Forum: Platinen Wo gibts "Hammer Header"


von HammerHeaderMann (Gast)


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Hat jemand eine Ahnung wo es sowas: 
https://shop.pimoroni.de/products/gpio-hammer-header
in Schland noch gibt bzw. unter welchen anderen Namen das noch zu finden 
ist?
Bei üblichen Verdächtigen wie Conrad, Reichelt, Amazon, Ebay ... konnte 
ich nix finden. Wenn es sowas mit evtl. noch etwas kleinerem Pin 
Durchmesser gibt wäre das auch gut zu wissen.

von Daniel (Gast)


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von René F. (Gast)


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Wie mein Vorredner schon sagte ist das Stichwort „Press Fit“, in diesem 
Format gibt es nicht nur Stiftleisten sondern auch Flachsteckfahnen, 
andere Steckverbinder wie zum Beispiel für Ethernet und auch für die 
Kondensatoren in Airbag-Steuergeräten.

Die Press Fit Stecker sind zum Beispiel in der Automotive-Branche recht 
verbreitet und haben sich bei korrekter Umsetzung als sehr zuverlässig 
erwiesen. Bei privaten Basteleien würde ich aber einen Bogen darum 
machen. Vor einiger Zeit war ich beruflich bedingt in einem Werk eines 
Automobilzulieferers und habe von meinem Ansprechpartner eine Führung 
durch die Fertigung erhalten. Auch über das Thema Press Fit mit 
Vorführung der entsprechenden Maschinerie und RoHS haben wir uns 
unterhalten. Die Automaten von Tyco waren teils größer als die 
Inline-Flashing Straßen.

Ein bisschen Offtopic:
Die Prozesse bei den Zulieferern sind soweit optimiert, das sogar eine 
Reinigung der Platinen nach dem bestücken entfällt. Und auch wenn es bei 
der RoHS teils noch Ausnahmen im Automotive Bereich gibt wird auch dort 
schon weitestgehend alles RoHS konform produziert, entsprechender 
Zulieferer hatte nur noch eine 1-stellige Anzahl an Projekten welche 
nicht auf bleifrei umgestellt werden konnte.

von georg (Gast)


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PressFit ist ein Markenname, allgemein nennt sich das Einpresstechnik. 
Das ist aber nur geeignet in einer industriellen Serienproduktion mit 
präzise abgestimmten Parametern (u.a. Bohrdurchmesser, Metallisierung) 
und geeignter maschineller Ausrüstung.

Dafür sind Stecker und andere Bauteile in grossen Stückzahlen verfügbar. 
So etwas für Bastler mit der Montagemethode "Hammer" zu bewerben ist ein 
Witz, aber ein ganz schlechter. Einen 64pol Stecker kriegt man ohne 
Presse und speziellem Werkzeug nicht rein, und wenn doch mit Gewalt ist 
das Ergebnis äusserst unzuverlässig.

Wer drauf reinfällt ist selbst schuld.

Georg

von Bürovorsteher (Gast)


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> Ein bisschen Offtopic:
> Die Prozesse bei den Zulieferern sind soweit optimiert, das sogar eine
> Reinigung der Platinen nach dem bestücken entfällt.

Das macht doch außer bei handgelöteten Mustern seit Jahrzehnten niemand 
mehr.

von Alex G. (dragongamer)


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georg schrieb:
> Witz, aber ein ganz schlechter. Einen 64pol Stecker kriegt man ohne
> Presse und speziellem Werkzeug nicht rein, und wenn doch mit Gewalt ist
> das Ergebnis äusserst unzuverlässig.
>
> Wer drauf reinfällt ist selbst schuld.
Erstens, der Raspi hat "nur" eine 40Pol Leiste.
Zweitens habe ich genau den verlinkten Zero hier und es funzt 
problemlos. Wieso denn auch nicht? Und wie soll das unzuverlässig 
werden? Man sieht ja wenn alle Beinchen drin sind.

Kann mir aber vorstellen dass das Modell dort für den Einbau ohne 
Spezialmaschine optimiert wurde.

von jemand (Gast)


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georg schrieb:
> Wer drauf reinfällt ist selbst schuld.

Naja, Raspberry-PI-Leuten kann man das schon andrehen.

Alex G. schrieb:
> Erstens, der Raspi hat "nur" eine 40Pol Leiste.
> Zweitens habe ich genau den verlinkten Zero hier und es funzt
> problemlos. Wieso denn auch nicht? Und wie soll das unzuverlässig

Q.E.D.

;-)

Ich persölich würde mir, wenn es wenigstens die korrekten Löcher und die 
richtige Metallisierung ist (Was ich beim Rapsberry PI bezweifle!) eine 
Vorrichtung mit einem Schraubstock bauen. Das dürfte um einiges sanfter 
sein, als das mit dem Hammer hineinzudreschen.

