gar 
nichts.

Der Akku wiederum hält das Panel schön auf der ungefähren MPP-Spannung 
(weil geschickterweise so dimensioniert) und die Ausbeute ist daher 
nahezu optimal.

: Bearbeitet durch User
von Rainer V. (a_zip)


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Hallo, ich habe seit über 5 Jahren eine kleine Anlage (30W) mit einem 
Solarregler von Pollin an einem Solarakku in Betrieb. Im Winter oder bei 
extrem schlechter Sonneneinstrahlung brückt der Akku 2-3 Wochen, bis 
seine Spannung unter 11V fällt. Leider gibts die Teile bei Pollin nicht 
mehr, aber es sollte sich etwas ähnliches auftreiben lassen. Trotz 
"primitivster" Schaltung würde ich das niemals selbst aufbauen, bei 
einem Preis von höchstens 10€.
Gruß Rainer

von Bernd K. (prof7bit)


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Rainer V. schrieb:
> Trotz
> "primitivster" Schaltung würde ich das niemals selbst aufbauen

Du halt nicht, aber andere die mehr aus dem kleinen Panel rauskitzeln 
wollen vielleicht schon.

: Bearbeitet durch User
von Rainer V. (a_zip)


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Hallo, hatte hier nicht den Eindruck, dass es um "Herauskitzeln" geht 
:-) einfach und sicher und problemlos...das erwarte ich von einer 
kleinen Inselanlage.
Gruß Rainer

von Michael B. (laberkopp)


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Bernd K. schrieb:
> Die Ladeschlußspannung würd ich mit nem Shuntregler begrenzen, der muß
> in Deinem Fall so ausgelegt sein daß er 50W wegstecken kann,

Nein, so baut man das natürlich nicht.

von Bernd K. (prof7bit)


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Michael B. schrieb:
> Bernd K. schrieb:
>> Die Ladeschlußspannung würd ich mit nem Shuntregler begrenzen, der muß
>> in Deinem Fall so ausgelegt sein daß er 50W wegstecken kann,
>
> Nein, so baut man das natürlich nicht.

Wer ist "man"?

Natürlich kann man das x-fache an Geld in die Hand nehmen um nen 
MPTT-Schaltregler einzubauen um dann was? 1% mehr Ausbeute? Wenn nicht 
sogar weniger wegen Wandlerverlusten? Bei nem 50W Panel? Du machst 
Deinem Nick alle Ehre. Betrachte mal die Verhältnismäßigkeiten!

: Bearbeitet durch User
von Max D. (max_d)


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Wenn man "herauskitzeln" will, dann mit einem Schaltwandler der das 
Panel am MPP hält (bis der Akku voll ist).

Wenn einfach und billig, dann ein Panel mit halbwegs passender Spannung, 
eine Seriendiode vor dem Akku und eine Z-Diode mit NPN "Nachbrenner" zur 
Begrenzung der Spannung am Ladeschluss.

Paranoide verpassen der Anlage noch ein Relais das das Panel abwirft 
wenn die Akkuspannung zu hoch steigt. Wenn man das richtig verdrahtet 
bleibt das Relais mit Sonnenenergie kleben und erlaubt am nächsten 
Morgen so einen automatischen Neustart der Ladeschaltung.

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