Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Öffentlicher Dienst (Fragen Vorstellungsgespräch + Allgemein )


von Thomas J. (thomas_j1)


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Guten Morgen,
nächste Woche Dienstag habe ich ein Vorstellungsgespräch in einem 
Stadtwerk in NRW. Eigentlich ist es so, dass ich bereits einen 
Arbeitsvertrag unterzeichnet habe und dort ab 1. April anfange. 
Nichtsdestotrotz möchte ich diese Chance aber noch wahrnehmen, da ich 
auch nicht negativ gegenüber dem ÖD eingestellt bin.

Nun aber zu meinem Anliegen:
1) Die werden sicherlich wieder fragen, warum ich mich gerade für den ÖD 
entscheiden möchte, obwohl es in der PW vermeintlich bessere Angebote 
gibt. Könnte mir jemand helfen, darauf eine vernünftige Antwort zu 
finden?
Ein guter Freund arbeitet dort in der gleichen Abteilung und sagt, dass 
man viel mehr Zeit hat Aufgaben qualitativ abzuarbeiten und die Kollegen 
spitze sind. Das sollte ich im VG aber nicht ansprechen. Ich bräuchte 
bitte ein paar Anregungen.
2) Ich weiß, dass man mit Bachelor dort nur geringe Aufstiegsschancen 
hat. Sollte man nebenbei noch einen Master machen, wird man dann 
automatisch in eine andere Gehaltsstufe verfrachtet oder muss man 
verhandeln?
3) Sollte man kein Master mehr machen; könnte man dennoch durch 
Berufserfahrungen und Leistungsbewertungen aufsteigen?
4) Was kann ich als Bachelor für eine Gehaltsstufe in NRW verlangen? EG 
9 oder 10?
5) Noch irgendwelche Tipps?

von Arno (Gast)


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Thomas J. schrieb:
> Nun aber zu meinem Anliegen:
> 1) Die werden sicherlich wieder fragen, warum ich mich gerade für den ÖD
> entscheiden möchte, obwohl es in der PW vermeintlich bessere Angebote
> gibt. Könnte mir jemand helfen, darauf eine vernünftige Antwort zu
> finden?
> Ein guter Freund arbeitet dort in der gleichen Abteilung und sagt, dass
> man viel mehr Zeit hat Aufgaben qualitativ abzuarbeiten und die Kollegen
> spitze sind. Das sollte ich im VG aber nicht ansprechen. Ich bräuchte
> bitte ein paar Anregungen.

Ich sag mal so: Wenn du selbst nicht weißt, warum, wie sollen wir es 
denn wissen?

Aus meiner Sicht gute Gründe, in den ÖD zu gehen, sind:

- Spannende Arbeitsaufgabe (für die meisten Menschen wahrscheinlich eher 
in Forschung u. Entwicklung als bei einem Stadtwerk, aber Menschen sind 
ja verschieden)
- Arbeite für alle Menschen (der Stadt, des Landes...) , nicht "nur" für 
Kunden und Eigentümer/Aktionäre der Firma
- Tolles Team, in dem ich gern arbeiten will
- Tausche Gehalt gegen relative Jobsicherheit

Schlechter Grund:
- Im ÖD kann ich Eier schaukeln, da wird keiner entlassen, nur weil er 
nicht arbeitet

> 2) Ich weiß, dass man mit Bachelor dort nur geringe Aufstiegsschancen
> hat. Sollte man nebenbei noch einen Master machen, wird man dann
> automatisch in eine andere Gehaltsstufe verfrachtet oder muss man
> verhandeln?
> 3) Sollte man kein Master mehr machen; könnte man dennoch durch
> Berufserfahrungen und Leistungsbewertungen aufsteigen?
> 4) Was kann ich als Bachelor für eine Gehaltsstufe in NRW verlangen? EG
> 9 oder 10?

Du wirst im Normalfall nicht automatisch durch einen Master in eine 
höhere Entgeltgruppe aufsteigen, denn die Entgeltgruppe hängt von der 
Stellenbeschreibung ab. Wenn du als Bachelor Müll abholst, wirst du 
vermutlich EG4 bekommen. Wenn du als Bachelor Projektverantwortung oder 
Personalverantwortung hast, ist EG12-EG14 möglich.