Unser Fertigungspartner (wir sind Industrie) hat uns von der Verwendung 
abgeraten. Wir machen Pin & Paste. Mir scheint, die Technik ist für 
Großserien gedacht, wo sie auch zuverlässig sein soll.

von Soul E. (Gast)


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Einpresstechnik ist durchaus prozessicher realisierbar. Allerdings 
stellt das hohe Anforderungen an die Geometrie der Leiterplatte. 
Typisches Beispiel: Fertigloch-Durchmesser 1,00 +0,09/-0,06 mm bei einer 
Kupferstärke von 25 - 50 µm und einer Zinnschichtdicke von 5 - 35 µm in 
der Bohrung(!). Das weist der Leiterplattenhersteller über Schliffbilder 
und Erstmusterprüfbericht nach und wiederholt diese Prüfung regelmäßig.

Solche Extrawürste dreht dee Leiterplattenhersteller nur wenn ein 
gewisses Auftragsvolumen dahintersteht. Mit den Prototypenlieferanten 
für den Heimgebrauch ist sowas nicht machbar.

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Jemand.

jemand schrieb:

> Unser Fertigungspartner (wir sind Industrie) hat uns von der Verwendung
> abgeraten. Wir machen Pin & Paste.

Das geht bei "normaldicken" Platinen auch recht gut. Ich hab früher auch 
mal so etwas gemacht. Wurde aber nicht Pin in Paste sondern auf der 
Welle verlötet.

> Mir scheint, die Technik ist für
> Großserien gedacht, wo sie auch zuverlässig sein soll.

Es wird dann gemacht, wenn es gebraucht wird. Z.b. bei zig Lagen 
Platinen die sonst kaum noch verlötet werden können oder wenn es sehr 
vibrationsfest sein soll.

Dazu gibt es dann kleine Pressen (z.B. 3t) und passende Matritzen um 
Platine und Bauteil sicher pressen zu können, und dann wird das auch für 
Einzelstücke und Kleinserien bis zu 100 Stück im Jahr gemacht.

Nicht vergessen: Beim pressen schön mit Isopropanol "schmieren".

Die Platinen sind dabei natürlich schon wieder größere Serien von 
mehreren hundert Stück, die aber Bestückungsvarianten (entsprechend 
Kleinserie oder Einzelstück) aufweisen.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.dl0dg.de

: Bearbeitet durch User
von Max G. (l0wside) Benutzerseite


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Bürovorsteher schrieb:

>> Die Prozesse bei den Zulieferern sind soweit optimiert, das sogar eine
>> Reinigung der Platinen nach dem bestücken entfällt.
>
> Das macht doch außer bei handgelöteten Mustern seit Jahrzehnten niemand
> mehr.

Doch. Leider. Musste meinem Bestücker extra sagen, dass er No-Clean-Flux 
nehmen und nicht waschen soll.

von jemand (Gast)


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Bernd W. schrieb:
> Es wird dann gemacht, wenn es gebraucht wird. Z.b. bei zig Lagen
> Platinen die sonst kaum noch verlötet werden können oder wenn es sehr
> vibrationsfest sein soll.

Jeder normal denkende Mensch macht Drill-holes als plated. Das ist 
Standard. Sogar der Inbegriff der Billigchinesen (Elecrow) tut das bei 
seinen billigsten Platinen:
https://www.elecrow.com/wiki/index.php?title=Q%26A_for_PCB_service

Das Loch wird mit Kupfer "ausgekleidet" das alle Lagen kontaktier (in 
der Praxis wird das einfach galvanisiert), da müssen die Lagen nicht 
einzeln angelötet werden. Würde mich mal interessieren, aus welchem 
Jahrtausend solche Märchen stammen.

Im Übrigen:
Jetzt erklär doch mal, wie die Einpresstechnik die ganzen Lagen bei 
einem non-plated Loch durchkontaktieren soll. Ich bin gespannt ;-)

Bernd W. schrieb:
> Die Platinen sind dabei natürlich schon wieder größere Serien von
> mehreren hundert Stück, die aber Bestückungsvarianten (entsprechend
> Kleinserie oder Einzelstück) aufweisen.

Hunderte Stück sind im Höchstfall Prototypen, aber keine Serie. Mein 
Arbeitgeber baut kleine Serien - 2k - 20k pro Jahr. Von einer solchen 
Stammt die Information.
Mein ehemaliger baute auch "kleiner" Serien, maximal 200k pro Jahr. Und 
selbst da war die Einpresstechnik nicht lohnend.

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo jemand.

jemand schrieb:

> Jeder normal denkende Mensch macht Drill-holes als plated. Das ist
> Standard. Sogar der Inbegriff der Billigchinesen (Elecrow) tut das bei
> seinen billigsten Platinen:
> https://www.elecrow.com/wiki/index.php?title=Q%26A_for_PCB_service
>
> Das Loch wird mit Kupfer "ausgekleidet" das alle Lagen kontaktier (in
> der Praxis wird das einfach galvanisiert), da müssen die Lagen nicht
> einzeln angelötet werden. Würde mich mal interessieren, aus welchem
> Jahrtausend solche Märchen stammen.

