Hallo Leute, ich habe hier eine kleine HiFi-Anlage meiner Freundin. Es handelt sich um das Model Sharp XL-UR14h mit einem ganz eigenartigen Problem. Es funktioniert nämlich kein Radioempfang mehr. CD, USB und Line-In machen keine Probleme. Aber bei Radio gibt das System keinen Mucks von sich. Auch beim manuellen Einstellen von Sendern nicht. Nicht mal rauschen, nix. Der wirklich komische Part ist aber der, dass das Radio bei Suchlauf auf die niedgrigste Frequenz springt und genau gar nichts macht. Selbst wenn eine andere Frequenz eingestellt war, es springt nach ganz "vorne" und macht nichts weiter. Mir lässt der Sachverhalt keine Ruhe und ich kann mir ums verrecken nicht erklären, woran das wohl liegen mag. Wenns einfach nur kaputt wäre, hätte ich es längst entsorgt aber der Ehrgeiz hatte mich (leider) gepackt und nun hab ich keine Ruhe mehr. Folgendes habe ich versucht: für längere Zeit Stromlos machen per Fernbedienung Senderspeicher resetet und natürlich Suchlauf Das hat natürlich nichts gebracht, also hab ich das Gerät geöffnet und näher angeschaut (natürlich am Trenntrafo betrieben). Ich konnte nichts entdecken, das "offensichtlich" Defekt ist. Keine aufgeblähten Kondensatoren oder verbrannten Sicherungen. Durchgangsprüfung Antenne-PCB ist auch i.O. Per Oszi am UART gemessen gibt 3.3v auf RX (Pull-Up?) und 0V auf TX. Das Ding teilt also ohne weiteres nichts mit. Ein paar Bauteile konnte ich Identifizieren: CD5888CB ist ein Motor-Controller für das CD-Laufwerk PT2314E ist der Audio-Prozessor ALi M5675 - kein Datenblatt gefunden. Würde auf µC tippen CA6818F - kein Datenblatt gefunden 0319 CKMI 207 - kein Datenblatt gefunden, befindet sich nahe der Antenne YC 16.9344 - Quarz, Zahl in Mhz Habt ihr eine Ahnung, was das Problem sein könnte? Software-Fehler? PLL defekt? Quarz im Eimer? Hat jemand einen Tipp, was man Messen/Betrachten müsste, um das Problem einzugrenzen? Ich freu mich über jeden Hinweis :)
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Hendrik schrieb: > Es funktioniert nämlich kein Radioempfang mehr. (...) > Ich freu mich über jeden Hinweis :) Ich kenne das Gerät nicht und und auch den Tuner nicht, hatte jedoch vor einiger Zeit ein ähnliches Problem mit einem DAB+/FM-Tuner. Das Gerät besteht im Wesentlichen aus einem Empfänger-Modul von Frontier-Silicon, welches sich beim Einschalten des Geräts nicht mehr initialisieren wollte. Als Ursache entpuppte sich ein Elko an dem Spannungsregler, der das Modul versorgte. Ich habe einfach an die Lötbeinchen zwei weitere Elkos gelötet. Die ganze Geschichte findest Du auf meiner Homepage: https://www.dr-bosch.com/volker/reparatur/index.html#DAB_tuner Grüßle Volker
Volker B. schrieb: > Ich kenne das Gerät nicht und und auch den Tuner nicht, hatte jedoch vor > einiger Zeit ein ähnliches Problem mit einem DAB+/FM-Tuner. Das Gerät > besteht im Wesentlichen aus einem Empfänger-Modul von Frontier-Silicon, > welches sich beim Einschalten des Geräts nicht mehr initialisieren > wollte. Als Ursache entpuppte sich ein Elko an dem Spannungsregler, der > das Modul versorgte. Ich habe einfach an die Lötbeinchen zwei weitere > Elkos gelötet. Die ganze Geschichte findest Du auf meiner Homepage: > https://www.dr-bosch.com/volker/reparatur/index.html#DAB_tuner Vielen Dank für die Informationen, Volker! Kannst du mir sagen, wie du das Modul identifiziert und anschließend die Unterversorgung festgestellt hast? Ich konnte bisher leider nicht herausfinden, welche Bauteile zum FM Betrieb gehören. Aufgrund der Nähe zur Antenne hatte ich aber das Bauteil 0319 CKMI 207 im Verdacht. Es wird an allen Ecken mit 3.278V versorgt. Ich habe mit Hilfe eines Labornetzteils 3,35V angelegt, das Gerät vom Strom getrennt und wieder verbunden und eingeschaltet. Leider ohne Änderung.