Wir haben beispielsweise viele Bachelor als Projektleiter die soweit ich 
weiß ab Einstellung in EG12 eingestuft sind, Master in EG13 (da wird 
dann die Stellenbeschreibung so angepasst, dass "anspruchsvollere" 
Aufgaben, meinetwegen größere Projektvolumina oder zusätzlich 
Veröffentlichungen dazu gehören)

Durch Berufserfahrung wirst du - fast automatisch - in der Entgeltstufe 
aufsteigen. Einstieg in Stufe 1, nach einem Jahr Stufe 2, nach weiteren 
zwei Jahren Stufe 3, ab Stufe 3 können die "Wartezeiten" verkürzt 
werden. In der Entgeltgruppe aufsteigen wirst du nur durch Übernahme 
neuer, "anspruchsvollerer" Tätigkeiten.

MfG, Arno

von Sebastian (Gast)


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Du hast einen Arbeitsvertrag unterschrieben, aber darin sind keine 
Gehaltsangaben. Komsich.

von Thomas J. (thomas_j1)


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Sebastian schrieb:
> Du hast einen Arbeitsvertrag unterschrieben, aber darin sind keine
> Gehaltsangaben. Komsich.

Du hast meinen Text schon richtig gelesen?

von Thomas J. (thomas_j1)


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Arno schrieb:
>> 2) Ich weiß, dass man mit Bachelor dort nur geringe Aufstiegsschancen
>> hat. Sollte man nebenbei noch einen Master machen, wird man dann
>> automatisch in eine andere Gehaltsstufe verfrachtet oder muss man
>> verhandeln?
>> 3) Sollte man kein Master mehr machen; könnte man dennoch durch
>> Berufserfahrungen und Leistungsbewertungen aufsteigen?
>> 4) Was kann ich als Bachelor für eine Gehaltsstufe in NRW verlangen? EG
>> 9 oder 10?
>
> Du wirst im Normalfall nicht automatisch durch einen Master in eine
> höhere Entgeltgruppe aufsteigen, denn die Entgeltgruppe hängt von der
> Stellenbeschreibung ab. Wenn du als Bachelor Müll abholst, wirst du
> vermutlich EG4 bekommen. Wenn du als Bachelor Projektverantwortung oder
> Personalverantwortung hast, ist EG12-EG14 möglich.
>
> Wir haben beispielsweise viele Bachelor als Projektleiter die soweit ich
> weiß ab Einstellung in EG12 eingestuft sind, Master in EG13 (da wird
> dann die Stellenbeschreibung so angepasst, dass "anspruchsvollere"
> Aufgaben, meinetwegen größere Projektvolumina oder zusätzlich
> Veröffentlichungen dazu gehören)
>

Erst einmal Danke für die Antwort. Laut der Stellenbeschreibung wäre ich 
nur "Mitarbeiter".
Aufgabengebiet:
"Ihr Aufgabengebiet:
• Sie sind verantwortlich für die Pflege und Weiterentwicklung des 
hauptabteilungsspezifischen Regelwerkskatasters, der anlagenbezogenen 
Gefährdungsbeurteilung und des Notfallmanagements.
• Sie übernehmen die Funktion des Beauftragten für Notfallvorsorge.
• Sie entwickeln und optimieren die Geschäftsprozesse der Hauptabteilung 
und sind für die Umsetzung und Weiterentwicklung des 
(Qualitäts)Managementsystems zuständig.
• Sie verantworten die externe und interne Audit- und 
Innenrevisionsplanung sowie die Koordination und Überwachung der Audits 
und Innenrevisionen.
• Sie übernehmen die Planung und Durchführung von spezifischen 
Schulungen zum Thema Qualitätsmanagement und wirken bei der Definition 
unternehmensweiter QM-Standards mit."

Was könnt ich dahingehend verlangen?

von Hüter der öffentlichen Ordnung (Gast)


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Thomas J. schrieb:
> Nun aber zu meinem Anliegen:
> 1) Die werden sicherlich wieder fragen, warum ich mich gerade für den ÖD
> entscheiden möchte, obwohl es in der PW vermeintlich bessere Angebote
> gibt. Könnte mir jemand helfen, darauf eine vernünftige Antwort zu
> finden?
> Ein guter Freund arbeitet dort in der gleichen Abteilung und sagt, dass
> man viel mehr Zeit hat Aufgaben qualitativ abzuarbeiten und die Kollegen
> spitze sind. Das sollte ich im VG aber nicht ansprechen. Ich bräuchte
> bitte ein paar Anregungen.
> 2) Ich weiß, dass man mit Bachelor dort nur geringe Aufstiegsschancen
> hat. Sollte man nebenbei noch einen Master machen, wird man dann
> automatisch in eine andere Gehaltsstufe verfrachtet oder muss man
> verhandeln?
> 3) Sollte man kein Master mehr machen; könnte man dennoch durch
> Berufserfahrungen und Leistungsbewertungen aufsteigen?
> 4) Was kann ich als Bachelor für eine Gehaltsstufe in NRW verlangen? EG
> 9 oder 10?
> 5) Noch irgendwelche Tipps?

zu 1.

