Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik BPW34 Strahlungsmessung mit AD623 Op Amp


von Paul W. (paul_w)


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Hallo alle zusammen,

ich habe letztens ein paar BPW34 Dioden gekauft und hab mit einer ein 
"Nebenprojekt" vor. Da ich beim Suchen nach dem Datenblatt über die 
Seite von Burkhard Kainka gestolpert bin, wollte ich mal die 
Funktionalität als simpler Detektor für ionisierende Strahlung 
ausprobieren.
Für die Schaltung, die man auch im Elektor-Magazin findet, bräuchte ich 
jedoch noch ein paar Komponenten und wollte mal als "Übung" probieren, 
ob ich denn auch mit einem OpAmp arbeiten kann.

Beim Thema OpAmps kenne ich mich bisher sehr wenig aus (nur ein Projekt, 
bei dem ich damit zu tun hatte), daher habe ich mir auf gut Glück 
einfach einen AD623 geschnappt, der als kleines Board mit Poti für den 
Gain hier noch rumlag.
Die Schaltung sieht quasi exakt wie beim AD623 Datenblatt aus (siehe 
Bild im Anhang). Ich habe IN+ auf GND gelegt sowie REF und GND 
verbunden, da ich ja kein differenzielles Signal verstärke. Den Gain 
habe ich über den Poti maximal eingestellt (also irgendwo sehr nah an 
1000x) und betreibe das Ganze im Single-supply Modus (+3,8V Li Akku an 
VS+ und VS- auf GND gelegt).
Das Signal aus der BPW34 geht in den IN- Eingang (verbunden als 
GND-Anode-Kathode-IN-).

Am Oszi sehe ich im DC-Modus auf jeden Fall eine Spannung von 4,5mV, die 
aber kaum Lichtabhängigkeit zeigt. Im AC-Modus sehe ich bei 2mV/div ein 
leichtes Rauschen.
Ich habe schon ein paar "Peaks" im Rauschen gesehen, die auch 
signifikant höher waren, aber nur ca. 1x pro 10min auftraten in einem 
halbwegs dunklen Raum (die Diode ist an sich nicht verpackt und steckt 
nur auf dem Breadboard). Daher weiß ich nicht ob das jetzt einfach 
zufälliges Rauschen war, oder ein reales Signal.

Es wäre wirklich super, wenn ihr mir helfen könntet herauszufinden ob 
(a) die Schaltung überhaupt funktionieren kann (oder der Gain zu niedrig 
oder der OpAmp ungeeignet ist etc.) und (b) ob die Schaltung per se 
funktionieren kann, ich aber groben Unfug beim Anschließen gemacht habe.

Ich hab wie gesagt kaum Erfahrung im Bereich von OpAmps und belese mich 
gerne tiefer zum Thema, aber es wäre echt lieb, wenn jemand seinen Senf 
zu meiner "Übung" im Schaltung basteln dazugeben könnte.

Vielen Dank im Voraus!
LG Paul

von Achim S. (Gast)


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Paul W. schrieb:
> daher habe ich mir auf gut Glück
> einfach einen AD623 geschnappt

Dumm gelaufen.

Der AD623 ist kein OpAmp sondern ein Instrumentierungsverstärker. Für 
die "übliche" Schaltung zum Verstärken von Photodiodensignalen 
(Transimpedanzverstärker) ist er leider nicht geeignet.

von Helmut S. (helmuts)


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Schau dir mal die Schaltung auf den letzten Seiten an.
http://opengeiger.de/StuttgarterGeigerleV1.pdf

Dioden---Transimpedanzverstärker(10MegOhm)---Verstärkerx100----Ausgang

Wenn man dem Oszibild glauben darf, dann kommen da ca. 0,5V "peaks" am 
Ausgang heraus.

