Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Edelstahl Härte Vergleich


von Kurt-Dieter G. (sunnyside)


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Hallo,
ist V4A-Edelstahl härter als V2A-Edelstahl oder nur
robuster(seewasserfest etc.).
Danke schonmal.

von michael_ (Gast)


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Härter?
Sieh in das Datenblatt des Lieferanten.

Deine Frage sieht aus, als ob du gar keine Ahnung von Stahl hast.
Was willst du machen?

von L. H. (holzkopf)


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Die Frage nach "härter" ist etwas unpassend.

Vergleich mal die Zugfestigkeiten und die unterschiedlichen bevorzugten 
Einsatzbereiche.

Grüße

von ryven (Gast)


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Zufestigkeit ist was anderes als die Brinelhärte.
Vergüten kannst du keines der beiden.
Aber es gibt weiter Nirosta Stähle

von Minimalist (Gast)


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Harte Rostträge Stähle sind z. B.
X50CrMoV15 (1.4116)
X46Cr13 (1.4034)
X39Cr13

Sehr Korrosionsfest und hoch härtbar ist auch
X 30 CrMoN 15 1 der bis 60 HRC geht

von HyperMario (Gast)


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V2A und V4A sind (wie Nirosta) keine Materialbezeichnungen, daher kann 
das niemand sagen.

Mann kann davon ausgehen das V4A seewasserbeständig ist. Aber selbst das 
ist nicht sicher.

von StahlagMiet (Gast)


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HyperMario schrieb:
>>V2A und V4A sind (wie Nirosta) keine Materialbezeichnungen...

Doch, doch...

https://www.edelstahl-rostfrei.de/page.asp?pageID=1574

von L. H. (holzkopf)


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StahlagMiet schrieb:
> HyperMario schrieb:
>>>V2A und V4A sind (wie Nirosta) keine Materialbezeichnungen...
>
> Doch, doch...

Ja, natürlich sind das Materialbezeichnungen, die z.B. auch bei 
Schrauben, "verkürzt" (mit A2 od. A4) zusammen mit deren Zugfestigkeit 
in die Schraubenköpfe eingeprägt sind, damit sich niemand mit 
Anzugsmomenten "vertut".

Grüße

von ryven (Gast)


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Nirosta ist ne Gruppenbezeichung und sagt nicht aus was es ist.

von oszi40 (Gast)


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A2 od. A4 ist NUR das Material.
A2-50 oder A2-70 die Zugfestigkeit. Siehe Schraubenlexikon 
https://www.schrauben-lexikon.de/download/pdf/450-Kennzeichnung-Edelstahl.pdf

von W.S. (Gast)


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Kurt-Dieter G. schrieb:
> ist V4A-Edelstahl härter als V2A-Edelstahl

Nö, nur ekliger bei der Bearbeitung. Stichwort: Spanbarkeit. Die ist je 
nach Legierung ziemlich unterschiedlich.

W.S.

von Bernd F. (metallfunk)


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W.S. schrieb:
> Kurt-Dieter G. schrieb:
>> ist V4A-Edelstahl härter als V2A-Edelstahl
>
> Nö, nur ekliger bei der Bearbeitung. Stichwort: Spanbarkeit. Die ist je
> nach Legierung ziemlich unterschiedlich.
>
> W.S.

Das kann man pauschal nicht sagen.
Ich verarbeite seit mehr als 40 Jahren rostfreie Stähle.

Du steckst nicht drin, was du geliefert bekommst.
Selbst ein profaner 1.4301= V2A, kann dich ( Und deine Maschinen),
in den Wahnsinn treiben.

Kaltgezogenes Rundmaterial ist so ein Kandidat, da versagen
manchmal beste Sägeblätter.

Oder, du bohrst ein Loch, ein kurzes Quietschen und es geht nur
noch mit Vollhartmetall (Steinbohrer!) weiter.

Jahrzehnte Erfahrung helfen da leider auch nicht immer.