Denke eher du wirst gefragt, warum du dich gerade auf diese Stelle 
beworben hast.

zu 2.
Tarifbeschäftigte sind nach ihren Tätigkeiten eingruppiert, nicht nach 
ihrem Abschluss.

zu 3. In den Erfahrungsstufen steigst du mit deiner Berufserfahrung. Für 
eine höhere EG musst du höherwertige Tätigkeiten zugeteilt bekommen.

zu 4. Wie gesagt, dass kommt auf die Tätigkeiten an. Normalerweise steht 
dies aber schon bei einer Stellenausschreibung dabei.

5. Informier dich gut über den Arbeitgeber und deine möglichen 
zukünftigen Tätgikeiten

von Thomas J. (thomas_j1)


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Hüter der öffentlichen Ordnung schrieb:

> zu 1.
>
> Denke eher du wirst gefragt, warum du dich gerade auf diese Stelle
> beworben hast.
Leider bin ich darin 0 geübt, da mir solche Frage in meinem letzten VG 
nicht gestellt wurden.
Was wäre denn eine halbwegs zufriedenstellende Antwort?
"Ich erkenne eine große Überschneidung meiner bisher erworbenen 
Erkenntnissen mit den Aufgaben, die mit dieser Position einher gehen. 
Sie suchen jemanden, der ... erledigt. Da könnten Sie von mir sehr 
profitieren durch meine Studententätigkeit und meiner BA, in welchen ich 
XXX gemacht habe."
Wäre das in Ordnung oder gibt es andere Tipps?

> zu 2.
> Tarifbeschäftigte sind nach ihren Tätigkeiten eingruppiert, nicht nach
> ihrem Abschluss.
In Ordnung.

> zu 4. Wie gesagt, dass kommt auf die Tätigkeiten an. Normalerweise steht
> dies aber schon bei einer Stellenausschreibung dabei.
Stellenbeschreibung steht oben.

> 5. Informier dich gut über den Arbeitgeber und deine möglichen
> zukünftigen Tätgikeiten

von Thomas J. (thomas_j1)


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Noch irgendwelche Ideen/Tipps?

von Dr. Who (Gast)


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Thomas J. schrieb:
> EG
> 9 oder 10?

Im öffentlichen Dienst wird für gewöhnlich nach TVöD, bzw. TV-L
vergütet, also mal locker ca. 20% weniger als IGM, oder behaupten
die was anderes?

Arno schrieb:
> Durch Berufserfahrung wirst du - fast automatisch - in der Entgeltstufe
> aufsteigen. Einstieg in Stufe 1, nach einem Jahr Stufe 2, nach weiteren
> zwei Jahren Stufe 3, ab Stufe 3 können die "Wartezeiten" verkürzt
> werden.

Sofern nichts anderes angegeben wurde. Ich habe gestern eine Stelle
bei der Polente gesehen wo ein paar der Stufen verändert wurden
(abweichende Stufenlaufzeit, keine Stufen 5 und 6).
Man steigt niedrig ein und nach oben wird gedeckelt. Vermutlich will
man wegen dem Fachkräftemangel Anreize schaffen und die höheren
Gruppen schützen. Wo soll da der Anreiz sein? ;(
Die sollen mal endlich sich an IGM anpassen und nicht immer hinterher
hinken.

von Christian R. (supachris)


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Dr. Who schrieb:
> Die sollen mal endlich sich an IGM anpassen und nicht immer hinterher
> hinken.