> 0319 CKMI 207
das Teil ist ein Silicon Laboratories Si4703. Besorge die mal ein
Datenblatt/Schaltplan zu dem Teil und messe an den Pins, ob da sinnvolle
Werte vorhanden sind (auch den Quarz testen/wechseln)
Hendrik K. schrieb: > Kannst du mir sagen, wie du das Modul identifiziert Naja, das war eindeutig, da es an das Mainbord gesteckt war, die Antenne in diesem Modul "verschwand" und groß Frontier-Silicon daraufstand. > und anschließend die Unterversorgung festgestellt hast? Trial & Error. > Aufgrund der Nähe zur Antenne hatte ich aber das > Bauteil 0319 CKMI 207 im Verdacht. Das würde ich auch so sehen. > Ich habe mit Hilfe eines Labornetzteils 3,35V angelegt, das > Gerät vom Strom getrennt und wieder verbunden und eingeschaltet. Leider > ohne Änderung. Mutig. Das würde ich mich nicht trauen. Wenn auf dem Mainboard nur ein IC versorgt wird, können lustige Dinge passieren. Gurgel mal nach dem Begriff "Latch-Up". Da sich in der Nähe des ICs ein Quarz befindet, würde ich mal mit dem Oszi "gucken", ob dieses schwingt. Im nächsten Schritt würde ich mir die Lötverbindungen an den Pads des ICs mit Lupe oder Mikroskop angucken. Grüßle Volker
Volker B. schrieb: > Mutig. Das würde ich mich nicht trauen. Wenn auf dem Mainboard nur ein > IC versorgt wird, können lustige Dinge passieren. Gurgel mal nach dem > Begriff "Latch-Up". Naja es war etwas blindlings, aber am Ende kann es nicht "noch mehr" kaputt gehen. Versorgt wird das IC übrigens mit einem eigenen 662K (3.3V). > Da sich in der Nähe des ICs ein Quarz befindet, würde ich mal mit dem > Oszi "gucken", ob dieses schwingt. Im nächsten Schritt würde ich mir die > Lötverbindungen an den Pads des ICs mit Lupe oder Mikroskop angucken. Meinst du den Quarz im Bild? Ich wusste nicht mal, dass das einer ist, weil ich immer dachte, dass es die nur in der flachen, abgerundeten Bauform (SIL?) gibt. Ich hab da mal mit dem Oszi nachgeschaut aber da kommt 'quasi nichts' rum. Sofern häuptsächlich +0,6V mit gelegentlicher, winziger 100MHz-Welle 'nichts' ist. Das Oszillogramm sieht aber auf beiden Beinen so aus - spricht das also für einen defekten Quarz oder dagegen? [Frank] schrieb: > das Teil ist ein Silicon Laboratories Si4703. Besorge die mal ein > Datenblatt/Schaltplan zu dem Teil und messe an den Pins, ob da sinnvolle > Werte vorhanden sind (auch den Quarz testen/wechseln) Oh krass. Wo und wie hast du das gefunden? Habe mir schon ein Datasheed dazu geholt. So weiß ich schon mal, dass es einen 32.768MHz-Quarz braucht, falls der defekt ist. Da der auf dem Board nämlich verklebt ist, kann ich nicht lesen, was drauf steht.
Hendrik K. schrieb: > Meinst du den Quarz im Bild? Die "Blechdose" mit den zwei Beinchen. > Ich hab da mal mit dem Oszi nachgeschaut aber da > kommt 'quasi nichts' rum. > Sofern häuptsächlich +0,6V mit gelegentlicher, winziger 100MHz-Welle > 'nichts' ist. Ich würde bei dieser Bauform 32kHz erwarten. Die Amplitude sollte ein paar 100 mV betragen. > Das Oszillogramm sieht aber auf beiden Beinen so aus - spricht das also > für einen defekten Quarz oder dagegen? Kann sein, muss aber nicht. Der Quarz könnte defekt sein -- was aber m.E. eher unwahrscheinlich ist. Ich würde nun alle Lötstellen am IC und am Quarz prüfen. Ich hatte mal sporadische Ausfälle eines Messgeräts. Nach langem Suchen fand sich ein SMD-Kondensator am Quarz, der nicht richtig verlötet war. > dass es einen 32.768MHz-Quarz braucht, Sicher? In diesem Gehäuse würde ich einen Uhrenquarz erwarten, also 2^15 Hz. Grüßle Volker
Hendrik K. schrieb: > Ich hab da mal mit dem Oszi nachgeschaut aber da > kommt 'quasi nichts' rum. Hoffentlich mit Teilertastkopf, mindestens 10:1? Ein normaler 1:1 lässt so manchen Oszillator stillstehen.