Der AD623 ist für diese Schaltung unbrauchbar.

von Paul W. (paul_w)


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Vielen Dank für die Infos! Sieht so aus als ob ich da wirklich falsch 
gegriffen hab...
Das "Stuttgarter Geigerle" werde ich auf jeden Fall mal anschauen, damit 
kann ich mir mal ein Wochenende die Zeit vertreiben.
LG Paul

von Helmut S. (helmuts)


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Paul W. schrieb:
> Vielen Dank für die Infos! Sieht so aus als ob ich da wirklich falsch
> gegriffen hab...
> Das "Stuttgarter Geigerle" werde ich auf jeden Fall mal anschauen, damit
> kann ich mir mal ein Wochenende die Zeit vertreiben.
> LG Paul

Schau dir auch mal die Infos und Links auf der Hauptseite an. Der 
Inhaber der Seite, Bernd Laquai (Impressum), ist wirklich ein Fachmann 
auf dem Gebiet der Strahlungsmesstechnik.

http://opengeiger.de/

: Bearbeitet durch User
von georg (Gast)


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Paul W. schrieb:
> Sieht so aus als ob ich da wirklich falsch
> gegriffen hab...

Zitat von Opengeiger:
"Abb. 1: Wechselwirkung der unterschiedlichen Strahlenquanten in einer 
PIN-Diode mit Plastikgehäuse
(schematisch): Die Alpha-Strahlung wird bereits im transparenten 
Plastikgehäuse vollständig absorbiert,
die Beta-Strahlung erreicht die aktive (I)-Zone und kann Ladungsträger 
generieren, die Gamma-
Strahlung wird ohne Wechselwirkung transmittiert"

Soll heissen, BPW34 ist nur für Betastrahlung geeignet.

Es genügt eben nicht einen ungeeigneten OpAmp zu verwenden, man braucht 
auch noch den falschen Sensor...

Georg

von nachtmix (Gast)


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Paul W. schrieb:
> (die Diode ist an sich nicht verpackt und steckt
> nur auf dem Breadboard). Daher weiß ich nicht ob das jetzt einfach
> zufälliges Rauschen war, oder ein reales Signal.

Das geht ja gar nicht!

Die BPW ist in erster Linie eine lichtempfindliches Bauteil und muß 
deshalb (genau wie Photomultiplier) absolut lichtdicht verpackt sein, 
wenn du geringe Mengen von ionisierende Strahlung messen willst.
Wahrscheinlich hast du aber nur Störimpulse aus dem Stromnetz gesehen, 
denn auch empfindliche Verstärker müssen gut abgeschirmt sein.
Ein offenes Steckbrett ist dafür so ungefähr der ungeeignetste Aufbau, 
den man sich vorstellen kann.

Als Mindestmaß von  Abschirmung könntest du die komplette Schaltung in 
einer metallischen Keksdose unterbringen und die Photodiode durch ein 
Bohrloch hinausschauen lassen.

Wenn man die Schaltung mit Batterien oder Akkus versorgt, die ebenfalls 
in diesem Abschirmgehäuse untergebracht sind, vermeidet man viel Ärger, 
den man sich durch über Verbindungsleitungen eingeschleppte Störimpulse 
einhandeln kann.

Was für einen Prüfstrahler verwendest du?

von jemand (Gast)


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Die Sache ist die, dass eine solche Diode winzig ist.
Das heißt, die Wahrscheinlichkeit, dass ein Teilchen einer Proble die 
aktive Schicht trifft, ist natürlich viel kleiner als beispielsweise bei 
einem Zählrohr oder einem Szintillatorkristall.
Ein Zählrohr hat eine aktive Fläche, die hunderte male so groß ist wie 
die einer Photodiode.