Im Prinzip wäre das schon schön (arbeite selbst nach TV-Bund). Aber das 
wäre ein Geschrei, wenn die Müllgebühren um 30% steigen, alle Ämter 30% 
mehr für ihre Gebühren verlangen, die Grundsteuer über den Hebesatz 
nochmal kräftig höher geschraubt wird. Achja, Strom, Gas, Wasser, 
Abwasser...alles TV-L, da muss natürlich das Gehaltsplus auch vom 
Verbraucher bzw. Steuerzahler kommen, woher sonst? Krankenhaus, 
Kindergarten, Schule. Alles sehr wünschenswert, dass da beim Gehalt was 
passiert, nur es muss eben dann die Allgemeinheit bezahlen, und da 
hört´s bei den allermeisten schon auf mit der Solidarität.

von Marius (Gast)


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Eine wichtige Anmerkung: Stadtwerke zahlen normalerweise nach TVV, was 
dem TVöD Bund deutlich näher als dem TV-L. Das ist schon mal besser. 
Dafür ist die Zusatzleistung nicht ganz so toll wie VBL, da ZVK-NRW rein 
AG finanziert ist ( letztendlich aber wenig AG Beitrag als VBL )

Kannst du ja hier ausrechnen:
https://oeffentlicher-dienst.info/c/t/rechner/tv-v?id=tv-v-2019

Mit Master sollte ab EG 13 eingestiegen werden, man kann aber auch Pech 
haben und darunter liegen. Standard sind ca. 38.5 Stunden

Zudem haben Stadtwerke oft die Möglichkeit noch ein paar Goodies on Top 
zu legen, zum Beispiel vergünstigte Strom/Gas Verträge oder Tickets für 
den öffentlichen Nahverkehr.

Ich würde es daher gerade in NRW definitiv in Betracht ziehen. Kommt 
halt ein wenig auf die Stadt. Ist aber eine Gute Möglichkeit für ein 
ausgeglichenes Leben, insbesondere dann, wenn du etwas ab vom Schuss 
bist. Dann ist das Gehalt oft gut im Vergleich zu den anderen lokalen 
Gehältern. Dazu recht hohe Jobsicherheit

von Denon (Gast)


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Man sollte sich allerdings im klaren sein dass das dann die "Endstation" 
ist.
Wenn man jemand ist der alle paar Jahre eine Veränderung haben will 
sollte man den öffentlichen Dienst meiden.

von Sucher (Gast)


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Thomas J. schrieb:
> Erst einmal Danke für die Antwort. Laut der Stellenbeschreibung wäre ich
> nur "Mitarbeiter".

Nein wärst du nicht.
→
Stadtwerke Münster GmbH sucht Mitarbeiter Prozess- und 
Qualitätsmanagement (m/w/i)



Interessant ist auch nur, was im Arbeitsvertrag steht. Denn da steht 
sicher nicht nur "Mitarbeiter".

von Clodius (Gast)


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Thomas J. schrieb:
> Aufgabengebiet:
> "Ihr Aufgabengebiet:
> • Sie sind verantwortlich für die Pflege und Weiterentwicklung des
> hauptabteilungsspezifischen Regelwerkskatasters, der anlagenbezogenen
> Gefährdungsbeurteilung und des Notfallmanagements.
> • Sie übernehmen die Funktion des Beauftragten für Notfallvorsorge.
> • Sie entwickeln und optimieren die Geschäftsprozesse der Hauptabteilung
> und sind für die Umsetzung und Weiterentwicklung des
> (Qualitäts)Managementsystems zuständig.
> ...

Na dann viel Spaß. Frage aber vorher mal, was mit deinem Vorgänger ist.
Ach so, wie viele Stunden arbeitest du die Woche? Allein das 
Sicherheits- und Notfallthema dürfte eine gute Vollzeitstelle sein. Also 
wird erwartet, dass du für zwei arbeitest...

von Werner S. (wernertrp)


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Wenn man beim Vorstellungsgespräch gefragt wird :
"Was machen Sie in ihrer Freizeit ?"

Was antworten Sie dann:

von Zocker_55 (Gast)


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> Autor: Werner S. (wernertrp)
> Datum: 09.03.2019 13:47

> Wenn man beim Vorstellungsgespräch gefragt wird :
> "Was machen Sie in ihrer Freizeit ?"

> Was antworten Sie dann:

Redest du immer solchen Müll ?

von Thomas J. (thomas_j1)


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Kann man ein VG beim ÖD mit einem aus der privaten Wirtschaft 
vergleichen?
Also sprich:
1) Warum haben Sie sich bei uns beworben?
2) Stärken, Schwächen
3) Wo sehen Sie sich in fünf Jahren
etc...