Hallo, naja, der Si4703 will ja erstmal richtig vom µC initialisiert werden. Ist also überhaupt Leben auf dem Steuerbus und z.B. Reset des Si4703 im richtien Zustand? Quarz kann zwar defekt sein, ist aber relativ unwahrscheinlich. Gruß aus Berlin Michael
Michael U. schrieb: > naja, der Si4703 will ja erstmal richtig vom µC initialisiert werden. > Ist also überhaupt Leben auf dem Steuerbus und z.B. Reset des Si4703 im > richtien Zustand? Quarz kann zwar defekt sein, ist aber relativ > unwahrscheinlich. Ist denn ohne Takt überhaupt eine Kommunikation über den synchronen seriellen Bus zwecks Initialisierung möglich? Das würde ich bezweifeln. M.E. müsste der Osziallator zuerst anschwingen. Deshalb würde ich auch einen Fehler der Kommunikation mit dem Controller des Mainboards ausschließen, wenn wirklich kein Takt am Quarz messbar ist (im richtigen Frequenzbereich und, wie schon erwähnt, mit Tastteiler). Grüßle Volker
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Hallo, Volker B. schrieb: > Ist denn ohne Takt überhaupt eine Kommunikation über den synchronen > seriellen Bus zwecks Initialisierung möglich? Das würde ich bezweifeln. Der erzeugt seine Takte intern alleine. Der Quarz ist nur für die Genauigkeit der Abstimmung optional. Ich weiß aber nicht, wie sich die Abstimmung verhält, wenn der ext. Clock eingeschaltet wird und keiner anliegt. Einen alten Quarzwecker zum Uhren-Quarz auslöten findet doch aber meist noch im Haushalt. ;) Gruß aus Berlin Michael
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Michael U. schrieb: > Der erzeugt seine Takte intern alleine. Der Quarz ist nur für die > Genauigkeit der Abstimmung optional. OK. Danke für den Hinweis! Wenn's mein Gerät wäre, hätte ich das Datenblatt gelesen. Grüßle Volker
Volker B. schrieb: > Sicher? In diesem Gehäuse würde ich einen Uhrenquarz erwarten, also 2^15 > Hz. Daß die meisten Uhrenquarze diese Bauform besitzen ist ja richtig. Nur sollte man sich nicht immer von Äußerlichkeiten leiten lassen. Irgendwie will mir überhaupt kein sinnvoller Ansatz einfallen, warum zu einem 100MHz Tuner ein 32 kHz Quarz gehören sollte. Mit PLL ist ja vieles möglich, aber das scheint etwas weit her geholt...
kawasakisanyotoshiba schrieb: > vieles möglich, aber das scheint etwas weit her geholt... Schon gut, ich hab jetzt ins Datenblatt geschaut... Was es nicht alles gibt!
Vielen Dank für den ganzen Input, vor allem von Volker und Michael. Ich weiß nicht ganz genau, woran es gelegen hat, aber ich hab folgendes gemacht: den Quarz ausgelötet und auf Durchgang geprüft. Mit ausgebautem Quarz war das Fehlerbild das gleiche. Ich habe außerdem die Lötspitze kurz an die Kontakte von einem der SMD-Kondensatoren gehalten. Einfach auf Verdacht - nicht weil die Lötstelle wirklich kalt ausgesehen hätte. Anschließend am SPI gemessen aber nichts gefunden. Vielleicht habe ich wohl die Kontakte kurzgeschlossen. Der Tastkopf ist im Vergleich mit den Kontaktflächen aber auch riesig. Da ich kein Signal finden konnte, hab ich mir das mit der Lupe noch mal angesehen und das etwas runtergedrückte zinn, dass vielleicht den Kurzschluss machte mit der feinsten Pinzette in Griffreichweite weggekratzt. Dann den Quarz erst mal wieder eingelötet (versehentlich falsch herum) und noch mal am Oszi geschaut. Zu meinem Erstaunen war eine solide Schwingung erkennbar. Also Suchlauf ausprobiert und voila: es läuft. Ob es nun eine kalte Lötstelle am Kondensator, eine kalte Lötstelle am Quarz, die Brücke zwischen SCLK und SIO oder der andersherum eingelötete Quarz war kann ich nicht sagen. Zum Glück hatte ich keinen Quarz bestellt. Die zwei-drei Stunden, in denen ich in alten Geräten nach einem passenden gesucht habe, waren Aufwand genug. ;)
Hendrik K. schrieb: > den Quarz ausgelötet und auf Durchgang geprüft. Das ist übrigens sinnlos. Du kannst höchstens messen, ob sich der Quarz wie ein kleiner Kondensator im pF Bereich verhält. Durchgang hat er keinen - und wenn er welchen hat, was so gut wie nie passiert, ist er defekt.
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