Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Frage zu 50Ohm-Leitungstreiber (SN74128)


von G. (Gast)


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Hallo zusammen,

ich habe ein kleines Verständnissproblem bzgl. eines Leitungstreibers 
von 50 Ohm Leitungen. Ich möchte einem 50 Ohm terminierten Gerät über 
ein BNC-Kabel (RG58) von ~100m einen kurzen TTL-Puls geben. Als 
Leitungstreiber trifft man immer wieder auf den SN74128, der offenbar 
genau für 50 Ohm Leitungen gemacht ist. Im Datenblatt steht jedenfalls, 
dass maximal ein Strom von 42.4mA bei positivem Ausgang fließen kann, 
was bei 50 Ohm Terminierung etwas mehr als 2V sind. Wenn man den 
Widerstand der Leitung berücksichtigt, dann noch weniger. Das ist schon 
ganz schön knapp für TTL, oder habe ich da einen Denkfehler? Gibt es 
bessere alternativen? Was ist der Vorteil von einem schnellen 
PNP-Transistor?

von hinz (Gast)


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G. schrieb:
> habe ich da einen Denkfehler?

Am Ende der Leitung muss ja kein TTL-Gatter sitzen.

von G. (Gast)


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hinz schrieb:
> G. schrieb:
>> habe ich da einen Denkfehler?
>
> Am Ende der Leitung muss ja kein TTL-Gatter sitzen.

Da er selber TTL-Pegel an den Eingängen hat, bin ich davon ausgegangen, 
dass er auch dafür gedacht ist TTL-Gatter zu bedienen. Aber das stimmt 
natürlich. Leider finde ich kaum Beispiele oder eine längere 
Beschreibung als die drei Zeilen im Datenblatt. D.h. für TTL-Gatter, ist 
der SN74128 eher unpassend?

von georg (Gast)


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G. schrieb:
> D.h. für TTL-Gatter, ist
> der SN74128 eher unpassend?

Für 50 Ohm sind hohe Spannungen unpassend, weil zuviel Leistung 
verbraten wird - im Abschlusswiderstand und im Treiber, der ja genügend 
Strom liefern muss. Typisch z.B. für Videosignale ist 1 V, ähnlich bei 
ECL (wer kennt das noch?). Natürlich braucht man dann entsprechende 
Empfänger.

Aber wenn man unbedingt auf TTL over RG58 angewiesen ist muss man halt 
für die nötige Treiberleistung sorgen, etwa indem man 2 solche Treiber 
parallel schaltet, bzw. nach Datenblatt alle 4 (50 mA und 2,4 V).

Georg

von hinz (Gast)


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georg schrieb:
> ECL (wer kennt das noch?)

ONSemi stellt die MC100 Reihe immer noch her.

von G. (Gast)


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georg schrieb:
> Aber wenn man unbedingt auf TTL over RG58 angewiesen ist muss man halt
> für die nötige Treiberleistung sorgen, etwa indem man 2 solche Treiber
> parallel schaltet, bzw. nach Datenblatt alle 4 (50 mA und 2,4 V).

Stimmt, das könnte man natürlich machen. Da Du von "nach Datenblatt alle 
4" schreibst, steht das so irgendwo im Datenblatt? Ich frage mich 
gerade, ob ich ein unvollständiges Datenblatt habe, alle die ich finde 
bestehen nur aus zwei Seiten plus Packaging-zeugs.

von hinz (Gast)


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georg schrieb:
> Aber wenn man unbedingt auf TTL over RG58 angewiesen ist muss man halt
> für die nötige Treiberleistung sorgen, etwa indem man 2 solche Treiber
> parallel schaltet, bzw. nach Datenblatt alle 4 (50 mA und 2,4 V).

Dann hat man aber Fehlanpassung.

von G. (Gast)


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hinz schrieb:
> georg schrieb:
>> Aber wenn man unbedingt auf TTL over RG58 angewiesen ist muss man halt
>> für die nötige Treiberleistung sorgen, etwa indem man 2 solche Treiber
>> parallel schaltet, bzw. nach Datenblatt alle 4 (50 mA und 2,4 V).
>
> Dann hat man aber Fehlanpassung.

Ich habe es mal mit einem Oszi gemessen, das Signal sieht mit zwei 
Treibern und einem 5m Kabel noch vollkommen in Ordnung aus, jedenfalls 
bei 50 Ohm Terminierung. Bei hochohmiger Terminierung wird's echt 
unschön ;-). Die Spannung steigt von ca. 2.4V mit einem auf 3V mit zwei 
Treibern, sieht also schonmal besser aus. Drei bzw. vier Treiber 
parallel bringt dann nur noch wenig Verbesserung.