Wenn Du 12 Lagen mit teilweise mehr als 70u hast, und große Flächen, 
dann wird auch ein platiertes Loch nicht mehr besonders gut von einer 
Seite her erwärmt, um gut zu verlöten. ;O)

Wenn Du die Kontaktierung dann nur über die Hülse machst, ist das 
manchmal etwas wenig.

Du kannst jetzt über das Design schimpfen, aber das habe ich auch nicht 
gemacht.

>
> Im Übrigen:
> Jetzt erklär doch mal, wie die Einpresstechnik die ganzen Lagen bei
> einem non-plated Loch durchkontaktieren soll. Ich bin gespannt ;-)

Ich habe nirgendwo von einem non-plated Loch geschrieben. Das ist 
lediglich Deine schräge Interpretation. ;O)

Einpresstechnik kann auf der gesamten Länge die Hülse kontaktieren.


>> Die Platinen sind dabei natürlich schon wieder größere Serien von
>> mehreren hundert Stück, die aber Bestückungsvarianten (entsprechend
>> Kleinserie oder Einzelstück) aufweisen.
>
> Hunderte Stück sind im Höchstfall Prototypen, aber keine Serie. Mein
> Arbeitgeber baut kleine Serien - 2k - 20k pro Jahr. Von einer solchen
> Stammt die Information.
> Mein ehemaliger baute auch "kleiner" Serien, maximal 200k pro Jahr. Und
> selbst da war die Einpresstechnik nicht lohnend.

Tja. Andere Branche, andere Bedingungen. ;O)

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.dl0dg.de

: Bearbeitet durch User
von Name: (Gast)


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Bernd W. schrieb:
> Wenn Du 12 Lagen mit teilweise mehr als 70u hast, und große Flächen,
> dann wird auch ein platiertes Loch nicht mehr besonders gut von einer
> Seite her erwärmt, um gut zu verlöten. ;O)

Aber ich sehe, ich habe deinen Beitrag falsch verstanden. Du meintest 
also, Multilayer ließe sich nicht gut verlöten, weil das soviel Wärme 
wegzieht, und nicht, dass die Lagen "durchverlötet" werden, korrekt?
Das ist natürlich ein sinnvoller Einwand ;-)

Dann habe deinen Beitrag falsch interpretiert. Diese komische Sache mit 
"auf einem Mainboard kann man keine Kondensatoren tauschen, weil da 
soviele Innenlagen sind die man nicht anlöten kann" wurde hier leider 
schon zu oft behauptet.

Zum Thema:
In der Produktion stellt sich die Frage nicht. Da wird die Platine 
vorgeheizt. Die Selektivlötanlage oder die Welle hat damit kein Problem.
Oder man macht sowieso Pin&Paste, da wird das beim Reflow mitgenommen. 
Wäre mir neu, dass man da Einpresstechnik bräuche.

Meine JBC hat jedenfalls auch bei 10 Lagen keine  Probleme, Stecker 
festzulöten.
Die Löcher bekommt man allerdings nicht mehr Zinnfrei mit Lötsauglitze. 
Ich nehm einen Bohrer für den Fall ;-)

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Name.

Name: schrieb:

> Dann habe deinen Beitrag falsch interpretiert. Diese komische Sache mit
> "auf einem Mainboard kann man keine Kondensatoren tauschen, weil da
> soviele Innenlagen sind die man nicht anlöten kann" wurde hier leider
> schon zu oft behauptet.

Ein Mainboard ist keine 8mm dicke Backplane für 200A Dauer. ;O)

> In der Produktion stellt sich die Frage nicht. Da wird die Platine
> vorgeheizt. Die Selektivlötanlage oder die Welle hat damit kein Problem.
> Oder man macht sowieso Pin&Paste, da wird das beim Reflow mitgenommen.
> Wäre mir neu, dass man da Einpresstechnik bräuche.

Bei Mainboards. Und wenn denn Thermals vorgesehen wurden.
Schimpf mich nicht für das Design aus. ;O)


> Meine JBC hat jedenfalls auch bei 10 Lagen keine  Probleme, Stecker
> festzulöten.

Ein Mainboard ist keine 8mm dicke Backplane für 200A Dauer. ;O)
Ausserdem wollen manche Leute nicht nur den Stecker "fest" haben, 
sondern die Lage besser kontaktiert haben als nur über die Hülse vom 
anderen Ende des Lochs her.


Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.dl0dg.de

: Bearbeitet durch User
von georg (Gast)


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Name: schrieb:
> In der Produktion stellt sich die Frage nicht. Da wird die Platine
> vorgeheizt

Das kann sein, dass man das im Griff hat, aber die LP ist nicht mehr 
reparierbar: selbst mit einem Dachrinnenlötkolben kriegt man ein 
defektes Relais nicht mehr raus.

Name: schrieb:
> Ich nehm einen Bohrer für den Fall

Das ist bei Multilayern ganz bestimmt die sinnvollste Methode, danach 
hast du keine Probleme mehr mit der Wärmeableitung von GND-Flächen usw. 
Man muss sich nur zu helfen wissen, dann kommt man auch mit der 
komplexesten Technik klar.

Georg

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