>Wenn man jemand ist der alle paar Jahre eine Veränderung haben will
>sollte man den öffentlichen Dienst meiden.
Das wäre für mich gar nicht so schlimm.

von oszi40 (Gast)


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Clodius schrieb:
> Sicherheits- und Notfallthema

Papierlage prüfen! Nötige Lehrgänge besuchen. Man sollte wissen was man 
tut, sonst ist ein Bein im Knast. Warum ist der Vorgänger weg?

von Thomas J. (thomas_j1)


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oszi40 schrieb:
> Clodius schrieb:
>> Sicherheits- und Notfallthema
>
> Papierlage prüfen! Nötige Lehrgänge besuchen. Man sollte wissen was man
> tut, sonst ist ein Bein im Knast. Warum ist der Vorgänger weg?

Das weiß ich nicht - woher auch? Kann ich erst am Dienstag erfragen.

von Thomas J. (thomas_j1)


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Wie würdet ihr die Stelle eingliedern? E9/10/11?

von Christian R. (supachris)


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Thomas J. schrieb:
> Wie würdet ihr die Stelle eingliedern? E9/10/11?

Im Normalfall zählt im ÖD nicht die Stelle selbst sondern erst mal die 
formale Qualifikation des Mitarbeiters.
Bis 8 ist Facharbeiter, 9 bis 12 Graduierter, also Diplom FH, BA usw. 
und ab 13 dann TU Diplom bzw. Master. Innerhalb der Gruppe dann je nach 
Tätigkeit, Beliebtheit, Parteibuch, und und und.

von Der kein Bock mehr A. (Gast)


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Arno schrieb:

> Durch Berufserfahrung wirst du - fast automatisch - in der Entgeltstufe
> aufsteigen. Einstieg in Stufe 1, nach einem Jahr Stufe 2, nach weiteren
> zwei Jahren Stufe 3, ab Stufe 3 können die "Wartezeiten" verkürzt
> werden. In der Entgeltgruppe aufsteigen wirst du nur durch Übernahme
> neuer, "anspruchsvollerer" Tätigkeiten.

Hi, nee , leider nicht ganz so, vermutlich hast Du die Begriffe einfach 
etwas verwürfelt ;-)
Die Stunden sind das was man früher im BAT als Erfahrungsstufen 
bezeichnete, Stichwort Bewährungsaufstieg. Die sind nach Dauer der 
Betriebeszugehörigkeit je nach Tarifvertrag festgelegt. Die kleineren 
Stufen haben kürzere Intervalle als die höheren, also verlängert sich 
nach hinten raus die Zeit, bis man in die nächste rutscht.

Die Entgeltgruppen bleiben meist gleich, außer es ändert sich inhaltlich 
etwas an der Stellenbeschreibung der ausgeschriebenen Stelle. Da ist das 
System eigentlich sehr unflexibel, die jeweiligen Einrichtungen haben 
auch oft in Abhängigkeit vom Tarifvertrag unterschiedliche Umgangsweisen 
damit, wie die Eingruppierung zu erfolgen hat.

Gruß

von Der kein Bock mehr A. (Gast)


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Christian R. schrieb:
> Thomas J. schrieb:
>> Wie würdet ihr die Stelle eingliedern? E9/10/11?
>
> Im Normalfall zählt im ÖD nicht die Stelle selbst sondern erst mal die
> formale Qualifikation des Mitarbeiters.
> Bis 8 ist Facharbeiter, 9 bis 12 Graduierter, also Diplom FH, BA usw.
> und ab 13 dann TU Diplom bzw. Master. Innerhalb der Gruppe dann je nach
> Tätigkeit, Beliebtheit, Parteibuch, und und und.

Hi, ja auch, aber wie schon gesagt, das hängt von der 
Stellenbeschreibung , genauer : Tätigkeitsbeschreibung ab.
Du kannst auch als Doktor der Informatik einen Adminjob bei den 
Stadtwerken für E9 machen, wenn das in der jeweiligen Einrichtung 
erlaubt ist, dann zählt der Titel nix.

Oder auf einer E13 dotierten Stelle, mit allen übernommenen Pflichten 
nur E9 bekommen, weil man keinen Adäquaten HS-Abschluss hat, aber 
trotzdem inhaltlich qualifiziert ist.

Gruß

von T. K. (Gast)


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Wieso willst du überhaupt in den ÖD? Da sind doch viele Minderleister 
bzw. Lowperformer unterwegs. Ich habe mir die Scheiße nach dem Bachelor 
angetan als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an meiner alten FH. Ich würde 
das nie wieder machen wollen. Da versuchen dir gescheiterte Existenzen 
zu erklären, wie die Welt da draußen funktioniert. War manchmal echt 
amüsant, denen zu zuhören :)

MfG

von Dr. Who (Gast)


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Jörch B. schrieb:
> Hi, ja auch, aber wie schon gesagt, das hängt von der
> Stellenbeschreibung , genauer : Tätigkeitsbeschreibung ab.