Gibt es da eventuell einen passenderen IC als den SN74128?

von Purzel H. (hacky)


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Ja, es gibt andere Treiber, aber was ist an 2.4V an 50 Ohm nicht gut ?

ECL hat max 800mV. Allenfalls muss ein Receiver IC auf die andere Seite.

Was soll das Ganze ? Und was ist ein kurzer Puls ?

5V and 50 Ohm sind immerhin 100mA, die sind schwierig zu schaffen ..

: Bearbeitet durch User
von Jens G. (jensig)


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hinz (Gast) schrieb:

>georg schrieb:
>> Aber wenn man unbedingt auf TTL over RG58 angewiesen ist muss man halt
>> für die nötige Treiberleistung sorgen, etwa indem man 2 solche Treiber
>> parallel schaltet, bzw. nach Datenblatt alle 4 (50 mA und 2,4 V).

>Dann hat man aber Fehlanpassung.

Nöö. Solange das Ende einigermaßen sauber terminiert ist, gibt's wegen 
der senderseitigen (Fehl)Anpassung keine Probleme.

von Helmut S. (helmuts)


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G. schrieb:
> hinz schrieb:

>
> Gibt es da eventuell einen passenderen IC als den SN74128?

Mutige neben ein paar 74AC244-Treiberausgänge parallel. Die machen dann 
5V Hub.

Warum machst du nicht Serienterminierung statt 
Parallel(Abschluß)terminierung?

: Bearbeitet durch User
von A. G. (grtu)


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Helmut S. schrieb:
> Warum machst du nicht Serienterminierung statt
> Parallel(Abschluß)terminierung?

Ich habe leider keine Möglichkeit die Empfänger umzubauen, das sind 
kommerzielle Geräte, die einen TTL-Trigger brauchen und intern 50 Ohm 
terminiert sind.


Name H. schrieb:
> Ja, es gibt andere Treiber, aber was ist an 2.4V an 50 Ohm nicht gut ?

2.4V ist schon okay, ich hätte nur gerne etwas Reserve, falls die 
Verluste in den BNC-Kabeln zu hoch werden. 2V wäre mir etwas wenig 
gewesen (eines der Geräte hat bei 1.8V jedenfalls kein Signal mehr 
erkannt), aber 2.4V ist auf jeden Fall ausreichend.


Name H. schrieb:
> Was soll das Ganze ? Und was ist ein kurzer Puls ?

Der Puls ist vergleichsweise lang, also mehrere Mikrosekunden, 
allerdings sollte die Flanke schon im 10ns-Bereich liegen. Nachdem ich 
mir kurzfristig einen SN74128 besorgen und testen konnte siehts aber 
doch nicht so schlecht aus wie im Datenblatt dargestellt, sowohl die 
Flanke als auch die Spannung sind für meinen Zweck in Ordnung.

von georg (Gast)


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G. schrieb:
> steht das so irgendwo im Datenblatt?

Nicht genau so, aber da steht bei 16 mA garantiert 2,4 V Hi, sonst nur 2 
V. Deshalb meine Interpretation: man braucht 4 Ausgänge, um sicher 2,4 V 
zu erreichen.

Sozusagen recommended operation conditions rückwärts interpretiert.

Georg

von Serienterminierung (Gast)


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Das ist völig ok so, der Treiber bildet mit der Leitung quasi einen 
Spannungsteiler. Macht 50% Pegel am Anfang der Leitung.
Die Welle läuft mit diesem Pegel durch die Leitung, knallt an das Ende 
und wird dort reflektiert -weil der Empfänger am Ende quasi eine 
Unterbrechung ist. Verdopplung des Pegels -> richtiger Pegel.

Nach der doppelten Kabellaufzeit hast du den korrekten Pegel am Anfang 
der Leitung.

wenn dein System Perfekt angepasst ist, sieht dein Ziel genau den 
richtigen Pegel. Immer.

Wie das aussehen kann, siehe Anhang.
Ich habe jetzt keine Bilder von längeren Kabeln, aber man kann sehen 
worum es geht. Zu sehen ist eine RMII Taktleitung mit 20cm Länge. Der 
Treiber ist ein Applikationsprozessor, der hat einen 50Ohm 
Ausgangstreiber.
Das Ende der Leitung ist quasi offen, das Ziel ist ein Ethernet-Phy.

An der Höhe der Stufen kann man die Impedanz ablesen. Sind sie bei 50%, 
ist das System korrekt angepasst. Das im Bild ist nicht super, aber ok.

Dass das in der Realität etwas verhunzt aussieht, liegt an der 
mangelhaften Bandbreite meines Oszilloskops (1GHz) und diversen 
Fehlanpassungen.

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