Grüße Bernd

von MaWin (Gast)


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Bernd F. schrieb:
> Oder, du bohrst ein Loch, ein kurzes Quietschen und es geht nur
> noch mit Vollhartmetall (Steinbohrer!) weiter.

Uff, da bin ich ja beruhigt dass das sogar Profis passiert und nicht nur 
mir.

Warum härten eigentlich die Werkstücke immer bei der Bearbeitung und die 
Werkzeuge werden bei derselben Arbeit weich. Kann nicht mal der Bohrer 
härten und das Blech weich werden ?

von L. H. (holzkopf)


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MaWin schrieb:
> Bernd F. schrieb:
>> Oder, du bohrst ein Loch, ein kurzes Quietschen und es geht nur
>> noch mit Vollhartmetall (Steinbohrer!) weiter.
>
> Uff, da bin ich ja beruhigt dass das sogar Profis passiert und nicht nur
> mir.

VA ist mit HSS einfach nur ekelhaft zu bohren. :)
Das Quietschen ist dann meistens mit dem "Fresser" des Bohrers im 
Material verbunden.
Mit HSSE (E steht nicht für Edelstahl, sondern für Höherlegierung von 
HSS mit 3-5% Co => höhere Härte) geht es besser, aber auch nicht richtig 
gut.
Liegt am Ni im VA, der zum Schmieren und "Aufbatzen" neigt.
>
> Warum härten eigentlich die Werkstücke immer bei der Bearbeitung und die
> Werkzeuge werden bei derselben Arbeit weich. Kann nicht mal der Bohrer
> härten und das Blech weich werden ?

Es gibt schon Bohrer mit HM-Besatz, mit denen man z.B. Feilen 
durchbohren kann, die immerhin auf ca. 62-63 HRC gehärtet sind.

Phänomenal ist dabei, daß ohne jegliche Kühlung gebohrt wird.
Und im Schnitt sowohl das zu bohrende Material, als auch der Bohrer (im 
HM-Bereich) rotglühend werden.

Diese Bohrer sind auch anders angeschliffen als Steinbohrer.
Nämlich nicht mit einer "gebrochenen" Schneide, sondern mit einer 
scharfen.

Probier's einfach mal mit HSSE (mit Facetten-Anschliff) und/oder einem 
HM-Bohrer mit scharfer Schneide.

Mit überlangen HSSE-Zentrierbohrern geht es auch ganz gut.
https://www.nachreiner-werkzeuge.de/sortiment/bohrer-hss-amp-hsse/zentrierbohrer/zentrierbohrer-form-a/834/hsse-zentrierbohrer-60-deg-uuml-berlang

Hast dann zwei Bohrerenden, die Dir jede Werkzeug-Schleiferei 
nachschleifen kann. ;)

Grüße

von Wolfgang (Gast)


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HyperMario schrieb:
> Mann kann davon ausgehen das V4A seewasserbeständig ist. Aber selbst das
> ist nicht sicher.

Das "...beständig" kann man besser durch "...beständiger" ersetzen.
Mit Spaltkorrosion kann man auch bei V4A noch "Freude" haben.

von Max M. (jens2001)


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Bernd F. schrieb:
> du bohrst ein Loch, ein kurzes Quietschen und es geht nur
> noch mit Vollhartmetall (Steinbohrer!) weiter.

> Jahrzehnte Erfahrung helfen da leider auch nicht immer.

Doch! Dann weis man das V2A bei Erwärmung nachhärtet/verfestigt.
Also IMMER mit VIEL Kühlschmierstoff arbeiten. Und mit reduzierter 
Drehzahl/Schnittgeschwindigkeit. Dafür aber einen etwas dickeren Span 
abnehmen damit wenn sich das Material oberflächig verfestigt hat man 
praktisch unter dieser Schicht hindurchschneidet.

von Matthias L. (limbachnet)


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Max M. schrieb:
> Also IMMER mit VIEL Kühlschmierstoff arbeiten.

Geht nur nicht "immer". Mach das mal z.B. bei Geländerstreben im 
Innenbereich - der Hausherr wird dir etwas husten, wenn du seine Treppe 
mit KSS flutest...