Eigentlich hängt das von den Leuten ab, die das zu entscheiden haben.
Viele Beschreibungen sind oft nicht mal die Tinte wert, wenn
es auf Papier geschrieben wäre. Manchmal wissen die Firmen selbst
nicht mal was sie brauchen.
Stellenangebote sind unverbindliche Einladungen sich zu Bewerben,
mehr nicht.

> Du kannst auch als Doktor der Informatik einen Adminjob bei den
> Stadtwerken für E9 machen, wenn das in der jeweiligen Einrichtung
> erlaubt ist, dann zählt der Titel nix.

Titel und Qualifikation sind das was man anbietet und darauf läuft
es hinaus, nämlich ein Anbieter und damit in einer ungünstigen
Situation zu sein. Der Entscheider kann dann annehmen, verhandeln
oder ablehnen. Wer hat hier wohl die besseren Trümpfe in der Hand?

> Oder auf einer E13 dotierten Stelle, mit allen übernommenen Pflichten
> nur E9 bekommen, weil man keinen Adäquaten HS-Abschluss hat, aber
> trotzdem inhaltlich qualifiziert ist.

Kann alles passieren, wenn der Geiz geil ist. Schließlich haben
wir Vertragsfreiheit und Freizügigkeit bei der Jobwahl.
So lange es genug Bewerber gibt, kann da jeder Entscheider frohlocken,
aber das Eis wird immer dünner.

Was die Eingruppierungen angeht, gibts es Beschreibungen dazu.
Allerdings dürften das Leitlinien sein und nicht in Stein gemeißelt
sein.

von G. L. (glt)


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Thomas J. schrieb:
> 1) Die werden sicherlich wieder fragen, warum ich mich gerade für den ÖD
> entscheiden möchte, obwohl es in der PW vermeintlich bessere Angebote
> gibt. Könnte mir jemand helfen, darauf eine vernünftige Antwort zu
> finden?
Ehrlich müsste man eher darauf antworten - scheue Leistungsdruck, 
Risiken u. sitze gerne meine Zeit ab.
Seltenst geht es um eine Stelle, die man nicht so leicht findet, 
unbedingt haben will u. jetzt ausgerechnet beim ÖD angeboten wird 
(obwohl es das durchaus gibt).

Das geht natürlich nicht - aber nach der Ausbildung brauchst Du halt 
eine Arbeit, die Stelle stellt sich als interessant dar - dass es jetzt 
ÖD u. nicht PW ist, ist für dich nicht ausschlaggebend,.....

> Ein guter Freund arbeitet dort in der gleichen Abteilung und sagt, dass
> man viel mehr Zeit hat Aufgaben qualitativ abzuarbeiten und die Kollegen
> spitze sind. Das sollte ich im VG aber nicht ansprechen.
Kann man so oder auch anders verstehen - dass Du das nicht ansprechen 
sollst, versteht jeder, der mal im ÖD war ;-)

> 2) Ich weiß, dass man mit Bachelor dort nur geringe Aufstiegsschancen
> hat. Sollte man nebenbei noch einen Master machen, wird man dann
> automatisch in eine andere Gehaltsstufe verfrachtet oder muss man
> verhandeln?
Aufstieg nur durch Tätigkeitsänderung.
Zudem sehr hoher Nasenfaktor anzutreffen, die Küngelei ist enorm - möcht 
man nicht glauben, wenn man es nicht erlebt hat.

> 3) Sollte man kein Master mehr machen; könnte man dennoch durch
> Berufserfahrungen und Leistungsbewertungen aufsteigen?
Können grundsätzlich ja, aber da kann dir gegenüber einem "Mitbewerber" 
plötzlich das Papier fehlen - im ÖD stehen die drauf.


> 4) Was kann ich als Bachelor für eine Gehaltsstufe in NRW verlangen? EG
> 9 oder 10?
Verlangen kannst Du viel - was Du bekommst, steht auf einem anderen 
Blatt.
In 1.Linie ist das von der Stellenbewertung abhängig - ein teil ist auch 
Verhandlungsspielraum. Hier aber aufpassen - sog. 
Stufenvorweggewährungen rollieren sich auf u. eine echte Gehaltserhöhung 
dauert u. geht nicht ohne, meist sehr zähe Verhandlungen.