Aus meiner Sicht die einfachste und billigste Lösung für Bastler ist, 
sich bei Ebay z.B. ein SBM-20 zu bestellen, und eine der zahlreichen 
bekannten Schaltungen aufzubauen. Es ist nicht so teuer:
https://www.ebay.de/itm/NEUE-SBM-20-SBM20-20-ein-STS-5-SI22G-Geiger-Muller-Rohrzahler/192818571208?hash=item2ce4e1e7c8:g:CZcAAOSwa~hZYOI9:rk:1:pf:0

Ein Zählrohr reicht z.B. auch aus, um die Umgebungsradioaktivität zu 
messen, wenn die Messzeit hoch genug ist.
Dazu findet man Angaben zur Empfindlichkeit der gängigen Zählrohre (d.h. 
man hat einen Anhaltspunkt, was eine bestimmte Zählrate bedeutet), bei 
der Diode weiß man eigentlich nicht so genau, was man eigentlich misst. 
Sie taugt damit hauptsächlich für Vergleichsmessungen.

Das SBM-20 ist für Beta und Gammastrahlung geeignet.
Wer Alphastrahlung erfassen will, kann ein Fensterzählrohr verwenden. 
Das LND712 ist eines, das soll so auch im Gammascout sein. Das ist 
relativ gut zu bekommen, auch für Privatleute.

Der Nachteil von Fensterzählrohren ist das empfindliche Fenster.

PS:
Es gibt kleinere Zählrohre. Ich habe sie probiert. Bei einem SBM-20 ist 
eine Messzeit für z.B: 150nSv schon halbwegs akzeptabel, bei dem kleinen 
von Pollin darf man schon 2h messen für das gleiche Ergebnis.

von Max M. (mustermax)


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Helmut S. schrieb:
> Schau dir mal die Schaltung auf den letzten Seiten an.
> http://opengeiger.de/StuttgarterGeigerleV1.pdf
>
> Dioden---Transimpedanzverstärker(10MegOhm)---Verstärkerx100----Ausgang
>
> Wenn man dem Oszibild glauben darf, dann kommen da ca. 0,5V "peaks" am
> Ausgang heraus.
>

Ich habe selber mal diese Schaltung hier nachgebaut um Gamma-Strahlen 
nachzuweisen (ohne Spektroskopie):
https://www.elektronik-labor.de/Projekte/Alpha5.html
Bei mir funktionierte es nicht. Kann auch an meinem Anwendungsfall 
liegen. Ich hatte Uranglas als Teststrahler.


Die opengeiger-Schaltung ist etwa doppelt so komplex mit der 
Komparator-Einheit.
Kann mir jemand sagen, ob Gamma-Strahlen damit nachweisbar wären? Bei 
mir soll ein nachgeschalteter AVR die Impulse zählen.

Kennt jemand denn noch andere Schaltungen? Mittlerweise ist ja einige 
Zeit vergangen.

von ArnoR (Gast)


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Max M. schrieb:
> Ich habe selber mal diese Schaltung hier nachgebaut um Gamma-Strahlen
> nachzuweisen (ohne Spektroskopie):
> https://www.elektronik-labor.de/Projekte/Alpha5.html
> Bei mir funktionierte es nicht.

Das wundert mich nicht. Ich habe die Schaltung mal in der Simulation mit 
meinem "Standard-Testsignal" (welches ich aus tausenden Messungen an 
Proben abgeleitet habe) geprüft. Erwartungsgemäß kommt da fast nichts 
raus.

Ein durchschnittliches Betateilchen erzeugt in der Kainka-Schaltung eine 
Ausgangsamplitude von gerademal 250µV nach dem TIA. Die Ursache ist die 
extrem langsame Schaltung mit zu großer wirksamer Kapazität am Sensor. 
Mit einer Rückkoppelkapazität von 1pF am TIA bekommt man schon die 
10-fache Amplitude.

von Harald W. (wilhelms)


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Max M. schrieb:

> Ich habe selber mal diese Schaltung hier nachgebaut um Gamma-Strahlen
> nachzuweisen (ohne Spektroskopie):
> https://www.elektronik-labor.de/Projekte/Alpha5.html

Hast Du hier:
https://www.elektronik-labor.de/Projekte/Projekte.html#gamma
Schon nach anderen, einfacheren Schaltungen gesucht?
Vielleicht ist Dein Strahler auch einfach nur zu schwach
für Deinen Detektor.

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