: Bearbeitet durch User
von Manfred (Gast)


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L. H. schrieb:
> Es gibt schon Bohrer mit HM-Besatz, mit denen man z.B. Feilen
> durchbohren kann, die immerhin auf ca. 62-63 HRC gehärtet sind.

Nur, dass diese Feilen eben hart sind, aber nicht zäh .

Vergleicht man  eine Zugprobe von Edelstahl gegen normalen Stahl, fällt 
auf, dass sich diese deutlich mehr längt bevor sie bricht.

Man tut sich auch schwer, zuverlässig Drehmomente für V2A-Schrauben zu 
benennen und setzt diese an an Teilen wie Kardanwelle oder Bremsanlage 
besser nicht ein.

von Bernd F. (metallfunk)


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Jahrzehnte Erfahrung: Da muss ein Span entstehen!

Das klingt im ersten Moment simpel, ist auch in der Werkstatt
noch machbar. (Egal ob Säge, Bohrmaschine oder Drehbank).

Richtig schwierig wird es auf der Baustelle. Da braucht es
manchmal 4 kräftige Schlosserhände, um bei moderater Drehzahl
diesen Span zu erzeugen.

Wenn kein Span kommt, sofort aufhören!
Dann ist entweder der HSSE- Bohrer stumpf, oder der Druck
reicht nicht.

Auf der einen Baustelle gibt es keine Probleme, eine Woche
später hast du eine andere Materialcharge und könntest
das Projekt an die Wand nageln.

Wichtig ist niedrige Drehzahl, tierischer Vorschubdruck
und Schmierung. Die Fettschmierstifte (z.B. Jokisch), sind
da nicht schlecht.

Grüße Bernd

: Bearbeitet durch User
von Max M. (jens2001)


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Bernd F. schrieb:
> Wichtig ist niedrige Drehzahl, tierischer Vorschubdruck
> und Schmierung.

Mein Reden!

Max M. schrieb:
> Also IMMER mit VIEL Kühlschmierstoff arbeiten. Und mit reduzierter
> Drehzahl/Schnittgeschwindigkeit. Dafür aber einen etwas dickeren Span
> abnehmen damit wenn sich das Material oberflächig verfestigt hat man
> praktisch unter dieser Schicht hindurchschneidet.

von Lurchi (Gast)


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Beim Edelstahl ist die Härte nicht nur von der Legierung abhängig, 
sondern auch der Verformung / Wärmebehandlung vorher. Durch 
Kaltverformung kann die Härte deutlich zunehmen. Das passiert z.B. wenn 
ein Stumpfer Bohrer nicht richtig fasst. D.h. die selbe Legierung kann 
recht weich sein oder recht hart, wobei der wirklich weiche Zustand 
selten ist.

Noch etwas ausgeprägter ist so ein Verhalten bei Kupfer: das gibt es 
weich erglüht oder hart. Der Unterschied liegt da nur in der Verformung, 
nicht in der Chemie.

von Bernd F. (metallfunk)


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Lurchi schrieb:
> Beim Edelstahl ist die Härte nicht nur von der Legierung abhängig,
> sondern auch der Verformung / Wärmebehandlung vorher. Durch
> Kaltverformung kann die Härte deutlich zunehmen. Das passiert z.B. wenn
> ein Stumpfer Bohrer nicht richtig fasst. D.h. die selbe Legierung kann
> recht weich sein oder recht hart, wobei der wirklich weiche Zustand
> selten ist.

Das ist ja das gemeine bei dem Material.
Du weisst nie, was du vom Händler bekommst.

Eine Woche hast du Flach 20x6 und bohrst problemlos 100 Löcher.
Ein halbes Jahr später hast du die gleiche Abmessung, sieht
auch fast gleich aus, und du bist nur noch am Bohrerschleifen
und Rumfluchen.

Grüße Bernd

von Kurt-Dieter Glissmann (Gast)


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@alle

Nochmals danke für die vielen Antworten.
Ich glaube jetzt komm ich zurecht.

Gruß
Dieter

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