> 5) Noch irgendwelche Tipps?
Ich würd eher raten, mach den Master, geh in die PW u. vergeude nicht 
dein Leben im ÖD.
Eine ÖD-Stelle kannst du später immer noch antreten, wenn Du meinst.
Seit TVÖD hat sich einiges verschlechtert, was den ÖD zumindest 
langfristig interessant gemacht hatte.

: Bearbeitet durch User
von Ingenieur (Gast)


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G. L. schrieb:
> vergeude nicht dein Leben im ÖD.

Mit diesem einen Satz kann man den gesamten Thread zusammenfassen. 
Chapeau!

von Seppi (Gast)


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Warum wird der ÖD hier immer so schlecht gemacht?
Wenn es demnächst in der Autoindustrie knallt sitzt man hier schön im 
Trockenen.

von Ingenieur (Gast)


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Seppi schrieb:
> Warum wird der ÖD hier immer so schlecht gemacht?

Diese Sicherheit wird aber mit zu vielen Nachteilen erkauft, vor allem 
mit sehr schlechter Bezahlung im Vergleich zur Industrie.

von Seppi (Gast)


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Klar, wenn man den ÖD mit den IGM Buden vergleicht, aber viele KMU 
zahlen auch nicht besser, teilweise schlechter.

von Ich bin ein (Gast)


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Ingenieur schrieb:
> Seppi schrieb:
>> Warum wird der ÖD hier immer so schlecht gemacht?
>
> Diese Sicherheit wird aber mit zu vielen Nachteilen erkauft, vor allem
> mit sehr schlechter Bezahlung im Vergleich zur Industrie.

Ab einem bestimmten Alter interessiert Geld einfach nicht mehr. Ich will 
meine Ruhe und stressfrei zur Arbeit und wieder nach Hause fahren.

Was nützt es mit mit Mitte 40 die dicke Industriekohle zu scheffeln, um 
dann mit Ende 40 einen Schlaganfall zu erleiden.

von Arno (Gast)


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Ingenieur schrieb:
> Seppi schrieb:
>> Warum wird der ÖD hier immer so schlecht gemacht?
>
> Diese Sicherheit wird aber mit zu vielen Nachteilen erkauft, vor allem
> mit sehr schlechter Bezahlung im Vergleich zur Industrie.

In München oder Stuttgart ja, in Berlin, Rostock oder Leer nicht.

(Wobei ich das nur für Uni-Diplom/-Master so sagen kann, die 
Eingruppierung von Uni-Bachelor oder FH-Abschlüssen weiß ich nicht 
sicher)

Mal in Zahlen: Uni-Diplom/-Master kommen idR an Stellen, die in EG13 
eingruppiert sind. Das sind (ab 1.4.2019) im ersten Jahr im TV-L 47900€ 
brutto, im TVöD-Bund 50300€ und im TV-V 62100€. Im zweiten Jahr 52400€ / 
54600€ / 68400€.

Das kommt natürlich nicht an IG-Metall-Tarifgehälter heran, aber wenn in 
den Gehaltsthreads hier ja immer wieder rumgeheult wird, über 35000€ 
brutto gäbe es für Ingenieure in der Industrie nicht, dann kann ich nur 
sagen: Dann geht doch in den öD...

MfG, Arno

von Hüter der öffentlichen Ordnung (Gast)


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Für jedes Bundesland gibt es einen eigenständigen TV-L, somit ist deine 
Aussage zum TV-L falsch!

von Ingenieur (Gast)


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Ich bin ein schrieb:
> Was nützt es mit mit Mitte 40 die dicke Industriekohle zu scheffeln, um
> dann mit Ende 40 einen Schlaganfall zu erleiden.

Wie hängt das eine mit dem anderen zusammen? Ich kann hier keine 
Kausalität erkennen. Ein gutbezahlter Job in der Industrie muss nicht 
stressig sein, jedenfalls nicht in einem Konzern, Stichwort: 
Arbeitsteilung.

von Ingenieur (Gast)


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Arno schrieb:
> Mal in Zahlen: Uni-Diplom/-Master kommen idR an Stellen, die in EG13
> eingruppiert sind. Das sind (ab 1.4.2019) im ersten Jahr im TV-L 47900€
> brutto, im TVöD-Bund 50300€ und im TV-V 62100€. Im zweiten Jahr 52400€ /
> 54600€ / 68400€.

Es steigt auch nur sehr langsam, in der Industrie dagegen geht es in den 
ersten Jahren steil nach oben.

von Arno (Gast)


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Hüter der öffentlichen Ordnung schrieb:
> Für jedes Bundesland gibt es einen eigenständigen TV-L, somit ist
> deine
> Aussage zum TV-L falsch!

Das ist gleich doppelt falsch:

- Nicht für jedes Bundesland, sondern nur für Ost, West und Hessen - der 
alte TV-L Berlin ist in TV-L West überführt worden.

- Und für TV-L West und TV-L Ost sind die Beträge in EG13 identisch, 
deswegen brauchte ich das nicht aufzuteilen.

Ingenieur schrieb:
> Arno schrieb:
>> Mal in Zahlen: Uni-Diplom/-Master kommen idR an Stellen, die in EG13
>> eingruppiert sind. Das sind (ab 1.4.2019) im ersten Jahr im TV-L 47900€
>> brutto, im TVöD-Bund 50300€ und im TV-V 62100€. Im zweiten Jahr 52400€ /
>> 54600€ / 68400€.
>
> Es steigt auch nur sehr langsam, in der Industrie dagegen geht es in den
> ersten Jahren steil nach oben.

Die Tabellen kann sich ja jeder (z.B. auf www.oeffentlicher-dienst.info) 
ansehen und selbst entscheiden, ob ihm das zu langsam ist, in der 
Industrie steiler geht und so weiter.

MfG, Arno

von Ayik (Gast)


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Arno schrieb:
> Mal in Zahlen: Uni-Diplom/-Master kommen idR an Stellen, die in EG13
> eingruppiert sind. Das sind (ab 1.4.2019) im ersten Jahr im TV-L 47900€
> brutto, im TVöD-Bund 50300€ und im TV-V 62100€. Im zweiten Jahr 52400€ /
> 54600€ / 68400€.

Man sollte vielleicht aber erwähnen, dass im TV-V ein bis zwei Gruppen 
niedriger der Einstieg und der Verlauf erfolgt. Realistisch ist also 
E11/E12 im TV-V. (Was aber trotzdem besser ist als TVöD und TV-L)

von Ingenieur (Gast)


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Arno schrieb:
> Die Tabellen kann sich ja jeder (z.B. auf www.oeffentlicher-dienst.info)
> ansehen und selbst entscheiden, ob ihm das zu langsam ist, in der
> Industrie steiler geht und so weiter.

Ich habe sie mir angesehen, und mir war sofort klar, dass der 
öffentliche Dienst für mich nicht in Frage kommt.

von Arno (Gast)


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Ayik schrieb:
> Arno schrieb:
>> Mal in Zahlen: Uni-Diplom/-Master kommen idR an Stellen, die in EG13
>> eingruppiert sind. Das sind (ab 1.4.2019) im ersten Jahr im TV-L 47900€
>> brutto, im TVöD-Bund 50300€ und im TV-V 62100€. Im zweiten Jahr 52400€ /
>> 54600€ / 68400€.
>
> Man sollte vielleicht aber erwähnen, dass im TV-V ein bis zwei Gruppen
> niedriger der Einstieg und der Verlauf erfolgt. Realistisch ist also
> E11/E12 im TV-V. (Was aber trotzdem besser ist als TVöD und TV-L)

Danke für die Erwähnung, das wusste ich nicht, TV-V ist mir fremd.

MfG, Arno

von Sim J. (unimetal)


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Ernst gemeinter Rat:

Sei einfach du selbst. Ein guter Personaler sieht deine Kompetenzen. 
Wenn dein VG wirkt wie vorgetragen, kommt das nicht wirklich gut an.

von keinIGM (Gast)


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So, habe mich jetzt als Informatiker für den ÖD entschieden.
Viele IGM-Forumshelden lachen jetzt wahrscheinlich.

von Ingenieur (Gast)


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keinIGM schrieb:
> So, habe mich jetzt als Informatiker für den ÖD entschieden. Viele
> IGM-Forumshelden lachen jetzt wahrscheinlich.

Ich lache nicht, warum auch, aber ich befürchte für dich, dass du diese 
Entscheidung noch bereuen wirst. Denk in ein paar Jahren an meine 
Worte...

Aber es ist schließlich dein Leben, und Menschen sind ja manchmal sehr 
unterschiedlich. Vielleicht ist dir Geld tatsächlich so unwichtig, und 
die Nachteile im öffentlichen Dienst sind für dich persönlich gar nicht 
so schlimm.

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